Entscheidungen treffen: Diese 4 Methoden helfen dir
Warum uns Entscheidungen schwer fallen und wie wir es schaffen, die richtige Entscheidung zu treffen
Entscheidungen treffen ist heutzutage besonders schwer
Das menschliche Gehirn liebt Routinen. Rund 90 Prozent unserer täglichen Entscheidungen laufen unbewusst ab – vom Griff zur Zahnbürste bis zur Wahl der Sitzposition im Bus. Unser Gehirn filtert Informationen, wägt Optionen ab und greift dabei auf Erfahrungen und gespeicherte Emotionen zurück. So schnell, dass wir meist gar nicht merken, dass wir gerade Entscheidungen treffen.
Bei größeren Entscheidungen fällt das nicht so leicht. Denn dann läuft ein innerer Monolog los: Was, wenn ich mich falsch entscheide? Was ist, wenn ich die Entscheidung später bereue? Ist es wirklich der richtige Weg? Wir beginnen zu analysieren, abzuwägen, zu vergleichen. Und am Ende tun wir meistens eins: Wir vertagen die Entscheidung.
Das liegt an folgendem Problem: Wir haben heutzutage deutlich mehr Auswahl als früher. Wir haben eine Fülle an Optionen, wie wir unser Leben leben können. Durch Social Media haben wir zusätzlich so viele Einblicke in Lebensentwürfe anderer wie je zuvor. Und wir sind selbst so sichtbar, wie je zuvor. Das führt nicht nur dazu, dass wir mehr Optionen haben (banal gesagt: wer 30 Jeans zur Auswahl hat, entscheidet sich nicht so leicht für ein Modell, wie bei einer Auswahl von zwei Jeans). Sondern auch dazu, dass die vermeintlichen »Konsequenzen« einer Entscheidung auch sehr viel mehr Leute mitbekommen – egal, ob die Entscheidung nun richtig oder falsch war.
Warum uns »richtige« Entscheidungen so schwerfallen
Es gleicht einem Paradox: Unsere Entscheidungsfreiheit lähmt uns. Je mehr Auswahl wir haben, desto mehr Variablen gibt es bei der Entscheidung zu beachten. Wir möchten nicht nur die »richtige« Entscheidung für uns treffen, die am besten keine Risiken oder negative Konsequenzen birgt. Wir möchten am liebsten auch eine Entscheidung treffen, die für alle davon Betroffenen gut ist. Wir müssen also eine Balance finden: Es ist dein Leben, also sollte die Entscheidung vor allem für dich richtig sein. Doch wir leben natürlich nicht in Isolation, also solltest du auch dein Umfeld berücksichtigen. Das macht es so schwer, große Entscheidungen zu treffen.
Ein Faktor ist die Illusion an die eine »richtige« Entscheidung. Oder umgekehrt die Angst vor der falschen Entscheidung. Dabei gibt es nur selten eine einzige richtige Entscheidung. Und keine Entscheidung ist frei von Konsequenzen. Wichtig ist es, den Weg, den man einschlägt, als Erfahrung und Weiterentwicklung zu sehen. Und: Die wenigsten Entscheidungen sind endgültig oder unwiederbringlich.
Zum Beispiel: Natürlich ist es aufwändig, nach ein paar Monaten im Ausland wieder in die Heimat zurückzuziehen, weil es nicht läuft wie erwartet. Doch die Option steht dir jederzeit offen. Die Sorge vor »Was ist, wenn es nicht klappt?« sollte dich also nicht davon abhalten, die Entscheidung zum Auswandern zu treffen, wenn dein Herz wirklich danach verlangt. Entscheidungen brauchen oft Mut – nicht absolute Sicherheit. Und Mut wiederum führt zu Selbstvertrauen und Vertrauen in die getroffene Entscheidung.
Lernen, schwere Entscheidungen zu treffen: 4 Methoden, die dir helfen
Wenn du damit haderst, große Entscheidungen zu treffen und nicht weißt, welche Entscheidung die richtige ist, ist es wichtig, dir den folgenden Unterschied bewusst zu machen: Triffst du gerade eine gute Entscheidung in dem Sinne, dass du dich gut dabei fühlst? Oder triffst du die richtige Entscheidung, die sich wahrscheinlich erst einmal unbequem anfühlt?
Entscheidungskompetenz ist eine Fähigkeit, die du durchaus trainieren kannst – wie einen Muskel, der wächst, je mehr du ihn benutzt. Hier sind vier Übungen und Impulse, die dir helfen können, klarer und bewusster zu entscheiden.
