Suchtverhalten: Süchte und Abhängigkeiten bekämpfen mit 5 Tipps

Was ist Sucht und welche Arten gibt es? 

Ob Nikotin, Alkohohl, Handy, Gaming, Essen oder Sex – es gibt viele Süchte und nicht alle sind substanzbezogen. Wenn jemand die Kontrolle über die Häufigkeit und die Intensität eines Konsums verloren hat und ein so starkes Verlangen empfindet, dass die Person sich diesem unterordnet, sprechen wir von Sucht. 

Normalerweise beeinträchtigt die Sucht bzw. die Ausrichtung auf eine bestimmte Substanz oder Tätigkeit die freie Entfaltung der Persönlichkeit, das körperliche Wohlbefinden und die sozialen Kontakte der Person. Egal ob wir von Arbeitssucht, Sportsucht oder Ess-Brech-Sucht sprechen – wenn du eine bestimmte Substanz oder eine bestimmte Aktivität immer wiederholen musst, obwohl du eigentlich genau weißt, dass es schädlich für dich ist, dann solltest du darüber nachdenken, ob du süchtig bist. 

Das sind die häufigsten Arten von Sucht:

  • Alkoholsucht: vom Feierabendbier bzw. -wein bis zur Spirituosenabhängigkeit
  • Drogenabhängigkeit: von Cannabis bis hin zu härteren Substanzen wie Heroin.
  • Nikotinabhängigkeit: vom Partyraucher bis zur Schachtel Zigaretten am Tag
  • Glücksspielabhängigkeit: von Lottospielen und Online-Spielen bis zum Casino
  • Internetsucht: von Social Media bis zu Chatting-Plattformen und Mediensucht
  • Arbeitssucht: von Überstunden und Burn-On bis zum Burn-Out
  • Sexsucht: von sexuellem Drang bis zu zwanghaftem Verlangen
  • Liebessucht: von Bindungsschwierigkeiten bis zur Co-Abhängigkeit
  • Sucht nach Anerkennung: von Narzissmus bis zu selbstzerstörerischem Verhalten
  • Essstörungen: von Zuckersucht, Diäten bis zur Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder Magersucht
     

Woran erkenne ich Suchtverhalten? 5 Anzeichen


1. Verlust der Kontrolle: 

Eine Person, die süchtig ist, kann Schwierigkeiten entwickeln, ihr Verhalten zu kontrollieren. Sie kann zum Beispiel Probleme haben, das Trinken oder Glücksspiel zu reduzieren oder ganz aufzugeben.

2. Veränderungen im Verhalten 

Eine Person, die süchtig ist, kann Veränderungen im ihrem Sozialverhalten zeigen, zum Beispiel:

  • sozialer Rückzug oder Isolation
  • verminderte Leistung am Arbeitsplatz oder in der Schule 
  • Vernachlässigung von Verantwortlichkeiten und Interessen 
  • Vermeiden von bestimmten Aktivitäten

 

3. Körperliche Veränderungen

Eine Person, die süchtig ist, kann körperliche Veränderungen zeigen. Dazu zählen:

  • Gewichtsveränderungen
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit oder verstärkter Appetit
  • Bluthochdruck, schneller Herzschlag
  • Zittern oder Schweißausbrüche
  • Muskelzuckungen oder Krämpfe

4. Entzugserscheinungen

Wenn eine Person, die süchtig ist, versucht, ihre Suchtmittel aufzugeben oder zu reduzieren, können Entzugserscheinungen auftreten, zum Beispiel: 

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Durchfall
  • Kopfschmerzen
  • Schlaflosigkeit
  • Reizbarkeit 
  • Nervosität 
  • Depressionen 
  • Angstzustände


5. Verstecken des Suchtverhaltens

Eine Person, die süchtig ist, kann versuchen, ihr Suchtverhalten zu verbergen oder zu vertuschen. Zum Beispiel kann sie heimlich Alkohol trinken oder Drogen konsumieren. Oft erzählen diese Personen Lügen oder erfinden Ausreden, um ihr Verhalten zu rechtfertigen.

Abhängige Menschen leiden unter körperlichen Entzugssymptomen, wenn kein Konsum stattfinden kann.
Franca Cerutti

Warum ist es wichtig, Sucht und Abhängigkeit zu bekämpfen?

