Geduld und Nachsicht: 5 Tipps und Übungen, um geduldiger zu werden

»Oh, dauert das heute alles wieder lange …« Die Bahn kommt nicht pünktlich, an der Kasse vor dir stehen fünf vollgeladene Einkaufswagen und heute ist erst Dienstag – noch drei Tage bis zum Wochenende! Kommt dir das bekannt vor? Dann gehörst du wohl auch eher zur Fraktion der Ungeduldigen und lässt dir von deiner Ungeduld vielleicht öfter mal die Laune verderben.

Dabei wäre vieles einfacher, wenn du dich in Geduld übst. Denn wer abwarten kann und unangenehme oder sogar schwierige Situationen gut aushalten kann, geht oft leichter durchs Leben.

 

Stress ist Teil unserer Kultur

Der Haken an der Sache ist: Geduldig zu sein, fällt uns schwer. Sich Zeit zu nehmen, ist kein Teil unserer Alltagskultur. Wir alle sind darauf getrimmt, die Dinge möglichst effektiv und effizient zu erledigen. Wenn’s mal wieder länger dauert, werden wir schnell unausgeglichen und ungeduldig.

Ungeduld ist Stress, den wir uns selbst machen. Denn meist regen wir uns über Dinge auf, die wir ohnehin nicht ändern können: eine lange Schlange an der Supermarktkasse etwa oder der Stau auf dem Heimweg. 

Immer sind es Gedanken, mit denen wir uns, und manchmal auch andere, stressen oder beruhigen.
Thomas Hohensee

Ungeduldig werden wir dann, wenn die Umwelt nicht unseren inneren Erwartungen entspricht und wir einer Sache oder Situation ausgeliefert sind. Ein Gefühl der Hilflosigkeit macht sich breit – egal ob wir im Wartezimmer sitzen oder auf die nächste WhatsApp unseres Schwarms warten müssen.

In der Folge fokussieren wir uns mehr und mehr auf das Ereignis, das diesen Zustand der Unruhe und Hilflosigkeit beenden kann. Ungeduld bringt unsere innere Balance durcheinander, wir werden gestresst und unausgeglichen, vielleicht sogar zornig und wütend – kein schöner Zustand! 

Geduld hilft uns dabei, diese Stressspirale zu durchbrechen oder sie erst gar nicht beginnen zu lassen. Sie lässt uns Dinge aushalten: die nächsten Jahre, bis das Studium endlich beendet ist oder die Zeit bis zum lang ersehnten Heiratsantrag. Egal welchen Lebensbereich wir betrachten, es ist immer von Vorteil, geduldig zu sein:

Wir haben ein stabileres Nervenkostüm und regen uns weniger auf, wir verfolgen langfristige Ziele und setzen uns dabei nicht zu stark unter Druck. Wir führen insgesamt ein entspannteres, gesünderes und vor allem zufriedeneres Leben. 
 

Geduld ist der Schlüssel zum Erfolg

Für Geduld benötigen wir Ausdauer, Gelassenheit, eine gute Portion Selbstkontrolle und eine hohe Frustrationstoleranz: Wir müssen es ganz einfach aushalten, dass die Dinge langsamer laufen als wir das gerne hätten. Wir müssen leben können mit ungestillten Sehnsüchten und unerfüllten Wünschen, müssen diese manchmal sogar zurückstellen.

Wir müssen nachsichtig sein und andere so nehmen, wie sie sind – ihnen Zeit und Raum geben. Und das Ganze noch bei guter Laune und ohne negative Gedanken. Hier kommen zwei mit der Geduld verwandte Eigenschaften ins Spiel: Nachsicht und Gelassenheit. 

  • Nachsicht bezieht sich auf andere Menschen: Wer nachsichtig ist, akzeptiert sich selbst und seine Mitmenschen so, wie sie sind, ganz ohne sie negativ zu bewerten oder gar ändern zu wollen. Wer seiner Umwelt nachsichtig und empathisch begegnet, kann sich viel Ärger ersparen. 
     
  • Gelassenheit hilft uns, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können. Um Ruhe zu bewahren, kann es helfen, dich in einer akuten Situation zu fragen: Wie schlimm ist es wirklich? Welche Konsequenzen ergeben sich denn überhaupt aus der (vermeintlichen) Verzögerung – und sind diese Konsequenzen es wirklich wert, dass du dir deine Gegenwart stören lässt? Ungeduld ist immer subjektiv und auf eine aktuelle Situation bezogen. Tritt also einen Schritt zurück und ordne diese Situation in einen größeren Kontext ein. 
Mit mehr Gelassenheit lösen sich die stressbedingten Scheinprobleme in Luft auf.
Thomas Hohensee

Geduld kann man lernen!

