Self Care (1/9) - Spüre deinen Körper

Den eigenen Körper zu lieben ist das erste Feld der Self Care, mit dem wir in diesem Artikel tiefer einsteigen in die Welt der Selbstfürsorge. 

 

1. Der gute Kontakt zu dir selbst

Zum einen finden wir durch einen guten Kontakt zu unserem Körper eine der besten Arten, einen guten Kontakt zu uns selbst zu kreieren. Und dieser Kontakt zu uns selbst geht eben im Alltag leicht verloren. Wir sind dann nur noch im Kopf, sind mit unseren Gedanken beschäftigt, und die sind oft ziemlich stressig: Wir denken an die Zukunft, was werden wird, ob wir das schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Oder wir sind sorgenvoll, was da auf uns zukommt. Genauso häufig sind wir mit der Vergangenheit beschäftigt: Was war? Was hätte anders sein sollen? Warum hat sie oder er sich so oder so verhalten? Wie hätte ich anders reagieren können? Und so weiter. Kennst du das?

Viel zu selten sind wir wirklich hier in der Gegenwart, bei dem, was gerade jetzt passiert. Wenn wir ganz und gar in der Gegenwart sind, dann sind wir präsent: voll und ganz da, im Fluss und in guter Reaktion auf das, was gerade das Wichtigste und Stimmigste im Moment ist.

 

Wie du in die Gegenwart findest

Das ist ein Zustand, in dem wir gut im Kontakt mit uns selbst sind. Und damit mit unserem Körper. Denn das, was wir von unserem Körper spüren, ist immer Gegenwart: Wenn wir unseren Atem spüren, diesen Rhythmus von Ein- und Ausatmen, die Hebung und Senkung des Brustkorbes, das Gefühl, wie der Atem durch die Kehle in die Lungen einströmt und wieder ausströmt: Das ist pure Gegenwart. Ebenso, wenn wir eine Erschöpfung in den Beinen, Hunger im Bauch, Müdigkeit in den Gliedern spüren. Auch das ist die reinste Gegenwart. Wie nichts anderes holt uns unser Körper mit dem, was er an Empfindungen mitteilt, aus dem ewigen Gedankenkreisen heraus. Wir kommen in unserem Körper und damit bei uns selbst an.

Ich habe eine leichte und kleine Übung für dich, die dir helfen wird, in deinen Tag immer wieder diesen guten Kontakt zu dir herzustellen. Du findest in die Gegenwart und zu dir selbst.

Die Übung geht superschnell, du kannst sie immer mal wieder als Zwischenstopp in deinen Tag einbauen: Sie besteht nur aus einem Atemzug und drei Fragen, auf die du jeweils mit einer Blitzantwort, also mit dem ersten, was dir in den Sinn kommt, antwortest. Am Schluss der Übung, die ungefähr 10 Sekunden dauert, bist du bei deinem Körper angekommen:

 

Übung „Selbstwahrnehmung“

Nimm einen tiefen Atemzug:

  • Wo sind meine Gedanken?
  • Welche Emotion ist da?
  • Was sagt mein Körper?

Ich hatte vorhin gesagt, dass wir aus drei Gründen dringend eine gute Beziehung zu unserem Körper brauchen. Zum einen können wir über einen guten Kontakt zu unserem Körper einen guten Kontakt zu uns selbst finden, darüber haben wir gerade ein wenig nachgedacht. Der zweite Grund: 

Und das ist das Interessante an der Körperweisheit: Eigentlich ist sie immer da, doch wir hören so oft nicht auf sie.
Ulrike Scheuermann

2. Anknüpfen an unsere Körperweisheit

Du kannst die Weisheit deines Körpers nutzen, um dir zum Beispiel bei Entscheidungen oder bei der Frage „was ist genug?“ helfen zu lassen. Wir können durch den guten Kontakt zum Körper an unsere Körperweisheit anknüpfen, die uns bei einem guten und kräfteschonenden Leben im Alltag und beim Wahren unserer Grenzen helfen kann. Denn der Körper vermittelt uns häufig Impulse aus dem Unbewussten, und das Unbewusste ist verantwortlich für den Großteil unseres Verhaltens und unserer Entscheidungen, so vermittelt es denn auch unsere Intuition.

Die Intuition ist gespeist aus unseren Erfahrungen und den Schlüssen, die wir in einem ganzheitlichen Prozess aus diesen Erfahrungen ziehen. Wir können die Intuition auf die einfache Formel bringen: Erfahrung plus Auswertung dieser Erfahrung führt zu intuitivem Entscheiden und Handeln. Und wie können wir an diese Intuition anknüpfen? Genau! Über unsere Körperweisheit.

