Heile das verletzte innere Kind in dir

Sich selbst Liebe, Geduld und Mitgefühl schenken

Wir alle sehnen uns nach Liebe und möchten Wertschätzung erfahren. Wir alle wünschen uns inneren und äußeren Frieden und ein Gefühl von Verbundenheit. Und obwohl dieses Verlangen so groß ist, stehen wir uns selbst dabei im Wege. Erwiesenermaßen fällt es den meisten leichter, ihrer Umwelt Liebe, Geduld und Mitgefühl zu schenken, anstatt zu sich selbst gut zu sein.

Uns selbst gegenüber sind wir eher kritisch und unnachgiebig, hartherzig und ungeduldig. Kein Wunder, dass in der Folge unsere Beziehung zu uns selbst und zu anderen Menschen nicht gelingen will, oberflächlich bleibt oder unbefriedigend ist.

 

Die Ursachen finden

Die Wurzeln dieser Selbstablehnung liegen häufig in der Kindheit. Vielleicht war die Mutter überfordert und konnte sich nicht um die kleine Tochter kümmern. Vielleicht wünschte sich der Vater einen Jungen und hat die Tochter deshalb abgelehnt. Als Folge davon erlebten wir eine Kindheit, in der wir allein gelassen wurden, uns nicht geliebt fühlten, nicht gesehen wurden oder uns nicht angenommen erlebt haben, so wie wir einfach sind. 

Um die Wunden der Kindheit wieder aufzureißen, reichen von außen betrachtet kleine und nichtige Anlässe. Besonders schmerzvoll ist dies, wenn diese Verletzung durch einen geliebten Menschen ausgelöst wird. Ein falsches Wort, ein kritischer Blick, und schon flammt der Schmerz wieder auf.

Wir schämen uns für eine Belanglosigkeit, fühlen uns klein, schwach, dumm, ausgeliefert – und ungeliebt. Manchmal rasten wir dann sogar so sehr über die Maße aus, wenn wir uns verletzt fühlen. Dann fällt unser Umfeld aus allen Wolken und ist – ebenso wie wir selbst – überrascht über eine solch unangemessene und kindliche Reaktion. 

 

Begegnen wir uns selbst mit Fürsorge, Geduld und Wohlwollen, können wir unser ganzes Potenzial als Mensch entfalten.
Redaktion

Heilung braucht Zeit

Die Heilung des inneren Kindes ist ein wichtiger Schritt hin zu angemessenen, altersadäquaten Reaktionen und in Folge zu einem erfüllten Leben als erwachsener Mensch. Holen wir diese Entwicklung nicht nach und geben wir uns selbst nicht das, was uns verwehrt wurde, dann werden wir niemals wirklich zufrieden sein.

Begegnen wir hingegen den Wunden der Kindheit und den schwierigen Gefühlen mit einem offenen Herzen und viel Mitgefühl, so führt diese Auseinandersetzung mit sich selbst zu einer tiefen Befreiung von der subtilen Wirkung der Vergangenheit.

Begegnen wir selbst uns dann auch noch mit Selbstfürsorge, Geduld und Wohlwollen, können wir unser ganzes Potenzial als Mensch entfalten. Dann können wir die Weichen neu stellen und uns auf einen Weg begeben, auf dem wir zutiefst erfüllte Beziehungen leben können. Sowohl mit uns selbst als auch mit anderen. 

 

Anzeichen tiefer Verletzungen

Oftmals tragen wir ein verletztes inneres Kind in uns, ohne uns dessen bewusst zu sein. Wir reagieren unbewusst verletzt, sind über die Maße beleidigt, enttäuscht, eifersüchtig oder neidisch, haben aber das Gefühl, dass sich ihre Welt der Gefühle und Überzeugungen zwar schmerzhaft, aber trotzdem irgendwie richtig anfühlen. 

Vielleicht trägst auch du unbewusst solch tiefe Verletzungen in dir. Bei den folgenden Aussagen kannst du überprüfen, ob eine der häufigsten Überzeugungen eines verletzten Kindes auch auf dich zutrifft: 

 

Keiner liebt mich

Diese Überzeugung entsteht, wenn wir als kleines Kind nicht genügend Aufmerksamkeit erhalten haben und uns nicht wirklich geliebt fühlten. Ein solches Gefühl entsteht zum Beispiel, wenn Eltern keine Zeit für ihre Kinder fanden, weil sie arbeiten mussten oder sich mehr für ihre Karriere als für ihre Kinder interessiert haben.

Dieses Gefühl von fehlender Aufmerksamkeit in der Kindheit, kann aber auch durch einen schrecklichen Schicksalsschlag bedingt sein. Zum Beispiel dann, wenn ein Kind zu früh auf die Welt kommt und lange im Krankenhaus bleiben musste. 

 

Die drei häufigsten Glaubenssätze eines verletzten Kindes


1. Ich muss mir Liebe verdienen

Kinder, die nicht um ihrer selbst willen geliebt wurden, bekommen häufig nur dann Aufmerksamkeit, wenn sie den Vorstellungen und Erwartungen der Eltern entsprechen. Sie haben sich dann ganz auf diese Linie ausgerichtet: „Wenn ich gut bin, werde ich geliebt.“ – „Wenn ich etwas Besonderes leiste, bekomme ich Aufmerksamkeit.“ Erst gute Noten in der Schule oder außergewöhnliche Leistungen im Sport bringen Kindern die lang ersehnte Anerkennung, während die eigenen Interessen von den Eltern nicht wahrgenommen werden, aber auch nicht anerkannt oder begrüßt werden.

Oft setzt sich diese emotionale Abhängigkeit auch noch bis ins Erwachsenenalter fort, besonders dann, wenn nur die Karriere oder Familiengründung anerkannt wird, die den Eltern entspricht, während andere Lebensentwürfe kritisiert, belächelt oder sogar abgelehnt werden. 

2. Ich muss die Wünsche anderer erfüllen

Wenn Kinder zu viele Vorgaben erhalten oder von den Bezugspersonen permanent kritisiert werden, verlieren sie leicht den Kontakt zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen. Stattdessen sind sie primär damit beschäftigt, die Wünsche ihrer Bezugspersonen zu erfüllen. Die Neugierde am Erforschen erlischt, sodass ein Kind nach und nach gar nicht mehr weiß, was ihm selbst gefällt. Und falls es noch eigene Wünsche hat, traut es sich häufig nicht, dem eigenen Herzen zu folgen, aus Angst, keine Aufmerksamkeit mehr zu bekommen. 

3. Ich bin nicht richtig

Viele Kinder müssen sich kritischen Kommentaren aussetzen, weil die Eltern andere Erwartungen oder Wünsche an ein Kind hatten. Kritisiert wird vielleicht das Geschlecht, das Aussehen oder die eigenen Talente. Vielleicht sind die ablehnenden Worte direkt an das Kind selbst gerichtet worden. Vielleicht hat es aber auch mitbekommen, wie diese Abwertung der Eltern im Gespräch mit anderen geäußert wurde. 

Wenn Eltern nicht in der Lage sind, ihre Kinder in ihrer Einzigartigkeit anzunehmen, so kann dies tiefe Wunden in der Selbstwahrnehmung hinterlassen. Solltest auch du ein solch verletztes Kind in dir tragen, so mach dir bewusst, dass Heilung möglich ist. Und das ist leichter als gedacht. 

Die Autorin Renate Seifarth zeigt in ihrem Buch „Heile das Kind in dir. Mit Achtsamkeit und Mitgefühl sich selbst befreien“ einen Weg auf, der zu mehr innerer Zufriedenheit und Selbstannahme führt.

 

 

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