Zen-Weisheiten: wie du inneres Wachstum und Kraft erlangst

Wer sich zum ersten Mal mit Zen und Buddhismus beschäftigt, dem mag dieser direkte und auf den ersten Blick vielleicht etwas sturköpfig wirkende Weg sehr männlich vorkommen. Sind Frauen nicht eher dafür bekannt, kreativ auch mal den Umweg ans Ziel zu wählen?

Ja, das stimmt, aber gerade darum kann die Lehre der großen Zen-Meister dabei helfen, die Kunst des Dranbleibens auf ein großes Ziel zu konzentrieren: die Befreiung deiner inneren weiblichen Kraft

Mit Zazen zu mehr Selbstliebe und Selbstbewusstsein kommen

Was Frauen egal welchen Alters und unabhängig von der Lebenssituation oft verbindet, ist das Gefühl von Kraftlosigkeit und Erschöpfung. Der Alltag mit Kindern, Job und Hausarbeit raubt uns die Energie.

Der Kern der Zazen-Praxis ist die Konzentration auf unsere eigene Mitte und die, oft blockierte, Energie darin. Diese Mitte und innere Ruhe findest du am besten mit einer ganz einfachen Zen-Meditation, die jede:r Anfänger:in ohne großes Vorwissen ausprobieren kann oder mit bestimmten Übungen aus dem Zen-Yoga.

 

Erst wenn wir uns radikal uns selbst zuwenden und die rastlose Suche im Außen aufgeben, können wir den kostbaren Schatz entdecken, der immer schon da war und darauf wartet, gehoben zu werden.
Birgit Schönberger

Aus der Mitte heraus sich selbst erkennen

Obwohl wir mittlerweile viel über Selbstliebe und Body-Positivity lesen und hören, fällt es uns oft immer noch schwer, den eigenen Körper so anzunehmen, wie er ist und ihn dann auch noch zu lieben. Gerade Frauen verschwenden oft kostbare Jahre darauf, sich und ihr Selbstbild verändern und verbessern zu wollen. Getrieben von ständiger Selbstoptimierung, vergessen wir, dass JETZT die Zeit ist, zufrieden mit uns zu sein. 

Zazen hilft dir dabei, deinen Körper nicht mehr ständig von außen und mit kritischen Augen zu betrachten, sondern ihn von Innen, als dein Zuhause zu verstehen. Wichtig dabei ist, die Sprache, die dein Körper spricht, zu verstehen und ihm zuzuhören. 

Das klingt eigentlich sehr einfach, doch wir haben beinahe verlernt, unseren Körper als echten Teil von uns anzunehmen. Oft fällt es sehr schwer, ihn tatsächlich zu spüren. Wenn du feststellst, dass dir die Verbindung zu deinem Körper abhanden gekommen ist, dann hilft eine kurze Übung der Selbstreflexion:

Stell dir vor, dein Körper könnte dir sagen, wie er gerne leben möchte, und du würdest seinen Wünschen folgen:

  • Wie lange würdest du schlafen?
  • Was würdest du essen?
  • Welche Bewegungsform, welcher Sport würde am besten zu dir passen?
  • Mit wem würdest du viel mehr Zeit verbringen? Mit wem oder was für Dingen weniger?

Vermutlich wird keine:r von uns seinem oder ihrem Körper vollständig das Kommando überlassen können, aber versuche zu Beginn einfach einmal, die Distanz zwischen dem, was der Kopf vorschreibt und dem, was der Körper will, zu verkleinern. 

Beobachte, wie sich das für dich anfühlt. Du wirst sehen, es dauert nicht lange und der Respekt für das, was dein Körper braucht, verändert deine Verbindung mit ihm zum Positiven. Ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstliebe.

zen steine gestapelt auf wasser

Kraft und Energie aus dem Hara

Ein gesundes, positives Verhältnis zu deinem Körper ist entscheidend, um in den Fluss deiner Energie zu gelangen. In der Lehre des Zen ist das sogenannte »Hara« das Kraft- und Energiezentrum in deinem Unterbauch. Im Yoga bezeichnet man diese Region als Sakralchakra.  

Eine Körperregion, die gerade für Frauen besondere Bedeutung trägt, oft aber auch negativ behaftet ist. Krämpfe, Schmerzen, im besten Fall gar nicht sichtbar, so nehmen wir diese Körperregion als Frau wahr. 

Dabei gilt das Hara in vielen östlichen Traditionen zu recht als Quelle des Lebens und steuert die Energien, die von innen nach außen und von außen nach innen wandern.

