Was bringt Eisbaden? Vorteile, Anleitung und Tipps für dein Eisbad

Sich bei Minusgraden auszuziehen und in eiskaltes Wasser zu steigen – für die meisten klingt Kälte- oder Kryotherapie erst einmal nach einem klaren No-Go. Da schaudert es einen allein bei der Vorstellung. Diese Praxis ist aber seit Jahrhunderten erprobt – und, wie ich finde, ein total unterschätztes Lebenselixier. 

Durch den niederländischen Extremsportler Wim Hof, auch als »The Iceman« bekannt, wurde das Eisbaden zu einem regelrechten Trend, wobei dieser auf traditionellem Wissen basiert, das nur leider über die Jahre in Vergessenheit geraten ist. Woher kommt also dieses Phänomen?

 

Was hat es mit dem Trend Eisbaden auf sich?

Die Tradition des Eisbadens geht bis zu den Skythen, einem Nomadenvolk aus Zentralasien, und den Germanen zurück, die ihre neugeborenen Kinder im Eiswasser gebadet haben sollen, um sie abzuhärten. Selbst bedeutende Persönlichkeiten, wie beispielsweise Karl der Große und Johann Wolfgang von Goethe, pflegten diese Praktik. Bereits seit dem 18. Jahrhundert wird kaltes Wasser für therapeutische Zwecke genutzt, wobei Pfarrer Sebastian Kneipp eine bedeutende Rolle spielte. 

Heutzutage haben sich fortgeschrittene Technologien wie Hochleistungskältekammern in Mega Cryo Center durchgesetzt. Obwohl nicht für jeden erschwinglich, sind diese Anlagen in vielen Städten verfügbar und erhöhen den menschlichen Stoffwechsel durch die Exposition gegenüber Temperaturen von Minus 85 bis Minus 110 Grad Celsius. Ich persönlich bevorzuge jedoch die kostengünstigere Variante in der freien Natur. Warum ich Eisbaden so liebe und welche Vorteile es mit sich bringt, enthülle ich im Folgenden.

Im eiskalten See zu baden ist meine liebste Winterchallenge. Im Wasser sprudeln die Glückshormone, und hinterher fühle ich mich immer wie neugeboren.
Andrea Sokol in »Well-Aging«

Was bringt Eisbaden? 6 Vorteile und Wirkungsweisen

Eisbaden ist eine Praxis, die in den kalten Monaten, aber auch im Sommer Blockaden lösen und dir ein Gefühl der Belebung geben kann. Selbst wenn du dich nur schwer oder gar nicht auf das kalte Abduschen einlassen kannst – Eisbaden ist komplett anders: Die Glückseligkeit, mit und in der Natur zu sein, empfinde ich als totalen Energiebooster, und da spüre ich keine größere Kälte als in der Dusche – eher weniger. Also warum gerade Eisbaden? Der Vorteil liegt in seinem Einfluss auf unsere Körperzellen, den Stoffwechsel und das Immunsystem. 

1. Immunsystem stärken mit Eisbaden

Kälte wirkt auf den Körper als positiver Stress. Um den Wärmeverlust auszugleichen, aktiviert der Körper die Bildung von Leukozyten, die Krankheitserreger bekämpfen. Dieser Abhärtungsprozess erlaubt es dem Körper, sich gegen künftige Kälteexposition und Keime zu wappnen. Dabei spielt auch das Üben guter Stressbewältigung, z.B. durch kaltes Wasser, eine Rolle bei der Stärkung deines Immunsystems.

2. Schlank durch Kältereize

Der Stoffwechsel reagiert schnell auf extreme Kälte, besonders in Kombination mit Fasten, indem er mehr braunes Fett produziert und weißes Fett abbaut. Das führt nach dem Bad in eiskalten Temperaturen zum Verlust von zusätzlichen Kalorien und Fettabbau. Auch moderate Kältereize, wie das Schlafen in einem kühleren Raum, können die Fettverbrennung fördern.

