Was ist TCM-Ernährung? Erste Schritte zu mehr Wohlbefinden

Wenn du dich zum ersten Mal mit TCM beschäftigst, mag dir die umfassende Lehre vielleicht etwas komplex und herausfordernd erscheinen. Aber lass dich davon nicht abschrecken. Hast du die Basics erst einmal verstanden, kannst du mit TCM täglich und nachhaltig dein Leben in vielen Bereichen verbessern. 

Die Grundlagen der TCM sind philosophische Lehren, die teilweise auf den chinesischen Konfuzius zurückgehen. Die Kernelemente der chinesischen Medizin sind Qi sowie Yin und Yang. Qi ist die Lebensenergie, die das gesamte Universum auf Energiebahnen, sogenannten Meridianen, durchfließt. Diese Meridiane verbinden auch in deinem Körper verschiedene Organe miteinander. 

Darüber hinaus ist das Qi zusätzlich in den Kreislauf der Elemente eingebunden: Die 5 Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser folgen einander und bedingen sich gegenseitig. Aus Holz wird Feuer, aus Feuer wird Asche. Asche nährt die Erde, aus der Erde entspringt Metall, Metall reichert das Wasser an. 

Yin und Yang kannst du dir als zwei entgegengesetzte Kräfte beziehungsweise Energien vorstellen, die jedem Lebewesen, jeder Sache und jeder Materie innewohnen. Mit Yang sind Attribute wie Männlichkeit, Kraft, Hitze und Energie verbunden. Yin-Charakter haben dagegen zum Beispiel alles Weibliche, Ruhe und Kälte. 

In diesem Selbsttest findest du heraus, wie stark deine männlichen und weiblichen Energien ausgeprägt sind.

Sehr vereinfacht erklärt, basiert deine Gesundheit darauf, dass dein Qi ungestört fließen kann und Yin und Yang im Gleichgewicht sind. Wenn du krank wirst, bedeutet das folglich, dass deine Lebensenergie blockiert ist und Yin und Yang aus dem Gleichgewicht geraten sind. Das Anliegen der TCM ist es, solche Blockaden zu verhindern bevor sie entstehen, zum Beispiel durch die Art, wie du dich ernährst, aber auch durch Meditation oder Yoga.

Das Leben ist ständig in Bewegung. Und in Balance.
Dr. med. Nina Roy

Ernährung nach TCM

Die Ernährung spielt in der TCM eine wichtige Rolle, allerdings solltest du immer daran denken, dass dein inneres Gleichgewicht vom Gesamtbild abhängig ist. Es ist also entscheidend, neben deinem Essverhalten auch die anderen Lebensbereiche, wie zum Beispiel soziale Kontakte und Bewegung im Alltag, zu beachten. Trotzdem ist die Ernährung ein wichtiges Mittel, mit dem du dein Wohlbefinden beeinflussen und steuern kannst. 

Die TCM geht davon aus, dass deine Ernährung, also Nahrungsmittel, die du zu dir nimmst, eine energetische Wirkung haben. Verantwortlich für die Wirkung eines Lebensmittels sind dabei die Geschmacksrichtung, der Geruch, die Farbe, die Temperatur und die Konsistenz. 
Bitteres stimuliert zum Beispiel das Herz, Saures die Leber, Scharfes die Lunge, Salziges die Nieren, Süßes die Milz und die Bauchspeicheldrüse. 

Welche und wie viel Heilwirkung ein Lebensmittel hat, wird von der Erntezeit–bitte nur saisonale Lebensmittel verwenden–und der Zubereitung beeinflusst: Gedünstetes Gemüse wirkt weniger wärmend auf den menschlichen Körper als gebratenes zum Beispiel. Dem Konzept der Ganzheitlichkeit folgend, ist es wichtig, dass du regelmäßig, zu festen Zeiten, vor allem aber in Ruhe und ohne Ablenkung isst. Schaff dir Momente der Achtsamkeit, besser noch, mach aus jeder Mahlzeit ein kleines Ritual.

 

So ernährst du dich mit dem 5-Elemente-TCM-Prinzip 

Die Grundtheorie der TCM-Ernährung besagt, dass jeder Mensch und jedes Nahrungsmittel eine Temperatur hat – kalt, kühl, neutral, warm oder heiß. Diese Temperatur hat nichts damit zu tun, ob eine Speise warm oder kalt gegessen wird, sondern bezeichnet den energetischen Grundzustand einer Substanz. Passen die Temperatur des Menschen und des Nahrungsmittels, das er zu sich nimmt, nicht zusammen, wird das Wohlbefinden gestört. 
Zudem werden den 5 Elementen des Qi je fünf Geschmacksrichtungen zugeordnet. Sie beeinflussen die Körperfunktionen und Organe auf unterschiedliche Weise. 

Um die für dich passenden Speisen auszuwählen, empfiehlt es sich, deine individuelle Verfassung von einem geschulten TCM-Experten ermitteln zu lassen. Er oder sie kann dein angeborenes Qi, eventuelle Störungen oder ein Ungleichgewicht mittels bestimmter Methoden herausfinden und dir dabei helfen einen konkreten Gesundheits- und Ernährungsplan zu erstellen.

