5 Tipps, um sich weniger Sorgen zu machen

Warum wir uns Sorgen machen und wie es gelingt sie loszulassen

Was sind Sorgen eigentlich?

Sorgen sind Gedanken, die sich um mögliche Gefahren oder Probleme in der Zukunft drehen. Oft entstehen sie aus dem Wunsch, vorbereitet zu sein oder Kontrolle zu behalten. Das Gehirn will dich schützen – doch manchmal übertreibt es dabei.

Du fragst dich vielleicht schon morgens, ob du den Arbeitstag überhaupt schaffst. Ob dein Kind in der Schule zurechtkommt. Oder ob du beim nächsten Gespräch mit einer Freundin etwas Falsches sagen könntest. Statt Lösungen zu finden, kreisen die Gedanken immer wieder um dieselben Unsicherheiten. Das kann belasten, selbst wenn die befürchteten Situationen nie eintreten.

Wichtig ist deshalb, Sorgen als das zu erkennen, was sie sind: Reaktionen auf Unsicherheit, die nicht immer hilfreich sind.

 

Warum Sorgen uns das Leben schwer machen

Sorgen sind mehr als nur harmlose Gedanken. Wenn sie Überhand nehmen, wirken sie sich auf Körper, Geist und Verhalten aus. Die ständige innere Alarmbereitschaft bringt das Nervensystem aus dem Gleichgewicht und kann auf Dauer krank machen.

Bei Sorgen wird das vegetative Nervensystem aktiviert – genauer gesagt der Sympathikus, der für die Stressreaktion zuständig ist. Der Körper schaltet auf Alarm: Das Herz schlägt schneller, die Muskeln spannen sich an, die Verdauung wird gedrosselt. Eigentlich eine sinnvolle Reaktion, wenn tatsächlich Gefahr droht. Doch wenn wir uns chronisch Sorgen machen, bleibt dieser Zustand oft bestehen, obwohl es keinen akuten Anlass gibt.

Typische Auswirkungen von Sorgen

Körperliche Anzeichen:

Psychische Folgen:

Verhaltensmuster:

Wer sich ständig Sorgen macht, läuft Gefahr, den Kontakt zum Hier und Jetzt zu verlieren. Das Nervensystem kommt nicht zur Ruhe, die Gedanken kreisen und das Vertrauen in sich selbst sinkt. Doch es gibt Wege, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Wenn wir uns sorgen, reisen wir gedanklich in die Zukunft. Was könnte alles schiefgehen?
Leon Windscheid in »Besser fühlen«

Sorgen loslassen: 7 Strategien, um sich weniger Sorgen zu machen

Viele Menschen wünschen sich ein Leben mit weniger Sorgen. Doch Sorgen lassen sich nicht einfach abschalten. Sie kommen oft leise, schleichen sich in Gedanken und begleiten uns durch den Alltag. Die gute Nachricht: Du kannst lernen, besser mit ihnen umzugehen. Die folgenden sieben Strategien helfen dir dabei, Sorgen einzuordnen, ihnen weniger Raum zu geben und mehr innere Ruhe zu finden.

1. Im Moment ankommen

Sorgen richten sich immer auf eine – noch dazu düstere – Zukunft. Du verstrickst dich in schlimmen Vorstellungen, was alles passieren könnte: Vielleicht wirst du krank, vielleicht verlierst du deinen Job, vielleicht reicht das Geld nicht oder du rasselst durch die Prüfung.

Doch all das steht hinter einem großen »vielleicht« und ob es in der Zukunft wirklich zu einer dieser Dinge kommen wird, kannst du nicht wissen. Genau deshalb hilft es, sich immer wieder bewusst im Hier und Jetzt zu verankern.

Denn in der Gegenwart ist meist alles in Ordnung. Der Körper sitzt ruhig auf dem Stuhl, das Herz schlägt, die Luft ist da, um geatmet zu werden. Wenn du deine Aufmerksamkeit bewusst auf das lenkst, was gerade ist, verlieren Sorgen ihre Macht.

Wenn du dich in Sorgen verfangen hast, dann lenke deine Aufmerksamkeit auf das, was dich gerade jetzt umgibt.

  • Was siehst du?
  • Was hörst du?
  • Was riechst du?
  • Was spürst du?

Fasse all diese Wahrnehmungen in Worte, als würdest du sie jemand anderem erklären. Vielleicht hilft es dir auch, sie in ein Journal zu schreiben. Das lenkt deine Aufmerksamkeit von den trüben Gedanken ab und entspannt dich.

