Angst vor dem Alleinsein: So lernst du, alleine glücklich zu sein

Mit 3 Tipps erkennst du, warum alleine sein schön ist

Der Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit

Eines vorab: Alleinsein hat nichts mit Einsamkeit zu tun. Während die Einsamkeit ein unangenehmer Zustand sein kann, dient das Alleinsein im Vergleich als eine wohltuende Pause vom dauerhaften Leben in Gemeinschaft. Fallen die äußeren Einwirkungen und Kontakte weg, öffnet sich ein Zeitfenster voller Möglichkeiten zur Selbstzuwendung.

Alleinsein kann also sogar eine willkommene Möglichkeit bieten, einfach mal zur Ruhe zu kommen. In dieser Stille ohne ständige Einflüsse und Störungen von außen kannst du dich noch einmal ganz neu kennenlernen. Vor dem Alleinsein musst du also keine Angst haben.

Warum kann ich nicht allein sein? 

Ursachen für die Angst vorm Alleinsein sind vielfältig, denn in der heutigen Zeit stehen wir ständig unter Strom:

  • Ständige Erreichbarkeit: Wir sind dank Handy und Internet ständig erreichbar.
     
  • Gesellschaftliche Anforderungen: Die Anforderungen im Job und im Privatleben steigen. Wir sollen überall präsent sein, Smalltalk führen und neue Leute kennenlernen.
     
  • Mental Load: Gleichzeitig können uns Nachrichten aus aller Welt überfordern.
     
  • Druck von Social Media: Über die sozialen Netzwerke wird uns suggeriert, man müsse mit seinen Liebsten tolle Dinge am Fließband erleben.

Kein Wunder, dass sich das Alleinsein erst einmal beunruhigend anfühlen kann – so sehr du dir diese Ruhe auch wünschst.

Die meisten Menschen verbinden sich ungern mit dem Zustand von Einsamkeit, weil es sich verdammt unangenehm anfühlen kann. Und doch [...] fast jeder zehnte Deutsche gibt in einer Befragung an, sich einsam zu fühlen.
Lukas Klaschinski in »Fühl dich ganz«

Kann man allein glücklich sein?

Der große Kontrast zur Reizüberflutung kann dazu führen, dass aus dem Alleinsein ein Gefühl der Einsamkeit entsteht. Und das kann sich sehr unbequem anfühlen. Aber keine Sorge: Tatsächlich entsteht einer Studie des »Journal of Research in Personality« zufolge aus dem Alleinsein erst das unvermeidbare Gefühl von Einsamkeit, wenn man mehr als 75 % seiner Zeit allein verbringt. 

Versuche also, dich mit dem Alleinsein anzufreunden. Die Zeit nur mit dir kann dir helfen, dich besser kennenzulernen. Endlich hast du Gelegenheit, deine Gedanken zu ordnen und dich zu fokussieren. Hast du dieses Zeitfenster großzügig bemessen, bietet sich zudem eine unschätzbare Chance zur Selbstfindung.

Du kannst allein also absolut glücklich sein. Ob du allein wohnst und dich deswegen manchmal einsam fühlst, ob dir ohne Partner:in ein Gegenüber fehlt oder ob du nach einer Beziehung wieder auf dich selbst gestellt bist: Mache dir bewusst, dass Alleinsein kein Manko ist. In der Zeit mit dir selbst kannst du deine Stärke finden und dir deiner Selbst sicher werden. Und: Manchmal ist es besser, allein zu sein, als sich mit Menschen zu umgeben, die dir Energie rauben oder nicht mit deinen Werten und Visionen im Einklang sind.

 

Allein sein ist schön – die Vorteile des Alleinseins

Zeit mit dir selbst zu verbringen, ist kein Nachteil. Im Gegenteil: Sieh diese Zeit als puren Luxus, in der du dir selbst ungestört Aufmerksamkeit widmen kannst. Das Alleinsein ist deine Chance, dich besser kennenzulernen, dich weiterzuentwickeln und dein Leben frei von den Einflüssen von außen zu bewerten und in neue Bahnen zu lenken.

Und wenn ein Gefühl der Langeweile aufkommt? Gut so! Durch die ständige Stimulation von außen haben wir verlernt, nichts zu tun. Dabei benötigt unser Gehirn diese Pausen. Sieh sie als Meditation oder Entspannungsübung. Langeweile wird dir auch dabei helfen, dir klar darüber zu werden, womit du deine wertvolle Zeit füllen möchtest.

Alleinsein macht stark. Wer gut mit sich allein sein kann, zeugt von hoher Akzeptanz für sich selbst. Du weißt, wer du bist. Diese Selbstsicherheit sieht man dir auch an. Deine Persönlichkeit wird an Ausstrahlung und Souveränität gewinnen.

Du weißt, wer du bist und was du willst und lässt dich so weniger von äußeren Einflüssen oder Meinungen aus der Ruhe bringen. Du wirst insgesamt gelassener und kannst jeglichen Druck besser kompensieren. Und das merkt sicher auch dein Umfeld.

 

Alleinsein lernen: Mit diesen 3 Ideen bist du gerne allein
 

Mit Ich-Zeit-Ritualen Halt finden

Rituale geben Halt und Orientierung, weil sich ihre Abläufe wiederholen. Sie sind der schützende Rahmen für deinen Tauchgang in die Tiefe. Du allein bestimmst, welche Rituale du einsetzt, um bewusst eine kleine Ich-Zeit einzuläuten und zu genießen. Dabei kannst du das Gefühl, einsam zu sein, bewusst von dir abstreifen – du entscheidest dich schließlich bewusst für eine Auszeit vom Trubel, in den du jederzeit zurückkehren kannst. 

