Biorhythmus: So bringst du deine innere Uhr in Balance

Was ist der Biorhythmus?

Der Biorhythmus, dem unser Körper mit all seinen Funktionen folgt, ist spätestens seit der Einführung von Lerchen und Eulen bekannt: also der Unterscheidung zwischen Frühaufstehern und solchen, die spät abends erst zu Höchstformen auflaufen und dafür aber länger schlafen. Denn tatsächlich sind gewisse Vorlieben und daran gekoppelte Leistungsfähigkeit, Kreativität und generelle physische sowie psychische Ausgeglichenheit höchst individuell von dem jeweiligen Biorhythmus der Person abhängig. 

Wie deren innere Uhr tickt, haben in den sechziger Jahren Forscher am damaligen Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Andechs untersucht, als sie Freiwillige über mehrere Wochen in einem »Bunker« isolierten. Das Ergebnis dieses Experiments war, dass die Menschen in einem konstanten Rhythmus leben, deren Periode der wichtigsten inneren Uhr zirkadian verläuft. In der Chronobiologie bedeutet das, dass die endogenen Rhythmen eine Periodenlänge von circa 24 Stunden haben und bei vielen Lebewesen einen großen Einfluss auf die Funktionen des Organismus haben.

Der Biorhythmus bestimmt das menschliches Verhalten auch dann, wenn keine äußeren Zeitgeber vorhanden sind. Die Probanden in Andechs standen, auch ohne zu wissen, wie spät es ist, auf, nahmen in regelmäßigen Abständen ihre Mahlzeiten ein und legten sich schlafen, wenn sie ein Gefühl von Müdigkeit überkam.

 

Wenn wir gegen die innere Uhr verstoßen, wie es bei Schichtarbeit und Nachtdiensten der Fall ist, müssen wir aufgrund unserer biologischen Ausstattung damit rechnen, dass wir dann mehr Fehler machen.
Prof. Jürgen Zulley

Die innere Uhr und die äußeren Taktungen: Eine Diskrepanz

Oftmals unterscheiden sich die »innere Uhr« und von außen gegebene Taktungen wie generelle Arbeitszeiten, Meetings und private Termine aber wesentlich voneinander. Während die inneren Intervalle in unseren Genen verankert sind, werden die äußeren Intervalle von der Gesellschaft und unserem Alltag vorgegeben. Die Taktung von innen und die Fremdtaktung von außen sind asynchron. Die potenziellen Folgen sind sowohl Verspannungen und Schmerzen, aber auch chronische MüdigkeitBurnout und Unkonzentriertheit, die die Fehleranfälligkeit erhöht. Der Körper wird krank. Dabei muss man nicht gegen seinen Körper arbeiten.

Je mehr wir im Einklang mit unseren natürlichen Rhythmen leben, desto besser geht es uns.
Redaktion

Im Einklang mit deinem persönlichen Biorhythmus

Die ganze Biologie des Körpers richtet sich an Intervallen aus – wenn man mit diesen Rhythmen arbeitet, anstatt gegen sie, kann man also sein volles Potenzial ausschöpfen. Eine Studie zur chronobiologischen Arbeitsgestaltung vom Fraunhofer-Institut hat ergeben: Wer sein Leben an seinen natürlichen Intervallen ausrichtet, hat vier entscheidende Vorteile. Nämlich mehr Gesundheit, mehr Wohlbefinden, mehr Wohlstand und auch eine längere Lebenserwartung. 

Wer also mit seinem Körper kooperiert, unterstützt die Körperfunktionen und Regenerationsarbeiten, die tagtäglich ablaufen: vom Schlaf über den Stoffwechsel bis hin zur Denkleistung. Es lohnt sich also, sich über seine eigenen Schlaf- und Wachrhythmen, aktiven und passiven Rhythmen und auch kreativen und unkreativen Phasen klar zu werden. 

Passend dazu: Die Organuhr - im Einklang mit deinen natürlichen Rhythmen leben.

 

Anzeichen, dass dein Körper nicht im Biorhythmus ist

Denn all diese offensichtlichen und versteckten Intervalle helfen dem Körper, gesund zu bleiben. Der Biorhythmus stabilisiert die Funktion des Organismus und hilft bei besagter Regeneration und Gesundung. Darüber hinaus sind alle Körperfunktionen miteinander synchronisiert und aufeinander abgestimmt – wenn der biologische Rhythmus also gestört wird, gerät der Mensch komplett aus dem Gleichgewicht, sowohl körperlich als auch geistig. 

Die logische Schlussfolgerung: Je mehr unser Körper im Einklang ist, desto besser geht es uns. Wenn der Körper aus der Balance gerät, werden wir krank. Alarmsignale dafür, dass unser Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist und wir womöglich entgegen der inneren Uhr arbeiten, sind anhaltende Schlafprobleme, körperliche und mentale Erschöpfung, Aufmerksamkeitsprobleme, Gewichtsschwankungen, Verspannungen, depressive Verstimmungen und sogar Herz-Kreislauf-Probleme. 