 

Mit der Hara-Meditation negative Energien loslassen

Eine einfache Hara-Meditation kann dir helfen, diese Körperregion mit etwas mehr Aufmerksamkeit zum Fenster und zur Tür für deine Energien werden zu lassen:

  • Setz dich dazu so, dass dein Becken leicht nach vorne kippt. 
  • Lege beide Hände auf den Unterbauch und spüre sie ganz bewusst. 
  • Lass nun dein Gewicht bewusst in den Boden sinken. 
  • Beim nächsten Ausatmen lass all deine Spannung in die Erde fließen. 
  • Stell dir vor, ein Wasserfall spült alles Belastende aus dir hinaus. Diesem Loslassen spürst du beim nächsten Ausatmen nochmal nach. 
  • Mach dir bewusst, wo sich Dinge lockern, wo ein neuer Strom fließt. Fühlst du irgendwo Wärme? 
  • Versuche, das nächste Ausatmen zu verlängern und zu vertiefen, geh dabei noch tiefer in den Unterbauch.

Diese einfache Hara-Meditation hilft dir dabei, den Energiefluss durch den Körper selbst zu bestimmen – loszulassen, was sich negativ auswirkt, und Positives hereinzulassen. Mit der Zeit und etwas Übung kann das Hara auf diese Weise zu einem echten Kraftort in deinem Körper werden. 

Zen-Weisheiten: Von Innen wachsen, anstatt von außen optimieren

Veränderungen im Leben sind nicht schlecht. Wir alle stehen immer wieder vor dem Wunsch, etwas anders zu machen oder uns weiterentwickeln zu wollen. Warum aber scheitern wir so oft an unseren Vorsätzen und erreichen so selten das Ziel? 

Das wichtigste am Aufbruch zu etwas Neuem ist die Erkenntnis, dass neu nicht automatisch »mehr« oder »besser« bedeuten muss, dass Veränderung auch bedeuten kann, Dinge loszulassen oder sich mit etwas zufriedenzugeben. Um herauszufinden, mit was konkret wir unzufrieden sind, was wir verändern wollen, hilft oft schon eine kleine Übung der Selbstreflexion:

Nimm dir ein paar Minuten Zeit und stell dir folgende Fragen:

  • Was gefällt dir nicht an dir selbst? 
  • Woher kommt der Wunsch nach Veränderung? Von innen oder von außen?
  • Was hast du bereits unternommen, um etwas zu ändern?
  • Wie geht es dir, wenn du dir das Ergebnis ansiehst?
  • Was würde geschehen, wenn du einfach damit aufhörst, diese Sache zu verändern?

Die Antworten auf diese Fragen können dabei helfen, zu erkennen, ob du dich gerade mit deinem persönlichen Wachstum beschäftigst oder in eine Optimierungsfalle getappt bist. 

Wachstum bringt uns mehr in unsere Mitte und in das Zentrum unserer Kraft, Optimierung kennt kein Ziel und keine Grenzen. Mit Zazen gelingt es, sich davon zu lösen und den Ist-Zustand kraftvoll anzunehmen. 

 

Zen-Praxis: Konzentration auf dein Ziel

Um ein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, braucht es Fokus. In einem Leben voller Stress, Termine und Aufgaben ist das nicht immer leicht. Ist unser Alltag zugemüllt mit tausend Aktivitäten, geht die leise Stimme der Sehnsucht unter. Damit wir überhaupt die Chance bekommen, sie zu hören, sind immer wieder Reinigungs- und Aufräumaktionen notwendig. 

Zen lehrt uns, dass äußere und innere Form untrennbar zusammengehören. Klarheit in unserem Umfeld führt zu Klarheit im Geist. Fällt es dir ganz besonders schwer, den Fokus zu setzen, dann hilft es unter Umständen, erst einmal im Äußeren für Ordnung zu sorgen. Das Gleiche gilt für unseren Tagesablauf, nur wenn wir uns die Freiräume schaffen, konzentriert an unseren Vorhaben zu arbeiten, wird das auch gelingen. 

Was dabei helfen kann, ist zum Beispiel:

  • einen Kalender mit den wichtigen Aufgaben führen und einhalten
  • ein Tagebuch zu führen und sich selbst dabei zu beobachten, wann bin ich produktiv, wann kreativ, wann brauche ich Pausen
  • Störfaktoren aufzuschreiben, um sie gezielt zu vermeiden
  • bestimmte Digital-Detox-Zeiten festzulegen, in denen das Telefon und das Internet nicht greifbar sind

Zen-Spirit im Arbeitsalltag bedeutet nämlich auch, Regeln und Pausen festzulegen. Nur so bleiben wir aktiv in unserer Kraft und haben die Möglichkeit zu gestalten. Denn Zen ist nicht nur einfach eine Technik, es ist ein Lebensweg der, einmal eingeschlagen, eine Strecke beschritten werden muss, um Veränderung zu erkennen. 

Bleibt man aber dran, baut man Meditation und Achtsamkeit immer wieder in den Alltag ein, so kann dies der Schlüssel zur inneren Stärke werden und dabei helfen, dein Potenzial noch viel mehr zu entfalten. 
 

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