Wenn es uns gelingt, im hastigen Alltag regelmäßig kurz innezuhalten – gerade dann, wenn viel los ist –, [...] holen wir die Gedanken aus der Zukunft zurück in die Gegenwart. Damit nimmt man Sorgen den Wind aus den Segeln, und auch mit Angst lässt sich im Hier und Jetzt gelassener umgehen.
Leon Windscheid in »Besser fühlen«

2. Risiken realistisch einschätzen

Vermutlich ist es dir gar nicht bewusst, aber viele Sorgen lassen sich im Vorhinein verhindern. Dafür musst du nur das Risiko richtig einschätzen. Sorgen entstehen oft aus einem Gefühl der Unsicherheit. Dabei ist unsere Einschätzung der Gefahr nicht immer realistisch. Unser Kopf spielt uns Worst-Case-Szenarien vor, die wenig mit der tatsächlichen Wahrscheinlichkeit zu tun haben.

Wenn du dir Sorgen machst, lohnt es sich, innezuhalten und die Situation bewusst zu betrachten:

Wie groß ist die Chance wirklich, dass das Befürchtete eintritt? Was spricht vielleicht sogar dagegen?

Ein Beispiel: Du schickst eine Nachricht an eine Freundin und sie antwortet nicht. Schnell kreisen die Gedanken: Habe ich etwas Falsches gesagt? Ist sie verärgert? Doch vielleicht war sie einfach nur beschäftigt oder hat die Nachricht übersehen. Wie oft hast du selbst eine Nachricht länger liegen lassen, nicht wegen der Nachricht, sondern weil du einfach gerade keinen Kopf dafür hattest?

Diese Fragen können zu einer realistischen Einschätzung deiner Sorgen helfen:

  • Wie oft ist das in der Vergangenheit schon passiert?
  • Was wäre im schlimmsten Fall – und könnte ich damit umgehen?
  • Gibt es Fakten, die meiner Sorge widersprechen?

Sobald du das Risiko bewusst hinterfragst, verliert die Sorge an Gewicht. Klarheit ist oft das beste Gegengewicht zur Angst.

 

3. Erfahrungen als Stärke nutzen

Erfahrungen prägen das Leben, deine Entscheidungen und Einstellungen. Schlechte Erfahrungen können dazu führen, dass dir bestimmte Situationen Sorgen bereiten, du sie daher meidest oder ausgewählte Gegebenheiten negativ bewertest. Dies ist eine Schutzmaßnahme, die durchaus ihre Berechtigung hat. Sie lehrt dich, vorsichtig und umsichtig zu sein. Doch gerade diese Erfahrungen können eine wertvolle Ressource sein. Denn aus Fehlern kannst du lernen. Genauso, wie aus schwierigen Phasen, die du schon überstanden hast. Vielleicht hast du gemerkt, dass du mehr aushältst, als du dachtest. Oder dass du Hilfe annehmen kannst. Sieh sie daher als Chance an, eine positive Zukunft zu kreieren, ohne dich von Sorgen einschüchtern zu lassen.

Wechsel also mal die Perspektive:

  • Frage dich nicht nur: Was ist damals schiefgelaufen?
  • Frage dich auch: Was habe ich daraus mitgenommen? Was habe ich daraus gemacht?
     

4. Sich selbst nicht zu wichtig nehmen

Das klingt im ersten Moment vielleicht hart, aber es kann unglaublich entlastend sein: Nicht alles dreht sich um dich. Viele Sorgen entstehen aus der Angst, einen Fehler zu machen, negativ aufzufallen oder nicht gut genug zu sein. Doch die Wahrheit ist: Die meisten Menschen sind viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um dein kleines Missgeschick überhaupt wahrzunehmen.

Du hast dich im Meeting verhaspelt? Du hast vergessen, jemandem zum Geburtstag zu gratulieren? Das passiert. Und oft ist es viel weniger dramatisch, als du glaubst.

Was helfen kann:

Mach dir bewusst, wie du auf andere reagierst. Denkst du tagelang über jeden Versprecher oder Ausrutscher deiner Mitmenschen nach? Wahrscheinlich nicht. Genauso wenig tun es andere bei dir.

Sich selbst mit ein bisschen mehr Leichtigkeit zu betrachten, nimmt Druck aus vielen Situationen. Und manchmal hilft schon ein inneres Lächeln, um die Sorge loszulassen.
 

5. Selbsterfüllende Prophezeiungen erkennen und stoppen

Manchmal bewahrheiten sich unsere Sorgen – nicht, weil sie von Anfang an realistisch waren, sondern weil wir sie unbewusst wahr werden lassen. Wer zum Beispiel denkt »Ich werde das sowieso vermasseln«, verhält sich oft vorsichtiger, angespannter oder meidet bestimmte Situationen. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass genau das eintritt, was man eigentlich vermeiden wollte.

