Gaslighting-Test: Manipulation erkennen und abwehren

Was ist Gaslighting?

Gaslighting, zu deutsch auch Gaslicht-Effekt, bedeutet, dass die Realitätswahrnehmung der Zielperson, auch »Opfer« genannt, in Frage gestellt wird. Die manipulierende Person, auch als Täter:in bezeichnet, wertet die Emotionen des Opfers ab und stellt sie durch Sätze wie »Das war doch ganz anders!« in Frage. Gleichzeitig beharrt er oder sie darauf, dass die Situation nur so stattgefunden hat, wie er oder sie behauptet – obwohl es eigentlich ganz anders war.

Vielleicht parkt der Täter oder die Täterin sogar heimlich das Auto um, verlegt absichtlich den Schlüssel des Opfers oder verstellt die Uhren. Alles mit dem Ziel: der anderen Person die Schuld zu geben und es an seiner Realität und geistigen Gesundheit zweifeln zu lassen. 

Auch wenn der oder die Betroffene sich zu Beginn noch sehr sicher ist, das alles nicht getan oder die Situation richtig beurteilt zu haben, zweifelt er oder sie mit zunehmender Zeit der Manipulation immer mehr an der eigenen Wahrnehmung.

Gaslighting kann dabei sowohl in Beziehungen, im Beruf, in der Familie oder in Freundschaften vorkommen. Häufig sind die Täter:innen selbst in ihrer Kindheit Opfer von Gaslighting geworden oder bringen narzisstische Züge mit. Gaslighting ist zwar nicht strafbar, zählt aber zu seelischem und emotionalem Missbrauch, da es in den betroffenen Personen Angststörungen, Depressionen oder gar Selbstmordgedanken auslösen kann.

Gaslighting ist eine monströse Taktik, die bei den Menschen dauerhafte Schäden hinterlässt.
Thomas Erikson

Gaslighting: Die Definition von Manipulation

Beim Gaslighting geht es also darum, Menschen zu manipulieren. Doch was ist Manipulation überhaupt und ist sie grundsätzlich schlecht? Im Großen und Ganzen bedeutet Manipulation, Menschen durch geschicktes Vorgehen gezielt zu beeinflussen. Das Ziel ist es, dass sich der Manipulator einen Vorteil verschafft. Das kann sowohl in positiver als auch in negativer Absicht sein.

Positive Beispiele der Manipulation
 

  • Damit das Kind gute Noten in der Schule schreibt, bekommt es dafür Geld von seinen Eltern.
     
  • Der Doktor redet wiederholt auf seine Patientin ein, dass sie sich für ihre Gesundheit mehr bewegen muss. 
     
  • Die Freundin, die ihrem Freund eine Überraschung machen möchte, lügt ihn an, damit er das Haus verlässt.

Wir alle tun es also hin und wieder: Wir manipulieren Menschen, damit sich die Situation für uns passend anfühlt. Doch ab wann ist Manipulation krankhaft? 

Krankhafte Manipulation kennzeichnet sich dadurch, dass wir Menschen wiederholend ausnutzen und in Kauf nehmen, dass wir ihnen schaden, indem wir ihnen Zeit, Ressourcen oder die Gesundheit stehlen.

Negative Beispiele der Manipulation
 

  • Immer wieder überzeugend um Geld bitten, ohne die Absicht, dieses jemals zurückzuzahlen.
     
  • Den Partner oder die Partnerin nach jedem Streit zu ignorieren, damit dieser merken soll, was er falsch gemacht hat und sich entschuldigt.
     
  • Der Kollege, der immer wieder darum bittet, Dienste zu tauschen, den Gefallen aber nicht erwidert.

     

Gaslighting-Test: Werde ich manipuliert?

 

Am Narzissmus leiden also meist die anderen, dem Narzissten selbst geht es für gewöhnlich prima damit.
Dr. med. Pablo Hagemeyer

Gaslighting und Narzissmus

Von narzisstischen Zügen, die wir alle mehr oder weniger ausgeprägt besitzen, bis hin zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung lassen sich viele verschiedene Typen und Verhaltensmuster unterscheiden. Was jedoch alle gemeinsam haben, ist das starke Bedürfnis nach Anerkennung und grenzüberschreitender Selbstbezogenheit.

