Karma-Yoga: 4 Übungen zur Überwindung schwieriger Lebenssituationen

Empfindest du deine aktuelle Lebenssituation als eher schwierig oder unangenehm? Und weißt vielleicht gar nicht genau, warum es dir so geht? Gerade wenn dein Unwohlsein eher diffus ist und sich auf kein bestimmtes Ereignis bezieht, können dafür karmische Strukturen verantwortlich sein. In diesem Fall verhindert die Beziehung zu deinem Karma die Leichtigkeit und Freude in deinem Leben.  

Höchste Zeit also, den Spieß umzudrehen und Verantwortung für dein Karma zu übernehmen, anstatt dich von ihm leiten zu lassen. Denn unser Karma stammt nicht von irgendeiner göttlichen Macht und kann uns auch nicht von anderen abgenommen werden. 

Wir selbst erschaffen es zu jeder Zeit auf körperlicher, mentaler und energetischer Ebene. Mit Karma-Yoga können wir uns auf allen Ebenen von karmischem Ballast befreien und unsere Haltung gegenüber dem Leben neu ausrichten.
 

Was ist Karma-Yoga – und was nicht?

Karma-Yoga verstehen viele als den yogischen Weg der Tat – in Abgrenzung zu den Wegen des Yoga Raja, Jnana Yoga und Bhakti Yoga. Das ist einerseits nachvollziehbar; denn beim Karma-Yoga geht es nicht unbedingt um einzelne Asanas, Mantras und Meditationen, sondern um all unsere Handlungen. Andererseits verkürzt die Bezeichnung »Yoga der Tat« die Bedeutung von Karma-Yoga. Es geht nicht darum, ständig etwas Bestimmtes zu tun. 

Karma-Yoga ist vielmehr eine Praxis, die sich auf das »Wie« unserer Handlungen bezieht. Und es ist auch kein Yoga des reinen Dienens, wie es anderer Stelle häufig übersetzt wird. Denn selbst das vermeintlich uneigennützige Dienen kann aus einer Haltung des Zwangs oder des Pflichtgefühls heraus geschehen.

Karma-Yoga bezieht sich auf die Frage, wie bzw. aus welchem Willen heraus wir handeln können, um uns von karmischem Ballast zu befreien. Es ist eine Technik, die es uns ermöglicht, Karma so zu transformieren, dass es zu mehr Freude und Freiheit in unserem Leben beiträgt.

 

Wie wirkt Karma-Yoga? 

Es sind also keine komplizierten Körperübungen oder stundenlanges Meditieren notwendig, um Karma-Yoga auszuüben. Wir können diese Art Yoga zu jeder Zeit und überall praktizieren – ganz ohne Matte, Yoga-Block oder Lehrer:in.

Alles, was du für deine Praxis brauchst, trägst du immer in dir. Das Geheimnis des Karma-Yoga besteht nämlich darin, jede deiner Handlungen 

  • entweder aus völliger Hingabe heraus 
  • oder mit größter Achtsamkeit zu begehen. 

Denn nur so führen Taten nicht zu neuen karmischen Verstrickungen. Engagierst du dich beispielsweise vor allem deshalb in einem Ehrenamt, weil es sich in deinem Lebenslauf gut macht, häufst du Karma an, indem du dein Ego nährst. Gehst du dagegen in deiner Tätigkeit auf und bist ganz bei der Sache, betreibst du automatisch Karma-Yoga.

Wenn du dich freudig in irgendeine Aktivität involvieren kannst, dann ist das Karma-Yoga. Wenn du es mit großer Anstrengung tust, wird es nur Karma bringen, kein Yoga wird geschehen!
Sadhguru

Wie kann Karma-Yoga dir in schwierigen Lebenssituationen helfen?

Mit der Praxis von Karma-Yoga kannst du deinem Leben eine ganz neue Bedeutung und Tiefe geben. Denn sie hilft dir dabei, dich jeden Tag etwas mehr von deinem karmischen Ballast zu lösen und so auf allen Ebenen deines Seins an Freiheit zu gewinnen. 

Das kann besonders hilfreich sein, wenn du dich gerade in einer schwierigen Lebenssituation befindest, die dich ganz einnimmt und dir den Blick auf die Schönheit deines Seins verstellt. Mit Karma-Yoga bringst du Distanz zwischen dich und dein Karma und schaffst Raum für neue Perspektiven und Wege.

