Hormon-Yoga: Übungen, um deine Hormone in Balance zu bringen

Sobald sich etwas in unserem Hormonhaushalt verändert, hat das Einfluss auf unsere Stimmung. Und oftmals treten dann auch körperliche Begleiterscheinungen auf. Gerade intensive Umbruchsphasen wie die Pubertät, die Wechseljahre oder die Tage vor und während der Menstruation sind mit hormonellen Dysbalancen verbunden. Hormon-Yoga kann ein Weg sein, wieder in Balance zu kommen und Symptome wie Kopfschmerzen, trockene Haut, Hitzewallungen oder Schlafstörungen abzumildern. Auch für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch fungiert Hormon-Yoga als natürliche Unterstützung der Fruchtbarkeit.

Wenn wir uns wohlfühlen, sind unsere Hormone im Gleichgewicht. Bei großen hormonellen Umstellungen […] muss sich der Körper neu sortieren.
Silja Sperling, Ulrike Zander, Karolin Lankreijer in »Yoga für die Hormonbalance«

Was bewirken Hormone?

Hormone sind Botenstoffe, die es den Organen in unserem Körper ermöglichen, miteinander zu kommunizieren. Sie haben daher viele Aufgaben und wirken an den unterschiedlichsten Vorgängen im Körper mit.

In den Hormondrüsen werden die Hormone produziert und direkt ins Blut abgegeben, wo sie dann zu den Zellen weiter transportiert werden. Zu diesen Drüsen gehören zum Beispiel:

  • der Hypothalamus
  • die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse)
  • die Schilddrüse
  • die Nebennieren
  • die Eierstöcke

All diese Drüsen haben ganz unterschiedliche Funktionen im Körper. Für den weiblichen Zyklus, die Fruchtbarkeit und die Frauengesundheit spielen zum Beispiel die Produktion der Hormone Östrogen oder Progesteron eine wichtige Rolle, die unter anderem in den Eierstöcken gebildet werden.

 

Was ist Hormon-Yoga?

Beim Hormon-Yoga geht es darum, die Hormon-Produktion in diesen Drüsen anzuregen beziehungsweise sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die intensive Yogapraxis wurde von der Brasilianerin Dinah Rodrigues speziell für Frauen in den Wechseljahren entwickelt, um deren Prozess der Hormonumstellung bestmöglich zu unterstützen.

Die Praxis soll das Hormonsystem regulieren und dadurch schwierigen Begleiterscheinungen wie Schlafmangel oder Hitzewallungen entgegenwirken. Die festgelegte Sequenz von Körperübungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Energielenkung verzeichnete bei regelmäßiger Anwendung immer wieder erstaunliche Erfolge.

 

Für wen ist Hormon-Yoga geeignet?

Doch nicht nur Frauen in den Wechseljahren können von Hormon-Yoga profitieren. Es richtet sich vielmehr an alle, die mit hormonellen Dysbalancen kämpfen. Da bei Frauen ab Mitte 30 die natürliche Hormonproduktion abnimmt, kann auch hier Hormon-Yoga zum Einsatz kommen, um in einem gesunden Zyklus zu bleiben.

Hormon-Yoga kann ein Weg sein für Frauen mit:

Für wen ist Hormon-Yoga nicht geeignet?

Generell ist es ratsam, dich vorher genau zu informieren, ob Hormon-Yoga wirklich für dich geeignet ist, und gegebenenfalls auch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin darüber zu sprechen. Denn unter Umständen kann die intensive Praxis sonst das Gegenteil des gewünschten Effekts bewirken. Auch während der Schwangerschaft sowie bei schweren Erkrankungen oder bestimmten Einschränkungen wird vom Hormon-Yoga abgeraten.

Zu den Kontraindikationen gehören zum Beispiel die folgenden Krankheitsbilder:

Während deiner Menstruation solltest du besonders sanft üben und die Praxis auf deine Bedürfnisse abstimmen.

 

Was bewirkt Hormon-Yoga?

Hormon-Yoga ist ein ganzheitlicher und natürlicher Weg, um unser Hormonsystem gezielt zu unterstützen. Es hilft sowohl präventiv als auch dann, wenn das Hormonsystem bereits in der Umstellung ist. Da unsere Hormone stark auf Stress und Unruhe reagieren, ist eine der wichtigsten Ziele des Hormon-Yogas, dass wir Entspannung und Ruhe in unseren Körper und unseren Geist bringen. Auch eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung sind entscheidende Faktoren für deine Hormongesundheit.

Ein ausgeglichenes Hormonsystem, das nicht permanent Stresshormone ausschüttet, reguliert sich selbst.
Silja Sperling, Ulrike Zander, Karolin Lankreijer in »Yoga für die Hormonbalance«

Hormon-Yoga-Übungen

Beim Hormon-Yoga handelt es sich um eine durchdachte Kombination aus Atemübungen, Asanas, Energielenkung und Entspannungselementen. Die Übungen bewirken eine spezielle Kompression und Dehnung der Hormondrüsen. Durch die vertiefte Atmung sowie die Energielenkung wird die Energie im Körper zum Fließen gebracht und die Ausschüttung der Hormone harmonisiert.

Die auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasste Sequenz sollte über einen längeren Zeitraum am besten täglich praktiziert werden. Sie besteht aus Aufwärmen, den individuellen Hormon-Yoga-Asanas und einer abschließenden Meditation. Eine Sequenz kann unterschiedlich lange sein, sollte jedoch maximal 30 Minuten dauern. Sehr hilfreich kann es sein, ein Journal zu führen, um deine Erfahrungen festzuhalten und körperliche und emotionale Veränderungen zu dokumentieren.

