Trennung nach langer Beziehung: Erste Schritte und Hilfe bei Angst
Ich will mich trennen, schaffe es aber nicht: So kannst du die Trennung durchziehen
Emotionale Vorbereitung: Erste Schritte
Vor Jahren habt ihr euch verliebt, gemeinsam ein Leben aufgebaut, teilt einen Freundeskreis, eine Wohnung, habt vielleicht Kinder. Jetzt bist du nicht mehr glücklich.
Mögliche Gründe dafür, dass du dich trennen möchtest:
- ständige Streits
- fehlende Kommunikation
- Untreue
- Lügen und Geheimnisse
- unterschiedliche Zukunftspläne
- abweichende Wertvorstellungen
- Entfremdung
- emotionale oder psychische Gewalt
- unterschiedliche Bedürfnisse
- psychische Probleme
- Suchtprobleme oder Abhängigkeiten, Co-Abhängigkeiten
- emotionale Abhängigkeit
- toxisches Verhalten und Narzissmus
Obwohl du weißt, dass du dich trennen willst, schaffst du es einfach nicht. Gerade nach einer langen Beziehung ist eine Trennung hart – vielleicht zögerst du, weil ihr Kinder habt und ihr eine Familie bleiben wollt.
Ähnlich schmerzhaft wird die Entscheidung, wenn die Liebe noch da ist, du dich aber trotzdem trennen willst – manchmal reicht Liebe allein einfach nicht aus, um grundsätzliche Unterschiede oder ungelöste Konflikte zu überwinden.
Auch die Trennung von einer psychisch kranken Partnerin oder einem psychisch kranken Partner ist emotional schwierig, denn du fühlst dich wahrscheinlich verantwortlich. Du beginnst, an deinen Gründen zu zweifeln.
Dieses Gefühl, sich trennen zu wollen und gleichzeitig daran zu zweifeln, ist unglaublich belastend. Du willst dich trennen, schaffst es aber nicht. An manchen Tagen glaubst du, dass die Beziehung noch eine Chance hat und alles wieder gut werden könnte. An anderen Tagen fühlst du dich hoffnungslos und denkst, dass eine Trennung unvermeidlich ist.
Der Gedanke an das Leben ohne deine Partnerin oder deinen Partner macht dir Angst, besonders wenn ihr sehr lange zusammen wart. Du machst dir Sorgen, ob du allein zurechtkommen wirst oder wie dein soziales Umfeld reagieren wird. Vielleicht hast du auch Angst vor den finanziellen Folgen einer Trennung oder vor dem Alleinsein.
Gib dir selbst Zeit, diese Gefühle zu durchleben, und werde dir darüber klar, was du wirklich willst. Du brauchst nun eine gute Strategie, um deine Gefühle zu ordnen und dir selbst Struktur zu geben – dann kannst du die Trennung auch durchziehen.
1. Selbstreflexion über Gefühle, bei Angst vor falscher Entscheidung
- Nimm dir Zeit zum Nachdenken. Schreibe deine Gedanken auf oder sprich mit einer vertrauten Person darüber.
- Frage dich: Warum genau bist du nicht mehr glücklich in der Beziehung?
- Akzeptiere, dass Zweifel ein natürlicher Teil des Entscheidungsprozesses sind. Sie bedeuten nicht zwangsläufig, dass du eine falsche Entscheidung triffst. Erlaube dir, diese Gefühle zu haben, ohne dich von ihnen lähmen zu lassen.
2. Pro-und-Contra-Liste deiner Beziehung
- Erstelle eine Liste mit den positiven und negativen Aspekten deiner Beziehung. Das kann helfen, Klarheit zu gewinnen und eine gute Entscheidung zu treffen.
- Berücksichtige sowohl emotionale als auch praktische Faktoren. Ergründe auch, woher deine Ängste oder Zweifel kommen. Kannst du sie ausräumen?
3. Die Zukunft: Dein Leben mit und ohne Partner:in
- Stelle dir vor, wie dein Leben in einem Jahr aussieht, wenn du in der Beziehung bleibst, und wie es aussieht, wenn du sie beendest. Welche Vision fühlt sich richtiger an?
- Denke an deine persönlichen langfristigen Ziele und ob sie mit der aktuellen Beziehung in Einklang stehen.
Die Trennung Schritt für Schritt durchziehen
»Ich will mich trennen.« – Du hast deine Entscheidung getroffen. Nun brauchst du Mut und Entschlossenheit. Ein ehrliches und respektvolles Gespräch ist der erste Schritt und die beste Basis, euch achtsam und respektvoll zu trennen.
1. Klare Ich-Botschaften formulieren
- Überlege dir im Voraus, was du genau sagen willst. Formuliere deine Gründe klar und respektvoll. Vermeide Schuldzuweisungen und konzentriere dich auf deine eigenen Gefühle und Bedürfnisse.
- Mache deutlich, dass deine Entscheidung feststeht. Unklare Aussagen können Hoffnungen wecken und den Prozess verlängern.
- Verwende Ich-Botschaften, um deine Perspektive darzustellen, z.B. »Ich fühle mich nicht mehr glücklich in unserer Beziehung.«
- Vermeide es, in Diskussionen über die Vergangenheit abzudriften. Halte den Fokus auf die Gegenwart und Zukunft.
2. Der richtige Zeitpunkt und Ort des Trennungsgesprächs
- Überlege dir, wann und wo du das Gespräch führen möchtest. Ein ruhiger, neutraler Ort, an dem ihr ungestört seid, ist ideal.
- Wähle einen Zeitpunkt, an dem ihr beide genügend Zeit habt, um das Gespräch in Ruhe zu führen, ohne direkte Verpflichtungen danach.
