Die Kraft der Entschuldigung: Vergebung für inneren Frieden
Wo Menschen sind, da menschelt es. Du hast wahrscheinlich auch schon erlebt, dass du aus der Emotion heraus etwas Unbedachtes gesagt hast, was deinen Partner extrem verletzt hat. Oder ist im Freundeskreis aus dem Nichts heraus ein heftiger Streit entstanden, der so eskaliert ist, dass keine Lösung mehr in Sicht war? Sich dann reuig zu zeigen, bedeutet, die Notbremse zu ziehen und den Konflikt zu entschärfen.
Die Komponenten der Entschuldigung - So geht’s richtig:
Eine richtig vorgebrachte Entschuldigung zeugt von hoher sozialer Kompetenz und ist Medizin für zwischenmenschliche Beziehungen. Mit einem nebenbei gesagten „Sorry” ist es in der Regel nicht getan. Damit eine Entschuldigung tatsächlich wirksam ist, müssen laut einer wissenschaftlichen Studie verschiedene Komponenten erfüllt sein. Am Anfang musst du das Bedauern über den Vorfall ausdrücken. Das reicht bei einem kleinen Fauxpas aus.
Komplexer wird der Sachverhalt, wenn es einen handfesten Grund zur Entschuldigung gibt und du dein Verhalten aufrichtig bereust. Es gehört Mut dazu, den Sprung zu wagen und deinem Gegenüber zu erklären, warum es zu dem Konflikt kam und was du dir dabei gedacht hast. Ganz wichtig ist es, die Verantwortung für deinen Fehler zu übernehmen und nicht in irgendwelche Ausreden zu flüchten.
Wie umfassend du deine Entschuldigung präsentierst, hängt von deinem Vergehen ab. So musst du unter Umständen Reue zeigen und Wiedergutmachung anbieten. Je nachdem, was passiert ist, gehört auch die Bitte um Vergebung dazu.
Die Kunst, eine Entschuldigung anzunehmen
Es erfordert nicht nur soziale Kompetenz, sich richtig zu entschuldigen. Auch das Annehmen einer Bitte um Verzeihung will gelernt sein. Es ehrt dich, wenn du das Niveau deiner eigenen Entschuldigungen hoch ansiedelst, doch wenn du dasselbe von anderen erwartest, wirst du zwangsläufig enttäuscht. Du willst nicht, dass gegenseitige Schuldzuweisungen und Distanziertheit sich zwischen dich und deine Mitmenschen drängen.
Natürlich kannst du nicht immer einschätzen, wie ehrlich es dein Gegenüber mit der Entschuldigung meint, aber jeder Mensch verdient einen kleinen Vertrauensvorschuss. Gerade, wenn sich viel angesammelt hat, können die falschen Worte bei einer Entschuldigung den Konflikt eher anheizen als auflösen.
Daher mach dir Folgendes klar: Eine Entschuldigung ist nicht automatisch mit ein paar Sätzen passiert. Es kann auch vorkommen, dass es jemand vorzieht, mit seinen Taten Reue zu zeigen.
Ganz wichtig: Die Entschuldigung anzunehmen, bedeutet nicht gleichzeitig auch die Versöhnung. Denn manchmal helfen noch so viele Worte nicht, die Vertrauensgrundlage der Beziehung zu reparieren. Eventuell möchtest du die Person, die dich so verletzt hat, nicht wiedersehen. Es sollte dir allerdings trotzdem möglich sein, die Entschuldigung zu akzeptieren, um einen klaren Schnitt zu machen.
Wie du deinen Groll loslassen kannst
Manchmal kommt es vor, dass du eine Entschuldigung ablehnen musst. Vielleicht zeigt jemand mangelnde soziale Kompetenz und möchte die Schuld umkehren. Oder du zweifelst an der Ernsthaftigkeit der Worte.
Um gesellschaftlicher Konventionen oder falsch verstandener sozialer Kompetenz willen musst du die Entschuldigung nicht annehmen, auch wenn Mut dazu gehört, dir und deinen Werten treu zu bleiben.
Es gibt jedoch Menschen, die nicht nur keine Entschuldigungen annehmen, sondern auch eine radikale „Nichtvergebung“ pflegen. Das führt auf Dauer zu Groll, Wut und Bitterkeit. Ist es dir das wirklich wert?
Falls nicht, musst du, um mit der Sache Frieden schließen zu können, das Loslassen üben. Das ist eine der schwierigsten Prozesse im Leben – keine Frage. Eine Patentlösung gibt es nicht. Die gute Nachricht: Du bist nicht der erste Mensch, der das durchmacht.
