7 Arten von Intimität in Beziehungen
Wie ihr echte Intimität schafft und eure Bindung und Liebe stärkt
Was bedeutet Intimität?
Endlose Kuschelstunden, filmreifer Sex, vertrautes Liebesspiel? Ja, das alles gehört mit Sicherheit zu Intimität dazu. Aber auch ein offenes Gespräch oder das Teilen deiner tiefsten Ängste und Träume können sehr intim sein. Intimität an sich ist unglaublich vielschichtig und zeigt sich in den unterschiedlichsten Momenten unseres Alltags.
Das Wort selbst stammt vom lateinischen Adjektiv intimus ab, das »engster« oder »vertrautester« bedeutet. Es bezieht sich also auf die Eigenschaft oder den Zustand, in dem tiefe, vertrauliche Beziehungen oder Bekanntschaften bestehen.
Miteinander intim zu sein, bedeutet in erster Linie, sich nahe zu sein. Aber genau so, wie es unterschiedliche Sprachen der Liebe gibt, können wir uns auf verschiedene Arten nahe und intim sein. Denk beispielsweise an
- den wein-seeligen Abend mit deiner besten Freundin, an dem ihr euch eure Zukunftsträume erzählt,
- das ehrfürchtige Schweigen, wenn du mit einem Freund einen besonderen Sonnenuntergang beobachtest,
- das freundliche Lächeln, das dir die Unbekannte heute Morgen im Bus zugeworfen hat.
Ganz ohne Körperkontakt spiegeln all diese Momente eine Art von Intimität wider.
Angst vor Intimität: Mögliche Gründe
Manche Menschen haben Angst vor Intimität, schämen sich oder fühlen sich unwohl dabei, intim zu werden.
Das kann ganz verschiedene Gründe haben:
- Verletzungen in der Vergangenheit
- Schwierigkeiten, stabile Bindungen aufzubauen
- Angst vor Abhängigkeit
- Angst vor Ablehnung
- mangelndes Vertrauen
- wenig Selbstwertgefühl
- fehlende Erfahrung
- Überforderung oder Stress
Gerade wenn sie Angst haben, tendieren viele Menschen dazu, sich unter Druck zu setzen. In der Folge leidet die Partnerschaft unter fehlender Intimität, was zu einem Teufelskreis führen kann: Wenn man sich nicht mehr nahe fühlt, verstärken sich Unsicherheiten und Missverständnisse, die Distanz wächst immer weiter.
Dann kann es helfen, die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten zu kennen, der Partnerin oder dem Partner näherzukommen. So könnt ihr euch auf eine andere Weise nähern und wieder eine erfüllte Partnerschaft führen.
Birgit Fehst über die 7 Arten von Intimität
Die 7 Arten der Intimität
Im Folgenden stelle ich dir sieben verschiedene Arten von Intimität vor, die euch aneinander wieder näher bringen können.
1. Körperliche Intimität
Für viele ist »echte« Intimität erst einmal Körperkontakt. Denk an das warme Gefühl, wenn du die Hand eines geliebten Menschen hältst, eine Umarmung teilst oder einen Kuss gibst.
Körperlich intime Momente schaffen Nähe, Sicherheit und Geborgenheit. Sexualität ist ein wichtiger Teil der körperlichen Intimität, aber auch einfache Gesten wie eine liebevolle Berührung oder intensives Kuscheln gehören dazu.
Körperliche Nähe regt die Oxytocin-Produktion im Gehirn an – das fördert auch die emotionale Verbundenheit. Körperliche Intimität bringt euch also auf eine besondere, greifbare Weise näher zusammen und stärkt die Bindung zwischen euch.
Ideen für mehr körperliche Intimität in eurer Beziehung
- Begrüßt und verabschiedet euch immer mit einem Kuss oder einer Umarmung.
- Erinnert euch an die erste Zeit des Verliebtseins und haltet beim Spazieren durch die Stadt wieder öfter Händchen.
- Genießt beim Einschlafen die körperliche Nähe des anderen, z. B. durch Kuscheln, Händchenhalten oder Berühren der Füße.
2. Emotionale Intimität
Sind wir emotional miteinander intim, dann teilen wir unsere Ängste, Hoffnungen und Träume – ganz ohne Angst vor Verurteilung. Wir sprechen ehrlich über unsere innersten Gefühle, Gedanken und Erlebnisse und fühlen uns dabei sicher und verstanden.
Wichtig: Emotionale Intimität ist nicht von Anfang an da, sondern muss Stück für Stück aufgebaut werden. Sie bedeutet eine besondere Art von Offenheit, wenn du dich verletzlich zeigen kannst und gleichzeitig die Verletzlichkeit des anderen respektierst. Betrachte deine Beziehung als sicheren Raum, in dem du dich zeigen kannst, wie du wirklich bist – ganz ohne dich zu verstellen oder bestimmte Facetten wegzulassen.
Ideen für mehr emotionale Intimität in eurer Beziehung
- Pflegt kleine Rituale, z. B. indem ihr gemeinsam den ersten Kaffee am Morgen oder abends eine Tasse Tee trinkt.
- Hinterlasse deiner Partnerin oder deinem Partner kleine Nachrichten oder Notizen, um zu zeigen, dass du an sie oder ihn denkst.
- Übt, über eure Gefühle zu sprechen – die positiven wie die negativen. Auch ein »Das hat mich heute so genervt« oder »Ich war so wütend auf …« dürfen und sollen ihren Platz haben!
3. Intellektuelle Intimität
- Weiß deine Partnerin oder dein Partner, wofür du dich begeisterst, was dich fasziniert?
- Tauscht ihr euch aus über Lieblingsserien, aktuelle Ereignisse oder neue Musik?