3. Eventuelle Reaktionen bedenken
- Bereite dich mental auf verschiedene Reaktionen deiner Partnerin oder deines Partners vor. Dein Gegenüber könnte traurig, wütend oder überrascht sein.
- Bleibe ruhig und respektvoll, egal wie deine Partnerin oder dein Partner reagiert. Gib der Person die Möglichkeit, ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken. Höre aktiv zu und zeige Verständnis, auch wenn du ganz anderer Meinung bist.
Nach dem ersten Gespräch solltest du dir und deiner Partnerin oder deinem Partner Zeit geben, den ersten Schock zu verarbeiten. Praktische Dinge wie die Wohnsituation, finanzielle Dinge und andere Verpflichtungen müsst ihr nicht sofort klären, solltet sie aber zeitnah angehen.
Tipps nach der Trennung mit und ohne Kinder
Der erste Schritt ist getan, du hast »Schluss gemacht«. Nun gilt es, die Trennung durchzuziehen. Die erste Zeit nach einer Trennung ist oft von intensiven Gefühlen geprägt. Es ist völlig normal, sich traurig, wütend, verwirrt oder erleichtert zu fühlen – manchmal alles gleichzeitig. Unterdrücke jetzt deine Emotionen nicht. Tränen, Wut und Traurigkeit sind natürliche Reaktionen und helfen bei der Verarbeitung.
1. Klare Grenzen setzen
Um die Trennung wirklich durchzuziehen, solltest du klare Grenzen setzen – sowohl emotional als auch physisch.
- Kontakt reduzieren: Vereinbare eine Kontaktsperre oder zumindest eine deutliche Reduzierung des Kontakts. Dies hilft euch, Abstand zu gewinnen und emotional zu lösen.
- Soziale Medien: Überlege, ob es sinnvoll ist, deiner Ex-Partnerin bzw. deinem Ex-Partner in sozialen Medien zu entfolgen oder zu blockieren, um nicht ständig an die Trennung erinnert zu werden.
- Gemeinsame Orte meiden: Vermeide in der Anfangszeit Orte, die ihr oft gemeinsam besucht habt, um schmerzhafte Erinnerungen zu minimieren.
2. Das Organisatorische der Trennung klären
- Wohnsituation: Falls ihr zusammen wohnt, kläre so schnell wie möglich, wer auszieht. Für den Übergang kann auch eine Zwischenlösung ausreichen, falls euch eine sofortige Entscheidung schwerfällt.
- Kinder: Falls ihr Kinder habt, solltet ihr euch möglichst rasch Gedanken machen, wie ihr die Betreuungs- und Wohnsituation lösen wollt. Erst in einem zweiten Schritt könnt ihr sie gemeinsam über die Trennung informieren. Wichtig ist, ihnen dabei klarzumachen, dass die Trennung nichts mit ihnen zu tun hat und dass ihr zwar kein Paar mehr seid, aber weiterhin gemeinsam als Eltern für sie da seid.
- Finanzen: Trennt gemeinsame Konten, klärt Abos und Versicherungen. Sorgt dafür, dass beide finanziell unabhängig sind.
- Besitz: Teilt den gemeinsamen Besitz fair auf. Falls nötig, sucht nach Kompromissen oder setzt Prioritäten.
- Selbstfürsorge praktizieren: Selbstfürsorge ist jetzt besonders wichtig – das hilft bei Trennungsschmerz und Liebeskummer. Tröste dich und achte darauf, dass du körperlich und emotional gut versorgt bist.
- Gesunde Routinen: Halte an gesunden Routinen fest oder etabliere neue. Dazu gehören regelmäßige Mahlzeiten, ausreichend Schlaf und Bewegung.
- Neue Hobbys: Nutze die Zeit, um neue Interessen und Hobbys zu entdecken. Das kann dir helfen, dich auf Positives zu konzentrieren und dein Selbstwertgefühl zu stärken.
- Entspannungstechniken: Vielleicht können dir Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder Achtsamkeitsübungen dabei helfen, Stress abzubauen und Ruhe zu finden.
Tipps, um die Trennung zu überwinden: Die langfristige Perspektive
Du hast dich gerade nicht nur von einem Menschen getrennt, sondern auch von eurer gemeinsamen Zukunft. Nun ist es wichtig für dich, loszulassen und eine neue Perspektive zu entwickeln.
- Ziele setzen: Setze dir neue persönliche oder berufliche Ziele. Dies gibt dir etwas, worauf du hinarbeiten kannst und hilft dir, nach vorne zu schauen.
- Persönliches Wachstum: Nutze die Zeit, um dich selbst besser kennenzulernen und an dir zu arbeiten. Sei offen für neue Erfahrungen und lerne, was dir wirklich wichtig ist.
- Offen für Neues: Lasse deine Altlasten los und sei offen für neue Begegnungen und Möglichkeiten. Auch wenn du jetzt vielleicht nicht daran denkst, irgendwann wirst du bereit sein, wieder jemanden in dein Leben zu lassen.
Fazit: Angst vor der Trennung? Mut zur Veränderung
Eine Trennung nach einer langen Beziehung ist niemals einfach, aber sie kann der Beginn eines neuen Kapitels in deinem Leben sein. Hör auf deine Gefühle und geh die einzelnen Schritte mutig und in deinem Tempo.
Wichtig ist ein klarer Fokus auf deine eigenen Bedürfnisse, dann wirst du auch eine schwierige Trennung meistern und gestärkt daraus hervorgehen.
Vergiss nicht, dass du nicht allein bist – viele haben diese Erfahrung bereits gemacht und sind daran gewachsen. Vertraue auf deine innere Stärke und wage den Schritt in eine neue Zukunft.