Die 5 Phasen der Entscheidung
Melanie Wolfers beschreibt in ihrem Buch »Entscheide dich und lebe!« fünf Phasen der Entscheidung, entlang derer du mehr Klarheit über die Motivation und Logik deiner Entscheidung gewinnen kannst. Die Phasen bauen aufeinander auf, aber sie stellen keine starre Abfolge dar.
Die Struktur dieser Phasen hilft dir, den oft lähmenden inneren Monolog zu ordnen. Die fünf Phasen unterstützen dich dabei, bewusst zu entscheiden, anstatt zu reagieren oder zu prokrastinieren. Am Ende entwickelst du Resilienz gegenüber falschen Entscheidungen: Du erkennst, dass du jederzeit nachjustieren kannst, wenn eine Entscheidung nicht die richtige war.
1. Die Entscheidungssituation wahrnehmen
Du erkennst überhaupt erst, dass eine Entscheidung ansteht – bewusst oder unbewusst. Oft schleichen sich Probleme oder Unzufriedenheit ein, ehe wir realisieren, dass wir handeln müssen. Das kann etwa sein, wenn die Lust an der Arbeit vergeht und womöglich ein Jobwechsel sinnvoll wäre.
2. Die Entscheidung vorbereiten
In dieser Phase sammelst du Informationen, reflektierst deine eigenen inneren Antriebe (was sagen dein Kopf, dein Herz und dein Bauchgefühl?) und erkennst mögliche Ausweichmanöver oder festgefahrene Ängste, die dich von einer Entscheidung abhalten.
3. Die Alternativen anhand von Kriterien abwägen
Anschließend vergleichst du die Optionen – nicht wild durcheinander, sondern anhand von Kriterien, die dir wichtig sind: z. B. nach ethischer Verantwortung, deinen Werten, entlang deiner Lebensumstände oder langfristigen Zielen, nach einem guten Bauchgefühl oder innerem Frieden.
4. Die Entscheidung treffen
Du wählst aktiv eine Option, wenn möglich bewusst, mutig und aus Überzeugung. Das kann ein »Ja«, ein »Nein« oder auch ein »Vielleicht« mit Bedingungen sein.
5. Die Entscheidung umsetzen und auswerten
Am Ende handelst du. Du setzt die Entscheidung in die Tat um, beobachtest die Auswirkungen und bleibst flexibel genug, um die Richtung bei Bedarf anzupassen. Wie schon gesagt: Die meisten Entscheidungen sind nicht in Stein gemeißelt.
Denk an dein Zukunfts-Ich
Stell dir vor, du bist in fünf Jahren an einem Ort, an dem du dich wohl, erfüllt und lebendig fühlst. Welche Entscheidung hat dich dorthin geführt? Was hat dein zukünftiges Ich gewählt? Und warum? Versuche, sowohl bei kleinen als auch großen Entscheidungen abzuwägen zwischen kurzfristigem Komfort und langfristiger Erfüllung. Deine Vision von deinem zukünftigen Selbst hilft dir, dich von kurzzeitigen Ängsten zu lösen und auf zeitlose Werte zu fokussieren.
In dieser Übung spielen übrigens vor allem die alltäglichen, wiederkehrenden Entscheidungen eine Rolle: Denn die scheinbar kleinen, unbedeutenden Entscheidungen summieren sich über die Jahre auf und bilden die Basis deines Lebens.
- Wie sehr priorisiert du deinen Schlaf?
- Bewegst du dich ausreichend?
- Wie ausgewogen ist deine Ernährung? Mal ein Croissant zum Frühstück tut deiner Seele gut – über Jahre hinweg jeden Tag ein Croissant zu essen, ist jedoch schlecht für deine Gesundheit.
Kleine Entscheidungen und Routinen stärken nicht nur dein Vertrauen in deine Urteilsfähigkeit, sondern legen auch den Grundstein für die großen Entscheidungen: Wer mit Körper und Geist in Balance ist, hat mehr Energie, wichtige Dinge zu entscheiden.
Wirf eine Münze
Wenn du vor einer Entscheidung stehst, kannst du eine Münze werfen, um zwischen zwei Optionen zu wählen. Der eigentliche Trick liegt aber nicht im Ergebnis, sondern in deiner Reaktion darauf. Formuliere deine Entscheidung ganz konkret, etwa: Soll ich das neue Jobangebot annehmen, ja oder nein? Weise den Seiten der Münze jeweils eine Option zu, also z.B. Kopf = ja, Zahl = nein.
