Hochsensibilität: Symptome & Auswirkungen auf Hochsensible

Was ist Hochsensibilität?

Kennst du das auch? Du sitzt abends vor dem Fernseher oder liest ein Buch. Sobald es in der Handlung emotional wird, steigen bei dir intensive Gefühle auf. Vielleicht musst du weinen: Entweder aus Glück oder ausgelöst durch Trauer.

Ereignisse wie Hochzeiten, Vorstellungsgespräche, Vorträge, Klassentreffen, Verliebtsein, Arzttermine, Streit in der Familie oder neue Lebensumstände lösen bei dir ebenfalls starke Gefühle aus. Dabei kann das Spektrum von Aufregung, Nervosität, Angst, innerer Unruhe, Gefühlsrausch bis hin zu melancholischem Schwelgen reichen.

Vielleicht liebst du es einerseits, diese Gefühlswelt durch Malen, Tanzen oder Musik zum Ausdruck zu bringen. Wenn du gefühlvolle Musik hörst, kannst du in deine eigene Welt abtauchen, bekommst womöglich eine Gänsehaut, und innere Landschaften tauchen vor deinem geistigen Auge auf.

Nicht nur die Gefühlswelt einer hochsensiblen Person ist besonders ausgeprägt, sondern auch ihre feinen Antennen für Umweltreize. Zuweilen führt diese besondere Empfindsamkeit zu merkwürdigen Auswüchsen.

Hast du von deinem Umfeld oft gehört, dass du dir »nicht alles so zu Herzen nehmen« sollst oder dass du ein »dickeres Fell« brauchst?
Sylvia Harke

Empfindlichkeit für Sinnesreize

Wann warst du das letzte Mal shoppen? Wegen ihrer feinen Körperempfindungen stellen sensitive Personen höhere Qualitätsansprüche bei Kleidung. Dies hat vor allem mit dem Tragekomfort zu tun. Entweder scheuert der Schuh, die Form des Hutes passt nicht zum Gesicht, die Hose drückt und zwickt irgendwo. Da braucht es schon Fingerspitzengefühl, um die passenden Stücke zu finden.

Hast du auch ein feines Gespür für Farben und Formen? Jeder Farbton erweckt in uns ein bestimmtes Gefühl. Deshalb kleiden sich viele hochsensible Personen farblich nach ihrer aktuellen Stimmung. Dissonanzen in Farben, Klängen oder Asymmetrien stören ihr Wohlbefinden.

In diesen Alltagssituationen hast du sicher schon den Begriff der »Prinzessin auf der Erbse« gehört. Dieses Märchen von Hans Christian Andersen ist ein Schlüssel zum Verständnis für hohe Sensibilität. Wenn wir das Wort nicht mehr verächtlich verwenden, sondern die Gabe der feinen Wahrnehmung darin erkennen, ergibt das Märchen einen neuen Sinn.

Die Geschichte vermittelt das Geheimnis einer gesteigerten Wahrnehmungsfähigkeit. Die ausgeprägte Sinneswahrnehmung führt auf der anderen Seite zum Phänomen der Reizüberflutung. Dies zeigt sich in Form von Stressreaktionen auf unsere moderne Lebensweise und ihrer lauten Geräuschkulisse.

Viele verlieren im Laufe ihrer Biographie das Vertrauen in ihre feine Wahrnehmung. Sie zweifeln an ihren Gefühlen und versuchen stattdessen, ihre Umwelt mit der Ratio zu verstehen.
Sylvia Harke

Wenn die Welt zu laut wird

Durch ihr empfindsames Nervensystem fühlen sich Sensitive schneller wegen Lärm gestresst.
Sicher hast du schon beobachtet, dass der Besuch eines überfüllten, lauten Cafés unangenehm werden kann oder dir vorbeifahrende Autos lärmend auffallen. Einen Höhepunkt der Geräuschbelästigung stellt das alljährliche Silvesterfest mit seinen dröhnenden Feuerwerken dar. Wahrscheinlich suchst du eine Möglichkeit, dich um Mitternacht zu verkriechen, um deine empfindsamen Ohren zu schützen.

Wenn du dich dem Gruppengefühl des Überschwangs hingibst, kann es sein, dass du dich  auf der unerträglich lauten Straße wiederfindest. Sind dir kreischende Kinder in der S-Bahn oder im Supermarkt zu laut und du denkst, das kann nicht sein? Genauso wie äußerlicher Lärm dich quält, so können auch deine Gedanken unüberhörbar werden.
 

Wie erkennt man Hochsensibilität? Merkmale & Symptome

Hochsensible sind genaue Beobachter. Ihnen entgeht kein Detail. Folgende Situationen sind typisch für den Alltag von hochsensiblen Personen. Wenn auch du betroffen bist, wirst du viele der Fragen mit ja beantworten können:

  • Hast du die Erfahrung gemacht, dass du lange über Gespräche und Begegnungen mit anderen Menschen grübelst?
  • Ist es dir wichtig, was in deinem sozialen Umfeld vor sich geht? Die Genauigkeit im Denken führt zu einer fabelhaften Analysefähigkeit.
  • Bist du in der Lage, jede Situation aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, und machst dir dabei ein umfassendes Bild?
  • Wenn du eine Entscheidung triffst, bist du eher langsam, weil deine Neigung zum gründlichen Nachdenken zu Zögerlichkeit führt? 
  • Du möchtest die verschiedenen Varianten abwägen und kommst damit manches Mal in eine Verunsicherung, weil du für beide Lösungen weit vorausdenkst? Dies kann sich als Belastung zeigen, wenn es um weitreichende Entscheidungen geht. Wahrscheinlich suchst du dann den Rat verschiedener Menschen, um abzuwägen.
  • Wenn du eine Aufgabe im Beruf oder privat erledigst, willst du dein Bestes geben und alles richtig machen? Falls du siehst, dass etwas noch nicht perfekt ist, wirst du es so lange verbessern, bis es deinem inneren Maßstab als Perfektionist entspricht. Deshalb brauchst du für manche Erledigungen länger als andere Personen.

Hochsensible sind nicht nur nachdenklich, sondern zuweilen recht melancholisch. Deshalb fühlen sie sich als Sonderlinge und einsam.

Wenn du herausfinden willst, ob du hochsensibel bist, mache unseren Hochsensibilität-Test.

 

Hochsensible Menschen müssen lernen, die Grenzen ihres eigenen Ichs besser zu spüren und zu schützen. Dies halte ich persönlich für eine ihrer wichtigsten Entwicklungsaufgaben.
Sylvia Harke

Hochsensibilität: Sind das meine oder deine Gefühle?

Schnappst du manchmal die Gemütsverfassung anderer Personen aus deinem Umkreis auf? Hochsensiblen fällt es oft schwer zu erkennen, ob ihre Gefühle auch wirklich die eigenen sind.

Wie ein Schwamm saugen sie die Stimmungen anderer Menschen auf. Dieses Phänomen bezeichne ich mittlerweile als »entgrenztes Ich«. Es führt auf der einen Seite zu präziser Menschenkenntnis und andererseits zu Stress. Denn nicht immer sind die Emotionen aus der Familie oder im Kollegenkreis heiter.

Frauen betrifft dies besonders stark, denn unsere gesellschaftliche Konditionierung führt dazu, dass wir schlecht nein sagen können und danach streben, andere nicht zu enttäuschen und es allen recht zu machen.

Mit einem gestärkten Ich kannst du besser die Gefühle sortieren, die durch dich hindurchfließen, und den richtigen Quellen zuordnen.

 

Mehr für dich