Stille genießen: 5 Tipps, wie dir still sein gelingt

Was ist mit Stille bzw. Ruhe gemeint?


Die Begriffe »Stille« und »Ruhe« stehen laut dem Duden für einen »durch kein lärmendes, unangenehmes Geräusch gestörten [wohltuenden] Zustand«. Mit Stille ist also nicht zwingend die Abwesenheit jeglichen Geräuschs gemeint, sondern nur die der meisten.

Das Wort »Ruhe« wird darüber hinaus verwendet, um einen Moment völliger Bewegungslosigkeit zu bezeichnen, z. B. wenn ein Pendel eine Millisekunde in der Luft verharrt, um dann wieder zurückzuschwingen. Wenn du also störende akustische Reize minimierst, kannst du, wie das Pendel, im Moment der Stille innehalten, dich umsehen und entscheiden, in welche Richtung es weitergehen soll. Wir erklären dir im Folgenden, wie dir das am besten gelingt.

 

Warum ist Stille so wichtig für deine Gesundheit?

Dass sich Lärm negativ auf unser Stresslevel auswirkt, krank machen und die Leistungsfähigkeit reduzieren kann, ist bekannt. Besonders hochsensible Menschen leiden unter lauten akustischen Reizen und empfinden dadurch eine große Anspannung. In Momenten der Stille kann dein Körper ohne Ablenkung zur Ruhe kommen und seine Ressourcen wieder aufladen. Hier findest du einige Gründe, warum Stille außerdem wichtig für deine Gesundheit, deine Leistungsfähigkeit und dein allgemeines Wohlbefinden ist:

  • Reflexion: Einfach still zu sein ermöglicht es dir, Dinge in Ruhe zu überdenken, um dann Entscheidungen bewusster zu treffen, ohne dass du abgelenkt bist.
     
  • Bedürfnisse: In Momenten der Stille kannst du ganz bei dir ankommen und auf deine Bedürfnisse hören. So merkst du besser, was du brauchst, um dich wohlzufühlen.
     
  • Kreativität: Ohne akustische Reize, kann sich deine Fantasie viel besser entfalten und du bist deutlich kreativer. Die Ideen, die du dann umsetzt, kommen ganz aus dir selbst.
     
  • Entspannung: Orte der Stille kannst du gut nutzen, um zu meditieren oder Yoga-Übungen zu machen. So kannst du besser bei dir ankommen, als wenn deine Aufmerksamkeit durch störende Geräusche abgelenkt wird.
     
  • Konzentration: Wenn du dir täglich Zeit für stille Momente gibst, kannst du dich langfristig besser konzentrieren. Wenn du deinem Gehirn nämlich Ruhe gönnst, ist es im Anschluss viel aufnahmefähiger.

 

Podcast: Entdecke die Stille in dir

Im Alltag begegnet uns Stille fast nie. Von überall schallt und lärmt es. Vielen Menschen macht Stille sogar Angst: Denn in der Stille sind wir ganz auf uns selbst zurückgeworfen und müssen uns mit den eigenen, vielleicht unangenehmen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen. Und doch ist Stille existenziell wichtig für uns und unser Gehirn: In der Stille verarbeiten wir Erlebnisse und unsere Kreativität kann sich zeigen. Wie können wir uns bewusst Räume der Stille schaffen, in denen nichts von uns erwartet wird und wir einfach sein können? In dieser Podcast-Folge des Podcasts GANZ SCHÖN MUTIG sprechen Bestseller-Autorin und Seelsorgerin Melanie Wolfers und Radio-Journalist Andreas Bormann darüber. 

Weitere Folgen des Podcasts findest du auf Spotify, Apple Podcasts sowie auf melaniewolfers.de und überall wo es Podcasts gibt. 

 

 

Wie wirkt sich Stille auf das menschliche Gehirn aus?


In einer Studie wurde der Einfluss unterschiedlicher Geräusche, im Vergleich zu Stille, auf das Gehirn untersucht. Dabei fand man heraus, dass Stille im Gegensatz zu einer geräuschvollen Umgebung, wesentlich dafür verantwortlich ist, dass sich neue Neuronen im Gehirn, genauer im Hippocampus bilden ─ und das sogar über einen längeren Zeitraum hinweg.

Der Hippocampus ist im Wesentlichen für das Gedächtnis verantwortlich, also dafür neue Informationen aufzunehmen und mit bereits gespeicherten zu verknüpfen. Die Studie zeigt also, dass dein Gehirn Momente der Stille braucht, um alles was du gelernt, erlebt und wahrgenommen hast, abzuspeichern und mit deinem Vorwissen zu verbinden.