… aber man muss sie üben. Wie geduldig du werden kannst, hängt von deiner Persönlichkeit und deiner Mentalität ab. Miss dich jedoch nicht an anderen Menschen, sondern nur an dir selbst: Du kannst mit etwas Übung in jedem Fall geduldiger werden als du es heute bist. Wenn du Geduld regelmäßig übst, wirst du schon bald Verbesserungen feststellen. Erwarte aber nicht zu viel in zu kurzer Zeit – übe dich auch hier in Geduld.


 

Podcast mit Melanie Wolfers: Warum Geduld dich und deine Beziehungen stärkt

 

Lebe im Jetzt: 5 Tipps, um geduldiger zu werden

Ungeduldig werden wir dann, wenn wir etwas nicht abwarten können – entweder weil wir uns auf etwas freuen oder weil wir vor etwas Angst haben. In jedem Fall bezieht sich unsere Ungeduld auf ein Ereignis in der Zukunft. Dagegen hilft es, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, den Moment wertzuschätzen. Nimm den Fokus von dem erwarteten Ereignis und sei in der Gegenwart. Die Zukunft wird kommen, ob wir auf sie warten oder nicht. 

Diese Art der Achtsamkeit kannst du lernen, etwa mit Hilfe von autogenem Training oder dem Body Scan, auch andere Entspannungstechniken können helfen

 

1. Beobachte dich selbst

Warum bist du gerade ungeduldig? Warum fühlst du dich unwohl? In welchen Alltagssituationen bist du besonders ungeduldig? Wenn du weißt, was dich ungeduldig macht und deine Stresspunkte anspricht, kannst du diese vermeiden und Strategien drumherum entwickeln. Meist sind wir dann ungeduldig, wenn wir ohnehin schon einen gewissen Grundstress haben. 

Wenn es Freitagabend spät geworden ist und du wenig Schlaf bekommen hast, stresst dich ein lange Supermarktschlange wahrscheinlich mehr als wenn du ausgeschlafen unterwegs bist.
 

2. Übe dich in Dankbarkeit

Wer dankbar ist, weiß genau, wie viel Gutes im eigenen Leben ist. Worüber freust du dich? Was bereichert dein Leben? Dieses Bewusstmachen hilft, das Heute schätzen zu können und nicht auf Ereignisse in der Zukunft warten zu müssen. Dankbarkeit macht uns geduldiger und hilft dabei, Resilienz zu entwickeln, also auch schwierige Lebenssituationen gut meistern zu können.

Die gute Nachricht ist: Dankbarkeit kannst du lernen. ein Dankbarkeitstagebuch oder auch eine Dankbarkeitsmeditation sind gute Tools für mehr Dankbarkeit in deinem Leben.

 

3. Trainiere deinen Willen

Beim Thema Geduld geht es auch viel um Ausdauer und Willenskraft: Kannst du auf etwas warten oder eine Situation aushalten? Wie hoch ist deine Frustrationstoleranz? Hier kann es helfen, wenn du dir bewusst machst, was du wirklich willst und wofür du deine Energie einsetzen willst.
 

4. Meditiere regelmäßig

Mit Meditation trainierst du deinen Geist, sich zu fokussieren. Sie führt uns weg aus dem alltäglichen Leben, hin zu einer anderen Ebene unseres Bewusstseins, und hilft so dabei, zur Ruhe zu kommen und Stress abzubauen. Egal welche Meditationstechnik für dich die Beste ist, sie wird hilfreich sein für dein inneres Gleichgewicht und kann das Gedankenkarussell unterbrechen. All dies ist eine wichtige Basis, um im Alltag geduldiger und nachsichtiger zu werden.
 

5. Führe ein gesundes Leben 

Es klingt so banal wie es ist: Wer ausreichend Schlaf bekommt und sich selbst mit den richtigen Nährstoffen versorgt, sich regelmäßig beim Sport auspowert und sich auch um die mentale Gesundheit kümmert, hat insgesamt ein niedrigeres Stresslevel und dadurch eine höhere Frustrationstoleranz. Wenn nicht nur deine Grundbedürfnisse befriedigt werden, sondern du dich auch gut um dich selbst kümmerst, kannst du den Widrigkeiten des täglichen Lebens wesentlich entspannter begegnen. 
 

Geduld heißt Abwarten und Ruhe bewahren

Am Ende der Geduld steht immer eine Belohnung. Aber Geduld hilft dir nicht nur dabei, deine Ziele schneller zu erreichen, sondern sie hilft dir auch, die Wartezeit leichter und entspannter zu nehmen. Mit Geduld, Nachsicht und Gelassenheit können wir ein zufriedenes Leben führen. Um Geduld zu entwickeln, sind unsere Tipps für Achtsamkeitsübungen, Meditation und die Vermeidung von Stress hilfreich. Probiere es doch einfach mal aus. 

 

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