Depressionen erkennen – Ursachen, Symptome und Verlauf

Definition: Was ist eine Depression bzw. eine depressive Verstimmung?

Rund vier Millionen Deutsche leiden laut der Deutschen Depressionshilfe derzeit an einer Depression. Darunter versteht man eine depressive Verstimmung, also einen Zustand der geprägt ist von starker Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Angst und Traurigkeit und der sich über einen Zeitraum von mehr als 14 Tagen erstreckt.

Bei Depressionen handelt es sich um eine psychische Störung bzw. Erkrankung, aus der sich die Betroffenen meist nicht mehr selbst befreien können. Dann ist es wichtig, sich ärztliche oder therapeutische Hilfe zu suchen. 
 

Symptome: Wie fühlt sich eine Depression an?

Bei einer klassischen unipolaren Depression haben Betroffene regelmäßig und über einen längeren Zeitraum mit bestimmten Symptomen zu kämpfen. Dabei unterscheidet man zwischen Hauptsymptomen und Nebensymptomen. Es müssen jeweils zwei oder mehr dieser Anzeichen mindestens zwei Wochen lang auftreten, damit von einer Depression gesprochen wird. Hier sind die wichtigsten Anzeichen, an denen du eine Depression erkennen kannst:

Hauptsymptome einer Depression:

  • gedrückte bzw. depressive Stimmung
  • Verlust von Interesse und Freude
  • Antriebs- und Kraftlosigkeit

Nebensymptome einer Depression:

Menschen mit Depressionen klagen darüber hinaus auch über unspezifische körperliche Symptome, z. B.

Wenn neben den depressiven Phasen auch euphorische bzw. manische Phasen auftreten, spricht man von der bipolaren Depression. Dabei empfinden Betroffene zum Teil eine starke Gereiztheit oder Aggressivität und Wut, haben ein starkes unzusammenhängendes Redebedürfnis und leiden manchmal sogar an Wahnvorstellungen. 

 

Frau ist depressiv

Ursachen: Wie entsteht eine Depression?

Ganz genau lässt sich immer noch nicht sagen, welche Faktoren depressive Phasen auslösen. Jedoch ist mittlerweile bekannt, dass es sich um ein Zusammenspiel aus neurobiologischen und psychosozialen Aspekten handelt.

Während depressiver Phasen verändert sich das Gleichgewicht der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn. Dieses Ungleichgewicht ist dafür verantwortlich, dass sich die Betroffenen traurig, hoffnungslos und deprimiert fühlen. 

Die Aussage, dass Depressionen vererbbar sind, ist zu weit gegriffen. Gleichzeitig haben Forschungen jedoch gezeigt, dass bestimmte genetische Faktoren ebenfalls die Anfälligkeit für Depressionen erhöhen können. 

Es gibt darüber hinaus einige Faktoren, die besonders im Verdacht stehen, Depressionen auszulösen bzw. zu verschlechtern:

  1. Verluste, z. B. der Tod von Angehörigen oder Bekannten
  2. Trennungen bzw. Scheidungen
  3. Schwere Krankheiten
  4. Frühkindliches Trauma
  5. Hochsensibilität
  6. Überlastungssituationen (Burn-Out)
  7. Übermäßiger Perfektionismus
  8. Begleiterscheinung anderer psychischer Erkrankungen, wie z. B. Borderline oder Angststörungen
  9. Grundlegende Veränderungen im Leben, wie z. B. Jobwechsel oder ein Umzug 
  10. Globale Unsicherheiten, wie z. B. Kriege, Pandemien oder Klimaveränderungen

 

Welche körperlichen Ursachen gibt es für Depressionen?

Manchmal können Depressionen auch mit einer Schilddrüsenfehlfunktion oder schweren Krankheiten, wie z. B. Krebs, einem Schlaganfall oder Multipler Sklerose einhergehen. Dann spricht man von einer organischen Depression. 

Außerdem ist ein hormonelles Ungleichgewicht im Körper maßgeblich für depressive Verstimmungen. Daher leiden vor allem Jugendliche in der Pubertät an Depressionen. Aber auch während oder nach einer Schwangerschaft (Postnatale Depression), beim Prämenstruellen Syndrom (PMS) und während der Wechseljahre ist das Risiko für depressive Verstimmungen erhöht, da der Hormonhaushalt aus der Balance geraten kann. Auch die Antibabypille ist dafür bekannt, dass sie als Nebenwirkung Depressionen bedingen kann.

Darüber hinaus kann auch ein Lichtmangel, wie er z. B. in dunklen Wintermonaten entsteht, zu Depressionen führen. Dabei spricht man von der sogenannten Winterdepression. Eine Lichttherapie und ein Auffüllen des Vitamin-D-Speichers verschaffen hier meist Abhilfe.

