Generalisierte Angststörung: Symptome, Ursachen und Tipps für die Selbsthilfe

Wir alle fürchten uns gelegentlich oder haben Angst. In gefährlichen Situationen soll das eine wichtige Schutzfunktion erfüllen, indem es den Körper in Alarmbereitschaft versetzt und schnelle Reaktionen ermöglicht – etwa in gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Sorgen und Ängste lassen uns vorsichtiger handeln und kritische Situationen vermeiden. 

Wenn jedoch Ängste überhandnehmen, können sie zu einer Belastung werden. Einige Menschen erreichen irgendwann einen Punkt, an dem ihre Ängste ihr gesamtes Leben beeinflussen: Sie sind ständig in Sorge, fürchten sich vor allem Denkbaren und die Angst will gar nicht mehr verschwinden. Wenn Menschen in ständiger Beunruhigung leben, könnte eine generalisierte Angststörung vorliegen. 

 

Was ist eine generalisierte Angststörung? 

Menschen mit einer generalisierten Angststörung fällt es oft schwer zu akzeptieren, dass es keine absolute Sicherheit gibt, beispielsweise im Straßenverkehr oder am Arbeitsplatz. Sie sind besonders empfindlich gegenüber Reizen, die eine potenzielle Bedrohung darstellen könnten, und interpretieren mehrdeutige Reize eher als bedrohlich. 

Sie leiden unter dem Wissen, dass sie Dinge nicht ändern oder kontrollieren können. Einige Betroffene meinen, dass sie sich durch Ängste innerlich vorbereiten können: Wenn sie sich präventiv sorgen, dass etwas passiert, sind sie nicht geschockt oder betroffen, wenn das Befürchtete tatsächlich eintritt.

Im Gegensatz zu anderen Angststörungen ist die generalisierte Angststörung nicht anlassgebunden.
Franca Cerutti

Das führt zu einem konstanten Gefühl von Unruhe und Nervosität, auch wenn es keinen offensichtlichen Auslöser dafür gibt. Die Sorgen sind dabei oft sehr diffus und können sich auf ganz verschiedene Bereiche des Lebens beziehen: Betroffene machen sich beispielsweise Sorgen, dass sie oder Angehörige schwer erkranken oder in einen schlimmen Unfall verwickelt sein könnten, dass sie ihren Job verlieren oder in finanzielle Nöte geraten. 

Die Art der Ängste kann von Person zu Person unterschiedlich sein, oft drehen sich die Gedanken jedoch um finanzielle Schwierigkeiten, Konflikte bei der Arbeit, Erkrankungen, Familien- und Beziehungsprobleme. Sie vermuten hinter alltäglichen Begebenheiten die nächste Katastrophe.

Die Symptome einer generalisierten Angststörung

Die Sorgen und Ängste, die eine generalisierte Angststörung auslöst, sind oft chronisch und unkontrollierbar. Selbst wenn eine Situation keine unmittelbare Bedrohung darstellt, können Menschen mit generalisierter Angststörung besorgt und verunsichert werden. 

Die Symptome einer generalisierten Angststörung können körperlich, emotional und verhaltensbezogen sein und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Diagnostiziert wird die Angststörung, wenn die Ängste, Sorgen und Symptome länger als 6 Monate anhalten. Zu den häufigsten Symptomen gehören: 

Typisch für Betroffene ist außerdem, dass sie bestimmte Situationen vermeiden, in denen sie Ängste bekommen könnten. Außerdem versuchen viele, ihre Sorgen und Ängste aktiv einzudämmen, indem sie sich ständig rückversichern, dass alles in Ordnung ist. 

Oft tritt eine generalisierte Angststörung nicht allein auf, sie wird oft begleitet von Depressionen, sozialer Phobie, Zwangsstörungen oder Panikattacken.

Das zermürbende »Und was ist, wenn ...« setzt eine Kaskade aus Stressreaktionen in Gang.
Franca Cerutti

Welche Ursachen liegen hinter Angststörungen? 

Eine generalisierte Angststörung kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Möglich sind biologische, psychologische und soziale Faktoren. Zu den häufigsten Ursachen gehören: 

  • Genetik: Eine Veranlagung für eine Angststörung kann vererbt werden. Das heißt, wenn eines deiner Familienmitglieder eine Angststörung hat, ist auch bei dir das Risiko erhöht, ebenfalls eine Angststörung zu entwickeln.
     
  • Persönlichkeitsmerkmale: Besonders perfektionistische Menschen mit hohem Anspruchsdenken, mangelndem Selbstvertrauen und Kontrollbedürfnis können anfälliger für generalisierte Angststörungen sein.
     
  • Hormone: Einige Hormone, wie Cortisol (das Stresshormon) und Adrenalin, können Angstgefühle und Angstzustände auslösen, wenn sie in zu großen Mengen produziert werden oder nicht nicht ordnungsgemäß reguliert werden. Auch hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit der Menstruation, der Schwangerschaft, der Geburt und den Wechseljahren können bei manchen Frauen zu Angstsymptomen führen. 
     
