Lughnasadh: So begehst du das erste Erntefest im Jahreskreis
Mit diesen Ritualen lässt sich das keltische Schnitterfest feiern
Goldgelbe Getreidefelder, sengende Hitze und die ersten reifen Früchte – es ist Zeit für Lughnasadh, das keltische Fest der ersten Ernte. Obwohl der Hochsommer noch in voller Kraft steht, lädt uns dieses Fest ein, innezuhalten, die Früchte unserer Arbeit zu würdigen und uns langsam auf das letzte Viertel des Jahres einzustimmen.
Vielleicht kommt es dir seltsam vor, schon an den Herbst zu denken, während das Feuer des Sommers noch so intensiv brennt. Doch jeder heiße Sommerflirt, jede intensive Arbeitsphase und jede durchtanzte Partynacht geht irgendwann zu Ende – auf die eine oder andere Weise. Und genau diesen Rhythmus von Fülle und Abschied, von Licht und Schatten, von Leben und Vergänglichkeit feiern wir mit Lughnasadh.
Lass dich inspirieren – von alten Bräuchen und modernen Ritualen – und gestalte dein ganz persönliches Erntefest.
Wann ist Lughnasadh? Das keltische Erntefest im Jahreskreis
Lughnasadh (ausgesprochen: Luu-nah-sah) wurde traditionell um den achten Vollmond nach der Wintersonnenwende gefeiert. Heute ist es festgesetzt auf den 1. August. Andere Namen für das erste der drei großen keltischen Erntefeste sind Lammas oder auch einfach Schnitterfest. Im Jahreskreis der Wicca liegt es zwischen Litha (der Sommersonnenwende) und Mabon (der Herbsttagundnachtgleiche).
Auch das katholische Fest des Heiligen Jakobus, die Petri-Kettenfeier oder Mariä Himmelfahrt fallen in die transformative Zeitqualität um Lughnasadh und bedienen sich alter Bräuche wie beispielsweise der Kräuterweihe.
Lughnasadh fällt in unseren Breitengraden in die Zeit der Hundstage. Das sind die heißesten und lichtreichsten Tage des Jahres. Die hochstehende Sonne bringt das Getreide jetzt zu seiner vollen Reife und die ersten Ernten stehen an. Gleichzeitig werden die Tage nun wieder spürbar kürzer.
Viele Menschen genießen ihr Leben jetzt in vollen Zügen, andere ziehen sich zurück, um nicht zu überhitzen – körperlich und geistig. In der Hochsommerhitze spüren wir die Folgen des Klimawandels am deutlichsten. Ausgelassene Sommernächte stehen in dieser Zeit direkt neben der Gefahr von Dürre und Waldbränden. Ein Kontrast, der uns zur Reflexion anregen darf.
Lughnasadh: Bedeutung und Ursprung
Um den Ursprung von Lughnasadh ranken sich verschiedene Mythen. Sicher ist aber, dass das Fest mit dem keltischen Sonnen- und Erntegott Lugh in Verbindung steht, denn übersetzt heißt Lughnasadh etwa »Tötung des Lugh«. Man glaubte, dass das Opfer des zu Ostara geborenen Getreidegotts dem Überleben der Menschen durch eine reiche Ernte diente.
Deshalb fanden z. B. in Irland vor der Christianisierung große Feste zu Ehren Lughs statt, deren Bräuche in abgewandelten Formen teilweise bis heute bestehen.
Traditionen zu Lughnasadh umfass(t)en z. B.:
- Sportwettkämpfe und Spiele für eine lebendige Gemeinschaft
- große Feuer
- Danksagungen
- das Backen vom ersten Laib Brot aus der frischen Ernte
- die Segnung von Heilkräutern
- Räucherungen
- das Binden von Erntesträußen
- das Basteln und Verbrennen von Strohpuppen
Heute dürfen wir Lughnasadh neu entdecken – als Fest des ersten großen Innehaltens: Was habe ich gesät, was darf ich ernten? Denn die Ernte ist ein sichtbares Symbol für die Früchte unserer Arbeit – im Außen wie im Inneren.
Lughnasadh heute feiern: Themen und Journaling-Impulse
Traditionelle Lughnasadh-Rituale ehren den Kreislauf von Werden und Vergehen. Diese Energie kannst du heute bewusst in deine spirituelle Praxis mit einfließen lassen, unabhängig davon, ob du aktiv dem Wicca-Jahreskreis folgst, deine eigene Form von Naturspiritualität lebst oder einfach nur achtsam auf dein Jahr blicken möchtest.