 

 

TCM-Ernährung in der Praxis – Erste Schritte für dich 

Möchtest du die TCM-Ernährung einfach mal ausprobieren, ohne dich testen zu lassen, dann findest du hier ein paar grundsätzliche Regeln und einfache Übersichten für den Einstieg. Damit kannst du sozusagen etwas TCM-Luft schnuppern und anhand deiner Erfahrungen entscheiden, ob dies ein Weg für dich sein könnte, ganzheitlich gesund zu leben.

1. Ernährung ist in der TCM einer von mehreren Ansätzen um das ganzheitliche Wohlbefinden zu stärken

Es geht primär darum, dein inneres Gleichgewicht herzustellen und stabil zu halten. Du kannst aber auch gezielt bestimmte Organe stärken und das Qi beeinflussen.
 

2. Es ist nicht nur wichtig was gegessen wird, sondern auch wann und wie

Gib den Mahlzeiten in deinem Alltag eine besondere Bedeutung. Iss in Ruhe und mit Bedacht, versuche gehetztes Essen möglichst zu vermeiden. Das Sprichwort »Frühstücke wie ein Kaiser, iss zu Mittag wie ein König und zu Abend wie ein Bettler« gilt auch für die Ernährung nach TCM. Mach das Frühstück zu deiner reichhaltigsten Mahlzeit–iss intuitiv und erst, wenn du wirklich Hunger verspürst. Versuch in der zweiten Hälfte des Tages weniger zu essen und das Abendessen möglichst früh einzunehmen. Im Laufe des Tages fahren die Organe ihre Arbeit nach und nach zurück und die Verdauung funktioniert nur noch langsam. Die TCM Lehre bezieht sich auf die sogenannte »Organuhr«.
 

3. Mit dem 5-Elemente-Prinzip kannst du bestimmte körperliche Wirkungen erzielen und konkrete Organe stärken

Hier findest du eine exemplarische Übersicht für den Einstieg:

  • Bitter & Feuer: Herz und Dünndarm – kühlend, trocknend, reinigend und verdauungsfördernd, Lebensmittel wie Chicoréesalat und Kaffee, trotz Feuerelement ist die Wirkung kühlend und gut für den Schlaf.
     
  • Süß & Erde: Milz und Magen – befeuchtend, entspannend, kräftigend und sättigend, zum Beispiel Karotten, Kürbisse und Bananen, sie sollen unter anderem zu Entspannung und Harmonie führen sowie Appetitmangel beheben.
     
  • Holz & Sauer:  Leber und Gallenblase – zusammenziehend, kühlend und erfrischend, Lebensmittel sind zum Beispiel Salat, grünes Gemüse und Essig, sie leiten die Energie des Körpers nach Innen und sind wichtig bei Depressionen und Verspannung.
     
  • Scharf & Metall: Lunge und Dickdarm – wärmend und verteilend, zum Beispiel Radieschen oder Zwiebeln regen den Stoffwechsel an und sind schweißtreibend. Die Energie gelangt stärker nach außen und hilft gegen hohe Infektionsanfälligkeit.
     
  • Salzig & Wasser: Blase und Niere – aufweichend und ausleitend, wie etwa Fisch oder Meeresfrüchte, denen eine schleimlösende Wirkung nachgesagt wird, helfen bei Müdigkeit und schneller Erschöpfung.



 

    Wenn du das Gefühl hast, dass du gesünder und glücklicher leben könntest, dann geh diesem Gefühl nach.
    Dr. med. Nina Roy

    4. Laut TCM hat jedes Lebensmittel einen energetischen Zustand, eine sogenannte Temperatur

    Heiß, warm, neutral, erfrischend und kühl. So haben alle scharfen Gewürze eine erhitzende Wirkung, während Getreide, Nüsse und Hülsenfrüchte deinen Körper wärmen. Neutral wirken zum Beispiel Kohl oder Avocado. Gurke, Tomate und Melone wiederum gelten als kühl. Der Verzehr von zu vielen kühlenden Lebensmitteln ist ebenso schlecht, wie zu viele heiße Nahrungsmittel. Es geht, wie immer in der TCM, um das Gleichgewicht. 

    5. Für einen einfachen Speiseplan nach TCM gehst du wie folgt vor
     

    • Lege täglich drei feste Uhrzeiten für deine Mahlzeiten fest
    • Versuche jede Mahlzeit mit Lebensmitteln aus den 5 Element-Typen zu bestücken
    • Achte auf frische und saisonale Produkte
    • Achte darauf, dass der Obst- und Gemüseanteil größer ist, als Fisch oder Fleisch
    • Vermeide Rohkost und Milchprodukte
    • Achte auf dein natürliches Hunger- und Sättigungsgefühl. Iss nur, wenn du auch hungrig bist, hör mit dem Essen auf, sobald du satt bist

     

    Mit den wichtigsten Grundregeln zur Ernährung nach TCM bist du nun vertraut und kannst es einfach mal ausprobieren. Versuche, dich mindestens ein bis zwei Wochen an diese Regeln zu halten und führe vielleicht sogar ein Ernährungstagebuch in dem du festhältst wie es dir geht und wie sich dein Wohlbefinden verändert. Sollten sich positive Effekte einstellen, ist es ratsam im nächsten Schritt mit einem Experten oder einer Expertin zu sprechen, denn: TCM ist eine sehr individuelle Angelegenheit, bei der es sich lohnt, genauer hinzusehen.

     

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