Besser fühlen: Mit 5 Tipps Gefühle verstehen und Emotionen kontrollieren

Erschrickst du dich oft? Bist du schnell nervös? Verliebst du dich eher schwer? Weinst du schnell oder bist du rasch wütend? Das alles hängt mit deinen Gefühlen zusammen – und macht dich letzten Endes zu dem Menschen, der du bist. Wie wir mit unseren Gefühlen umgehen, bestimmt unseren Charakter.  
 

Gefühle sind immer echt, und das macht sie so wichtig. Was wir fühlen, ist unsere Realität.
Dr. Leon Windscheid

Gefühle sind eine körperliche Reaktion auf unsere Wahrnehmung. Deswegen können wir die meisten Gefühle auch in einer bestimmten Körperregion wahrnehmen: Wut sitzt oft im Bauch, bei Angst überkommt uns ein leichter Schauer am Rücken. Viele Entscheidungen treffen wir »aus dem Bauch heraus« – unsere Emotionen sind eine Art Bewertungssystem für die Umwelt, das im Laufe unseres Lebens immer wieder neu ausgerichtet wird.
 

Was sind Emotionen und Gefühle?

Gefühle und Emotionen werden oft gleichgesetzt. Der wichtige Unterschied zwischen einem Gefühl und einer Emotion ist aber, dass ein Gefühl nur ein Teil einer Emotion ist, während sich die Emotion als eine Art innere Empfindung und die Reaktion auf diese definieren lässt.

In grauer Vorzeit waren Gefühle überlebenswichtig – das Gehirn bewertet permanent unsere Umgebung und löst mithilfe unserer Gefühle direkt eine körperliche Reaktion aus. Besonders gut lässt sich das anhand der Angst verdeutlichen: Wenn einer unserer Vorfahren auf der weiten Steppe unterwegs war und hinter ihm ein Geräusch zu hören war, löste das Gefühl Angst in Millisekunden einen Fluchtreflex aus – noch bevor er oder sie sich umdrehen und die Situation genauer bewerten konnte.

Gefühle helfen uns also, in bestimmten Situationen möglichst schnell und richtig zu reagieren. Mittlerweile sind sie natürlich nicht mehr unser Überlebensfaktor, dennoch sie sind Teil unseres Mensch-Seins geblieben. Schon Babys fühlen Angst, Trauer, Freude und Verzweiflung, und auch später begleiten sie uns durchs Leben. Wie sich unser Gefühlsleben entwickelt, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.

Wie Straßenschilder helfen Gefühle, uns im Leben zurechtzufinden.
Dr. Leon Windscheid

Wenn man so will, gibt eine Grundausstattung an menschlichen Emotionen: Freude, Wut, Ekel, Angst, Verachtung und Traurigkeit sind Gefühle, die wir alle empfinden. Sie sind von Anfang an in unseren Hirnwindungen angelegt und entweder von Anfang an verfügbar (Angst) oder entwickeln sich im Laufe der Kindheit (Scham). Wie intensiv wir uns aber fühlen, wie sehr wir uns von unseren Emotionen leiten lassen, ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich stark ausgeprägt.
 

Gefühle verstehen, Emotionen zulassen: 5 Tipps

Das Problem in unserer modernen Gesellschaft ist: Wir sind alle sehr rational geprägt, spätestens seit dem Zeitalter der Aufklärung sind Intuition und Bauchgefühl eher verpönt. Die meisten von uns wurden sehr rational erzogen und dazu angehalten, die eigenen Gefühle zu unterdrücken: »Sei nicht traurig!«, »Du brauchst nicht aufgeregt sein« – Gefühle haben keinen großen Stellenwert, dementsprechend schlecht ist es meist um unsere emotionale Kompetenz bestellt. 

Aber Gefühle zu unterdrücken ist nicht gesund und kann langfristig nicht nur seelisch, sondern auch körperlich krank machen: In der psychosomatischen Medizin geht man mittlerweile davon aus, dass unterdrückte Gefühle die Ursache für viele Symptome und Krankheiten sind, beispielsweise Bauchschmerzen, Verspannungen oder Schlafstörungen. 

Wenn wir auf unsere Gefühle vertrauen, dann nehmen wir uns selbst besser an und kommen mit uns ins Reine. Mit den folgenden Tipps kannst du lernen, mit deinen Gefühlen umzugehen und besser zu fühlen. 

Tipp 1: Lass deine Emotionen zu

Gefühle sind nicht peinlich oder schwach – sie sind einfach da. Wenn du vor der nächsten Präsentation nervös bist, dann wehre dich nicht dagegen. Ein erster Schritt, einen guten Umgang mit den eigenen Emotionen zu finden, ist, zunächst die Gefühle wahrzunehmen und sie zuzulassen. Denn Gefühle dürfen gefühlt werden – sowohl die positiven wie auch die negativen

Natürlich kann es ungewohnt und schwierig sein, deine Gefühle auszuhalten – vor allem, wenn du es normalerweise gewohnt bist, sie zu unterdrücken. Gerade bei negativen Emotionen braucht es Übung, um ihnen Raum zu geben und sie auszuleben, denn sie fühlen sich einfach nicht gut an. Aber erst wenn Gefühle sein dürfen, wenn du ihnen eine Existenzberechtigung gibst, kannst du emotional reifen und dich weiterentwickeln. 

