Unterdrückte Gefühle verstehen und wahrnehmen im Körper

Wie du an körperlichen Symptomen erkennst, ob du Gefühle verdrängst und mit welchen Übungen du dich ihnen stellst

Unterdrückte Gefühle und die gesundheitliche Belastung

Gefühle sind ein natürlicher Teil unserer menschlichen Erfahrung. Sie sind die primären Reaktionen unseres Körpers und Verstandes auf unsere Umgebung und Situationen. Wenn diese Gefühle fließen dürfen, sind wir in der Lage, eine reiche Bandbreite an emotionalen Erlebnissen zu erfahren. Zusätzlich dienen sie als hilfreiche Signale für das, was in uns und um uns herum vor sich geht.

Allerdings neigen wir manchmal dazu, bestimmte Gefühle, insbesondere die unangenehmen, unerwünschten oder von unserer Gesellschaft als unakzeptabel eingestuften Gefühle, zu unterdrücken.

Diese unterdrückten Gefühle sind nicht einfach verschwunden, nur weil wir versuchen, sie zu verleugnen, zu ignorieren oder zu betäuben. Was tatsächlich passiert, ist, dass sie in unserem Körper und unserem Unterbewusstsein verankert bleiben. Dort können sie anfangen, eine andere Art von Druck und Stress zu verursachen. In vielen Fällen führt dies zu unerklärlichen und oft unnatürlichen Empfindungen in unserem Körper, einem Zustand anhaltenden Unwohlseins.

 

Die Beziehung zwischen unterdrückten Gefühlen und körperlichen Symptomen

Eine Reihe von körperlichen Symptomen sind direkt mit unterdrückten Gefühlen verbunden. Dies können sich manifestieren in offensichtlich in Psychosomatischen Störungen oder auch in alltäglicheren Beschwerden und Symptomen. 

Manchmal haben diese Symptome eine medizinische Ursache, in anderen Fällen ist die Ursache emotionaler Natur.

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) hat uns hilfreiche Einblicke in Verbindung zwischen Gefühlen und den körperlichen Zuständen gegeben. Durch ihre Jahrhunderte alte Praxis und Beobachtungen haben die TCM-Praktiker erkannt, dass bestimmte Gefühle zu bestimmten körperlichen Symptomen führen können.

 

Wie unterdrückte Gefühle im Körper lokalisiert werden: Die TCM-Perspektive

In der TCM gibt es fünf Kern-Emotionen - Angst, Aggression, Freude, Traurigkeit und Sorge. Jede dieser Emotionen ist mit bestimmten körperlichen Zuständen und Symptomen verknüpft. Gefühle wie Angst und Aggression sind angeborene Gefühlsregungen, die evolutionär gesehen das Überleben unserer Vorfahren gesichert haben. Wenn wir diese Gefühle jedoch nicht ausleben können, sie unterdrücken oder sie gar nicht als Gefühle registrieren und akzeptieren, können sie uns krank machen.

Ähnlich wirken die 5 Gefühlsfamilien auf bestimmte Bereiche unseres Körpers:

  1. Wut und Aggressionen

Wut und Aggressionen lassen sich nach TCM dem Funktionskreis Leber-Gallenblase zuordnen.

Körperliche Symptome sind etwa

  • Magenprobleme
  • allergische Reaktionen
  • Juckreiz
  • Krämpfe
  • Kopfschmerzen
  • einseitige Schulterschmerzen
     

2. Freude und Überforderung

Im Gegensatz zu Angst und Aggressionen öffnen Freude und Liebe unser Herz, während eine Überforderungen auf Gefühlsebene unser Herz verschließen kann.

Diese Gefühle äußern sich dann mit körperlichen Symptomen, wie

  • Konzentrationsproblemen
  • Sprechstörungen
  • Schlaflosigkeit
  • Herzklopfen
  • Unruhe 
  • Aufregung
     

3. Trauer und Traurigkeit 

Gefühle von Trauer und Traurigkeit belasten die Lunge – das sorgt für den berühmten Kloß im Hals. Hier staut sich dann unsere eigene Lebensenergie so sehr, dass sie sogar zu Schmerzen führen kann. Durch Weinen löst sich dieser Druck und wir finden Erleichterung, ebenso wie durch einen tiefen Seufzer.