Narzisst:innen manipulieren ihr Umfeld aus der eigenen Unsicherheit heraus. Sie neigen dazu, andere Menschen für ihre Zwecke auszunutzen, damit es ihnen besser geht. Das geschieht im Narzissmus häufig über die Methode des Gaslightings. Dabei ist ihnen fast immer egal, wie die andere Person sich fühlt. 

 

Beispiele für Gaslighting – Manipulation erkennen

An folgenden Anzeichen kannst du erkennen, ob du von Gaslighting betroffen bist oder warst:

1. Verunsicherung

Du wirst in deinem Denken, Handeln und Fühlen immer wieder angezweifelt? Dein Gegenüber weiß grundsätzlich immer besser, wie es dir geht und verdreht ständig die Tatsachen? Dann kann es sein, dass dein Gegenüber dich verunsichern und dir eine andere Wahrnehmung aufzwingen möchte.

2. Lügen

Eine kleine Notlüge, die niemandem schadet, ist vollkommen okay. Wenn du jedoch absichtlich getäuscht, angelogen oder gar betrogen wirst, solltest du aufpassen.

3. Isolation 

Beziehungen, die dir mal wichtig waren, sind aufgrund deines Gegenübers abgebrochen? Er redet schlecht über sie oder sagt dir, dass sie einen schlechten Einfluss auf dich haben? Ein typisches Merkmal bei Gaslighting ist die Isolation von sozialen Kontakten. Dies geschieht, damit keine Beurteilung der Situation von Außen stattfinden kann.

4. Schuldgefühle

Kennst du die Situation: Du wurdest angelogen und es gibt keinen Zweifel mehr daran? Du hast handfeste Beweise und legst sie deinem Gegenüber vor. Ein Anzeichen für Gaslighting ist in diesem Fall, wenn der Manipulator die Behauptungen verdreht, dir die Schuld für sein Handeln gibt, so Schuldgefühle in dir erzeugt und dich dazu bringt, dich bei ihm zu entschuldigen. Dein Gegenüber tröstet dich dann und versucht dich auf diese Weise noch tiefer an ihn zu binden.
 

5. Bestrafung

Wenn du seine Manipulation erkannt hast und dich versuchst zu wehren, bestraft dich dein Gegenüber mit toxischer Ignoranz und Schweigen. Durch seine vorherige Manipulation wirst du auch hier denken, dass du Schuld an seinem Verhalten bist.

6. Abschwächung

Du bist traurig, wütend oder ängstlich und suchst das Gespräch und somit das Verständnis deines Gegenübers? Beim Gaslighting suchst du das vergebens. Es wird deine Ängste, Sorgen und Bedürfnisse ignorieren und banalisieren. Irgendwann sind deine Selbstzweifel so groß, dass du dich an deinen Manipulator anpasst, aus Angst, er könnte dich verlassen.

7. Falscher Schein

Es gibt Momente und Tage, an denen dein Gegenüber dann doch besonders aufmerksam und freundlich zu dir ist, damit du dich wieder zu ihm hingezogen fühlst und eine noch tiefere Bindung zu ihm aufbaust. Genau da besteht die Gefahr. Wir stellen uns dann die Frage: »Wie kann jemand, der so nett und aufmerksam zu mir ist, manipulierend sein?« – »Das muss doch an mir liegen!«

 

Wie kann ich mich vor Gaslighting und Manipulation schützen?

Du hast zwei Möglichkeiten, um dich vor Gaslighting und Manipulation zu schützen:

1. Du leistest Widerstand gegen den Manipulator

Dieser Punkt darf nicht unterschätzt werden: Der Manipulator kennt dich und all deine Trigger und wird alles daran setzen, seinen Willen auch weiterhin zu bekommen. Durch deinen Widerstand hat der Manipulator nun jedoch die Wahl: Entweder er ändert sich im Laufe der Zeit oder er sucht sich ein neues Opfer.

