Traumdeutung: Welche Bedeutung haben deine Träume?

Wie du Symbole im Traum deutest und ein Traumtagebuch führst

Wir alle träumen. Doch wir träumen nicht einfach so – unsere Traumbilder möchten uns meistens etwas sagen. Nachts verarbeiten wir nämlich nicht nur das, was uns am Tag beschäftigt hat. Träume können auch tiefergehende Bedeutungen haben, die uns Aufschluss über unterbewusste Empfindungen geben können.

 

Woher kommt die Traumdeutung?

Die Traumdeutung hat eine lange Geschichte und ist in vielen Kulturen seit Jahrtausenden verwurzelt. Einer der bekanntesten Vorläufer ist die altägyptische Traumdeutung, die Träume als Botschaften der Götter betrachtete. Auch im antiken Griechenland glaubte man, dass Träume von den Göttern gesandt wurden, um Menschen zu leiten oder zu warnen.

In der modernen Psychologie wurde die Traumdeutung durch Sigmund Freud und Carl Gustav Jung weiterentwickelt, die gemäß der Psychoanalyse Träume als Zugang zum Unbewussten betrachteten und sie als Spiegel unserer inneren Konflikte und Wünsche interpretierten. Dieser Ansatz ist wohl der bekannteste und wird häufig mit der Traumdeutung assoziiert.

Traumdeutung wird heutzutage aber in verschiedenen Kontexten genutzt, um persönliche Erkenntnisse zu gewinnen und das Verständnis für das Selbst und das Unterbewusstsein zu vertiefen. Das moderne Verständnis hat eine stark emotionale Komponente im Vergleich zur intellektuellen Herangehensweise von Freud und Jung.

 

Was bedeuten Träume? 

Unsere Träume besitzen die Eigenschaft, uns gerade das zu zeigen, was wir im alltäglichen Leben nicht sehen wollen. Der Traum setzt genau das in Szene, das wir im Alltagsleben nicht ausleben und wo unser Bewusstsein buchstäblich schläft.

Jeder Traum ist symbolisch. Die Welt, wie auch einen Traum symbolisch zu sehen, ist eine Sichtweise, die gelernt werden kann.
Klausbernd Vollmar in »Das große Praxisbuch der Traumdeutung«

Aber: Ein Traumsymbol ist nie eindeutig, sondern kann auf einen oder sogar mehrere große Bedeutungsausschnitte hinweisen. Das sogenannte »Nachtbewusstsein« erweitert daher den Blick auf die Umwelt.

Ein Beispiel: Ein Pferd im Traum kann die unterschiedlichsten Bedeutungen haben.

  • Es symbolisiert zum Beispiel die Kraft und Lebensenergie eines Menschen.
     
  • Es kann aber auch bedeuten, dass der oder die Träumende undifferenzierte Stärke auslebt und sich besser etwas zurückhalten sollte.
     
  • Das Traumbild Pferd kann auf Motorik und Bewegung verweisen.
     
  • Gleichzeitig kann es auch Todes- oder Liebesbote sein.

Das gleiche Traumsymbol kann folglich für verschiedene Träumer ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Gleichzeitig zeigt ein Traumsymbol in jedem beliebigen Traum mehrere Bedeutungsebenen oder -ausschnitte. Das macht die Traumdeutung sehr komplex und vor allem individuell.

Auch die Traumart kann die Deutung beeinflussen: Träume lassen sich unterschiedlich interpretieren, je nachdem welcher Art sie sich zuordnen lassen:

  • einem normalen Alltagstraum
  • wiederkehrenden Träumen
  • einem Alptraum 
  • einem Heiltraum (also ein Traum mit mehr oder weniger deutlichen Hinweisen auf eine Heilung)
  • archetypischen Träumen
  • vorausweisenden Träumen
  • einem Klartraum

Jeder dieser verschiedenen Traumarten möchte die Aufmerksamkeit in eine ganz bestimmte Richtung lenken.

Träume deuten: Symbole, Ort und Zeit eines Traums

Wir können zwei Arten der Symbolik in unseren nächtlichen Träumen unterscheiden:

  1. die persönliche Symbolik, mit der sich Sigmund Freud hauptsächlich beschäftigte
  2. die archetypische Symbolik, mit der sich Carl Gustav Jung eingehend auseinandersetzte

Archetypische und persönliche Symbolik können in Träumen miteinander interagieren, um eine individuelle und tiefgreifende Bedeutung zu schaffen. Archetypische Symbole repräsentieren universelle Themen und Muster, während persönliche Symbole auf individuellen Erfahrungen, Beziehungen und Erinnerungen basieren. Wenn beide Arten von Symbolen in einem Traum auftauchen, kann dies darauf hinweisen, dass universelle Kräfte mit individuellen Lebensumständen interagieren.