Symptome eines geschwächten Lungen-Funktionskreises nach TCM sind

  • Kurzatmigkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Druck in der Brust und Atemnot
  • Müdigkeit
  • Energielosigkeit
  • Husten
     

4. Sorge

Das Gefühl Sorge kommt aus einer gesunden Mitte, also dem Bauchbereich – sie steht in der Mitte zwischen den anderen vier Gefühlsgruppen und kann jeweils in diese übergehen.

Nach TCM äußert sich übermäßige Sorge in Störungen von Milz und Magen, was sich zeigen kann durch

  • Durchfall
  • Verstopfung
  • Blähungen
  • Übergewicht
  • Schwäche
  • Rheuma
  • Diabetes

5. Angst

Angst gilt in der TCM als eine fundamentale Emotion, die einen direkten Einfluss auf die Nierenenergie (auch "Nieren-Qi" genannt) hat. Wenn das Nieren-Qi schwach ist oder durch anhaltende emotionale Unruhe gestört wird, kann dies verschiedene körperliche und psychische Symptome hervorrufen.

Körperlich manifestiert sich Angst oft in der unteren Körperhälfte, da die Nieren in der TCM als die Basis für das physische und energetische Wohlbefinden des Körpers angesehen werden. Symptome, die auf Angst hindeuten können, umfassen unter anderem:

  • Rückenschmerzen oder Schwäche im unteren Rückenbereich
  • Kältegefühle, insbesondere in den Beinen und Füßen
  • Probleme mit der Blasenkontrolle oder häufiges Wasserlassen
  • Chronische Müdigkeit oder Energielosigkeit

Deswegen können uns (unterdrückte) Gefühle krank machen: Die Gefühlsfamilien und damit zusammenhängenden Organfunktionen stehen in enger Wechselwirkung miteinander.

  • Angst etwa schränkt die Freude ein, 
  • Wut würgt Mitgefühl und Fürsorge ab. 
  • Freude wiederum vertreibt Traurigkeit und öffnet unser Herz und so auch unseren Brustbereich für tiefe Atmung.

Die Wechselwirkungen zwischen Gefühlen hängen stark von unserer zirkulierenden Lebensenergie, dem Qi ab – und wie offen wir mit den jeweiligen Emotionen umgehen.

Diese Beobachtungen der TCM geben uns eine leitende Karte zur Lokalisierung und dem Verständnis unserer unterdrückten Gefühle auf einer körperlichen Ebene. Es ist ein wertvolles Werkzeug, das uns hilft zu erkennen, was unser Körper uns zu sagen versucht, und bietet uns einen Ansatzpunkt zur Heilung und Integration dieser unterdrückten Gefühle in unser Leben.

 

Gefühle verstehen und verarbeiten: Übungen, um Probleme zu bewältigen

Wenn wir angespannt sind, sind unsere Emotionen oft der Schlüssel zur Lösung unseres Problems. Unterdrückte Gefühle, die sich in körperlichen Symptomen manifestieren, sind oft der dramatische Appell unseres Körpers und unseres Geistes, uns um unsere emotionale Gesundheit zu kümmern. Diese Signale zu ignorieren, wäre, als ob wir auf Worte verzichten würden, wenn wir versuchen, ein Problem zu lösen: Es würde den Prozess erheblich erschweren und in vielen Fällen unmöglich machen.

Stattdessen müssen wir lernen, mit unseren Gefühlen zu kommunizieren. Zu lernen, sie zu verstehen, zu respektieren und zu integrieren, kann uns eine neue Dimension des Bewusstseins und der Problemlösung eröffnen. Dabei ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass alle Gefühle gleichwertig sind und dass auch unangenehme Gefühle eine wichtige Rolle bei der Gestaltung unserer inneren Landschaft spielen.

  1. Übungen zur Wahrnehmung von Gefühlen und den Einsatz der Sinne

Es gibt eine Fülle von Übungen, die uns helfen können, uns mit unseren Gefühlen vertraut zu machen.

  • Achtsamkeitsübungen
  • Atemübungen
  • körperorientierte Therapie und sogar 
  • Yoga
  • Tai Chi 
  • Tanz

können uns helfen, unsere unterdrückten Gefühle zu entdecken und zu befreien. Darüber hinaus können körperliche Bewegungsformen wie den Körper beleben und uns dazu ermutigen, uns vollständiger und ehrlicher zu fühlen.

Vor allem aber ist es wichtig, liebevoll und geduldig mit sich selbst umzugehen. Jeder Mensch ist einzigartig und jeder braucht seine eigene Zeit, um sich emotionalen Herausforderungen zu stellen und diese konstruktiv zu bewältigen.

