Die Psychologie der Glimmer: So bringst du positive Mikromomente in deinen Tag
Wie sich Glimmer von Triggern unterscheiden und warum sie zu mehr Wohlbefinden und Sicherheit führen
Was sind Glimmer?
»Glimmer« sind einfach gesagt kleine Momente oder Reize des Glücks, die unser Nervensystem positiv beeinflussen und uns signalisieren, dass wir in Sicherheit sind.
So wie es Trigger-Momente gibt, die uns negativ aufwühlen, gibt es auch Glimmer-Momente, die in uns positive und beruhigende Zustände auslösen.
Sie stecken in vielen kleinen, unscheinbaren Momenten, zum Beispiel:
- der Geruch frischer Wäsche
- das warme Wasser beim Duschen
- die kuschelige Decke am Abend
- das schöne Gespräch mit einer vertrauten Freundin
Je mehr Glimmer-Momente wir erleben, desto weniger fühlen wir uns getriggert.
Wie unterscheiden sich Glimmer von Triggern?
Trigger sind äußere oder innere Reize wie Wörter, Gerüche oder Gedanken, die in uns starke, negative Emotionen und Reaktionen hervorrufen können.
Typische Trigger-Beispiele:
- Du denkst: »Ich bin ohnehin nicht gut genug.« und fängst deshalb gar nicht erst mit deinem Vorhaben an. Stattdessen lenkst du dich durch destruktive Verhaltensweisen ab.
- Dein:e Freund:in sagt zu dir: »Das hast du auch schon mal besser gemacht.« Diese Aussage erinnert dich an deine Kindheit, in der du es deinen Eltern nie recht machen konntest. Du fühlst dich in diese Zeit zurückversetzt, gekränkt, und reagierst deshalb automatisch mit Wut oder Rückzug.
Das große Problem: Je öfter sich diese Reiz-Reaktions-Kette wiederholt, desto tiefer brennt sie sich in uns ein und wir hinterfragen unser Verhalten kaum noch. Taucht ein erneuter Trigger auf, landest du sofort in der Negativspirale, Stresshormone fluten deinen Körper und versetzen dein Nervensystem in Alarmzustand. Dieser Alarmzustand verstärkt die negativen Gedanken und Gefühle. Du steckst in einem Teufelskreis.
Doch welche Rolle spielen nun Glimmer in diesem Zusammenhang? Glimmer-Momente sind sozusagen das Gegenteil, da sie in uns positive Emotionen und Reaktionen auslösen und unser Nervensystem beruhigen, statt es aufzuwühlen. Sie werden umgangssprachlich daher auch als »positive Trigger« bezeichnet. Ein Trigger bleibt aber etwas Negatives, weshalb Glimmer das richtige Wort ist.
Glimmer und Psychologie: Warum sind Glimmer-Momente so wichtig?
Der Begriff »Glimmer« stammt von der US-amerikanischen Psychotherapeutin Deb Dana, die eng mit der Polyvagal-Theorie von Stephen Porges arbeitet. Für Dana sind Glimmer-Momente kleine, positive Momente – also sogenannte »Mikromomente« –, die das Nervensystem beruhigen und Sicherheit vermitteln und somit das Gegenstück zu Trigger-Momenten.
Glimmer stammen zwar nicht direkt aus der Positiven Psychologie, stehen aber im engen Zusammenhang mit deren Zielen:
- Das Bewusstsein für das Gute im Alltag fördern
- Positive Emotionen stärken
- Achtsamkeit und Dankbarkeit praktizieren
Sie können also aus psychologischer Sicht dabei helfen, das eigene Wohlbefinden zu steigern und Resilienz aufzubauen.
Das deckt sich auch mit der »Broaden-and-Build«-Theorie von Barbara Fredrickson. Laut dieser können positive Emotionen unseren Blickwinkel erweitern, soziale Bindungen stärken und langfristig Ressourcen für unsere emotionale Stabilität aufbauen.
Was sind Fake-Glimmer?
Glimmer sind also Momente, die das Nervensystem beruhigen. Doch wie verhält es sich mit:
- Nikotinkonsum
- Alkoholkonsum
- Drogenkonsum
- Koffeinkonsum
- Exzessives Zocken
- Exzessiven Sport
- Frust-Essen
- Frust-Shoppen
All diese Dinge beruhigen unser Nervensystem doch auch, oder etwa nicht? Wenn du ehrlich zu dir bist, weißt du, dass sie dir auf lange Sicht mehr schaden als guttun. Trotzdem verpacken wir sie gerne als »sich etwas Gutes tun« oder »sich belohnen«. Doch was passiert da eigentlich genau? Der Autor Bernhard Tewes bezeichnet das in seinem Buch »Glimmer« als sogenannte »Fake-Glimmer«.
