Samhain: Rituale zum keltischen Neujahrsfest

Ahnen ehren mit Ahnenmeditation

Ende Oktober mischt sich das verblassende Gold des Herbstes mit dem tiefen Schwarz-Blau der Nacht. Schatten breiten sich aus und hüllen die Welt in eine ruhige, geheimnisvolle Atmosphäre, die Tage werden deutlich kürzer.

Samhain, das keltische Neujahrsfest, feiert diesen Übergang in die dunkle Jahreshälfte. Es ist eine Nacht, in der die Grenzen zwischen Alt und Neu, Licht und Schatten, Leben und Tod spürbar werden – ein Moment zwischen den Welten.

Samhain lädt dich ein, dich all deinen inneren Räumen zu nähern. Auch denen, die wehtun oder die du sonst gern vermeidest. Die Dunkelheit dieser Zeit kann dir helfen, Altes zu erkennen und loszulassen, während die Kraft deiner Ahnen und die Energie der Natur dich auf deinem Weg unterstützen. Nutze diese Zeit, um dich zu sammeln, bewusst zu reflektieren und gestärkt in den kommenden Zyklus zu treten.

 

Wann ist Samhain?

Samhain (Aussprache in etwa: Sa-winn) wird in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert und bildet astronomisch gesehen genau die Mitte zwischen der Herbst-Tagundnachtgleiche und der Wintersonnenwende. Auch wird der Termin von Samhain manchmal mit der Nacht in Verbindung gebracht, in der die Plejaden (offener Sternhaufen im Sternbild Stier) ihren höchsten Punkt am Himmel erreichen.

Im Jahreskreis der Wicca liegt Samhain gegenüber von Beltane, steht also in zeitlichem Zusammenhang zum 11. Neumond nach Jule. Es schließt nach Lughnasadh und Mabon den Zyklus der Wicca-Erntefeste ab und leitet nach der (arbeits-)intensiven Phase im Sommer und Herbst die Zeit der Ruhe und Einkehr in der dunklen Hälfte des Jahres ein. Gleichzeitig galt Samhain in der keltischen Tradition als Neujahrsfest, an dem das alte Jahr verabschiedet und das neue begrüßt wurde.

Andere Feiertage und Feste in dieser Zeitqualität sind:

  • das christliche Allerheiligen und Allerseelen,
  • der mexikanische Día de Muertos,
  • Halloween, das besonders viele der keltischen Samhain-Bräuche und vor allem der keltischen Symbolik übernommen hat.
     

Samhain: Bedeutung und Ursprung 

Samhain gehört zu den ältesten Festen im keltischen Jahreskreis. Der Name bedeutet aus dem Gälischen übersetzt in etwa »Sommerende« oder »Vereinigung« und beschreibt so sehr treffend den Charakter des Festes als Schwellenzeit, die sowohl Abschied als auch Neubeginn in sich trägt.

Nach keltischem Glauben öffnete sich mit dem Eintritt in die dunkle Jahreshälfte auch die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Anderswelt. Ahnengeister konnten zurückkehren, und auch der Kontakt zu Göttern und Wesen aus der Anderswelt konnte nun leichter hergestellt werden. So galt Samhain als Zeit der Begegnung mit den Verstorbenen, des Gedenkens und der Weissagung.

Die überlieferten Bräuche von Samhain waren vielfältig:

  • Feuer wurden entzündet, um Schutz und Wärme zu spenden.
  • Opfergaben aus Speisen wurden für die Ahnen und die Götter bereitgestellt.
  • Orakel und Weissagungen halfen, sich auf das kommende Jahr vorzubereiten.
  • Große Feste mit Tanz und Musik begleiteten den Übergang in die Winterzeit.

Samhain war damit ein Fest, das die Gemeinschaft zusammenführte und zugleich den tiefen Respekt vor der kommenden Dunkelheit ausdrückte. Es erinnerte daran, dass Erneuerung und Neubeginn mit Tod und Endlichkeit untrennbar verbunden sind. In dieser Nacht wurde das Mysterium des Lebens in all seiner Tiefe gefeiert – die Dunkelheit nicht als Bedrohung wahrgenommen, sondern als notwendige Kraft des Wandels.

Samhain heute: Themen und Journaling-Impulse

Samhain wird in sehr ursprünglicher Form auch heute noch mit großen Volksfesten und Paraden in Irland gefeiert. Aber auch für Wicca-Praktizierende weltweit und vor allem für viele moderne Hexen ist Samhain einer der wichtigsten Tage im Jahr. Es gilt als besonders machtvolle Zeit für Rituale: Viele nutzen diese Zeit der Durchlässigkeit zwischen den Welten zum Orakeln, für Ahnenarbeit oder Kerzen- und Feuerzeremonien.