Bei jedem Traumsymbol sollte man zunächst ausführlich dessen persönliche Bedeutungsebene beachten, bevor man zur Betrachtung der archetypischen Seite übergeht.

 

Typische Symbole in Träumen
 

  • Wasser: Kann Emotionen, Unbewusstes oder Veränderung repräsentieren.
     
  • Tiere: Jedes Tier kann eine spezifische Bedeutung haben, oft in Bezug auf Instinkte oder Persönlichkeitsmerkmale.
     
  • Fliegen: Kann für Freiheit, Unbeschwertheit oder die Fähigkeit zur Überwindung von Hindernissen stehen.
     
  • Häuser: Stehen oft für das Selbst oder das Ego des oder der Träumenden. Sie können also Ausdruck der eigenen Persönlichkeit oder des Unterbewusstseins sein.
     
  • Fahrzeuge: Können den Lebensweg, Fortschritt oder Kontrolle symbolisieren.
     
  • Verfolgung: Kann auf Stress, Ängste oder unausgesprochene Konflikte hinweisen.
     
  • Tod: Kann für Veränderung, Transformation oder das Loslassen von Vergangenem stehen.
     
  • Geld: Symbolisiert oft positives Selbstwertgefühl, Sicherheit oder Erfolg.
     
  • Verlorene Zähne: Können Ängste, Unsicherheiten oder den Verlust von Macht repräsentieren.
     
  • Nacktheit: Kann Verletzlichkeit, Offenheit oder Scham symbolisieren.


Auch Ort und Zeit spielen in der Traumdeutung eine wichtige Rolle:

 

Der Ort des Traums

Der Ort eines Traums kann auf verschiedene Aspekte unseres Lebens hinweisen. Zum Beispiel kann ein vertrauter Ort wie das Elternhaus auf Kindheitserinnerungen oder familiäre Beziehungen hinweisen, während ein fremder Ort möglicherweise auf Unbekanntes, neue Erfahrungen oder Ängste vor dem Unbekannten deuten könnte.
 

Die Zeit im Traum

Die Zeit im Traum kann Hinweise auf aktuelle Lebensumstände oder vergangene Ereignisse geben. Träume, die in der Vergangenheit spielen, könnten ungelöste Konflikte oder unerledigte Angelegenheiten repräsentieren, während Träume von der Zukunft möglicherweise Hoffnungen, Ängste oder Ziele symbolisieren.

Zusammen können Ort und Zeit dabei helfen, den Kontext eines Traums besser zu verstehen und mögliche Verbindungen zu unserem Wachleben herzustellen.

 

Wie fange ich mit Traumdeutung an? 

Das Deuten von Träumen kann ein aufschlussreicher Weg sein, um ein tieferes Verständnis für sich selbst und verborgene Gedanken, Emotionen und Wünsche zu erlangen. Der erste Schritt besteht darin, ein Traumjournal anzulegen.

Stelle sicher, dass es neben deinem Bett liegt, damit du sofort nach dem Aufwachen deine Träume notieren kannst, bevor sie verblassen. Nimm dir jeden Morgen Zeit, um dich an deine Träume zu erinnern (am besten lässt du den ganzen »Film« noch einmal ablaufen), und schreibe sie anschließend so detailliert wie möglich auf. Selbst scheinbar banale oder seltsame Träume könnten wichtige Botschaften enthalten, die dir helfen können, dein Leben besser zu verstehen.

Für jeden Traum gibt es verschiedene Deutungs- und Verständnisebenen:

  • Ein Traum kann allgemein verstanden werden.
  • Ein Traum kann nur von der individuellen Erfahrungswelt der oder des Träumenden aus verstanden werden.
  • Ein Traum kann intellektuell analysiert werden.
  • Ein Traum kann gefühlsmäßig erfasst werden.
  • Ein Traum kann mit Worten erzählt und beschrieben werden.
  • Ein Traum kann ohne Worte, mit künstlerischen Ausdrucksmitteln (z.B. Tanz) ergründet werden.
  • Ein Traum kann in tiefen Entspannungszuständen wie in der Meditation und im Autogenen Training nacherlebt werden.