- Geht ihr miteinander aus, holt euch neuen Input von außen, sprecht über eure Eindrücke?
All das zählt zur intellektuellen Intimität. Und keine Sorge, ihr müsst euch nicht täglich über hochtragende philosophische Themen austauschen! Es reicht schon, wenn ihr teilt, was euch persönlich inspiriert, bewegt oder amüsiert – das darf auch mal die Sendung im Trash-TV sein.
Ermutigt euch gegenseitig, neugierig zu sein, und genießt es gemeinsam, offen für die Themen und Meinungen eures Gegenübers zu sein.
Ideen für mehr Intellektuelle Intimität in eurer Beziehung
- Schaut gemeinsam eine Serie oder lest ein Buch und tauscht euch im Anschluss darüber aus.
- Geht zusammen zu Vorträgen oder Veranstaltungen, die euch interessieren.
- Schickt euch gegenseitig Links zu Videos oder Artikeln, die ihr spannend findet.
4. Spirituelle Intimität
Oh, das klingt nun hochtragend, oder? Bei der spirituellen (oder seelischen) Intimität geht es aber gar nicht unbedingt darum, religiös zu sein oder gemeinsam zu meditieren (obwohl auch das natürlich sein darf!).
Diese Art der Intimität kann auch bedeuten, gemeinsam Naturerlebnisse zu genießen, sich über philosophische Themen auszutauschen oder einfach nur zusammen zu reflektieren.
Wenn ihr offen über eure innersten Überzeugungen und Werte sprecht, wenn ihr teilt, was eure Herzen wirklich berührt oder was eurem Leben einen Sinn gibt, öffnet ihr die Türen zu einer tieferen Verbindung. Diese Art von Intimität bringt euch nicht nur als Paar näher, sondern hilft auch jedem von euch, dem inneren Selbst näherzukommen.
Ideen für mehr spirituelle Intimität in eurer Beziehung
- Tauscht euch regelmäßig darüber aus, wofür ihr in eurem Leben dankbar seid.
- Genießt gemeinsam bewusst Erlebnisse in der Natur, z. B. Spazieren oder Wandern.
- Seid neugierig auf die Sicht eures Gegenübers und lernt voneinander.
5. Kommunikative Intimität
Kommunikative Intimität heißt, offen und ehrlich miteinander zu sprechen und das Gefühl zu haben, wirklich gehört und verstanden zu werden – ganz egal, ob es dabei um Alltagsprobleme oder um tiefe, persönliche Themen geht.
Bei dieser Art der Intimität gebt ihr euch gegenseitig Raum, seid ehrlich und respektvoll und klärt Missverständnisse auf Augenhöhe. Ermutigt euch gegenseitig, offen zu sprechen und aktiv zuzuhören.
Ideen für mehr kommunikative Intimität in eurer Beziehung
- Berichtet euch täglich gegenseitig von eurem Tag und was euch bewegt hat.
- Stellt offene Fragen, die zu tieferen Gesprächen anregen, etwa »Was war das Highlight deines Tages?«.
- Haltet bei alltäglichen Gesprächen bewusst Augenkontakt – so bleibt ihr ganz bei der Sache.
6. Erfahrungsbezogene Intimität
Erfahrungsbezogene Intimität entsteht, wenn ihr Erlebnisse und gemeinsame Abenteuer teilt. Das können natürlich Urlaube oder gemeinsame Reisen sein, aber auch gemeinsam ein neues Hobby zu entdecken. Gemeinsame Erfahrungen und die Unterbrechung des Alltags stärken eure Beziehung enorm.
Indem ihr gemeinsam durch Höhen und Tiefen geht, euch etwas traut und gegenseitig den Rücken stärkt, wächst euer Verständnis und eure Verbundenheit zueinander. So lernt ihr, als Team zu agieren und zusammenzuhalten.
Ideen für mehr erfahrungsbezogene Intimität in eurer Beziehung
- Plant regelmäßig Aktivitäten, die ihr beide noch nicht ausprobiert habt. Erkundet etwa einen neuen Wanderweg, besucht einen Kochkurs oder entdeckt eine neue Stadt.
- Startet ein gemeinsames Projekt zu Hause, z. B. das Renovieren eines Zimmers, das Anlegen eines Gartens oder das Basteln von DIY-Dekorationen.
- Treibt zusammen Sport und spornt euch gegenseitig an.
7. Konflikt-Intimität
Auch in gesunden Beziehungen ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen. Aber egal, ob es um liegengelassene Socken, vergessene Einkäufe oder unterschiedliche Vorstellungen von Freizeitgestaltung geht – Konflikte gehören dazu und können sogar eine Chance für eure Bindung sein.
Wichtig ist, wie ihr diese Konflikte angeht und löst. Anstatt Missverständnisse und Frustrationen unter den Teppich zu kehren, lernt mittels offener und respektvoller Kommunikation, eure Bedürfnisse und Wünsche auszudrücken statt Konflikte aus Angst zu vermeiden.
Hört einander aktiv zu und versucht, die Perspektive des anderen zu verstehen. Ziel ist es, dass ihr nicht gegeneinander streitet, sondern gemeinsam eine Lösung erarbeitet.
Ideen für mehr Konflikt-Intimität in eurer Beziehung
- Sprecht über Konflikte in ruhigen Momenten, wenn ihr beide entspannt seid, anstatt in hitzigen Augenblicken. Wenn ein Konflikt zu emotional wird, nehmt euch eine Auszeit, um euch zu beruhigen.
- Sprecht Probleme an, sobald sie auftreten. So vermeidet ihr Missverständnisse und Groll.
- Wenn du im Unrecht bist, gib es zu und entschuldige dich. Verantwortung für eigene Fehler zu übernehmen, stärkt das Vertrauen.