Aber auch für deine ganz individuelle spirituelle Praxis kannst du die Energie dieser besonderen Schwellenzeit nutzen – zur Rückschau auf Vergangenes, um endlich loslassen zu können oder den ersten Schritt hin zu etwas Neuem zu wagen.

Themen für deine persönlichen Samhain-Rituale können sein:

  • Sterben und Tod
  • Loslassen
  • Transformation
  • Schutz in der dunklen Jahreszeit
  • Neubeginn
  • Ahnenarbeit
  • Weissagung
  • Mut, der Dunkelheit zu begegnen

Samhain ist ein guter Zeitpunkt, um innezuhalten und dich bewusst auch mit den dunkleren Seiten und Themen in deinem Leben zu beschäftigen.

Fragen für deine Reflexion:

  • Wie stehe ich zu meinen Ahnen? Welche Rolle spielen sie in meinem Leben?
  • Was verursacht mir aktuell Schmerz?
  • Was darf ich nun zu Grabe tragen? Wie möchte ich den entstehenden Raum füllen?
  • Wann habe ich in der Vergangenheit Dunkelheit erlebt? Was konnte ich dadurch erfahren oder lernen?
  • Was brauche ich, um mich in der Dunkelheit der nächsten Wochen sicher zu fühlen?
Zu Samhain darfst du dir gerne auch Zeit für tiefe Reflexion und Tagebuchschreiben nehmen.
Caroline Deiß in »Die Magie der 8 Jahreskreisfeste«

3 Samhain-Rituale für zuhause

Das Journaling mit den Samhain-Themen kann dir helfen, dich bewusst mit der tief transformierenden Energie dieses Festes zu verbinden. So findest du heraus, welche individuellen Rituale dich auf deinem Weg durch die dunkle Jahreszeit begleiten und stärken können.

Für einen kraftvollen Einstieg in deine persönliche Samhain-Praxis findest du hier 3 Ritual-Ideen, die du ganz intuitiv an deine Bedürfnisse anpassen darfst.

 

1. Ahnenmeditation

Die folgende Meditation lädt dich ein, dich mit deinen Ahnen zu verbinden und ihre Kraft und Liebe in deinem Leben zu spüren.

 

Angeleitete Ahnenmeditation von Maren Schneider

Hier kannst du die Ahnen-Meditation von Maren Schneider nochmal nachlesen:

  • Komm in deiner bevorzugten Meditationshaltung zur Ruhe. Verbinde dich mit deinem Atem. Spüre deinen lebendigen Körper und wie er von der Erde getragen und gehalten wird.
  • Nun stell dir vor, du stehst in einem heiligen leuchtenden Kreis, der dir Schutz und Geborgenheit schenkt. Richte deinen Blick in die Vergangenheit.
  • Lass nun deine Eltern vor deinem inneren Auge Gestalt annehmen. Dahinter erscheinen deine Großeltern, dahinter deine Urgroßeltern und deren Eltern, deine Ururgroßeltern und so weiter. Vielleicht siehst du auch Verzweigungen und Verbindungen zu anderen Familien, ein Netzwerk – klar bis zum Horizont aller Zeiten erkennbar oder nur schemenhaft, wie im Nebel, doch wissend, es ist da.
  • Lass die Linie deiner Ahnen auf dich wirken und spüre in dich hinein, wie es sich anfühlt, mit all diesen Menschen verbunden zu sein. Vielleicht kennst du einige ihrer liebenswerten Eigenschaften. Vielleicht steht dir eine Person ganz besonders nahe. Und vielleicht kennst du auch niemanden persönlich. Alles darf sein.
  • Mach dir bewusst, wie das Leben von ihnen immer weitergegeben wurde – bis zu dir. Sie haben geliebt, gelacht, gestritten, gearbeitet, ums Überleben gerungen und immer das Beste, was ihnen zu ihrer Zeit möglich war, zum Gelingen des Lebens beigetragen. Nimm das Wunder des Lebens und die Weisheit deiner Ahnen als Geschenk an dich an. Ihr Leiden, ihre Probleme sowie ihr Schicksal erkenne an, aber lass es bei ihnen.
  • Dreh dich nun so um, dass du in die Zukunft schaust und stell dir vor, wie deine Ahnen hinter dir stehen. Spüre, wie die ganze Fülle der Lebenskraft und Liebe durch alle Generationen bis zu dir fließt.
  • Dann bedanke dich mit einer wertschätzenden Verbeugung bei deinen Ahnen. Spüre dich wieder in deinem Kreis und kehre bewusst in die Gegenwart zurück.
  • Spüre deinen Atem, deinen Körper und den Boden unter dir, und kehre bewusst zurück ins Hier und Jetzt.
     