Themen für dein individuelles Lughnasadh-Ritual können sein:
- Anlegen von Vorräten (auch emotional und spirituell)
- Ernten statt Neu-Säen
- Dankbarkeit
- Demut vor dem Zyklus des Lebens
- End-of-Sommer-Blues
- Trennung, Abschied, Loslassen
- Umweltbewusstsein
Auch ist Lughnasadh der ideale Zeitpunkt, um ehrlich zu reflektieren, welche deiner Visionen für das laufende Jahr sich gut entwickelt haben und wo du vielleicht loslassen kannst. Journaling kann dich bei diesem inneren Prozess unterstützen.
Hier ein paar Fragen, die du dir stellen kannst:
- Was kann ich bereits ernten? Und was braucht noch Zeit?
- Worauf bin ich stolz?
- Wo brenne ich aus, was ist zu viel?
- Aus welchen meiner Vorhaben ist nichts geworden? Wovon muss ich mich trennen?
- Was muss ich vorbereiten, um »gut über den Winter zu kommen« – körperlich, emotional, spirituell?
- Wo lebe ich über meine eigenen Grenzen – emotional, materiell, ökologisch?
Lughnasadh feiern – 3 Rituale und Ideen für zuhause
Dich über Journaling mit den Lughnasadh-Themen zu beschäftigen, ist eine wunderbare Möglichkeit, dich mit der Energie dieses besonderen Festes zu verbinden und herauszufinden, welche Rituale dich auf deiner Reise durch das Jahr derzeit am besten unterstützen können. Frage dich darüber hinaus auch ganz ehrlich, was du gerade brauchst: mehr innere Hitze oder doch sanfte Entspannung?
Für einen sanften Einstieg in deine persönliche Lughnasadh-Praxis findest du hier 3 einfache Ritual-Ideen, die du ganz intuitiv umsetzen und anpassen kannst.
1. Saisonale Kräuter sammeln
Die Kräuterweihe ist eine uralte Lughnasadh-Tradition. Und auch heute noch ist der Hochsommer eine kostbare Zeit für das Sammeln und Trocknen von Kräutern. Viele Heilpflanzen stehen in voller Blüte, tragen Samen oder entfalten jetzt ihre stärkste Wirkung.
Bevor du losziehst, nimm dir einen Moment zum Einstimmen:
- Gehe achtsam durch die Natur, halte inne, rieche und berühre die Pflanzen.
- Bitte innerlich um Erlaubnis, wenn du etwas entnimmst, und danke der Natur. Das ist ein Akt der Wertschätzung, der die Verbindung vertieft.
- Nimm nur Kräuter, die du ganz sicher bestimmen kannst, und achte darauf, dass deine Sammelstelle nicht in der Nähe von stark befahrenen Straßen oder chemisch gedüngten Feldern liegt.
Im August findest du besonders leicht die folgenden Kräuter:
Für Heiltees:
- Schafgarbe (krampflösend)
- Frauenmantel (stärkend für die weibliche Mitte)
- Wilder Fenchel (verdauungsfördernd)
Für die Küche:
- Brennnesselsamen (nährstoffreich)
- Sauerampfer (erfrischend)
- Vogelmiere (mild und vitalstoffreich)
Für Räuchermischungen:
- Beifuß (schützend, reinigend)
- Königskerze (lichtvoll, öffnend)
- Alant (erdend, heilend)
Nach dem Sammeln kannst du die Kräuter bündeln, trocknen und später zu Kräuterbündeln binden oder für Räucherungen in der dunkleren Jahreszeit (z. B. während der Rauhnächte) aufbewahren.
Kräfte sammeln: Yoga Nidra für Tiefenentspannung

In der buchstäblichen, aber auch energetischen Hitze des Sommers können wir Großes leisten, laufen aber auch leichter Gefahr auszubrennen. Gerade jetzt, in dieser Hochphase des Lebens, ist es deshalb wichtig, dass du dir bewusst Zeit zum Entspannen nimmst. Yoga Nidra, auch »Schlaf des Yogi« genannt, ist eine Tiefenentspannungstechnik, bei der Körper und Geist vollständig loslassen dürfen – ganz ohne Anstrengung.