Wirf die Münze und achte genau auf den Moment, bevor du das Ergebnis anschaust. Spüre in dich hinein: Hoffst du auf ein bestimmtes Ergebnis? Oder: Schau dir das Ergebnis an und beobachte deine spontane Reaktion – freust du dich oder hast du sofort das Bedürfnis, nochmal neu zu werfen?
Dein Körper und dein Bauchgefühl wissen oft schon mehr als dein Kopf. Der Münzwurf bringt dich in Kontakt mit deinem emotionalen Kompass; dem Teil in dir, der sich wirklich für oder gegen etwas entscheidet, auch wenn der Verstand noch unsicher ist. Diese Methode ist besonders hilfreich, wenn beide Optionen »gleich gut« oder »gleich schlecht« erscheinen und du dich dadurch wie gelähmt fühlst.
Der Feeling-Code
Auch diese Methode zielt darauf ab, eine Entscheidung im Einklang mit deinem Innersten zu treffen. Nimm dir zwei Zettel. Schreibe auf den ersten Zettel die eine Entscheidungsmöglichkeit und auf den zweiten die andere Möglichkeit. Wenn du zum Beispiel nicht sicher bist, ob du kündigen sollst, schreibst du auf den einen Zettel »Den Betrieb verlassen« und auf den anderen Zettel »Im Betrieb bleiben«. Falte beide Zettel und mische sie durch, sodass du nicht mehr weißt, auf welchem Zettel welche Entscheidung steht.
Nun setze dich an einen stillen und ruhigen Ort, an dem du in einen meditativen Zustand kommen kannst. Zünde dir eine Kerze an, lege dir ein gutes ätherisches Öl auf und schwelge in deinen Gedanken. In die linke Hand nimmst du einen Zettel und in die rechte Hand den anderen Zettel.
Nun gilt es, tief in deinen Körper hineinzuhören. Was sagt dir deine linke Hand? Wird sie schwerer, wird sie leichter? Wird sie kalt oder wird sie warm? Hast du ein positives oder ein negatives Gefühl? Wichtig ist, dass du weißt, sobald ein Zettel, sprich, eine Hand sich schwerer und negativer anfühlt, dass das nicht die richtige Entscheidung ist.
Podcast: Melanie Wolfers über Entscheidungen
In dieser Podcast-Episode sprechen Melanie Wolfers und Andreas Bormann über die fünf Phasen, die uns helfen, wenn wir eine gute und kluge Entscheidung treffen wollen.
Fazit: Entscheidungen sind keine Endstation, sondern Wegweiser
Eine Entscheidung ohne Zweifel ist selten. Und dass wir heutzutage so viele Optionen haben, macht es noch schwerer, richtige Entscheidungen zu treffen. Der Gedanke: »Was, wenn …?« bleibt oft, auch wenn wir uns schon entschieden haben. Das ist menschlich. Du darfst trotzdem handeln. Denn Entscheidungen brauchen oft weniger Gewissheit – und mehr Vertrauen und Aktion.
Oft hilft es, dir bewusst zu machen: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Wenn du nicht wählst, wählt das Leben für dich – oder andere tun es. Und das Ergebnis fühlt sich oft schlechter an als ein aktives »Ja« oder »Nein« zu einer Entscheidung. Egal, ob sich eine Entscheidung später als richtig oder falsch herausstellt, dieses In-Bewegung-Bleiben bedeutet, in deine Selbstwirksamkeit zu kommen. Es ist dein Leben und du solltest aktiv darüber entscheiden, wo die Reise hingehen soll.
Wir entscheiden nicht, um alles zu wissen, sondern um weiterzugehen. Viele Wege lassen sich später korrigieren oder anpassen. Viel wichtiger als die »perfekte« Entscheidung ist also die bewusste Entscheidung – die, die du im Einklang mit dir selbst triffst, die auf deine Werte und Visionen einzahlt und die dich deinem Zukunfts-Ich näher bringt.
Wenn du dich wieder einmal fragst, wie du eine schwere Entscheidung treffen kannst, mach dir bewusst: Du darfst dich auch mal irren. Und du darfst neu wählen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich unsicher zu fühlen, sondern ein Zeichen von innerer Bewegung und Wachstum. Hauptsache, du entscheidest dich bewusst.