Ich schäume über vor Glücksgefühlen. Ich spüre das volle Dasein, jede Zelle in mir ist aktiviert.
Andrea Sokol in »Well-Aging«

3. Mehr Glücksgefühle durch Eisbaden

Studien zeigen, dass die tiefen Temperaturen mit der Ausschüttung von Adrenalin und Endorphinen (Glückshormonen) einhergehen, was uns einen herrlichen Kick gibt. Dieser Freude-Cocktail weckt in uns ungeahnte Energien und macht richtig gute Laune. Durch die Steigerung dieser Glücksgefühle kann Eisbaden sogar als Hilfe bei Depressionen genutzt werden. 

4. Zellerneuerung durch Kälte

Die Anwendung von kaltem Wasser verlangsamt unsere Zellalterung, fördert Selbstreinigungsprozesse der Zellen und beschleunigt die Zellerneuerung. So kann Eisbaden die Hautfeuchtigkeit bewahren und Haut- und Bindegewebe straffen. Auch Wärmeanwendungen unterstützen diese Prozesse, dennoch ist eine Kaltwasserbehandlung nach der Sauna essenziell.

5. Entzündungshemmung durch ein Eisbad

Da extreme Kälte die Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Noradrenalin induziert, kann Eisbaden die kurzzeitigen Entzündungsparameter im Körper reduzieren. Daher ist die Kältebehandlung – sei es im See, in der Kältekammer oder Dusche – förderlich für das Immunsystem und hilfreich gegen Schmerzen. Sie ist besonders wertvoll, da die meisten Zivilisationskrankheiten mit Entzündungsprozessen verbunden sind.

6. Herz-Kreislauf-System in Schwung bringen

Beim Eisbaden wird die Atmung intensiver und tiefer, sodass die Sauerstoffaufnahme auf natürliche Weise erhöht wird. Die vertiefte Atmung bringt so das Herz-Kreislauf-System ordentlich in Schwung. Die Herzfrequenz erhöht sich und die Durchblutung des gesamten Körpers steigt. Durch den Kältekontakt ziehen sich die Blutgefäße zunächst zusammen. Um den Wärmeverlust auszugleichen und die Haut schnell wieder zu erwärmen, weiten sich im Anschluss die Blutgefäße, und es wird nun verstärkt Blut durch die Adern gepumpt. All dies steigert das allgemeine Energieniveau für den Tag.

Eisbaden als Lebenselixir: Andrea Sokol nimmt uns mit zum Eisbad am See.

Eisbaden-Anleitung in 3 Schritten und Tipps

Folgendes Vorgehen solltest du beim Eisbaden beachten:

1. Vorbereitung auf das Eisbad
 

  • Am besten bereitest du dich auf die Kälte vor, indem du bereits ein paar Male am Ende deiner Dusche das Wasser allmählich kühler stellst und dich jedes Mal steigerst. Lass den Strahl zunächst über Arme, Brust und Bauch laufen und anschließend von den Füßen die Beine hinauf. 
     
  • Wenn du dich bereit fühlst, solltest du nie alleine gehen. Frage deine:n Partner:in oder eine:n Freud:in, ob sie dich begleiten.
     
  • Habe ein Handtuch, einen warmen Mantel, dicke Socken und Schuhe dabei, in die du mühelos hineinschlüpfen kannst. 
     
  • Nimm dir einen warmen Tee mit, den du nach dem Eisbad trinken kannst.
     
  • Ziehe dir eine Mütze an, denn 70 Prozent der Körperwärme gehen über den Kopf verloren.
     
  • Trage im Wasser feste Badeschuhe oder Neoprenschuhe. Auch Neoprenhandschuhe und -socken sind sinnvoll.
     
  • Wärme dich vorher durch flottes Spazierengehen auf, damit dein Kreislauf in Schwung kommt.
     

2. Durchführung des Eisbads
 

  • Suche dir am Ufer eine gute Stelle zum Ein- und Aussteigen.
     
  • Atme langsam und tief bis in den Bauch hinein. 
     
  • Springe nie ins Wasser, sondern gehe langsam ins Wasser und konzentriere dich auf deine Atmung. 
     
  • Halte deinen Kopf immer über Wasser und achte darauf, dass deine Haare nicht nass werden. Genieße ganz bewusst, was du spürst, und beginne langsam zu schwimmen. Wer nicht schwimmt, der sollte immer nur bis zu den Schultern eintauchen.
     