Dieses Phänomen nennt man selbsterfüllende Prophezeiung. Der eigene Gedanke beeinflusst das Verhalten. Dieses Verhalten beeinflusst dann wiederum das Ergebnis.

Was du tun kannst:

Achte darauf, wie du innerlich mit dir sprichst. Statt zu denken »Ich schaffe das nicht«, versuche eine positive Affirmation zu nutzen: »Ich gebe mein Bestes – und das ist genug.« Es geht nicht darum, alles schönzureden, sondern dir selbst eine faire Chance zu geben und so einen positiven Ausgang zu manifestieren. So kannst du die selbsterfüllende Prophezeiung dazu nutzen, dir weniger Sorgen zu machen.

Sorgen gehören gewissermaßen als Vorstufe zur Angst, treiben uns noch keinen Schweiß auf die Stirn, sondern wandern in unseren Hinterköpfen umher und sind schwer zu fassen.
Leon Windscheid in »Besser fühlen«

6. Sorgen loslassen beim Tagebuch-Schreiben

Sorgen fühlen sich im Kopf oft größer an, als sie wirklich sind. Wenn du sie nur mit dir herumträgst, kreisen sie unaufhörlich, ohne sich wirklich zu verändern. Etwas verändert sich erst, wenn du sie nach außen bringst.

Ein einfacher, aber wirksamer Schritt ist es, deine Sorgen aufzuschreiben. Das kann in deiner Notizen-App sein, auf der Rückseite deiner Einkaufsliste oder auch in deinem Journal. Was vorher diffus war, bekommt jetzt eine Form. Oft wird dabei schon klar: Nicht jede Sorge ist begründet – und nicht alles liegt in deiner Verantwortung.

So kannst du vorgehen:

  1. Nimm dir abends 5 bis 10 Minuten Zeit.
  2. Notiere, welche Sorgen du dir gerade machst.
  3. Markiere, was du selbst beeinflussen kannst und was nicht.
  4. Formuliere zum Abschluss einen kleinen Handlungsschritt für morgen.

Du wirst merken: Schon das Benennen nimmt den Sorgen einen Teil ihrer Macht.
 

7. Sprich über deine Sorgen

Wenn wir uns Sorgen machen, ziehen wir uns oft zurück. Wir haben das Gefühl, stark sein zu müssen, niemanden belasten zu wollen oder uns vielleicht sogar für unsere Gedanken zu schämen. Doch gerade in solchen Momenten ist es heilsam, sich mitzuteilen.

Ein offenes Gespräch kann entlasten, relativieren und neue Perspektiven öffnen. Manchmal reicht schon ein Satz wie »Ich mache mir gerade Gedanken über …«, um zu spüren, dass man mit den Sorgen nicht alleine ist.

Was du tun kannst:

  • Suche dir eine Person, bei der du dich sicher fühlst.
  • Sprich offen aus, was dich beschäftigt, ohne eine Lösung zu erwarten.
  • Höre auch anderen zu. Das stärkt die Verbindung und relativiert die eigene Sorge.

Sorgen verlieren an Kraft, wenn sie geteilt werden dürfen.

 

Wann Sorgen professionelle Hilfe brauchen

Sich Sorgen zu machen ist normal. Doch wenn sie über Wochen andauern, dich im Alltag einschränken oder körperlich belasten, kann es hilfreich sein, dir Unterstützung zu holen.

Eine therapeutische Begleitung hilft dabei, Sorgen besser zu verstehen und neue Wege im Umgang damit zu finden – besonders, wenn du dich dauerhaft angespannt, überfordert oder innerlich blockiert fühlst.

Wann Hilfe sinnvoll ist:

  • Du sorgst dich fast täglich ununterbrochen und kommst schwer zur Ruhe.
  • Schlaf, Appetit oder dein soziales Leben leiden darunter.
  • Du hast das Gefühl, allein nicht weiterzukommen.

 

Fazit: Du musst dir keine Sorgen machen

Jeder Mensch kennt Sorgen. Sie zeigen, dass uns etwas wichtig ist. Doch wenn sie zu laut werden, rauben sie Energie und Lebensfreude. Es lohnt sich, hinzuschauen, statt sie einfach wegzuschieben.

Mit den richtigen Strategien kannst du lernen, viele Sorgen loszulassen und zu umgehen. Du kannst sie einordnen, ihnen Grenzen setzen und deinen Fokus wieder mehr auf das richten, was dir guttut. Nicht von heute auf morgen, aber Schritt für Schritt.

 

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