In der Stille entspannt die Seele. Stille und innere Ruhe empfinde ich, wenn ich glücklich bin. Wenn ich in Harmonie mit den Menschen, Tieren und der Natur leben kann.
Horst Lichter

5 Tipps, wie du zu innerer und äußerer Stille findest    

Im Folgenden wollen wir dir zeigen, wie du dir im Alltag Momente der inneren und äußeren Stille gönnen kannst und was du tun kannst, um dir mehr Ruhe und Wohlbefinden zu verschaffen. 
 

Tipp 1: Reduziere den Lärm um dich herum

Nicht immer befinden wir uns an einem ruhigen Strand, auf einer einsamen Hütte in den Bergen oder in einem buddhistischen Kloster, wo wir von Stille umgeben sind. Trotzdem ist es ratsam, dass du während deiner Stille-Auszeit so gut es geht den Lärm um dich herum reduzierst. Hier einige Vorschläge, wie das geht:

  • Benutze Ohrstöpsel oder Noise-Cancelling Kopfhörer, um störende Geräusche zu minimieren.
  • Geh hinaus in die Natur oder in große, öffentlich zugängliche Gebäude, wie z. B. Bibliotheken, Museen oder Kirchen. 
  • Suche dir Tageszeiten, an denen du bewusst Momente der Stille erleben kannst, ohne dabei gestört zu werden.

 

Tipp 2: Richte dir einen imaginären Raum der Stille ein


Um auch in hektischen Situationen innere Ruhe zu finden, ist es wichtig, dass du dir einen mentalen Ort der Stille einrichtest. An diesen kannst du »zurückkehren«, wenn dir alles zu viel wird und du wieder zu dir selbst finden willst. So kannst du dir deinen Ruheort konstruieren:

  • Überlege dir, ob du schonmal an einem Ort gewesen bist bzw. einen Moment erlebt hast, in dem du dich ganz ruhig gefühlt hast. Spüre mit geschlossenen Augen in dich hinein, was du dort empfunden und gesehen hast. Speichere dir diese Erinnerung als deinen persönlichen Raum der Stille ab.
     
  • Schau dir stimmungsvolle Naturfotos an und horche dabei in dich hinein, ob dir ein bestimmtes Bild ein besonders ruhiges Gefühl vermittelt. Druck es dir am besten aus, damit du diesen Ort der Ruhe verinnerlichen kannst. 

 

Tipp 3: Nimm deine innere Stille bewusst wahr

Eckhart Tolle beschreibt Stille als den inneren Raum, in dem Dinge wahrgenommen und zu Gedanken werden. Indem du die äußere Stille suchst und dir Augenblicke der Ruhe gönnst, kannst du auch innerlich still und fokussiert werden. Spüre dabei in dich hinein und überprüfe, wie sich diese innere Stille anfühlt. Welche Gedanken und Empfindungen bringt die innere Stille mit sich oder empfindest du gar nichts? Indem du diese Emotionen achtsam wahrnimmst, verstärkst du den beruhigenden Effekt.

 

Tipp 4: Orientiere dich an der Stille der Bäume

Vor allem alte Bäume strahlen eine Art weise Ruhe aus. Sie stehen meist ganz still, wenn der Wind ihre Äste nicht hin und her bewegt. Wenn du zu innerer Stille finden willst, kann es dir helfen, wenn du dir die Bäume in deiner Umgebung oder im Wald als Vorbild nimmst. Stelle dir vor, wie tief sie verwurzelt sind und wie fest sie stehen. Übertrage dieses Gefühl auf dich selbst. Spüre, wie du in deinem Sein verwurzelt bist, ruhig und still existierst und die Dinge einfach an dir vorbeiziehen lässt.

 

Tipp 5: Lass die Stille zu, auch wenn sie beunruhigend ist

Nicht immer können wir uns in der Stille gleich entspannen. Manchmal berichten Menschen sogar von einer unerträglichen Stille. Das liegt vor allem daran, dass wir die Ruhe nicht gewöhnt sind. Auf einmal sind wir mit unseren Gedanken und Empfindungen ganz allein, ohne Zerstreuung oder äußere Reize. Stille kann erstmal laut sein, aber mit der Zeit wirst du merken, wie du immer mehr zur Ruhe kommst und deine Gedanken leiser werden.

 

Fazit: Kraft aus der Stille schöpfen

Horst Lichter fasst es in seinem Buch »Ich bin dann mal still« ganz richtig zusammen: »Die große Kunst im Leben ist es wohl, die stille Seite mit der lauten Seite in der Waage zu halten. Darauf zu achten, dass die Ruhe zu ihrem Recht kommt.« Du musst dich im Alltag nicht dauerhaft isolieren, damit es dir gut geht. Akustische Reize sind prinzipiell nichts Schlechtes und gehören zu unserer schnelllebigen und betriebsamen Welt dazu. Wichtig ist aber, dass du dir und deinem Gehirn immer wieder die Möglichkeit gibst, ganz still zu sein. Nur so kann dein Geist und dein Körper zu tiefer Ruhe kommen und Kraft aus der Stille schöpfen. 
 

Mehr für dich