So kannst du negative Glaubenssätze auflösen, loslassen und ändern
Warum bin ich eigentlich so, wie ich bin? Und wer bin ich überhaupt? Unsere Persönlichkeit ist etwas, das uns unser ganzes Leben begleitet und maßgeblich beeinflusst, wie wir unseren Alltag gestalten.
Unsere Persönlichkeit wird nicht nur von den alltäglichen Gedanken beeinflusst, die wir haben. Sondern auch von sogenannten Glaubenssätzen, die seit unserer Kindheit verankert sind und unterbewusst steuern, wie wir uns auch im Erwachsenenalter verhalten und selbst wahrnehmen.
Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind Überzeugungen, die tief in unserem Unterbewusstsein verankert sind. Wir halten sie für wahr und nehmen durch sie die Welt um uns herum ebenso wie uns selbst wahr. Sie sind also wie ein individueller Filter, durch den wir uns sehen und bewerten.
Glaubenssätze können positiv genauso wie negativ sein. Da wir evolutionär aber starke Negativtendenzen aufweisen und auf das Lauschen potenzieller Gefahren geprägt sind, nehmen wir negative Glaubenssätze einfacher als die Wahrheit an als positive Glaubenssätze.
Verstärkt wird der Hang zum Negativen zusätzlich durch unseren unbedingten Willen, von unserem sozialen Umfeld angenommen zu werden.
Wir hören also sehr auf Kritik aus unserem Umfeld, von Freund:innen und Familie. Auch das ist letztlich in unseren Urinstinkten begründet. Wir waren früher auf unsere Gruppe angewiesen, denn ausgestoßen und auf uns alleine gestellt, konnten wir schlicht nicht überleben.
Der Wunsch nach Zugehörigkeit und die Angst vor Ablehnung sind so starke Instinkte, dass er zu unseren menschlichen Grundbedürfnissen gehört. Darum ist es uns auch so wichtig, was andere über uns denken.
So erkennst du negative Glaubenssätze
Während uns positive Glaubenssätze zwar innewohnen und uns durchaus bestärken können, sind die negativen Gedanken doch immer wieder die, die es an die Oberfläche schaffen und unsere Selbstwahrnehmung von dort aus manipulieren.
Negative Glaubenssätze kannst du auch als limitierende Glaubenssätze begreifen, denn sie hemmen uns unbewusst und schwächen unser Selbstwertgefühl.
Hinter jeder Annahme, die du über deine Person triffst, kann ein solch limitierender Glaubenssatz stehen. Diesen gilt es zu identifizieren, um dann mit ihm Frieden zu schließen – indem man ihn zu seinem kindlichen Ursprung zurückverfolgt und neu betrachtet.
Hast du das Gefühl, dass du nie so gut bist, wie du sein könntest? Egal, wie sehr du dich reinhängst? Ob im Job, als Freund:in oder Partner:in – immer fühlst du dich ungenügend? Vielleicht hast du einen Glaubenssatz wie »Ich bin nicht gut genug« verinnerlicht. Dieser beispielhafte negative Glaubenssatz kann folgende Ursprünge haben:
- das Kind erlebt nur tadelnde Eltern, die nie loben.
- das Kind ist auf etwas besonders stolz, das dann aber nicht die Beachtung bekommt, die es nach eigenem Empfinden verdient hat.
- im Grundschulzeugnis steht neben positivem Feedback ein einschränkender Satz: »In Mathematik ist das Kind etwas langsamer als der Rest der Klasse«.
Glaubenssätze können sowohl aus kindlichen Traumata entspringen, als auch aus solchen alltäglichen, beinahe banalen Gegebenheiten, denen wir gerade als Erwachsene kaum Bedeutung zuweisen würden. Als Kind aber nehmen wir in den ersten Jahren alles ungefiltert auf und können noch nicht bewerten.
Da wir in den ersten Lebensjahren viel und schnell lernen, haben wir nicht nur eine große Beobachtungsgabe, wir saugen alles auf wie ein Schwamm – und so bleiben auch vielleicht lapidar dahingesprochene Sätze der Eltern, Kindergärtern:innen oder Passanten (»dieses Kind ist aber schwierig«) als eigene Wahrheit des Kindes hängen. Daraus entstehende Glaubenssätze sind dementsprechend nicht logisch, sondern rein emotional besetzt.
Negative Glaubenssätze auflösen und ändern
Um solch negative Glaubenssätze erfolgreich auflösen zu können, musst du sie natürlich erst einmal identifizieren. Fällt dir auf, dass dir im Alltag immer wieder die gleichen Situationen begegnen? Wirst du in deinen Partnerschaften immer wieder auf gleiche Weise enttäuscht?
Gibt es wiederkehrende Gedanken, die du bereits als Teil deiner Persönlichkeit empfindest, obwohl du tief drinnen weißt, dass sie nicht der Wahrheit entsprechen – oder du sie so auch einfach nicht akzeptieren willst?
