Neid und Missgunst: 5 Tipps, um weniger missgünstig zu sein

Was ist Neid?

Der kleine Stich in der Magengegend, ein Drücken am Brustkorb – Neid entsteht immer dann, wenn wir uns mit anderen Menschen vergleichen. Schneiden wir dabei eher schlecht ab, meldet sich der Neid. Die psychologischen Hintergründe von Neid liegen weit zurück: Evolutionär betrachtet soll uns dieses Gefühl zu besseren Leistungen anspornen.

Wenn wir uns in einer Gruppe unterlegen fühlen, schrillten schon bei unseren Vorfahren die Alarmglocken. Denn je besser unser Platz in der Hierarchie einer Gruppe, je besser unsere physische Verfassung, desto besser waren auch unsere Überlebens- und Fortpflanzungschancen. 

Wenn wir uns also heute mit anderen vergleichen und zu dem Schluss kommen, benachteiligt zu werden, entstehen Neidgefühle. Es gibt vieles, auf das wir neidisch sein können, zum Beispiel auf: 

  • materiellen Wohlstand
  • soziale Beziehungen 
  • attraktives Aussehen anderer
  • Gesundheit 
  • spezielle Fähigkeiten 
  • Anerkennung durch andere 
  • beruflichen Erfolg
  • Privilegien 
  • sportliche Leistungen und Erfolge 

Je ähnlicher uns die beneidete Person ist, desto schmerzhafter ist auch der Neid: Die Gehaltserhöhung der engen Kollegin trifft uns mehr als die unserer Chefin oder unseres Chefs, weil wir uns mit der Kollegin viel besser vergleichen und identifizieren können. Ein Neid-Vergleich ist selten wirklich objektiv, sondern trifft immer nur ausgesuchte Personen aus unserem Umfeld. Denn ihr Erfolg ist zumindest theoretisch auch für uns erreichbar.

In Situationen, die unseren Neid ansprechen, sind wir nicht objektiv.
Verena Kast

Es gibt verschiedene Formen von Neid: 

  • Depressiver Neid
    Bei dieser Form des Neids überwiegt der Selbstzweifel, er zieht förmlich herunter. Das, was wir gerne hätten, scheint unerreichbar für uns – wir trauern und machen uns selbst Vorwürfe. 
     
    • Aggressiver Neid
      Hier mischt sich zu Neid noch Missgunst und Wut auf die andere Person, die wir beneiden. Wir gönnen dieser Person ihren Erfolg nicht und wollen eventuell sogar Rache dafür, dass wir selbst nicht so erfolgreich sind. 
       
  • Bewundernder Neid
    Er ist eigentlich die reinste Form von Neid, denn er wird nicht von anderen negativen Gefühlen begleitet: »Oh wow, was du kannst, könnte ich auch gerne.«
     
Frau im Bett schaut neidisch auf ihr Handy

Neid und Missgunst 

Neid ist kein schönes Gefühl, weil er unser eigenes Selbst herabsetzt: Wir schneiden im Vergleich zu einer anderen Person schlechter ab. Das greift unser Ego und unseren Stolz an, bisweilen auch unser schlechtes Gewissen. Dadurch setzt sich eine Art Selbstschutz in Gang: Weil wir uns durch den Vergleich mit anderen gekränkt fühlen, setzen wir die Leistung der anderen Person herab, um uns selbst besser zu fühlen. Das kann zu Missgunst, Schadenfreude, Feindseligkeiten und sogar Hass führen: Im Extremfall wollen wir anderen sogar schaden, um deren Vorteil zu zerstören. 

Neidgefühle sind – zwar meistens maskiert – ungeheuer aggressive Gefühle; sie sind Angriffe auf unser eigenes Selbstwertgefühl.
Verena Kast

Negativ wird Neid dann, wenn Missgunst mit ins Spiel kommt, wenn wir anderen Personen etwas nicht gönnen können. Oft mischen sich zu Neid und Missgunst dann noch Trauer und Selbstzweifel, das ständige Vergleichen mit anderen Personen kann sogar zu einem Minderwertigkeitskomplex oder depressiven Verstimmungen führen. 

Gerade dieses Nicht-Gönnen-Können, der missgünstige Neid, ist der Grund, warum Neid in unserer Gesellschaft so verpönt ist: Neid gaukelt uns im Umkehrschluss nämlich vor, dass es uns nur besser gehen kann, wenn es anderen schlechter geht. 
 


Neid kann anspornen

Der reine Neid aber zeigt vor allem: »Das möchte ich auch haben.« Wenn wir neidisch sind, bedeutet das im Grunde immer: Ich möchte etwas haben, was andere auch haben. Wenn dies in unserer Macht liegt, dann kann uns Neid anspornen, das zu erreichen. Nicht umsonst heißt es: »Neid muss man sich erarbeiten.« – hinter einem beneidenswerten Erfolg steckt meist auch harte Arbeit. 