Das Gefährliche an sogenannten Fake-Glimmern
Sie fühlen sich im ersten Moment gut an – fast so wie ein echter Glimmer. Sie stimulieren kurzzeitig unser Nervensystem und aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn, wobei der Botenstoff Dopamin freigesetzt wird.
Unser Körper wartet auf eine anschließende tiefere Belohnung. Bleibt diese aus, sinkt der Dopaminspiegel wieder ab. Das kann dazu führen, dass wir uns danach eher enttäuscht als zufrieden fühlen und somit das Verlangen nach einem erneuten Dopamin-Schub wächst. Ein Kreislauf, der langfristig zu suchtähnlichen Verhaltensmustern führen kann.
Deshalb ist es wichtig, dass wir statt der Fake-Glimmer nach echten Glimmer-Momenten Ausschau halten.
Wie kann ich mehr Glimmer-Momente in mein Leben bringen? 3 Schritte
Schlechte Momente gehören zum Leben genauso dazu wie gute Momente. Deshalb ist es unrealistisch anzustreben, nie wieder traurig oder getriggert zu sein. ABER: Glimmer können verändern, wie dein Nervensystem auf Trigger reagiert, indem sie ein Gegengewicht aufbauen. Je mehr Glimmer-Momente du erlebst, desto schneller kommst du in Regulation und dein System bleibt seltener im Alarmzustand.
Laut dem Autor gibt es drei Schritte, die dir dabei helfen, statt Trigger, mehr Glimmer in dein Leben zu ziehen.
1. Schritt: Selbstreflexion
Frag dich mal ganz bewusst, wie dein Tag war:
- Was lief gut?
- Was lief nicht so gut?
- Was hat mich aufgemuntert?
- Was hat mich heruntergezogen?
Mach diese Übung wirklich. Durch diese regelmäßige Selbstreflexion wirst du nach und nach klarer erkennen, was dich triggert und was dich glimmert. Dabei kann dir Journaling helfen – also das bewusste Aufschreiben und Reflektieren deiner Gedanken, Gefühle und Beobachtungen.
2. Schritt: Bewusstheit
In Schritt zwei geht es darum, dein Bewusstsein zu stärken. Achte dafür genau in den Momenten, in denen du etwas tust, darauf:
- Was geschieht gerade?
- Wie handle ich?
- Wie fühle ich mich dabei?
So findest du heraus, was dir wirklich guttut und was nicht. Außerdem merkst du, welcher Glimmer-Typ du bist – also auf welche Reize du am stärksten reagierst (Geschmack, Geräusche, Visuelles, Gerüche oder Berührungen).
3. Schritt: Achtsamkeit
Im dritten Schritt geht es darum, die Dinge, die dir guttun – also die Glimmer-Momente – in deine Tagesroutine einzubauen.
Zum Beispiel:
- Musik hören, die dir ein gutes Gefühl gibt, statt ohne Pause Nachrichten, die dich herunterziehen.
- Ein schönes Buch lesen, statt stundenlang durch Social Media zu scrollen.
- Eine Überraschung für die Freundin planen, die aus dem Urlaub wiederkommt, statt das eigene Leben mit ihren Urlaubsbildern zu vergleichen.
Nur so haben sie Raum, um auch wirken zu können und mehr Positivität in dein Leben zu ziehen. So kann auf sanfte Weise Stück für Stück dein Nervensystem reguliert werden und du kannst dich sicherer fühlen.
Fazit: Glimmer beruhigen unser Nervensystem
Manchmal stecken wir in Jobs, Hobbys, Beziehungen oder Routinen fest, die uns schon lange keine Freude mehr machen – vielleicht sogar stressen. Oft nehmen wir das im Alltag kaum noch wahr und setzen uns zusätzlich unter Druck, alles »richtig« machen zu müssen. Dadurch fühlen wir uns schnell getriggert, reagieren entsprechend emotional oder suchen uns Ablenkungen. Die Folge: Unser Nervensystem bleibt ständig in Anspannung.
Doch es gibt einen Weg zurück zu mehr Ruhe: »Glimmer« – kleine, positive Reize, die unser Nervensystem beruhigen und uns mitteilen: »Du bist sicher.« Das kann bei jedem Menschen etwas anderes sein – etwa ein Duft, ein Klang oder das Gefühl von Wärme. Entscheidend ist, deine eigenen Glimmer-Momente zu entdecken und ihnen bewusst Raum im Alltag zu geben.
So kannst du lernen, Trigger leiser werden zu lassen und ein Leben zu führen, das sich wirklich nach dir anfühlt.