Eine Sucht oder Abhängigkeit hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben von Betroffenen, aber auch auf deren Umfeld. Wollte man es auf einen Nenner bringen, könnte man sagen: 

  • Sucht ist ungesund. Suchtverhalten kann zu genannten gesundheitlichen Problemen wie körperlichen Schäden, Erkrankungen und sogar zum Tod führen.
     
  • Außerdem kann es zu sozialen Konflikten führen, wie zum Beispiel dem Verlust von Freunden, der Familie und Unterstützungssystemen. 
     
  • Auch finanzielle Schwierigkeiten sind möglich, da Betroffene oft ihr Geld für ihre Sucht ausgeben und dadurch ihre finanzielle Stabilität beeinträchtigen können.
Sucht ist ein gefräßiger Dämon, der Betroffene aushöhlt und allein zurücklässt.
Franca Cerutti
  • Eine Sucht kann auch berufliche Konsequenzen haben, wie z.B. Fehlzeiten am Arbeitsplatz, nachlassende Leistungen oder gar Jobverlust. 
     
  • Und letzten Endes kann Suchtverhalten die Psyche und das emotionale Wohlbefinden einer Person stark beeinträchtigen, was zu Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen führen kann.
     
  • Insgesamt schränkt eine Sucht meist stark ein, weil ein Großteil der Lebenszeit darauf ausgelegt ist, das suchtbedingte Verlangen zu befriedigen. Deshalb ist es wichtig, Sucht und Abhängigkeiten zu bekämpfen, die negativen Auswirkungen zu minimieren, um ein gesünderes, glücklicheres und erfüllteres Leben führen zu können.

 

Wie kann ich meine Sucht bekämpfen?

Zunächst ist es wichtig, die Anzeichen deiner Abhängigkeit zu erkennen. Denn nur wenn du diesen Anzeichen auf die Schliche kommst, kannst du dein Verhalten ändern. Dabei ist es wichtig, dir kleine und realistische Ziele zu setzen, die du erreichen kannst. Je nachdem, wonach du süchtig bist, kannst du dann Stück für Stück dein Verhalten im Alltag ändern. 

Wenn du etwa Alkoholmissbrauch bekämpfen möchtest, kannst du dir vornehmen, in einer Woche nicht mehr als drei Mal Alkohol zu trinken. Wenn du den Eindruck hast, dass du süchtig nach Social Media bist, kannst du auf dem Handy ein Zeitlimit für bestimmte Apps einstellen. Und wenn du feststellst, dass du z.B. süchtig nach Anerkennung bist, dann solltest du versuchen, an deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten.

 

Mann stützt verzweifelt den Kopf in die Hände weil er süchtig ist

5 Tipps, wie du deine Sucht ohne Therapie bekämpfen kannst

In jedem Fall ist es wichtig, dass du dir bewusst machst, dass Sucht und Abhängigkeiten sehr ernstzunehmende Probleme sind, die mehr als nur eine kurzfristige Lösung erfordern. Je nachdem wie schwerwiegend deine Sucht ist, solltest du dir professionelle Hilfe suchen. 

  • Eine gute Anlaufstelle für den Anfang ist z.B. dein Hausarzt oder deine Hausärztin.
  • Eine Psychotherapie kann dir helfen, Knoten zu entwirren und deine inneren Muster zu erkennen. Deine Krankenkasse hat Listen oder eine Online-Suchfunktion.
  • Eine anonyme Gesprächsmöglichkeit rund um die Uhr mit geschulten Mitarbeiter:innen ist die Telefonseelsorge: 0800–1110 111 oder -222.
  • In akuten Notfällen von Eigen- und Fremdgefährdung kannst du dich auch an den Rettungsdienst unter der 112 wenden. 

Parallel zu einer möglichen Therapie gibt es aber ein paar Dinge, die du ändern kannst, um aus der Sucht herauszufinden. Hier sind 5 Tipps für den Kampf gegen deine Sucht: 

1. Finde die Ursache deiner Sucht

Versuche herauszufinden, was die emotionalen Ursachen für deine Sucht sind und was dich dazu bringt, dich auf eine Sucht einzulassen. Das können traumatische Erfahrungen, psychische Störungen, Einsamkeit oder Stress sein. Sobald du deine Auslöser identifiziert hast und dich selbst besser verstehst, kannst du eine Strategie entwickeln, um besser mit deinem Suchtverhalten umzugehen, beispielsweise dein inneres Kind zu heilen. 

