Self Care (2/9) - Deinen Körper lieben

Den eigenen Körper zu lieben ist das erste Feld der Self Care, mit dem wir in diesem Artikel tiefer einsteigen in die Welt der Selbstfürsorge. Nachdem ich dir im Artikel Self Care - Spüre deinen Körper bereits die ersten beiden wichtigen Gründe für eine gute Beziehung zu deinem Körper erläutert habe, zeige ich dir heute den dritten und letzten Grund.

 

3. Die Liebe zum eigenen Körper

Mit Liebe zu deinem Körper meine ich, dass du deinen Körper schön findest. Es geht um dein Körperselbstwertgefühl.

Es resultiert aus einem guten Kontakt zu deinem Körper, und zugleich hilft es dabei, diesen guten Kontakt zu finden. Wenn wir unseren Körper schön finden, werden wir wohl auch leichter auf seine Impulse hören können. Wir werden auch mehr Lust haben, den Kontakt zu unserem Körper herzustellen – alles hängt miteinander zusammen. Schauen wir uns mal näher an, wie du deinen Körperselbstwert entwickeln und ein innenorientiertes Schönheitsgefühl aufbauen kannst.

Das geht auf zwei Arten:

  1.  Indem du mehr Sinn für deine eigene Schönheit entwickelst.
  2. Indem du dich darin übst, andere Menschen schöner zu finden.

 

Übung: Drei schöne Dinge

Finde drei Dinge, die du in einem vorgestellten oder echten Spiegel entdeckst, die du schön an dir findest. Nimm dazu wieder die ersten Impulse, die dir in den Sinn kommen. Ich habe dafür drei Satzanfänge für dich, die du nur noch fortführen musst. Dann geht es noch leichter.

Also: einfach das erste nehmen, was dir in den Sinn kommt. Denke oder schreibe die folgenden Sätze weiter, ohne innezuhalten oder nachzudenken. Kein langes Grübeln. Blitzantwort: 

  • Ich finde schön, dass ich…
  • Ich finde schön, wie ich…
  • Ich finde schön, was ich…

Wirklich wichtig bei dieser Übung ist, dass du dir selbst keine Zeit lässt für Bewertungen und Relativierungen dessen, was dir als erstes in den Sinn gekommen ist. Antworte so schnell wie möglich. Hinterher kannst du nachsehen, was du da gerade geschrieben oder gedacht hast. Erst danach.

Vielleicht kommen sogar komische Sachen dabei raus. So ähnlich wie bei einer Klientin von mir: „Ich finde schön, wie ich manchmal so aus dem Augenwinkel schaue“. Darauf war sie vorher noch nie gekommen. Aber sie hatte so Recht! Sie hatte einen etwas schelmischen Blick, mit dem sie von der Seite blickte. Und das ist etwas sehr Charmantes und Witziges an ihr, über das in keinem Magazin oder in den neusten Schönheit-Tipps erzählt wird. 

 

Du bist schön

Solch eine Übung klingt vielleicht so leicht dahergesagt. Ist sie aber oft nicht, ich weiß. Ich weiß genau, wie schwierig und leidvoll es sein kann, sich selbst schön zu finden. Das hat oft persönliche Hintergründe in unserer Biografie. Vielleicht hat nie jemand zu dir aus vollem Herzen gesagt, dass du schön bist. Einfach so, ohne eine Leistung dafür gebracht zu haben, und ohne dabei einem Schönheitsideal zu entsprechen. Und wie früher, so hören wir es auch heute viel zu selten. Wir könnten uns alle viel mehr gegenseitig sagen, was wir schön aneinander finden. Das löst so viel Freude, Lachen, Erstrahlen aus - auf beiden Seiten. 

Hier kannst du gleich eine zweite Übung ausprobieren, die dir genauso gut dabei hilft, dein Schönheitsgefühl zu entwickeln, lediglich über einen anderen Zugang:

 

Gehen wir über die äußere Schönheit hinaus und finden wir zur Schönheit des Wesens anderer Menschen. Ausstrahlung, Präsenz, Anmut.
Ulrike Scheuermann

Übung „Der liebende Blick“

Wenn du auf der Straße läufst oder in einem Café sitzt, durch einen Laden spazierst, an der Warteschlange vor einer Kasse stehst: Achte auf eine Person, die dir gerade auffällt. Nimm sie in den Blick und jetzt geht’s los: Finde drei Dinge, die du spontan schön an dieser Person findest. Vielleicht ist es

  • die anmutige Art, wie sie das Wechselgeld rausgibt, 
  • dieses schöne kastanienbraune Haar oder
  • die kraftvolle Geste, wie er die Getränkekisten in den Kofferraum seines Autos stellt.

