Trösten und aufmuntern: 5 Tipps, um Trost zu spenden

Du erinnerst dich bestimmt an eine Situation, in der du verzweifelt versucht hast jemanden zu trösten oder daran, wie es jemand gut mit dir gemeint hat, aber du seinen Trost einfach nicht empfangen konntest. Auch Trösten ist eine Herausforderung, ganz egal, ob wir andere oder uns selbst trösten, oder hoffen, dass uns jemand etwas Trost zuspricht. Wie können wir also wirksam Trost spenden?

Es ist so schwierig, weil wir unser Gegenüber oft nicht gleichwertig behandeln, wir spenden keinen Trost, sondern bemitleiden. Im Grunde geht es beim Trösten, nicht um das Tut mir leid, sondern um Anerkennung und Mitgefühl.

In der folgenden Podcast-Folge von Melanie Wolfers hörst du, wie es gelingen kann echten Trost zu spenden. Melanies Podcast »GANZ SCHÖN MUTIG«  erscheint jeden zweiten Dienstag überall wo es Podcasts gibt.

 

 

In welchen Situationen benötigen wir Trost? 

Es kann ganz schnell passieren, dass uns Ereignisse treffen, mit denen wir nur sehr schwer fertig werden. Dabei ist es egal, wie alt du bist, wo du herkommst oder wie erfolgreich du bist. 

Doch was sind das für Ereignisse, die uns im Leben so einen heftigen Schlag versetzen können, dass wir uns wie gelähmt fühlen? Das können Situationen sein wie:

  • Liebeskummer nach einer Trennung,
  • eine nicht bestandene Prüfung,
  • ein Jobverlust,
  • (kleinere) Verletzungen bei Kindern,
  • eine unheilbare Krankheit,
  • ein Unfall mit schweren Folgen wie Lähmung, Erblindung, Behinderung,
  • das Haustier ist gestorben oder
  • der plötzliche Tod eines uns nahestehenden Menschen.

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass sich ein Verlust für jeden anders intensiv anfühlt. So kann sich Liebeskummer für den einen gleich stark anfühlen, wie für den anderen eine tödliche Diagnose. Daran sollten wir auch erkennen, wie wichtig es sein kann, für uns als harmlos empfundene Situationen bei unserem Gegenüber ernst zu nehmen und empathisch auf sie oder ihn einzugehen.

 

Was bedeutet es, Trost zu spenden?

Wenn ein uns nahestehender Mensch leidet, dann wünschen wir uns häufig, das Leid schnell zu beenden. Wir wollen mit unseren Worten und Taten bewirken, dass alles wieder gut ist und dieser Mensch sein Lachen sofort zurückgewinnt.

Doch das gelingt uns nicht immer. Wir versuchen dann vermeintlich aufmunternde Phrasen zu finden wie: 

  • »Das geht wieder vorbei, jeder Topf findet seinen Deckel.«
  • »Dann wiederholst du die Prüfung einfach noch mal.«
  • »Du wirst sicher ganz schnell einen neuen Job finden.«
  • »Wenn du wieder gesund bist, machen wir einen Ausflug nach XY.«
  • »Bis du heiratest, ist es wieder vorbei.«
  • »Du wirst auf jeden Fall Heilung finden – wer, wenn nicht du?«
  • »Kopf hoch! Wir kaufen dir einfach ein neues Haustier.«
  • »Immerhin leidet er/sie nicht mehr.«

Diese Worte klingen doch sehr aufbauend und positiv, oder? Nicht unbedingt, denn was die Betroffenen in solchen Momenten eigentlich brauchen, ist ein offenes Ohr und Verständnis für ihre Trauer. In unserem Beitrag über toxische Positivität erfährst du, weshalb solche Phrasen verletzend für die Betroffenen sein können und was du stattdessen sagen könntest.

Trost zu spenden bedeutet daher: Wir können dem oder der anderen das Leid und die Erfahrung nicht abnehmen. Wir können jedoch unterstützend an seiner oder ihrer Seite stehen und ihm oder ihr die Zeit angenehmer machen.

 

Wie kann man jemanden aufmuntern und trösten? 5 Tipps

Auch wenn wir uns wünschen, dass die Betroffenen sofort wieder glücklich sind, ist es umso wichtiger zu akzeptieren, dass Trauern für sie ein wichtiger Prozess ist, um das Geschehene zu verarbeiten. Leider gilt das Trauern heutzutage oft noch als Schwäche. Dabei ist es unheimlich wichtig, dass wir die Gefühle herauslassen, damit wir Heilung finden können. 

Unterdrückte Trauer macht krank. Lässt uns den Verlust nicht bewältigen. Führt in Abhängigkeiten, Depressionen, Persönlichkeitsprobleme.
Mechthild Schroeter-Rupieper

Damit sich der oder die Trauernde aufgefangen und verstanden fühlt, kannst du ihm oder ihr auf verschiedene Art und Weise tröstend und unterstützend zur Seite stehen. Wir haben hier fünf Tipps für dich zusammengestellt:

1. Umarmungen als Aufmunterung und Trost

Oft haben Betroffene in solch traurigen Momenten weder Worte, noch wollen sie von anderen Menschen gut gemeinte Ratschläge hören. Was jedoch wirklich Wunder bewirken kann: eine lange und herzliche Umarmung. 