Das solltest du bei der Planung von Ritualen beachten:

  • Ordne jedem Ritual einen wiederkehrenden Rhythmus zu (zum Beispiel wöchentlich oder monatlich).
  • Fixiere den Termin in deinem Zeitplan.
  • Stärke deine Achtsamkeit durch Rituale aus Genuss, Aktivität, Wellness oder Meditation.

Indem du dich mit deinen Gedanken und Gefühlen in den Mittelpunkt stellst und dich somit selbst noch mehr lieben lernst, kommen beim regelmäßigen Alleinsein vergessene Wünsche, Ideale und Verdrängtes zum Vorschein. Diese Gefühle können deine Entscheidungsfähigkeit stärken und dich in deinem Tun bestärken. Notwendige Veränderungen und Korrekturen in allen Lebensbereichen fallen dir dadurch leichter. Sieh das Alleinsein also nicht als etwas Negatives: Es ist eine willkommene Zeit, dich ganz auf deine Person und deine individuellen Bedürfnisse zu fokussieren.

Hier sind ein paar Ideen, wie du die Zeit allein mit dir selbst gestalten kannst:

 

1. Mit Tagebuch-Schreiben Ballast loslassen

Nutze das Alleinsein zum Tagebuch schreiben: Beim Journaling kannst du deinen Gedanken freien Lauf lassen, ohne sie zu bewerten. Schreibe nieder, was dir in den Kopf kommt. So kannst du unter anderem unterbewussten Ballast loswerden.
 

2. Mit Kreativität deine persönliche Roadmap erstellen

Werde kreativ, z.B. mit einem Visionboard für deine Träume und Ziele. Höre nur auf dich und erschaffe auf einer Leinwand deine persönliche Roadmap für das, was du erreichen möchtest.
 

3. Mit Meditation zu dir finden und dich sortieren

Finde zu dir, indem du die Ruhe nutzt, um dich in Meditation zu üben. Auch gezielte Langeweile kann dir helfen, deine Prioritäten zu sortieren. Hänge deinen Tagträumen und Gedanken nach, ohne sie zu bewerten. Lass sie vorbeiziehen wie Wolken, ohne den Druck, produktiv sein zu müssen.

Für manche ist die Meditation ein idealer Beginn. Andere bevorzugen eine konsequente Tagesplanung und stellen ihr gesamtes bisheriges Programm um. Wer seine Schritte in einem Tagebuch festhält, kann dank der Notizen seinen Weg zur Selbstliebe bilanzieren und reflektieren. Liebst du die Natur? Dann nutze einsame Waldspaziergänge, eine kleine Bergtour oder einen Aufenthalt am Meer, um einen nachhaltigen Einstieg zu finden.

 

Bin ich nur allein oder schon einsam? 

Vielleicht fragst du dich: Ab wann fühle ich mich einsam? Der größte Unterschied ist dieser: Alleinsein ist ein neutraler oder sogar positiver Zustand, den wir selbst gewählt haben. Denn ebenso wie wir Bindung zu anderen Menschen brauchen, müssen wir immer wieder auch Zeit für uns haben und auf den sozialen Pausenknopf drücken können. Einsamkeit dagegen ist ein unfreiwilliger Zustand, der mit Gefühlen wie Trauer, Angst und Wut verbunden sein kann.

Grundsätzlich gilt: Menschen sind soziale Wesen, und wenn wir zu lange in der nicht freiwillig gewählten Isolation leben, steigt das Risiko für diverse Krankheiten wie Schlafstörungen, Herzerkrankungen oder Depressionen.

Das Bedürfnis nach Gemeinschaft und Kontakt ist tief in uns verankert und hat sich im Laufe der Evolution herausgebildet.
Lukas Klaschinski in »Fühl dich ganz«

Einsamkeit zu überwinden, geht also nicht alleine, wir brauchen dafür immer ein Gegenüber. Aber: Es kommt auf die Qualität und Tiefe der zwischenmenschlichen Beziehungen an. Um dich nicht mehr einsam zu fühlen, sind innige Freundschaften wichtiger als eine Vielzahl an Bekanntschaften.

 

Fazit: Warum du allein glücklich sein kannst

Vielleicht reagiert die Umwelt irritiert auf deine plötzliche Achtsamkeit im Umgang mit dir selbst. Was man der Familie und den Freund:innen noch mit einfachen Worten erklären kann, stößt im Kollegenkreis und bei Bekannten mitunter auf Unverständnis. Gern wird der Wunsch nach dem Glück des Alleinseins als Egoismus oder vorübergehender Spleen betrachtet. Was bei dieser Betrachtungsweise jedoch völlig übersehen wird, sind die positiven Effekte deines achtsamen Umgangs:

  • Deine Persönlichkeit wird an Ausstrahlung und Souveränität gewinnen.
     
  • Vielleicht wirst du zum geschätzten Fels in der Brandung, weil du dich weniger stark beeinflussen lässt
     
  • Du kannst jede Art von Druck besser kompensieren
     
  • Durch dein bewusstes Alleinsein und die Selbstzuwendung wachsen wunderbare Fähigkeiten, wie deine Gelassenheit oder die Großzügigkeit im Umgang mit anderen.

Bist du bereit, dich dem Alleinsein zu stellen? Wie bei allen Veränderungen ist es zunächst eine Idee, die dich begeistert. Das Abenteuer beginnt mit dem ersten Schritt. Behalte auf deinem Weg zum achtsamen Alleinsein dein Wohlbefinden stets im Auge. Denk an die hilfreichen Rituale, die dein Alleinsein wunderbar umrahmen, und schöpfe aus deinem inneren Reichtum.

 

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