Bindungstypen-Test: Welcher Beziehungstyp bin ich?

Welche Bindungstypen gibt es?

Neurowissenschaftler und Psychologinnen wie Amir Levine und Rachel S. F. Heller entdeckten in ihrer Forschungsarbeit ein Muster in verschiedenen Beziehungen und konnten so drei Hauptbeziehungstypen bzw. Bindungstypen bestimmen:

Die Bindungstheorie wurde in den 1950er Jahren vom britischen Psychoanalytiker John Bowlby entwickelt und später von Mary Ainsworth ergänzt. Sie untersuchten die Bedeutung der frühen Eltern-Kind-Bindung für die spätere Entwicklung des Kindes und identifizierten drei Bindungstypen. In den letzten Jahrzehnten der Forschung wurde außerdem ein vierter Typ hinzugefügt.

Folgende Bindungstypen wurden identifiziert:

  1. der unsicher-ängstliche Bindungstyp
  2. der unsicher-vermeidende Bindungstyp
  3. der sichere Bindungstyp
  4. der unsicher-desorganisierte Bindungstyp
     
Bindungsstile oder Bindungstypen helfen uns dabei, ganz viele Beziehungsprobleme zu erklären und auch aufzulösen.
Birgit Fehst

Selbsttest: Welcher Beziehungstyp bin ich

Nun, da du eine grobe Vorstellung davon hast, welche Faktoren dein Beziehungsverhalten prägen können, fehlt nur noch die Bestimmung deines Beziehungstyps. 

Es ist besonders wichtig, dass du weißt, dass es bei diesem Test kein richtig oder falsch gibt. Es könnte sein, dass deine Bedürfnisse nach emotionaler Nähe oder Kommunikation anders sind als bei anderen Menschen. Das ist vollkommen in Ordnung, da dieser Test dir helfen soll zu erkennen, welche Erwartungen du in einer Beziehung hast und wie dein:e Partner:in dich dabei am besten unterstützen kann.

Auf dich warten zusätzlich hilfreiche Tipps, um dein Beziehungsmuster verändern oder bestärken zu können. Du kannst auch den Test nach einer gewissen Zeit wiederholen, um zu sehen, wie sich deine Beziehungsmuster in verschiedenen Lebensphasen oder nach bestimmten Erfahrungen entwickeln. Wenn du den Test zusammen mit deinem Partner oder deiner Partnerin machst, könnt ihr gemeinsam eure Bindung stärken und euch besser verstehen.

 

Die 4 Bindungstypen in Beziehungen

Wie entstehen Beziehungsmuster?

In unserem Leben pflegen wir eine Fülle von Beziehungen, sei es zu unseren Eltern, unseren Freund:innen, unseren Partner:innen oder zu uns selbst. Einige von ihnen bestehen über Jahre hinweg, während andere wiederum im Sande verlaufen. Doch woran liegt das? 

Ähnlich wie deine Vorlieben für eine bestimmte Filmrichtung oder dein Traum, Pilot:in zu werden, kann auch dein Beziehungstyp von äußeren Einflüssen geprägt worden sein. Diese Einflüsse können beispielsweise folgende sein:

  • Deine Familie: Wie du in deiner Familie aufgewachsen bist, kann einen wesentlichen Einfluss auf deine späteren Beziehungsmuster haben.
     
  • Deine persönlichen Erfahrungen in bisherigen Beziehungen: Diese positiven als auch negativen Erfahrungen können Einfluss auf deinen späteren Bindungsstil nehmen.
     
  • Deine Charaktereigenschaften: Dein Grad an Selbstbewusstsein, Intro- oder Extraversion, Emotionalität und Offenheit kann dein Verhalten in der romantischen Beziehung prägen.
     
  • Deine Gesellschaft und dein Freundeskreis: Externe Normen und Vorstellungen von Beziehungen können eine Rolle dabei spielen, welchen Beziehungstyp du entwickelst.
Du fühlst dich sicher, wenn deine Bindungsbedürfnisse gestillt werden, wenn du dich beispielsweise vom Partner gesehen, gehört und geliebt fühlst und wertgeschätzt wirst.
Birgit Fehst

1. Der unsicher-ängstliche Bindungstyp

Der ängstliche Beziehungstyp sehnt sich nach einer engen Bindung und emotionaler Nähe. Menschen mit diesem Bindungsstil neigen zu Verlustangst und können daher starke Bedürfnisse nach Aufmerksamkeit und Fürsorge empfinden. Zudem kann ein eifersüchtiges Verhalten auftreten.

Mögliche Gründe, die deinen unsicher-ängstlichen Bindungstyp geprägt haben:

  • Durch wechselhafte Erziehung wurden die Bedürfnisse in deiner Kindheit teilweise missachtet.
     
  • Instabile Umgebungen – durch Umzüge oder Scheidung der Eltern – haben dir oftmals das Gefühl von Verlust gegeben.
     