Falls du also das Gefühl hast, an einer Depression zu leiden, solltest du dich in jedem Fall ärztlich untersuchen lassen, um mögliche körperliche Auslöser auszuschließen.  
 

Verlaufsformen: Die 6 Phasen der Depression

Obwohl Depressionen sehr individuell sind, haben Forscherinnen und Forscher im Rahmen einer tiefenpsychologischen Studie des Rheingold Instituts herausgefunden, dass Depressionen bei vielen Betroffenen nach einer ähnlichen Struktur ablaufen. Dabei wurden sechs verschiedene Phasen ausgemacht:

Phase 1: Hohe Ansprüche an sich selbst

Die meisten Betroffenen, die in der Studie befragt wurden, schilderten, dass sie zu Beginn der Depression, vor allem unter ihrem übermäßigen Verantwortungsbewusstsein litten. Deutlich wurde außerdem, dass ein ausgeprägter Perfektionismus in dieser Phase dazu führt, dass sich Betroffene überlastet, gestresst und unzufrieden fühlen. Eine starke Niedergeschlagenheit ist in dieser Phase meist noch nicht zu bemerken.

Phase 2: Starke Selbstzweifel

Die sehr hohen Ansprüche, die sich bei Betroffenen in Phase eins zeigen, können jedoch meist nicht erfüllt werden. Dadurch zweifeln Menschen mit Depressionen bei kleinen Fehlern oder Misserfolgen bereits stark an sich selbst. Sie haben das Gefühl, nichts richtig machen zu können und auf ganzer Linie zu versagen. 

Phase 3: Rückzug in die Depression

Statt sich in Form von Wut, Reflexion oder Trauer mit den Misserfolgserlebnissen auseinanderzusetzen, ziehen sich Betroffene in der dritten Phase noch weiter in ihre Depression zurück und verharren dort. Dieser Rückzug wird jedoch nicht aktiv von den Betroffenen gesteuert, sondern sie erleben diese Isolation und Abgrenzung passiv mit.

Der erste Schritt zur Besserung ist das Annehmen ärztlicher Hilfe. Denn Depressionen lassen sich meist gut behandeln.
Redaktion

Phase 4: Lähmende Gleichgültigkeit

In der vierten Phase erleben Betroffene eine Art dumpfe Gleichgültigkeit gegenüber den Eindrücken und Reizen des Lebens. Sie haben in dieser Phase das Gefühl, nichts mehr bewältigen zu können und erleben jede noch so alltägliche Aktivität als unüberwindbaren Berg. Die eigentlichen Probleme bleiben dabei weiterhin bestehen und nähren die negativen Gedanken und Gefühle.

Phase 5: Im eigenen Saft schmoren

Die fünfte Phase ist geprägt davon, dass Betroffene abgeschottet von der Außenwelt mit sich und ihren eigenen Gedanken beschäftigt sind. Das ständige Grübeln führt jedoch zu keiner Lösung. Sie schmoren im eigenen Saft, ohne Einflüsse oder Anregungen von außen annehmen zu können. Betroffene fühlen sich mit sich selbst alleine. Die Welt scheint in dieser Phase nur noch aus den eigenen negativen Gedanken und Problemen zu bestehen.

Phase 6: Resignation und Abdimmen der Symptome

In der letzten Phase finden sich Betroffene meist damit ab, dass es wohl keine Besserung von ihren Depressionen gibt. Stattdessen versuchen sie, ihre Symptome herunterzudimmen um die Kontrolle über sie zurückzugewinnen. Die eigentlichen Ursachen der Depression bleiben jedoch ungelöst und Veränderungen der Lebenssituation sind nicht in Sicht. Betroffene fühlen sich erschöpft, abgestumpft und resigniert.

 

Lösung: Therapeutische Hilfe zulassen

Wer in der letzten Phase gelandet ist, kommt meist nicht mehr allein wieder aus der Depression heraus. Falls du davon betroffen bist, ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, dass es keine Schwäche ist, sich in solchen Fällen Hilfe zu holen.

Wer Depressionen hat, leidet an einer Krankheit, bei der ärztliche Unterstützung genauso wichtig ist, wie bei anderen körperlichen Leiden. Du wirst sehen, wie viel Erleichterung du durch eine therapeutische und/oder medikamentöse Behandlung spüren wirst. Nur so kannst du aus dem Teufelskreis ausbrechen und dein Leben wieder in die Hand nehmen. 

Wichtiger Hinweis: Wenn du das Gefühl hast, an einer Depression zu leiden oder jemanden kennst, der davon betroffen ist, findest du bei der Deutschen Depressionshilfe eine erste Anlaufstelle bezüglich Beratung und Therapieplätzen.
 

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