Während einer Hormon-Yoga-Übung sind vor allem die folgenden vier Techniken wichtig:

1. Bhastrika 

Bei der sogenannten Blasebalg-Atmung wird der Bauch schnell und kraftvoll gewölbt und wieder eingezogen. Die Ein- und Ausatmung  sind gleich lang und es entsteht ein Geräusch, das an einen Blasebalg erinnert. Durch diese Technik werden die inneren Organe massiert und die Lebensenergie Prana im Körper aktiviert. Bhastrika wird auch Feueratmung genannt.

2. Ujjayi-Atmung

Bei dieser Pranayama-Technik wird die Stimmritze verengt, sodass bei der Ein- und Ausatmung eine Art Rauschen in der Kehle entsteht. Ujjayi bedeutet übersetzt »siegreicher Atem«. Es wirkt beruhigend und stabilisierend auf Körper und Geist und lässt den Atem ruhig und regelmäßig fließen.

3. Bhandas

Bhandas sind Energieverschlüsse, die du über bewusste Kontraktionen deiner Muskeln setzen kannst. Das Mula-Bhanda befindet sich an der Körperunterseite und es kann durch das Zusammenziehen des Damms aktiviert werden.

4. Tibetische Energielenkung

Bei angehaltenem Atem wird die Zungenspitze gegen den oberen Gaumen gedrückt, das Mula Bandha gesetzt und die Konzentration auf die Nasenspitze oder den Punkt zwischen den Augenbrauen (drittes Auge) gerichtet. Von hier aus soll die Energie und die Aufmerksamkeit dann zu der Drüse, die angesprochen werden soll, gelenkt werden. Danach wird das Bhanda und Zunge wieder gelöst und der Atem kann wieder frei fließen.

Hormon-Yoga: Frau macht am Strand Yoga-Übung das Kind für Hormon-Balance

Hormon-Yoga-Asanas

Damit du dir etwas besser vorstellen kannst, welche Übungen eine Hormon-Yoga-Stunde beinhalten kann und worauf es dabei ankommt, möchten wir dir im Folgenden zwei Asanas vorstellen, die eine positive Wirkung auf das Hormonsystem haben.

1. Der Drehsitz (Ardha Matsyendrasana)

Der Drehsitz bewirkt die Energetisierung der Eierstöcke. Durch die Drehung werden die Bauchorgane und die Eierstöcke massiert und angeregt. Wenn du Verdauungsprobleme hast oder auch Spannungen im Rücken spürst, kann diese Übung Linderung verschaffen.

Und so gehst du vor:

  • Komme zum Sitzen und strecke die Beine gerade nach vorne aus.
     
  • Ziehe dein Sitzfleisch zu beiden Seiten raus, damit du gut geerdet und gleichmäßig auf deinen Sitzbeinhöckern sitzt.
     
  • Beuge dein linkes Bein, sodass die Ferse des Fußes neben deiner rechten Hüfte ist. Das linke Knie ist am Boden. Alternativ kannst du das linke Bein auch ausgestreckt lassen.
     
  • Stelle nun das rechte Bein über das linke.
     
  • Richte deine Wirbelsäule lang auf.
     
  • Umarme dein rechtes Bein nun mit dem linken Arm. Den Ellbogen kannst du außen ans Bein bringen, um ihn als eine Art Hebel zu nutzen.
     
  • Hebe einatmend den rechten Arm nach oben, drehe dich ausatmend nach hinten und setze die rechte Hand hinter dir ab.
     
  • Nun folgen die Bhastika-Atmung (meist sieben Mal) und die Energieführung, in diesem Fall zum rechten bzw. nach dem Seitenwechsel zum linken Eierstock.​​

 

2. Der Fisch (Matsyasana)

Die Fischhaltung energetisiert die Schilddrüse und lindert Menstruationsbeschwerden. Durch die Öffnung des Brustraumes wird außerdem die Lungen- und Atemfunktion unterstützt. Zudem hat der Fisch eine regenerierende Wirkung.

Und so gehst du vor:

  • Komme in die Rückenlage.
     
  • Bringe die Beine eng zusammen, die Arme liegen neben dem Körper.
     
  • Schiebe deine Hände unter dein Gesäß, die Handflächen zeigen nach unten.
     
  • Atme ein und hebe dich hoch auf die Unterarme, die Hände schieben kraftvoll in die Matte.
     
  • Lege den Kopf langsam und vorsichtig in den Nacken.
     
  • Hebe deine Brust und dein Herz nach oben.
     
  • Das Gewicht deines Körpers ruht auf den Ellbogen.
     
  • Führe nun die Atem- und Energielenkung aus dem Hormon-Yoga aus, konzentriere dich dabei auf deine Schilddrüse.
     
  • Zum Lösen, den Kopf erst vorsichtig anheben, dann den Oberkörper zur Matte sinken lassen.

 

Fazit: Mit Hormon-Yoga deine Balance finden

Hormon-Yoga hilft dir, wieder ins Gleichgewicht zu kommen, und unterstützt deinen Körper und deinen Geist in allen Umbruchsphasen des Lebens. Wenn du dich für Hormon-Yoga entscheidest, empfehlen wir dir, dich vorher gut darüber zu informieren, welche Form für deine aktuelle Hormonsituation am besten geeignet ist oder dir eine gute Lehrerin bzw. einen guten Lehrer zu suchen, die oder der dir dabei hilft.

Gib dir beim Üben die Zeit, die du brauchst, nimm deine Bedürfnisse wahr und erkenne und respektiere deine Grenzen. Es wird sich nicht sofort nach der ersten Praxis ein Erfolg einstellen, aber sei dir bei jedem Üben sicher, dass du dir, deinem Körper und deinen Hormonen damit etwas Gutes tust. 

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