Zugegeben: Es ist nicht einfach, eigenen Glaubenssätzen auf die Schliche zu kommen. Man muss sich ganz genau beobachten und wird nicht von heute auf morgen alle dieser vermeintlichen Wahrheiten als falsch entschlüsseln. Denn meist ist es nicht nur ein limitierender Glaubenssatz, der dich begleitet. Oftmals gibt es einen dominierenden Glaubenssatz, der öfter in bestimmten Situationen getriggert wird, als andere Glaubenssätze.
Die Arbeit mit deinem sogenannten Inneren Kind, das die Glaubenssätze damals als ultimative Wahrheit aufgesogen hat, ist also nicht einmalig und nach einer bestimmten Zeit abgeschlossen.
Vor allem musst du dich auf viele Emotionen einstellen: Denn die Emotionen von damals haben sich keineswegs aufgelöst. Sie sind etwas, das uns, an die negativen Glaubenssätze geknüpft, beginnt, zu kontrollieren.
Es kann schmerzhaft sein, sich diesen verdrängten schwierigen Emotionen wieder anzunähern und sie gemeinsam mit den limitierenden Glaubenssätzen aufzulösen. Was nach viel Arbeit klingt, gibt dir aber auch die Möglichkeit, dich stetig weiterzuentwickeln, besser kennen zu lernen und dein Leben aktiv zu gestalten.
Übung zu den Glaubenssätzen: Erinnere dich
Diese Übung kann dir helfen, zurück in deine Kindheit zu reisen und den Moment auszumachen, in dem dein Glaubenssatz seinen Ursprung findet.
- Gehe von deinem ersten zu deinem siebten Lebensjahr und schreibe alles auf, was dir zu den einzelnen Jahren einfällt. Falls du das Gefühl hast, dich an nichts erinnern zu können, beginne ganz pragmatisch:
Als ich geboren wurde, haben wir da und da gewohnt. Als ich drei war, haben wir an diesem Ort gewohnt, in einer Wohnung oder einem Haus. Und dort bin ich in den Kindergarten gegangen. Das war meine Lehrerin, als ich sechs Jahre alt war.
- Gehe alte Familienalben durch, wenn möglich mit deiner Familie. Normalerweise ist die frühe Kindheit weit hinten in unserem Gedächtnis vergraben. Umso faszinierender ist es, wenn du dich plötzlich wieder erinnern kannst, sobald du dich darauf konzentrierst.
- Befrage deine Familie. Eltern, Großeltern und Geschwister haben natürlich oft eine viel klarere Erinnerung und auch ganz andere Erinnerungen an die Zeit, in der du noch ein Baby oder Kleinkind warst. Aus der Übung können nicht nur gut versteckte Glaubenssätze hervorkommen, sondern auch heilsame Gespräche mit der Familie entstehen.
Mithilfe dieser Übung kannst du letztlich verstehen, in welcher Situation diese »Wahrheit« entstanden ist und den negativen Glaubenssatz neu besetzen.
Denn: Glaubenssätze lassen sich nicht so ohne weiteres auflösen, schließlich wurden sie über Jahrzehnte in unsere Persönlichkeit einprogrammiert. Es geht eher darum, dein Bewusstsein so zu erweitern, dass negative Glaubenssätze nicht mehr als wahr eingestuft werden. Werden sie in einer bestimmten Situation getriggert, kannst du der kritischen Stimme in deinem Kopf auf das »Du bist nicht gut genug« entgegnen: »Das ist nicht die Wahrheit«.
Mehr noch, du kannst negative Glaubenssätze im nächsten Schritt ändern, indem du ihnen etwas Positives entgegensetzt: »Ich bin mehr als genug« oder »Ich bin gut so, wie ich bin«.
Durch die Arbeit mit dem Inneren Kind und unseren Glaubenssätzen ändern wir also zunächst und vor allem unsere Reaktion auf die Trigger, auf die die Glaubenssätze anspringen.
Fazit: So kannst du negative in positive Glaubenssätze verwandeln
Die Arbeit mit negativen Glaubenssätzen ist eine sehr intensive: Sie führt uns zurück in unsere Kindheit und kann durchaus auch schmerzliche Erinnerungen und Situationen zu Tage befördern, die bis dahin sicher verstaut in der untersten Schublade versteckt waren.
Doch nur, wenn du deine Glaubenssätze bis an ihre Wurzel zurückverfolgst und deren Ursprung erkennst, kannst du das, was du bislang als Wahrheit angenommen hast, wirklich loslassen.
Aus einem »Dafür bin ich nicht klug genug« wird ein »Ich kann alles schaffen«. So gibst du dir selbst den Raum und die Möglichkeiten, dein volles Potenzial auszuschöpfen und dein Leben so zu gestalten, wie du es dir wünschst. Aus deinen negativen Glaubenssätzen werden so »Glaub-an-dich-Sätze«.