 

Lebensrhythmus: Die 4 Intervalltypen

Eine Typisierung hilft dabei, sich einem Intervalltyp zuzuordnen, um daraus dann Handlungsempfehlungen für eine Synchronisation von Innen und Außen ableiten zu können. Die menschliche Natur ist jedoch weitaus komplizierter – deswegen sind die vier Typen lediglich eine Orientierung. Wer sich deutlich einem Intervalltypen zuordnet, kann dennoch Spuren der anderen Typen in sich tragen. 

1. Der Intensive

Dieser Intervalltyp findet sehr wenig Ruhe und ist im ständigen Fight-or-Flight-Modus. Er hat das Gefühl, viel leisten zu müssen und akzeptiert auch Überstunden und Anstrengung. Dabei merkt er meist gar nicht, dass er körperlich erschöpft ist und eigentlich Erholung und Entspannung braucht. Charakteristisch sind Verspannungen besonders im Nackenbereich. Der intensive Intervalltyp ist leider ein typischer Burnout-Kandidat. 

2. Der Traditionelle

Der zweite Intervalltyp arbeitet grundsätzlich gerne, tut die Dinge aber auch aus Verantwortungsgefühl heraus und gerät deshalb bei Zeiten in Stress. Denn er stellt die Arbeit immer noch über das Private und verzichtet für die Bewältigung des Pensums auch mal auf Schlaf und Erholung. Es hilft, die Tage und Wochen besser zu organisieren, um genügend Zeit für Freizeit zu schaffen. 

Höre auch in unsere Podcastfolge #8 mit Lothar Seiwert hinein und erfahre mehr zum Thema Zeit und Lebensglück.

3. Der Flexible

Dieser Intervalltyp findet schon eine ganz gute Balance zwischen Aktivität und Ruhe. Er findet die Regeneration eher in motivierenden Aufgaben, die ihn weiter vorantreiben. Der Flexible hat ein starkes Freiheitsbedürfnis und sucht Erfüllung in den täglichen Aufgaben. Dieser Erfüllung sollte er unbedingt nachgehen. Sobald sich körperliche Verspannungen bemerkbar machen, sollte er daher den Kurs wechseln und sich neue Aufgaben suchen.

4. Der Engagierte

Der engagierte Intervalltyp ist selbstbestimmt und weiß, wie er mit seinem Arbeitseinsatz das Maximum rausholen kann. Größtmögliche Ergebnisse bei minimalem Aufwand sind die Devise: Bei ihm stehen Ruhe und Regeneration über Aktivität. Der Hauptantrieb dieses Typs ist die Selbstbestimmung – dabei kann er die Balance zwischen Erholung und Leistung bzw. Anspannung und Entspannung leicht finden. 

Du möchtest wissen, welcher Intervalltyp du bist? Dann mache hier den Intervalltypen-Test.

 

Lerne deine persönlichen Rhythmen kennen und schaffe eine möglichst große Synchronität zu deinem Alltag.
Redaktion

Deinen Rhythmus erkennen mit der BOSS-Methode

All dieses Wissen um die verschiedenen Intervalltypen und die Wichtigkeit der inneren Uhr ist nicht viel wert, wenn man seinen eigenen Rhythmus nicht kennt. Mithilfe der sogenannten BOSS-Methode lässt sich der Weg zu einer ausbalancierten, möglichst großen Synchronität zwischen Biorhythmus und Alltag finden. 

B – Bestandsaufnahme

Durch Beobachten wird man sich der eigenen Intervalle bewusst. Jeder Mensch tickt anders, es ist also wichtig, mit detaillierter Selbstbeobachtung zu schauen, wie der eigene Rhythmus ist und dies schriftlich in einem Journal festzuhalten. Wann wird man kreativ, zu welcher Zeit ist man besonders konzentriert, wann wird man müde? Das gilt für den Tag, aber auch für die Woche.

O – Organisation

Wenn man seine eigenen Intervalle kennt, wie kann man den Alltag analog zur inneren Uhr organisieren und planen? Wie schafft man es, seine aktiven Phasen optimal zu nutzen und so ebenso das Maximum aus den Entspannungsphasen rauszuholen? 

 

S – Sinngebung

Denn sobald man mit der Organisation das Optimum aus seiner Leistungsfähigkeit und seiner Zeit rausholt, eröffnen sich neue Freiräume. Diese freien Kapazitäten wollen genutzt werden. Hier bleibt endlich Zeit, Dinge zu finden, die einen über die Arbeit und alltäglichen Pflichten hinaus erfüllen. Man kann diese Phase auch als postmateriell bezeichnen: Man sucht nach einem Sinn innerhalb seiner Existenz. 

S – Synchronisation

Es gilt, ein Resümee zu ziehen, einen Lebenssinn zu definieren und dann final Arbeitsalltag und schließlich das gesamte Leben an die inneren Intervalle anzupassen – um so nicht nur gesund und glücklich zu leben, sondern ein besseres und nachweislich auch längeres Leben zu führen. 

 

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