Neid kann dein Leben also bereichern, wenn du ihn als produktives Gefühl begreifst. Konzentriere dich nicht auf die anderen, sondern sieh deinen Neid als Chance, dich mit dir selbst auseinander zu setzen. Frage dich, in welchen Situationen du besonders neidisch bist und erkenne hier das Potenzial für Verbesserungen in deinem eigenen Leben.

 

 

Wie kann ich mit Neid umgehen?

Hilfreich kann außerdem ein Perspektivwechsel sein. Neid beruht fast immer auf falschen Annahmen, denn Neid ist niemals objektiv. Du vergleichst dich nur mit Personen, mit denen du dich identifizieren kannst. Oft kann es helfen, wenn du dir nicht nur einzelne Aspekte einer Person herausgreifst, sondern ihr Leben als Gesamtpaket begreifst: Ja, deine Kollegin hat eine Gehaltserhöhung bekommen. Nun hat sie aber auch mehr Verantwortung im Job und muss wahrscheinlich in Zukunft abends öfter Überstunden machen. 

 

5 Tipps, um weniger missgünstig zu sein

 

Tipp 1: Akzeptiere deinen Neid

Neid ist ein ganz natürliches Gefühl und nicht per se schlecht. Vielmehr kann dir Neid zeigen, was du wirklich willst: Wenn du auf jemanden oder etwas neidisch bist, dann meist, weil diese Person über etwas verfügt, was du auch gerne hättest. Erkenne diesen Wunsch völlig wertfrei an und notiere ihn auf deiner inneren Wunschliste. Bist du etwa neidisch auf die Kollegin, die eine Gehaltserhöhung bekommen hat, bedeutet das für dich: »Ich wünsche mir auch eine Gehaltserhöhung.«

 

Tipp 2: Trenne Neid und Missgunst 

Neid an sich ist zwar kein schönes Gefühl. Gefährlich jedoch ist die Kombination aus Neid und Missgunst, da sie sich gegen andere richtet und deine innere Zufriedenheit zerstören kann. Lerne also, zu gönnen und konzentriere dich gleichzeitig auf dich selbst. Ja, gönne deiner Kollegin ihre Gehaltserhöhung, wahrscheinlich hat sie hart dafür gearbeitet. Im Umkehrschluss bedeutet das nicht, dass du nicht auch hart gearbeitet hast. Ihr Erfolg hat jedoch zunächst einmal nicht direkt etwas mit dir zu tun. 


Tipp 3: Wandle Neid in Motivation 

Ja, richtig gelesen: Du kannst dich durch deinen Neid anspornen lassen. Nachdem du ihn akzeptiert hast und ihn von negativen Mitgefühlen getrennt hast, kannst du ihn als deinen Motivator sehen. Denn Neid zeigt dir sehr klar, was du für dich selbst auch gerne haben möchtest. Meist sind die Dinge, auf die wir neidisch sind, Ergebnisse von Arbeit und Ausdauer. Überlege also im nächsten Schritt, was du tun kannst, um das Objekt deiner Begierde zu erlangen. Vielleicht hast du in diesem Jahr einfach noch nicht nach einer Gehaltserhöhung gefragt. 

 

Tipp 4: Konzentriere dich auf deine Stärken

Du kannst so viel! Mache dir deine Fähigkeiten und Vorzüge bewusst und stärke damit dein Selbstwertgefühl. Der beste Schutz vor negativen Neidgefühlen ist es, wenn du mit dir selbst und deinem Leben im Reinen bist. Denn wenn du weißt, wer du bist und was du kannst, haben es die inneren Vergleiche viel schwerer, Angriffspunkte für schlechte Gefühle oder Selbstzweifel zu finden.  


Tipp 5: Sei dankbar für das, was du hast

Ursache für deinen Neid ist wahrscheinlich, dass du mit einem Aspekt in deinem Leben unzufrieden bist. Hilfreich beim Umgang mit Neid kann sein, dass du dir bewusst machst, was du selbst hast. Wenn du erkennst, wie reich dein Leben ist, kannst du den inneren Vergleichen besser standhalten. Schließe dabei Frieden mit dir selbst und deiner Vergangenheit. Sei dabei freundlich und nachsichtig mit dir selbst. Wichtig ist, dass du auf deinem Weg gelassen und entspannt bleibst.

 

Lass dich von deinem Neid motivieren

Neid hat bei uns einen schlechten Ruf, dabei muss er gar nichts Negatives sein. Wenn du Neid von Missgunst trennst, dann verliert er seine zerstörerische Kraft und kann sogar ein starker Motivator sein. Er zeigt dir, was du gerne erreichen möchtest und kann dir Kraft geben, deine Ziele zu erreichen.

 

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