  • Lebensereignisse: Schwere und belastende Lebensereignisse wie Trauer, Verlust, Scheidung, Verlust des Arbeitsplatzes oder schwere Krankheit können zu einer generalisierten Angststörung führen. Dabei muss eine Angststörung nicht sofort im Anschluss auftreten, sondern kann auch Jahre später in Erscheinung treten – deshalb liegt die Ursache oft in der Kindheit oder Jugend. 

 

Selbsthilfe bei generalisierter Angststörung: 5 Tipps

Wichtig ist zunächst eines: Wenn du unter einer generalisierten Angststörung leidest, bist du nicht allein. Sie ist eine der häufigsten Angststörungen und betrifft weltweit Millionen von Menschen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden etwa 3,6 Prozent der Weltbevölkerung im Laufe ihres Lebens an einer generalisierten Angststörung. 

Ein erster Schritt zur Heilung ist, dass du die Angststörung akzeptierst. Eine Angststörung ist keine Charakterschwäche ist, sondern eine psychische Erkrankung, die jeden betreffen kann. 

  • Wenn du verstehst, dass eine generalisierte Angststörung Teil deiner Persönlichkeit sein kann, sie aber nicht deine gesamte Persönlichkeit definiert, kannst du lernen, mit der Angst und anderen Gefühlen umzugehen
     
  • Die Bewältigung einer solchen Angststörung erfordert in jedem Fall professionelle Hilfe: Such dir zunächst eine therapeutische Fachkraft, der du vertraust. Sie kann dir helfen, die Symptome der Angststörung zu lindern. 
     
  • In einigen Fällen kann auch eine medikamentöse Behandlung notwendig sein, um die Symptome der Angststörung zu lindern. Antidepressiva, Benzodiazepine und Beta-Blocker können zur Behandlung von Angststörungen eingesetzt werden, allerdings müssen sie unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

Unterstützend dazu kannst du dich an folgenden Tipps orientieren:
 

Tipp 1: Entwickle Bewältigungsstrategien

Du kannst lernen, mit den Symptomen einer Angststörung umzugehen. Techniken wie progressive Muskelentspannung, tiefe Atmung, Achtsamkeit und Meditation können dir helfen, Stress und Angst zu reduzieren. Auch Yoga gegen Angst kann dir helfen. 
 

Tipp 2: Hinterfrage deine Denkmuster

Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dir dabei helfen, ungesunde Denkmuster, die zu Angstzuständen führen, zu erkennen und zu ändern.

Versuche deine Denkmuster zu hinterfragen und überlege, ob es realistische Gründe für deine Sorgen gibt. Auch ein gesundes Selbstwertgefühl und fester Glaube an deine Stärken können dir dabei helfen, die Ängste zu besiegen: Eine Angststörung kann zwar deine Persönlichkeit beeinflussen, du hast aber auch viele positive Eigenschaften. 

 

Tipp 3: Ändere deine Lebensweise

Ein ruhiges Leben mit festen Routinen gibt dir die nötige Stabilität. Schon allein eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Sport und ausreichend Schlaf können dazu beitragen, deine Symptome zu verbessern. Insbesondere körperliche Bewegung kann dazu beitragen, Stress abzubauen und die Stimmung zu heben – versuche, mindestens 30 Minuten pro Tag aktiv zu sein, am besten draußen in der Natur.
 

Tipp 4: Reduziere Stress

Unruhe und Stress sind Futter für deine Angststörung. Finde Stressfaktoren und versuche, sie zu vermeiden oder zu reduzieren. Deine innere Ruhe hat nun oberste Priorität. Organisiere deinen Alltag, damit du dich nicht überlastest, und setze klare Prioritäten, damit du Zeit für Entspannung und Selbstpflege hast. Tu Dinge, die dir gut tun, etwa Zeit in der Natur, Yoga, werde kreativ oder probiere es mit Journaling.
 

Tipp 5: Such dir Unterstützung

Sprich mit deiner Familie und deinem Freundeskreis über die Angststörung und bitte sie um Unterstützung. Hilfreich kann es auch sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Dort findest du Verständnis und Mitgefühl.

Meist ist eine Kombination verschiedener Behandlungsmöglichkeiten am besten und führt dich langfristig zum Ziel. Wichtig ist vor allem, dass du geduldig mit dir selbst bist. Eine Angststörung ist gut behandelbar und die meisten Menschen erholen sich vollständig von ihrer Störung. Auch du kannst deinen Ängsten täglich mutig gegenübertreten.

 

Fazit: Du kannst eine Angststörung überwinden

Eine generalisierte Angststörung ist sehr belastend und lähmend: Du machst dir so viele Sorgen, dass du dein Leben nicht mehr genießen kannst. Wahrscheinlich weißt du, dass deine Ängste über ein normales Maß hinausgehen – kannst sie aber nicht kontrollieren. 

Allein das zu erkennen ist der erste Schritt in Richtung Heilung: Mit therapeutischer und medizinischer Hilfe kannst du deine Angststörung überwinden. Darüber hinaus kann dir eine gesunde und ausgewogene Lebensweise mit wenig Stress, dafür viel Entspannung, Selbstmitgefühl und einem starken sozialen Netz helfen, wieder ein sorgenfreies und glückliches Leben zu führen. Vielleicht geht es nicht ganz so schnell, wie du es gerne hättest. Aber du kannst deine Ängste besiegen und du wirst wieder ein unbeschwertes Leben führen können! 

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