Versuche außerdem, die Kontrolle über dein Verhalten zurückzugewinnen. Indem du deine Sucht aktiv bekämpfst statt nur zu versuchen, sie zu kontrollieren, kannst du eine starke Basis schaffen, um deine Abhängigkeiten in den Griff zu bekommen.
 

2. Finde eine alternative Beschäftigung

Außerdem solltest du gesunde Alternativen finden, um dein Verhalten zu ändern. Finde etwas, das dein Stresslevel senkt und dein Wohlbefinden steigert. Dies kann eine neue Sportart sein, ein neues Hobby oder etwas anderes, das dir Freude bereitet. Nimm dir aber auch genug Zeit für Self-Care, um zu entspannen und zu meditieren. Entspannungstechniken wie Yoga, Atemübungen und Meditation können dir helfen, besser mit Stress und emotionalen Triggern umzugehen, die zum Suchtverhalten führen können. 

3. Nutze dein soziales Netz

Süchtige Personen haben neben ihrer Sucht häufig mit Schuld- und Schamgefühlen und einem schlechten Gewissen zu kämpfen. Das macht es oft schwer, sich anderen zu öffnen. Bist du betroffen, solltest du es auf jeden Fall versuchen und du wirst dich wundern, wie verständnisvoll deine Liebsten sein können. Mit Sicherheit sind sie dazu bereit, dich bei deinem Weg aus der Sucht zu unterstützen, wenn du sie darum bittest. 

Hilfreich kann es aber auch sein, dir eine Selbsthilfegruppe zu suchen – hier findest du noch einmal eine ganz andere Form des Verständnisses und kannst dich mit Gleichgesinnten austauschen. Falls du zu keinen festen Treffen bei dir am Ort gehen möchtest, gibt es zu verschiedenen Süchten auch Online-Gruppen, die dir helfen können, über deine Suchtprobleme zu sprechen. Diese Möglichkeit gibt es übrigens auch für Angehörige und Co-Abhängige. Eine bundesweite Vermittlungsstelle findest du unter: www.nakos.de.

4. Nimm dir jeden Tag kleine Ziele vor

Weniger aufs Handy gucken oder auf Zigaretten verzichten – wenn du deine Strategie in viele kleine Teilschritte aufteilst, fällt es dir leichter, dein Verhalten zu ändern. Hilfreich dabei kann zum Beispiel die Methode des Journalings oder eine andere Form der Reflexion sein. So kannst du jeden Tag kleine Teilerfolge im Kampf gegen die Sucht aufschreiben und fühlst dich gleich besser. 

5. Sei geduldig mit Dir 

Akzeptiere, dass Sucht ein Prozess ist, der Zeit braucht, und du deine Sucht nicht über Nacht loswerden kannst. Sei geduldig mit dir selbst und bleibe motiviert, um deine Ziele zu erreichen – das Erkennen der Sucht war schon ein wichtiger erster Schritt, auf den du sehr stolz sein kannst. 

 

Fazit: Lass deine Sucht hinter dir

Es gibt viele unterschiedliche Arten von Sucht und jeder Mensch besitzt andere Risikofaktoren für Suchtverhalten. Es ist wichtig, dass du dir bewusst machst, dass Abhängigkeiten und Suchtverhalten gesundheitsschädlich sind. Mit den oben genannten Tipps kannst du aber schon einiges machen, um dein Suchtverhalten in den Griff zu bekommen. Mach dir klar, dass du in der Regel nicht allein kämpfen kannst. 

Oftmals ist es sinnvoll, sich profesn, sionelle Hilfe zu suchewenn die Suchtproblematik überhand nimmt. Denn nur so kannst du deine Abhängigkeiten und dein Suchtverhalten wirklich hinter dir lassen. Aber auch das Bewusstsein, dass du etwas gegen deine Sucht unternehmen solltest, ist der erste Schritt in die richtige Richtung.

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