Vergebung befreit dich und verschafft dir inneren Frieden
Vergeben und verzeihen fällt dir oft schwer? Besonders dann, wenn dich jemand verletzt hat oder du Erwartungen, die du an dich selbst stellst, nicht realisieren kannst? Es ist nicht leicht, Enttäuschung und Wut einfach wegzustecken. Dennoch kann es erlösend sein, den Groll, den du gegen dich oder andere hegst, nicht ständig mit dir herumzutragen. Kommen Vorwürfe, Selbstvorwürfe sowie Schuldgefühle und die damit verbundenen negativen Emotionen immer wieder in dir hoch, lohnt es sich, sie loszulassen, zu verzeihen und zu vergeben.
Vergebung kann der Schlüssel zu deinem inneren Frieden sein. Den größten Nutzen hast du selbst, wenn du dir und anderen vergibst: Es ist befreiend, denn das hartnäckige Knabbern an Vergangenem ist eine große Last, die dir so von der Seele genommen wird. Bist du mit deinem bisherigen Leben nicht zufrieden und kannst mit Erlebtem nicht abschließen, ist es nur schwer möglich, in der Gegenwart zu leben.
Im Podcast: Vergeben befreit
Unser Leben wird von zwischenmenschlichen Beziehungen bestimmt. Es lässt sich nicht vermeiden, dass wir andere kränken und von anderen gekränkt werden. Sich mit erlittenen Kränkungen auszusöhnen, ist ein Weg in die Freiheit. Vergeben heißt, nicht länger auf eine bessere Vergangenheit zu hoffen, sondern in der Gegenwart zu leben. Doch wie können wir uns auf den Weg der Vergebung machen? In dieser Podcast-Folge des Podcasts GANZ SCHÖN MUTIG sprechen Bestseller-Autorin und Seelsorgerin Melanie Wolfers und Radio-Journalist Andreas Bormann darüber.
Weitere Folgen dieses Podcasts findest du auf Spotify, Apple Podcasts sowie auf melaniewolfers.de und überall wo es Podcasts gibt.
Seelenfrieden: Dein Weg zu innerer Harmonie
Betrachtest du dein Leben als eine Reise? Prägte der Weg, den du bisher gegangen bist, mit allen Höhen und Tiefen deine Persönlichkeit? Während deines Lebens begegnen dir immer wieder Menschen, die anders sind und anders denken als du. Manchmal entstehen Konflikte, die zu Unverständnis oder Wut führen. Nimm dir die Zeit und die Ruhe, um intensiv darüber nachzudenken, wem und was es im Laufe deines Lebens zu verzeihen und zu vergeben gibt.
Wenn du magst, verfasse einen Brief und schreibe dir Bedrückendes von der Seele. Manchmal kann es schon befreiend wirken, das Aufgeschriebene in den Müll zu werfen, den Zettel zu zerreißen oder zu verbrennen. Doch bedenke auch: Niemand ist perfekt. Jeder Mensch hat Qualitäten und Unzulänglichkeiten, jeder macht Fehler und lernt daraus. Vergebung heißt andererseits nicht notwendigerweise, dass du dich mit einer Person, die dich verletzt hat, versöhnst oder ihr Verhalten billigst.
Es kommt darauf an, den Ballast der Vergangenheit abzuwerfen – denn innerer Frieden bedeutet auch, gewisse Dinge einfach als Lebenserfahrung anhaken zu können. Für dein gesundes Selbstwertgefühl und deine innere Harmonie ist es ebenso wichtig, dich so zu akzeptieren, wie du bist. Kennst du alle deine positiven Fähigkeiten, schätzt und nutzt du sie auch?
Erlerne Vergebung in der Meditation
In nahezu allen Glaubensgemeinschaften spielt Vergebung eine zentrale Rolle. Sie steht für große Emotionen und kann Konflikte lösen, die von menschlichem Fehlverhalten verursacht worden sind. Meditation ist ein Weg, um deinen rastlosen Geist und die Flut deiner Gedanken zur Ruhe zu bringen. Mit den Techniken der Achtsamkeitsmeditation kannst du das Loslassen und Vergeben erlernen. Du wirst sehen, dass du in einem entspannten Zustand ganz wie selbst Frieden erlangen kannst.
Richte deine volle Aufmerksamkeit auf die Gegenwart und spüre das Hier und Jetzt. Horche in dich hinein und lenke zunächst liebevolle Zuneigung auf dich selbst. Selbstmitgefühl und die Bereitschaft, dir selbst zu vergeben, verleiht dir innere Stärke und psychische Stabilität. Ist deine Selbstliebe stabil, gehst du zu der Person über, die dir eventuell Schaden zugefügt hat. Nun kannst du beobachten, welche Emotionen, Widerstände und Ängste in dir aufsteigen. Richte deine Aufmerksamkeit immer wieder auf deinen Atem und lass deinen Gefühlen freien Lauf.
Gute Ratgeberliteratur kann dir hier effektiv zur Seite stehen. Lies in Harriet Lerners Buch „Versuch’s mal mit Entschuldigung” alles, was du für diesen sensiblen zwischenmenschlichen Bereich brauchst.