  • Deine Bezugsperson war nicht verlässlich, weswegen du dich manchmal ungeschützt, verlassen und ungeliebt gefühlt hast.
     
  • Traumatische Erlebnisse wie Vernachlässigung oder Missbrauch können Vertrauensprobleme hervorgerufen haben.
     

2. Der unsicher-vermeidende Bindungstyp

Menschen mit einem vermeidenden Beziehungstyp neigen hingegen eher dazu, emotionale Nähe und Bindungen auf Distanz zu halten. Sie haben oftmals Schwierigkeiten, ihre Gefühle auszudrücken und können aus diesem Grund manchmal abweisend wirken. Auch sie hegen oft Angst vor Ablehnung und gehen aus diesem Grund seltener vertrauensvolle Bindungen ein.

Mögliche Gründe, die deinen unsicher-vermeidenden Bindungsstil geprägt haben:

  • Da du bereits früh gelernt hast, unabhängig zu sein, fällt es dir nun schwer, dich ganz auf die Beziehung einzulassen.
     
  • Du hast mehrmals Enttäuschungen oder Verletzungen hinnehmen müssen, weswegen du dich nun eher zurückziehst, um dich vor negativen Gefühlen zu schützen.
     
  • Zu wenig Aufmerksamkeit und Liebesbekundungen in deiner Kindheit können zu einer defensiven Haltung gegenüber Offenheit in Beziehungen führen.
Zwei sichere Partner sind emotional verbunden, fühlen sich gut miteinander und unterstützen sich.
Birgit Fehst

3. Der sichere Bindungstyp

Der sichere Beziehungstyp bestimmt die Merkmale einer stabilen und liebevollen Partnerschaft, die von Offenheit und Vertrauen geprägt ist. Menschen, die diesen Bindungsstil haben, fühlen sich in der Kommunikation sicher und führen oft eine gesunde Beziehung. 

Mögliche Gründe, die deinen sicheren Bindungstyp geprägt haben:

  • Die offene, kommunikative Ader deiner Eltern hat deine eigene kommunikative Fähigkeit gestärkt.
     
  • Deine Erziehung war liebevoll und vertrauensvoll, du hast Geborgenheit und Sicherheit erfahren.
     
  • Du wurdest darin bestärkt, deine eigenen Entscheidungen zu treffen, und konntest ohne Sorge Fehler machen und aus ihnen lernen.
     
  • Deine bisherigen Beziehungen und die deiner Vorbilder haben dir ein gesundes Bindungsverhalten vermittelt.
     

4. Der unsicher-desorganisierte Bindungstyp

Es gibt einen speziellen Bindungstyp, den Expert:innen als unsicher-unorganisiert bezeichnen. Es wird geschätzt, dass nur etwa 3 bis 5 Prozent der Menschen diesen Bindungstyp haben. Gleichzeitig ist dieser Bindungstyp der am wenigsten erforschte von den vier uns bekannten Bindungstypen.

Personen mit dem unsicher-desorganisierten Bindungstyp vereinen eine Kombination aus dem unsicher-ängstlichen und dem unsicher-vermeidenden Bindungstyp, weshalb er auch als ängstlich-vermeidend bezeichnet wird. Sie können unvorhersehbares Verhalten aufzeigen und dabei widersprüchliche Signale senden. 

Auch ihr Bindungsstil kann von Kommunikationsschwierigkeiten geprägt sein, wodurch ungestillte Bedürfnisse zu Konflikten führen können. Desorientierung kann sich hier in der Fähigkeit, sich selbst zu kontrollieren und zu beruhigen, zeigen, denn in beängstigenden Situationen oder Situationen, die starke emotionale Reaktionen hervorrufen, kann es zur emotionalen Überforderung führen.

Mögliche Gründe, die deinen unsicher-desorganisierten Bindungstyp geprägt haben:

  • Dir hat es an emotionaler Unterstützung gemangelt, weshalb du dich nun schwerer tust, deine Gefühle zu verstehen und zu verarbeiten.
     
  • Deine Vorbilder oder Eltern haben dir eher ungesunde Beziehungsdynamiken vorgelebt.
     
  • Durch wiederkehrende negative Erfahrungen mit Partner:innen oder innerhalb deiner Familie hat sich dein Selbstwertgefühl gemindert. 

     

Fazit: Ungesunde Beziehungsmuster durchbrechen und auflösen

Nachdem du deinen Beziehungstyp bestimmt hast, bist du deinem Beziehungsglück bereits einen Schritt näher. Durch die Erkenntnis deines Bindungsstils bist du nun in der Lage, deine Stärken und Schwächen besser zu verstehen und zu erforschen, wie sich bei dir der jeweilige Typ entwickelt hat. 

Mit diesem neuen Wissen und einer frischen Perspektive kannst du voller Zuversicht deine Beziehung verbessern und eine noch tiefere Verbindung mit deinem Partner oder deiner Partnerin aufbauen.

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