 

2. Achtsamkeits-Atemübung zur Wahrnehmung von Gefühlen

Diese Übung dient dazu, deinen Emotionen mehr Raum zu geben und sie bewusster wahrzunehmen. Du kannst sie jederzeit ausüben, gerade in Momenten, in denen du dich gestresst oder überwältigt fühlst. Mit der Zeit wirst du lernen, deine Gefühle besser zu verstehen und mit ihnen umzugehen.

  • Finde einen ruhigen Platz: Setze dich bequem an einen Ort, an dem du für die nächsten Minuten ungestört sein kannst.
     
  • Schließe deine Augen und atme tief ein: Nimm einen langsamen, tiefen Atemzug durch deine Nase und dann einen langen, weichen Atemzug durch deinen Mund. Wiederhole dies ein paar Mal.
     
  • Konzentriere dich auf deinen Atem: Richte deine Aufmerksamkeit auf das natürliche Muster deines Atems. Beobachte, wie sich deine Brust und dein Bauch mit jedem Atemzug heben und senken.
     
  • Nimm deinen Körper wahr: Hat sich dein Atem beruhigt, lenke deine Aufmerksamkeit auf deinen Körper. Beginne bei der Spitze deines Kopfes und arbeite dich bis zu deinen Zehen vor. Nimm alle Empfindungen wahr, die du in diesen Bereichen spürst.
     
  • Erfasse deine Gefühle: Nun wird es Zeit, deine Aufmerksamkeit noch tiefer zu verlagern, hin zu deinen Gefühlen. Frage dich: "Welches Gefühl nimmt derzeit den meisten Raum in mir ein?" Es ist okay, wenn du auf diese Frage keine klare Antwort hast. Versuche einfach, offen zu bleiben und alle Gefühle wahrzunehmen, die auftauchen.
     
  • Akzeptiere und lasse zu: Wie auch immer du dich gerade fühlst, lass es zu. Es ist völlig in Ordnung, diese Gefühle zu haben. Du musst nichts tun, um sie zu verändern oder zu beseitigen. Nimm sie einfach so wahr, wie sie sind.
     
  • Kehre zu deinem Atem zurück: Wenn du das Gefühl hast, dass du genug hast, lenke deine Aufmerksamkeit wieder auf deinen Atem. Nimm ein paar tiefe, beruhigende Atemzüge.
     
  • Beende die Übung: Nach einigen Minuten oder wenn du dich bereit fühlst, öffne langsam deine Augen und nimm deine Umgebung wieder wahr. Bewege dich ein bisschen, strecke dich und kehre dann langsam zu deiner normalen Routine zurück.

     

3. Die Natur als Unterstützer für die Wahrnehmung von Gefühlen

Eine der mächtigsten Ressourcen zur Unterstützung unserer emotionalen Entfaltung ist die Natur selbst. In der Stille und Gelassenheit der Natur können wir oft mit unseren Gefühlen in Kontakt treten, die im hektischen Leben in der Stadt leicht übersehen werden können. Daher ist es wichtig, sich Zeit für die Natur zu nehmen und ihren beruhigenden Einfluss auf unser emotionales Leben zu nutzen.

 

Fazit: Finde Heilung, indem du unterdrückte Gefühle wahrnehmen, verstehen und akzeptieren lernst

Unterdrückte Gefühle sind eine wertvolle Quelle von Information und Heilung. Sie anzuerkennen, zu respektieren und zu integrieren ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu emotionaler Gesundheit und Wohlbefinden. Laut der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM)

Körperliche Beschwerden können oft emotionale Ursachen haben, wie z.B.:  

  • Trauer: Energielosigkeit und Druck in der Brust und Atemnot
  • Freude: Schlaflosigkeit und Unruhe
  • Sorge: Übergewicht oder Durchfall
  • Wut: Magenschmerzen oder Kopfschmerzen
  • Angst: Rückenschmerzen oder Blasenschwäche

Wir zeigen dir Wege, um Emotionen durch Achtsamkeit, Atemübungen und Naturerlebnisse zu verarbeiten. Indem du deine Gefühle annimmst und ausdrückst, öffnest du den Weg zu einem gesünderen Leben. 

Dieser Prozess erfordert Geduld und Selbstliebe, aber das Ergebnis ist eine tiefere Selbstverbindung und ein bereicherndes Leben. Lerne, allen Gefühlen Raum zu geben – für dein ganzheitliches Wohlbefinden.

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