So kannst du es schaffen, Widerstand zu leisten:

  • Durchbreche das Muster, indem du anders reagierst als bisher: Sage, dass du Zeit brauchst, um über die gesagten Worte nachzudenken, und reagiere nicht sofort auf Aussagen und Taten.
     
  • Der Manipulator wird nun versuchen, alte Wunden bei dir aufzureißen, indem er dir Vorwürfe macht wie »Ich habe so viel für dich getan und du bist nicht bereit, diese eine Sache für mich zu tun?« – egal, ob das stimmt oder nicht. Wiederhole immer wieder, dass du Zeit brauchst. Lass dich nicht mehr auf das Spiel ein.
     
  • Verstehe, dass deine Ängste ein Teil von dir sind. Versuche, durch sie hindurchzugehen, damit du sie auflösen und dich aus der Abhängigkeit befreien kannst. Schaffe dir zudem positive Gedanken durch positive Affirmationen, die du regelmäßig wiederholst.
     
  • Führe Tagebuch über wichtige Abmachungen und beschreibe die Manipulation in Worten: Was tut der Manipulator? Was empfindest du dabei? Womit sollte er aufhören und was stattdessen tun? Was würdest du dann empfinden? Sage dem Manipulator deine aufgeschriebenen Worte klar und deutlich.
     
  • Bleibe stark, Veränderungen brauchen Zeit. Erkläre dem Manipulator immer wieder, dass das, was er tut, bei dir nicht mehr funktioniert.
     
  • Mache dem Manipulator klar, wie du dir künftig die Beziehung zu ihm vorstellst.
     
  • Wenn sich die manipulierende Person ändert und dir entgegenkommt, gib ihr Zeit, ihre Muster zu durchbrechen, aber vertrete weiterhin deinen Standpunkt. Es kann aber auch sein, dass sich die Person nicht ändern wird oder dich gar verlässt. Dann darfst du verstehen, dass es nie um dich ging, sondern lediglich um das Machtspiel.

 

2. Du verlässt den Manipulator

Sollte der Widerstand keine Wirkung zeigen oder du bereits gesundheitlich unter den Manipulationen leiden, solltest du den Manipulator verlassen. Es kann auch sehr hilfreich sein, dir an dieser Stelle professionelle Hilfe zu suchen, damit du das Erlebte aufarbeiten kannst.

  • Hier findest du eine Übersicht möglicher Psychotherapeut:innen. Unter der Rufnummer 116117 bekommst du telefonisch Unterstützung bei der Vereinbarung einer psychotherapeutischen Sprechstunde.
     
  • Der Kontakt sollte komplett abgebrochen werden, damit du von den Spielchen des Manipulators wegkommst. Du wirst ihn nicht ändern oder gar heilen können.
     
  • Fokussiere dich wieder auf dein Leben und deine Interessen und geh dem nach, was dir Freude bereitet. Auch wenn es zu Beginn ein schwerer Weg ist – er wird sich lohnen.

 

Fazit: Du kannst Gaslighting und Manipulation abwehren

Bei Gaslighting geht es darum, die andere Person so zu manipulieren, dass sie an ihrer eigenen Wahrnehmung zweifelt. Durch diese emotionale Misshandlung wird das Opfer so manipuliert, dass der Täter oder die Täterin seinen oder ihren Willen bekommt. Du kannst dem Ganzen Widerstand leisten indem du

  • das Muster durchbrichst,
  • klar deinen Standpunkt vertrittst und Grenzen setzt,
  • lernst, deine Ängste anzunehmen und aufzulösen,
  • dich mit positiven Affirmationen stärkst,
  • klar definierst, wie du dir die Beziehung künftig vorstellst.

Wenn keine Einsicht oder Veränderung des Manipulators kommt, dann solltest du ihn verlassen. Konzentriere dich wieder auf die schönen Seiten des Lebens.
 

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