3. Nach dem Eisbad
 

  • Trockne dich gut ab und ziehe dich gleich an, um nicht auszukühlen.
     
  • Atme ein paar Mal tief ein und aus und spüre nach.
     
  • Trinke gern eine Tasse Tee, bleibe aber nicht zu lange auf der Stelle stehen, bis du auskühlst, sondern komme bald wieder in Bewegung.
     
  • Das Nachspüren in den nächsten Stunden ist pure Lebendigkeit, das Gewebe zuckt und tanzt. Um den Stoffwechsel und die Autophagie zu unterstützen, ist es empfehlenswert, etwa zwei bis drei Stunden lang nichts zu essen.
Ich liebe es, nach dem Eisbaden warm eingemummelt, noch ein paar Minuten lang meinen Blick über den See schweifen zu lassen und mich dabei richtig glücklich zu fühlen.
Andrea Sokol in »Well-Aging«

Wie lange und wie oft sollte man Eisbaden?

Wenn es dir allgemein gut geht, empfehle ich dir, einmal pro Woche ein Eisbad in einem See, einem Fluss oder Zuhause in einem Fass zu machen. Die exakte Dauer im Eiswasser selbst wird nicht spezifisch festgelegt. Wichtig ist: Eisbaden ist kein Wettkampfsport und es geht nicht darum, wie lange du das kalte Wasser aushalten kannst (wie z.B. bei Wim Hof), sondern vielmehr darum, wie du dich dabei fühlst und dass du jeden Moment genießt. Gewöhne dich in kleinen Schritten an den Aufenthalt im kalten Nass – es soll ja keine einmalige Mutprobe bleiben, sondern der Beginn einer Winterkur sein, jedes Jahr aufs Neue.

 

Ist Eisbaden gefährlich? Potenzielle Risiken

Für Menschen mit chronischen Erkrankungen, insbesondere Herzerkrankungen oder hohem Blutdruck, könnte Eisbaden potenziell gefährlich sein. Wenn du betroffen bist, empfehle ich dir unbedingt, dass du dir ärztlichen Rat einholst, bevor du mit dem Eisbaden beginnst. Ansonsten erinnere dich an meine Tipps für das richtige Vorgehen bei deinem Eisbad.

 

Eisbad Zuhause selber machen

Wenn du keinen See in der Nähe hast und ein wenig Platz im Garten hast, kann eine alltagstaugliche Alternative die Regenwassertonne sein. Die Tonnen gibt es mit Deckel und in verschiedenen Größen. Zudem kannst du dir auch eine Badewanne, ein Holz-Fass, eine Gefriertruhe, einen aufblasbaren Tub oder einen IBC Container zulegen. Bei der Wahl eines Holzfasses solltest du darauf achten, dass es aus einem harten Holz, wie z.B. Eiche, besteht. Die Tonne solltest du zu 3/4 mit kaltem Leitungswasser und zu 1/4 mit Eis befüllen. Wenn du es noch kälter möchtest, kannst du natürlich mit dem Eis-/Wasserverhältnis spielen.

 

Fazit: Mit Eisbaden Körper und Geist stärken

Eisbaden ist mehr als nur ein Trend – es hat eine Vielzahl positiver Auswirkungen auf unseren Körper und Geist. So bringt es 6 Vorteile mit sich für:

  1. dein Immunsystem
  2. die Gewichtsabnahme
  3. deine Glücksgefühle
  4. die Zellerneuerung
  5. deine Entzündungshemmung
  6. das Herz-Kreislauf-System

Zudem habe ich ein paar Ratschläge, die du zur Sicherheit und Effektivität deines Eisbadens beherzigen solltest, wie zum Beispiel:

  • niemals alleine eisbaden gehen
  • vor dem Einstieg in das kalte Wasser aufwärmen
  • langsam ins Wasser gehen 
  • auf die Atmung achten

Unvorsichtigkeit bei solchen Maßnahmen könnte potenziell zu Gefahren führen. Daher »Safety first«: Nimm dir genug Zeit und genieße die energetisierende und berauschende Wirkung von Eisbaden.

Deine Andrea Sokol

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