Die 4 Bindungsstile: sicher, ängstlich, vermeidend und desorganisiert
Wie uns die Bindungstheorie dabei hilft, Beziehungsprobleme aufzulösen
- Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat einen sicheren Bindungsstil und kann sich damit echt glücklich schätzen.
- Die andere Hälfte hat einen unsicheren Bindungsstil und damit Ängste in ihren Partnerschaften, die nicht auf der gegenwärtigen Realität beruhen, sondern von vergangenen Erfahrungen in der Kindheit und im Erwachsenenalter stammen.
Ein Beispiel: Jemand empfindet große Verlustangst, aber nicht, weil der Partner droht, ihn zu verlassen, sondern weil er als Kind oft genug das Gefühl hatte, dass sich die Bezugspersonen nicht adäquat um ihn gekümmert haben.
Die unsicheren Bindungsstile sind noch einmal aufgeteilt in:
- ängstlich
- vermeidend
- desorganisiert
Ich gebe dir jetzt mal einen kleinen Überblick, vielleicht erkennst du dich ja in dem einen oder anderen Typen wieder. Es kann aber auch sein, dass du dich in mehreren Typen wiedererkennst, das wäre auch nicht untypisch. Du hast dann einen primären Stil und je nach Kontext können auch mal Merkmale eines anderen auftauchen. Also sei nicht verwirrt, das ist normal.
Die 4 Bindungstypen in Beziehungen
1. Der sichere Bindungsstil
Die Sicheren sind auch nicht vor Beziehungsproblemen gefeit, denn es gibt ja noch weitaus mehr, was Probleme machen kann, als die Bindungsstile.
Aber meist empfinden sie zumindest keine größeren Ängste, was den Partner oder die Partnerin angeht, können über Probleme sprechen und sind ganz okay mit sowohl Nähe als auch dem Alleinsein.
Sie glauben auch, dass mit ihnen selbst alles in Ordnung ist, auch wenn es mal kracht. Also, alles gut. Deshalb wenden wir unser Interesse doch mal den spannenderen Themen zu, also die der Unsicheren.
2. Der ängstliche Bindungsstil
Eine starke Verlustangst, Eifersucht und Panik bei drohender Trennung – das kennen die Ängstlichen alles sehr gut.
Sie glauben, die Bindung zum Überleben zu brauchen, und tun alles dafür, damit sie erhalten bleibt.
Die Beziehung ist permanent in ihrem Kopf, und mit Argusaugen wird jede Verhaltensweise des Partners oder der Partnerin genauestens inspiziert.
Wenn dann etwa auffällt, was in ihren Augen nicht ganz koscher ist, dann legen sie leider eine Art Protestverhalten an den Tag. Das bedeutet, sie müssen in detaillierter Kommunikation gespickt mit Kritik und Vorwürfen den Partner darauf hinweisen, dass er sich doch bitte anders verhalten solle, und zwar so, dass sie sich sicherer fühlen. Das kommt oft nicht gut an, und besonders schlecht bei den Vermeidern.
3. Der vermeidende Bindungsstil
Die Vermeider mögen es so gar nicht, kritisiert zu werden.
Ja, Konfliktkommunikation im Allgemeinen ist ihnen ein Gräuel. Sie mögen sich gar nicht mit negativen Gefühlen auseinandersetzen und können über Gefühle im Allgemeinen ohnehin nicht gut sprechen. Sie flüchten dann lieber und machen alles mit sich selbst aus.
Es gibt auch einige, die haben ganz große Angst vor Nähe, also eine riesige Bindungsangst, und brauchen extrem viel Raum für sich.
Hier kann es auch mal sein, dass sich die Gefühle ganz abschalten und sie denken dann, die Liebe sei weg, und weg sind sie dann auch. Schade nur, wenn sie das immer wieder denken und damit Stammgast bei Tinder sind.
4. Der desorganisierte Bindungsstil
Die Desorganisierten haben es am schwersten erwischt. Die anderen beiden unsicheren Typen haben in ihrer Kindheit Strategien erlernt, die heute suboptimal sind, aber immerhin hatten sie welche.
Die Desorganisierten stießen immer auf Granit, ihre Kindheit war nämlich meistens recht traumatisch. Und so sind Beziehungen heute ein Quell der Verwirrung.
Folgende Beziehungsdynamiken sind häufig:
- Komm her, geh weg.
- Ich will dich nah, habe aber Angst davor.
Es herrscht immer noch der Irrglaube, dass dieser Bindungstyp eine Mischung aus ängstlich und vermeidend ist, aber in Wahrheit ist es überwiegend eine sogar sehr, sehr ängstliches Verhalten und jemand mit diesem Bindungsstil sollte tatsächlich am besten mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin sprechen, um sich zu stabilisieren.
Und, erkennst du dich in einem der Typen wieder? Falls nicht, kannst du hier den Bindungstypen-Test machen und herausfinden, wie du in der Beziehung tickst.