Und das ist das Interessante an der Körperweisheit: Eigentlich ist sie immer da, doch wir hören so oft nicht auf sie. Sollten wir aber tun: Das grummelige Bauchgefühl bei einer anstehenden Entscheidung für oder gegen einen neuen Job könnte ein wichtiger Hinweis sein, dass wir intuitiv schon längst wissen, dass es nicht das Richtige für uns ist. 

Der plötzliche Bewegungsdrang ist ein Körperimpuls, der uns zeigt, dass es Zeit ist, aufzustehen, sich zu bewegen und herumzulaufen: Er zeigt uns vielleicht, dass das Teammeeting viel zu lang und die Gespräche längst nicht mehr zielführend sind. Die bleierne Müdigkeit, die unsere Lider schwer werden lässt, mag ein Signal sein, dass wir über unsere Kraftgrenzen gegangen sind und dringend eine Pause brauchen.

 

 

Geist vs. Körper

Doch die eigene Körperweisheit zu nutzen, ist nicht so leicht. Denn wir wollen oft etwas anderes mit unserem Geist, als das, was uns unser Körper sagt. Gehörst auch du zu den HochleisterInnen und Vielbeschäftigten, die unbedingt ihre To-do-Liste abarbeiten wollen? Hast du einen Plan im Kopf, von dem du ausgehst, dass du ihn umsetzen wirst? Das ist auch gut, um nicht planlos wie ein Blatt im Wind durchs Leben zu wehen. Doch allzu oft sind unser Wollen und unsere Pläne übermächtig, und ein Gegengewicht fehlt.

Das Gegengewicht wäre dein Körper, vermittelt durch deine Körperweisheit. Sie hilft dir beim Loslassen von deinem Plan - wenn eben gerade etwas anderes eigentlich viel wichtiger ist als der Plan. Und ein Gegengewicht brauchen wir heute wohl alle ziemlich dringend. Denn das Leiden an Perfektionismus, Selbstoptimierung und Immer-weiter-machen ist weit verbreitet. Mir begegnet es in allen möglichen Formen ständig bei meinen SeminarteilnehmerInnen, und, ja: natürlich auch bei mir selbst.

 

Gönne dir eine Perfektionismus-Pause

Alle, die etwas erreichen und gestalten wollen, sind nicht frei davon. Da uns das überall begegnet, sind wir auch leicht durch Ansteckung gefährdet. Perfektionismus ist ansteckend wie eine Erkältung. Doch unser Körper braucht immer noch ungefähr 8 Stunden Schlaf. Unser Körper braucht immer noch Pausen. Unser Körper braucht immer noch Essen, Trinken, Berührungen, Bewegung. Wie vor 1000 Jahren, bevor es To-do-Listen und Selbstoptimierung gab.

Also, lass uns eine Übung dazu machen. Die folgende Übung hilft dir dabei, an deine Körperweisheit anzuknüpfen.

 

Übung „Körperbotschaften“

Finde einen ruhigen Moment, vielleicht am Abend.

Spüre zuerst einmal deinen Körper von der Kopfhaut, spüre das Gesicht, den Nacken, die Schultern, Arme und Hände über den Rücken, den Brustkorb, Bauch, Po, Oberschenkel und Unterschenkel bis hin zu den Füßen und Fußspitzen.

Scanne jeden Körperteil mit deiner Aufmerksamkeit: Wie fühlt sich das an? – Nimm einfach wahr, ohne zu bewerten und verändern zu wollen. 

Dann tritt in einen Dialog mit deinem Körper ein. Etwa so: „Lieber Körper, was brauchst du im Moment?“ 

Und dein Körper antwortet. Hier ein Beispiel von einer Seminarteilnehmerin von mir: 

„Liebe Anita, ich brauche dringend eine Pause. Hör auf, mich weiter anzutreiben. Lass uns ein kleines Nickerchen machen, es ist doch schon mittags! Hunger habe ich übrigens auch. Und noch etwas: Hör endlich auf, mich mit dieser Abnehmerei und diesen Schlankheitskuren zu triezen.“

„Ein Nickerchen? Jetzt? Aber das geht doch nicht, ich habe noch so viel zu tun!“

„Das ist mir egal, ich brauche jetzt eine Pause. Punkt.“

Und so weiter. 

Du kannst solch einen Dialog auch aufschreiben, manchmal wird dann etwas noch klarer. Und mehr ist es auch gar nicht mit der Körperweisheit. Genau darum geht es: einen ersten Impuls aus dem Körper wahrnehmen, ernst nehmen und umsetzen.

 

3. Die Liebe zum eigenen Körper

Es gibt noch einen dritten entscheidenden Grund, warum wir so dringend eine gute Beziehung zu unserem Körper brauchen. Und den verrate ich dir im Artikel Self Care - Deinen Körper lieben.

 

Mehr für dich