 

Tipp 2: Benenne deine Gefühle 

Wenn du soweit bist, dass du Emotionen zulassen kannst, dann kannst du im nächsten Schritt damit beginnen, sie näher kennenzulernen. Zunächst einmal ist es wichtig herauszufinden, was du da eigentlich fühlst. Denn neben den Basisemotionen gibt es noch eine ganze Reihe von Gefühlen, die in Kombination mit diesen entstehen.

Um die eigenen Gefühle und dich besser zu verstehen, ist es sehr hilfreich, eine Antwort auf die Frage zu finden: Was fühle ich denn da eigentlich genau? Bin ich angeregt oder aufgeregt, begeistert oder belustigt, durcheinander oder aufgebracht?

Lerne die Macht der Worte kennen, indem du ganz genau bezeichnest, welche Emotionen gerade in dir vorgehen. Je genauer du bist, desto besser für deinen Umgang mit Gefühlen. Notiere dir deine Gefühle am besten in einem Tagebuch, um zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nachvollziehen zu können, was du warum gefühlt hast.  

Frau ist glücklich weil sie ihre Gefühle besser versteht

Tipp 3: Verstehe deine Emotionen

Deine Emotionen haben einen Sinn: Sie sollen dir helfen, dich in der Welt zu orientieren, sie können dir zeigen, was dir wichtig ist, was du brauchst, was du meiden solltest. Wenn du also ein Gefühl wahrnimmst, dann halte inne und versuche zu verstehen, woher es kommt.

Warum bist du traurig, hast Angst oder freust du dich? Mit solchen kleinen Momenten der Achtsamkeit kannst du dich Schritt für Schritt selbst besser kennenlernen und letzten Endes besser fühlen. 

 

Tipp 4: Sprich über deine Gefühle

Besonders dann, wenn dich negative Gefühle quälen, hilft vor allem eines: Darüber sprechen! Das fällt uns oft besonders schwer, denn gerade in unserem Kulturkreis ist das Sprechen über Gefühle, Emotionen und das eigene Seelenleben nicht besonders hoch angesehen. 

Gerade aber negative Gefühle werden größer, wenn man sie nicht beachtet. Deswegen: Raus damit! Du wirst sehen, wenn du dich einer Vertrauensperson gegenüber öffnest, tut das deinem Gefühlsleben nur gut. Und keine Sorge, wenn du anfangs nicht die richtigen Worte dafür findest. Mit etwas Übung wirst du sicherer und kannst deine Gefühle immer besser ausdrücken und verstehen. 

Vor allem in Liebesbeziehungen ist es sehr wichtig, immer wieder über die eigenen Gefühle zu sprechen – und nicht nur über die Organisation des Alltags. Mitzuteilen wie du dich in der Beziehung fühlst, was du dir wünschst und welche Erwartungen du hast, wird dich deinem Partner oder deiner Partnerin näher bringen. Indem ihr eure Bedürfnisse teilt, stärkt ihr euer Vertrauen und eure Bindung zueinander – die beste Basis für eine gute und glückliche Partnerschaft

Falls es dir besonders schwer fällt, deine Gefühle mit Worten auszudrücken, kannst du dir auch ein anderes Ventil für deine Emotionen suchen. Für die einen ist es hilfreich, ihre Gefühle zu malen, andere können sich über Musik oder im Tanz gut ausdrücken. Viele kreative Techniken sind eine gute Möglichkeit, um Zugang zu den eigenen Gefühlen zu bekommen. 

 

Tipp 5: Die Emotionen der anderen verstehen

Nicht nur du hast Gefühle, auch die Menschen um dich herum. Schon als Kinder üben wir, die Emotionen der anderen zu erkennen: Wer weint, ist wahrscheinlich traurig, und wer lacht, ist fröhlich. Dass unser Gefühlsleben und auch das der anderen ungleich komplizierter ist, lernen wir im Laufe unseres Lebens.

Deshalb ist es im Zusammenleben mit anderen wichtig zu erkennen, wie andere sich fühlen. Empathie zu entwickeln, ist die Basis unserer Gesellschaft. Wer sich in andere hineinversetzen kann, erleichtert das Zusammenleben und die Kommunikation mit anderen, übernimmt Verantwortung für sich und andere. 

 

Besser fühlen: Gefühle verstehen und Probleme bewältigen  

Die meisten von uns haben von klein auf gelernt, ihre Gefühle zu unterdrücken. Gefühle aber sind da, um gefühlt zu werden, denn sie gehören nicht nur zu uns dazu, sie machen auch unsere Persönlichkeit aus.

Ein erster Schritt, um deine Gefühle und Emotionen zu verstehen, ist es, all deine Gefühle zuzulassen – die schönen wie die schwierigen. So lernst du dich selbst nicht nur besser kennen, sondern kommst auch mit dir selbst ins Reine und kannst deine Emotionen regulieren.

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