Je öfter du bei dir selbst und auch bei anderen zuerst auf das achtest, was du schön findest, desto mehr richtet sich dein Fokus darauf. Normalerweise fällt uns oft zuerst auf, was bei anderen und bei uns selbst nicht perfekt, nicht schön genug ist. Es ist tatsächlich eine Frage des Fokus, und das kann man sogar trainieren. Wenn du merkst, dass dir der Gedanke an die eigene Schönheit oder an die der anderen Spaß macht, tue dir keinen Zwang an. Mache es ständig in deinem Alltag, wenn du andere Menschen oder dich selbst siehst. Ob du bei anderen oder bei dir selbst anfängst, ist dabei fast egal. Beide Wege führen dich zu mehr Sinn für die Schönheit, die wir alle in uns tragen.

 

Schönheit ist unabhängig von Schönheitsidealen

Und diese Schönheit ist unabhängig von dem, was uns überall in den Medien gezeigt und erzählt wird. Dort wird uns ein sehr begrenztes Bild von Schönheit vermittelt. Du kennst das, und dennoch: Wir können es uns gar nicht oft genug bewusst machen: Es geht nicht um das, was gerade in Mode, was gerade angesagt ist. Körperformen und mit ihnen das gesamte Schönheitsempfinden sind vom Zeitgeist geprägt. Auch wenn diese Erkenntnis nun wirklich nicht neu ist: Dieses Schönheitsideal, das gerade vorherrscht, prägt unser Schönheitsempfinden immer wieder massiv. Es setzt uns unter Druck, auch so zu sein. Und wenn das nicht gelingt – was natürlich meist der Fall ist – dann fühlen wir uns weniger schön. 

Wenn ich dir in diesem Artikel Vorschläge gebe, dich selber schön zu finden, ist mir dabei bewusst, wie schwer das sein kann. Ich bin Psychologin und fast jeden Tag begegnen mir Menschen, die ihren Körper nicht lieben und die sich nicht schön finden. Es ist nicht mit einfachen Tipps getan „Jetzt finde dich mal schön“. Ich weiß das, und dennoch kann dieser Artikel ein hilfreicher Impuls sein und etwas in Gang bringen kann. Wenn nicht, so kann man tiefer gehen und herausfinden, was die Ursachen sind, um diese anschließend zu lösen. Ich arbeite in meinen Coachings und Seminaren häufig mit Logosynthese®, einer modernen psychologischen Methode, mit der man im Unbewussten bestehende Auslöser-Reaktion-Verbindungen auflösen kann. In meinem neuen Buch „Self Care“ findest du dazu Übungen zum Ausprobieren. Insbesondere mit dem Hörbuch kann man sie angeleitet direkt anwenden.

 

Self Care ist World Care

Also: Finden wir die Schönheit überall, in den kleinsten Details oder im ganzen Menschen. Gehen wir über die äußere Schönheit hinaus und finden wir zur Schönheit des Wesens anderer Menschen. Ausstrahlung, Präsenz, Anmut. Das sind Kategorien, die mit detaillierten Beschreibungen nicht so recht zusammenpassen wie Länge der Wimpern, Volumen der Oberlippe, Weißegrad der Zähne. Das sind Details, die letztlich nichtig sind. Was zählt, ist am Schluss einfach die Schönheit, mit der eine Person in der Welt da ist. Je mehr du von dir zeigst, je unverstellter du dich mit dem, wie du bist, der Außenwelt zuwendest, desto deutlicher dringt deine Schönheit nach außen. Dann sind wir alle schön. Jede und jeder auf ihre und seine Weise. Für mich ist es eine ständige Quelle der Freude, diese Schönheit in den Menschen zu finden.

Es geht in diesem Artikel um Self Care, eine gute Selbstfürsorge. Und die kann mit deinem Körper beginnen. Wenn du die Schönheit in dir selbst und in anderen entdeckst, so entdeckst du damit auch die Schönheit der Welt. Self Care ist World Care. Wie wir mit uns sind, so sind wir auch mit anderen Menschen, mit allen Lebewesen, mit unserer Umwelt. Im Kleinen wie im großen. Beginne bei dir selbst, und du wirst damit einen Beitrag zur Entwicklung der Welt leisten. Self Care ist World Care.