- Komm auf deiner Matte an, atme einige Male tief ein und aus und setze dann dein Sankalpa, eine positive Intention für deine Praxis (z. B. »Ich bin stark«, »Ich bin sicher«, »Ich bin entspannt«).
- Lege dich nun bequem auf den Rücken (Shavasana), am besten mit einer Decke und eventuell einem Augenkissen.
- Führe deinen Fokus nacheinander durch alle Körperteile. Beginne mit der rechten Körperseite und gehe dann weiter zur linken Seite und über vorne nach hinten. Vom kleinen Finger durch den ganzen Körper und von den Zehen bis zum Scheitel.
- Stell dir nun vor, dein Körper wird mit jeder Ausatmung schwerer und schwerer.
- Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem. Spüre, wie er deinen Körper bewegt.
- Zähle nun rückwärts deine Atemzüge. Beginne bei 27.
- Bei 0 angekommen, richte deinen Fokus auf den Punkt zwischen deinen Augenbrauen und wandere von dort tief in den dunklen Raum hinter deinen geschlossenen Augen.
- Lass vor deinem inneren Auge Bilder entstehen, die dich mit der Natur verbinden (einen funkelnden Sternenhimmel, die stürmische See, goldgelbe Felder, ein loderndes Feuer …).
- Erinnere dich zum Schluss noch einmal an dein Sankalpa, deine Intention, und sage es innerlich dreimal auf.
- Komme langsam zurück in deinen Körper. Nimm wahr, wo dein Körper den Boden berührt. Deinen fließenden Atem. Deinen klaren Geist.
- Verweile noch einen Moment in der Entspannung und komme dann ganz bewusst wieder ins Hier und Jetzt.
Strohpuppen-Ritual
Das Strohpuppen-Ritual steht symbolisch für Vergänglichkeit, Reinigung und innere Wandlung. Es hilft dir, inneren Ballast, blockierende Glaubenssätze oder alte Versionen von dir selbst bewusst loszulassen und sie im Feuer zu transformieren.
So gestaltest du dein Ritual:
- Bastle eine kleine Figur, z. B. aus Stroh, Heu, getrocknetem Gras, Papier oder Stoffresten. Geh dabei ganz intuitiv vor. Es gibt kein Richtig oder Falsch.
- Frage dich: Welche Ängste, Zweifel, Gewohnheiten oder alten Muster möchte ich loslassen?
- Übertrage diese Gedanken bewusst in die Figur – entweder mit deiner Vorstellungskraft oder, wenn du magst, indem du sie auf kleine Zettel schreibst und an der Puppe befestigst.
- Bereite ein Feuer an einem sicheren Ort vor. Das kann in einer Feuerschale, einem Kamin oder einer feuerfesten Schale im Freien sein.
- Übergib die Figur dem Feuer, begleitet von einer klaren inneren oder gesprochenen Intention, z. B.: »Ich lasse los, was mir nicht mehr dient«.
- Beobachte den Moment des Verbrennens. Welche Gefühle tauchen auf? Erlaube dir, alles da sein zu lassen – Leichtigkeit, Trauer, Befreiung, Wehmut oder Freude.
- Optional: Halte deine Gedanken, Emotionen und Erkenntnisse im Journal fest. Damit markierst du ganz bewusst den Abschluss deines Rituals.
Fazit: Zu Lughnasadh den Zyklus des Lebens ehren
Lughnasadh lädt uns dazu ein, Dankbarkeit für die Fülle des Lebens zu empfinden und gleichzeitig achtsam mit unseren Ressourcen umzugehen – im Außen wie im Innen.
Du weißt nun alles, was du für deine ganz persönliche Lughnasadh-Praxis benötigst:
- Lughnasadh ist das erste von drei keltischen Erntefesten und wird am 1. August gefeiert.
- Das Fest geht auf den keltischen Gott Lugh zurück und markiert den Übergang vom Hochsommer zur dunkleren Jahreshälfte.
- Wichtige Themen zur Zeit von Lughnasasdh sind: Ernte, Dankbarkeit, Demut vor dem Zyklus des Lebens, Loslassen und Innehalten.
- Du kannst Lughnasadh feiern, indem du z. B. Kräuter sammelst und haltbar machst, Yoga Nidra zur Tiefenentspannung praktizierst oder ein Strohpuppen-Ritual zum Loslassen abhältst.