Indem du dein Gegenüber in den Arm nimmst, zeigst du, dass du da bist und an seiner oder ihrer Seite stehst. Die körperliche Nähe schafft eine Basis des Vertrauens und kann sich für Betroffene so anfühlen, als ob sie aufgefangen werden. 

 

2. Sprüche und Worte des Trostes

Wenn sich dein Gegenüber öffnet, dann sieh es zunächst als großes Geschenk an. Nicht jeder kann und möchte über solch schreckliche Ereignisse sprechen. Schenke dem oder der Trauernden ein offenes Ohr, nimm ihn oder sie ernst und finde mitfühlende und wertschätzende Worte. Aber auch hier gilt: keine allgemeinen Phrasen oder eigene Lebensweisheiten. Ein »Ich fühle so sehr mit dir und finde das auch ganz schrecklich.« reicht vollkommen. 

Wenn du dir unsicher bist, was du sagen sollst, kannst du das auch ganz klar so kommunizieren: »Ich weiß nicht genau, was ich sagen soll. Ich bin aber da für dich.« Indem du signalisiert, dass du da bist, kann sich der oder die Betroffene angenommen fühlen. 

3. Geduld haben mit dem Trösten

Vielleicht öffnet sich dir dein Gegenüber erst sehr spät oder nicht so, wie du es dir wünschen würdest. Heilung braucht Zeit. Hab Geduld und respektiere die Grenzen deines Gegenübers und akzeptiere, dass jeder seine eigene Zeit benötigt, um seine Trauer zu verarbeiten. Du kannst niemanden dazu drängen, über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen oder sofort mit dem, was war, abzuschließen. Gib dem oder der Trauernden den Raum, den er oder sie braucht. 

Wir dürfen unsere Trauer nicht verdrängen. Wir müssen ihr den Raum geben, den sie benötigt.
Mechthild Schroeter-Rupieper

4. Auf die Bedürfnisse des Trauernden achten

Was für den einen hilft, kann es für den anderen schlimmer machen. Versuche daher herauszufinden, was der oder die Betroffene gerade braucht und welche Sprache der Liebe er/sie spricht.

Kannst du gerade nicht mit ihm oder ihr sprechen, dann erkundige dich bei seiner Familie oder engen Freunden. Achte auf seine Reaktionen und wiederhole, was ihm oder ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubert. 

Vielleicht freut der oder die Betroffene sich über kleine Aufmerksamkeiten und Geschenke wie eine liebe Nachricht, seine oder ihre Lieblingsblumen, ein Foto aus starken Momenten der Person oder etwas Selbstgekochtes.

Jeder ist individuell und benötigt etwas anderes. Schließe daher auch nicht von dir auf andere, sondern bleibe ganz bei den Bedürfnissen des oder der Trauernden.
 

5. Hilfe suchen für Trauernde

Sowohl für Betroffene, als auch für dich kann es sinnvoll sein, euch Unterstützung zu holen. Schwere Schicksalsschläge lassen sich nicht immer einfach verkraften und wegstecken. Auch Liebeskummer oder ein Jobverlust können Menschen in eine schwere Depression stürzen.

Um das zu verhindern, kann es sinnvoll sein, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu suchen. Das können erfahrene Psycholog:innen sein, aber auch Trauerbegleiter:innen oder Seelsorger:innen.

Das Gleiche gilt für die Menschen, die Trost spenden. Auch von ihnen kann in solchen Situationen sehr viel abverlangt werden. Viele fühlen sich vielleicht mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert oder sind überfordert mit der Situation. Hier ist es enorm wichtig, auf sich selbst achtzugeben und sich auch um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern.

Hier findest du eine Übersicht möglicher Psychotherapeut:innen. Unter der Rufnummer 116117 bekommst du telefonisch Unterstützung bei der Vereinbarung einer psychotherapeutischen Sprechstunde.

 

Fazit – Trösten und Aufmuntern kann heilend sein

Auch wenn es uns das Herz bricht, unsere geliebten Menschen nach schweren Schicksalsschlägen traurig zu sehen, ist Trauern einer der wichtigsten Prozesse, um Heilung zu finden. Indem wir das akzeptieren, haben wir den ersten Schritt getan, um den oder die Trauernde zu unterstützen. 

Indem wir: 

  • Trost durch Umarmungen schenken,
  • Worte des Trostes finden,
  • Geduld mit der Trauer haben,
  • auf die Bedürfnisse des oder der Trauernden Rücksicht nehmen und 
  • professionelle Hilfe suchen oder gar selbst in Anspruch nehmen, wenn es nötig ist, 

können wir den Betroffenen trösten und aufmuntern und dabei helfen, mit der Trauer besser umzugehen.

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