2. Samhain-Tarot-Legung

Diese Tarot-Legung verbindet die zentralen Themen von Samhain und hilft dir, sie in deinem eigenen Leben sichtbar zu machen.

  • Entzünde eine Kerze – gerne eine schwarze als Symbol für Dunkelheit.
  • Stelle, wenn du magst, ein Bild oder eine kleine Gabe für deine Ahnen auf.
  • Nimm dir Zeit, dich zu erden und dich mit deinem liebsten Tarot-Kartendeck zu verbinden.
  • Ziehe auf deine Weise 6 Karten und lege sie in Form eines Halbkreises oder eines Tores aus.
  • Die Bedeutung der Karten von links nach rechts:
    1. Schatten: Welche Schatten darf ich jetzt hinter mir lassen?
    2. Ahnen: Welche Botschaft halten meine Ahnen für mich bereit?
    3. Dunkelheit: Welche inneren Themen fordern mich heraus, wenn ich in die stille Zeit gehe?
    4. Licht im Dunkel: Welche Stärke, Hoffnung oder Ressource begleitet mich durch die dunkle Jahreszeit?
    5. Schwelle: Was zeigt sich mir im Übergang zum neuen Jahr?
    6. Neubeginn: Was möchte im neuen Jahreskreis geboren werden?
  • Nimm dir Zeit, jede Karte wirken zu lassen und deine Eindrücke zu notieren. Lösche die Kerze achtsam oder lasse sie ausbrennen.
An den Tagen um Samhain kannst du dir bewusst Zeit nehmen, deiner Vorfahren zu gedenken, Gebete oder Dankesworte für sie zu sprechen […], Sehnsüchte zu äußern.
Caroline Deiß in »Die Magie der 8 Jahreskreisfeste«

3. Familiäre Schattenthemen ins Licht holen

Samhain eignet sich besonders, nicht nur die verstorbenen Ahnen zu ehren, sondern auch Schattenthemen in den lebenden Familienthemen anzuerkennen und im aktuellen Leben anzugehen. Das kann durch innere Arbeit passieren, aber auch durch bewusste Gespräche und Handlungen.

  • Suche einen ruhigen Ort, an dem du dich sammeln kannst. Zünde eine Kerze an oder richte einen kleinen Altar für deine Familie ein, symbolisch für verstorbene und lebende Ahnen.
  • Atme tief ein und aus, spüre die Verbindung zu deiner Familie und den Generationen, die dich geprägt haben.
  • Reflektiere ehrlich über familiäre Muster, Konflikte oder ungelöste Themen, die bis heute wirken. Schreibe auf, welche Themen dich belasten oder welche Dynamiken du ändern möchtest.
  • Rufe deine lebenden und verstorbenen Ahnen innerlich an und bitte um Unterstützung: Klarheit, Mut und Weisheit, die Themen bewusst anzusprechen und zu transformieren.
  • Wenn möglich, gehe aktiv auf ein Familienmitglied zu und bitte es um ein Gespräch. Sprich (mit seiner Zustimmung) über ein Muster oder Thema, das dich belastet. Teile deine Empfindungen, ohne Schuldzuweisungen zu machen. Höre aufmerksam zu, akzeptiere die Perspektive des anderen. Ziel ist nicht, Konflikte sofort zu lösen, sondern Dialog, Verständnis und mögliche Veränderung einzuleiten.
     

Samhain-Fest und Rituale im Überblick

  • Samhain ist mehr als ein historisches Fest: Es markiert eine Zeit der Schwelle zwischen Altem und Neuem, Leben und Tod.
  • Traditionell wie heute dient Samhain dazu, Ahnen zu ehren, die Dunkelheit zu reflektieren und sich auf die kommende Ruhephase vorzubereiten.
  • Moderne Samhain-Rituale wie Ahnenmeditationen, Tarot-Legungen oder bewusste Gespräche über familiäre Schattenthemen verbinden innere Reflexion mit aktiver Handlung. So kannst du alte Muster loslassen, deine Verbindung zu den Ahnen spüren und mutig neue Schritte wagen.
  • Samhain lädt ein, dich insbesondere auch den Schattenseiten des Lebens zu stellen und gestärkt in den neuen Zyklus zu treten.

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