Wie du den Traum dann deutest, hängt von weiteren Faktoren ab:

  1. von deiner Intuition,
  2. deiner Bereitschaft, dich zu öffnen
  3. von deinen Ängsten und dem Mut diese aufzulösen
  4. von deinen Vorlieben und Fähigkeiten im alltäglichen Leben  
Das Verstehen eines Traums hört niemals auf.
Klausbernd Vollmar in »Das große Praxisbuch der Traumdeutung«

Um richtig an die Traumdeutung heranzugehen, solltest du einige Dinge beachten. Zum einen solltest du dich furchtlos und unvoreingenommen deinem Nachtbewusstsein stellen. Versuche zu vermeiden, die Traumbilder und Träume zu bewerten. Träume stellen eine mehr oder weniger objektive Zustandsbeschreibung dar und befinden sich somit im Bereich jenseits von Gut und Böse.

Führe dir dein Nachtbewusstsein so klar wie möglich vor Augen. Traumdeutung heißt spätestens seit Sigmund Freud, dir dein Nachtbewusstsein mit einem klaren Bewusstsein anzusehen. Stell dich darauf ein, dass deine Träume dir viele unterschiedliche und möglicherweise paradoxe Sichtweisen ermitteln. Behalte dir also einen offenen Geist deinem Traum gegenüber – das bedeutet auch, möglichst naiv, ohne Vorurteil, feste Meinung oder Moralvorstellungen an deinen Traum heranzugehen.

 

Das Traumtagebuch

Um unsere Träume richtig deuten zu können, müssen wir wiederkehrende Muster, aber auch Veränderungen in der Symbolik verstehen. Deswegen ist es hilfreich, ein Traumtagebuch zu führen. Das hilft nicht nur, jeden einzelnen Traum zu deuten, sondern auch eine Traumserie und deren Relevanz für die eigene Entwicklung zu erkennen.

 

Ein Traumtagebuch sollte folgende Komponenten beinhalten: 

1. Überschrift des Traums (ähnlich eines Buchtitels)

2. Datum des Morgens nach dem Traum

3. Detaillierte Schilderung des Traums

Schreibe den Traum so nieder, wie du dich an ihn erinnerst. Folgende Regeln sind zu beachten: schreibe in der Ich-Form, im Präsens und beschreibe nur, anstatt schon zu interpretieren.

4. Erstes Gefühl beim Erwachen

Halte die Stimmung direkt nach dem Aufwachen so genau wie möglich fest – ein bis zwei Stichwörter zur Charakterisierung des Gefühls reichen.

5. Erster Gedanke beim Erwachen

Auch hier reichen ein bis zwei Stichwörter zur Beschreibung der ersten Gedanken nach dem Aufwachen.

6. Traumart

Ist der Traum wiederkehrend, ein Fragment, ein Alptraum? Notiere mit diesem Traum verbundene Ereignisse aus deinem Leben, z.B. Ereignisse am Vortag oder aus der Kindheit. Trage vergleichbare Muster zwischen Traum und persönlicher Geschichte in Stichworten ein.

7. Auflistung der wichtigsten Bilder, Symbole und Situationen

Liste Personen, Tiere, Gegenstände und die Grundsituationen des Traums kurz in Stichworten auf.

8. Assoziationen zu diesen Bildern, Symbolen und Situationen

  • Individuell: Drei bis vier spontane Stichwörter zu den Bildern, Symbolen und Situationen. Hier kann auch kurz vermerkt werden, wann schon ähnliche Strukturen in anderen Träumen auftraten.
     
  • Allgemein: Falls vorhanden werden hier Parallelen aus Märchen, Mythen, Literatur und Sprichwörtern aufgelistet.

9. Kurzdeutung (in Stichworten)

Beantworte immer folgende beiden Fragen:

  • Was will dieser Traum über mein Wachleben sagen? 
  • Wie kann ich die Erkenntnisse aus meinem Traum im alltäglichen Leben umsetzen?

 

Fazit: Die Bedeutung unserer Träume

Die Traumdeutung hat zu Recht eine lange Geschichte und ist in vielen Kulturen verwurzelt, von den alten Ägyptern bis zur modernen Psychologie von Freud und Jung. Denn Träume sind mehr als nur nächtliche Geschichten – sie bieten Einblicke in unser Unterbewusstsein und können uns somit helfen, uns selbst besser zu verstehen.

Traumdeutung ermöglicht es uns, Symbole, die in unseren Träumen auftauchen, zu erkennen und zu verstehen. Diese Symbole können uns helfen, tiefe Einsichten in unsere Persönlichkeit zu gewinnen.

Indem wir uns mit unseren Träumen auseinandersetzen und ein regelmäßiges Traumjournal führen, in dem wir den Traum neutral beschreiben und schließlich die Symbolik interpretieren, können wir unser Nachtbewusstsein erforschen – und uns dadurch selbst weiterentwickeln sowie uns selbst und unser Leben besser verstehen.

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