Karma-Yoga Yogamatte

4 Karma-Yoga-Übungen

Soweit die Theorie. In der Praxis gelingt es uns selbstverständlich nicht immer, für alles, was wir zu tun haben, vollständige Hingabe oder auch »nur« größtmögliches Bewusstsein aufzubringen. Wir leben in einer Welt, in der sich die Fähigkeit zum Multitasking überlebensnotwendig anfühlt und ununterbrochene Achtsamkeit trotz aller Bemühungen einfach unmöglich ist. Dazu kommt, dass gerade diese Bemühungen um Bewusstheit wiederum Karma generieren. 

Um Distanz zu unserem Karma zu schaffen, ist es entscheidend, von dieser ständigen Mühe abzukommen. Und um etwas ohne Mühe tun zu können, braucht es Übung. Du kannst Karma-Yoga auf physischer, mentaler und energetischer Ebene üben und so in kleinen Schritten mehr Leichtigkeit in dein Leben bringen.
 

1. Körperbewusstsein schaffen und karmische Blockaden lösen

Stress im Alltag, übermäßiger Fitnesswahn, eine wahllose Ernährung und viele andere Faktoren können dazu führen, dass wir das Bewusstsein für unseren Körper verlieren und sich Karma deshalb in muskulären Spannungen, Blockaden oder Schmerzen manifestiert. 

Dem kannst du mit dieser Übung entgegenwirken:

  • Komm in einen aufrechten Stand und schließe behutsam die Augen.
  • Führe nun eine Hand auf die Höhe des Gesichts.
  • Versuche, jeden Muskel in dieser Hand nacheinander anzuspannen, jedoch ohne diese richtig zu bewegen. 
  • Nimm aufmerksam wahr, wie sich jeder einzelne Muskel anfühlt und welche Empfindungen die Anspannung auslöst.
  • Strecke dann einmal alle Finger richtig aus und nimm auch hier ganz bewusst wahr, wie sich das für dich anfühlt. 
  • Halte die Augen geschlossen und dehne die Übung auf deinen ganzen Körper aus, so lange es dir gelingt, bewusst zu bleiben.
     

2. Richte dich auf

Am offensichtlichsten spiegeln sich unsere karmischen Strukturen wohl in unserer Körperhaltung wider. Haben wir keine Distanz zu unserem karmischen Ballast, zieht uns das regelrecht runter und formt unsere Wirbelsäule entsprechend um.

Deshalb kann es sehr hilfreich sein, immer wieder bewusst eine Haltung einzunehmen, in der wir uns so richtig lang machen. Fällt dir das im aufrechten Stand schwer, kannst du auch so vorgehen:

  • Stelle die Beine dicht nebeneinander auf und lasse dein Gesäß langsam nach hinten und unten sinken.
  • Bleibe für einige Atemzüge in der Hocke.
  • Sollte sich dein Lendenbereich in dieser Position nicht entspannt anfühlen, vergrößere den Abstand zwischen deinen Füßen so weit wie nötig. 

3. Erschaffe ein neues Selbstbild

Dein Selbstbild setzt sich zusammen aus deinen Erfahrungen, Glaubenssätzen, Ansprüchen und Gefühlen – und hält so an karmischen Strukturen fest. Löst du dich von deinem Selbstbild, befreist du dich auch von dem ihm zugrundeliegenden Karma. Die folgende Visualisierungsübung kann dich dabei unterstützen, Distanz zu deinem Selbstbild aufzubauen:

  • Schließ deine Augen und stell dir vor, du dürftest dich von Grund auf neu formen. 
  • Frage dich, wie du von anderen Menschen wahrgenommen werden möchtest. 

Beginne nun, dieses Bild Schicht für Schicht aufzubauen:

  • Wie sieht dein neues Skelett aus? Wie deine Organe? Deine Haut und deine Haare? Wie fühlst und denkst du? Was bewirkst du in der Welt?
  • Überlege nun, ob dieses neue Selbstbild besser ist als das alte. Ist es näher an deiner Vorstellung vom Göttlichen? Ist es menschlicher, glücklicher oder fähiger?
  • Wenn nicht, verwirf es und beginne von vorn.
    • Hast du ein neues Selbstbild erstellt, das deinen Ansprüchen genügt, visualisiere es so detailliert, wie du nur kannst. Je kraftvoller du dieses neue Bild gestaltest, desto weiter entfernst du dich von deinen karmischen Begrenzungen auf mentaler Ebene.
       

4. Halte inne und mach eine Pause

Du hast den Eindruck, dass du unangenehme Situationen und toxische Menschen geradezu anziehst? Oder du empfindest deine aktuelle Lebenssituation als belastend? Dann ist es Zeit, eine Pause zu machen.

Das klingt vielleicht banal. Und im Grunde ist es das auch. Es zeigt sich aber, dass die meisten Menschen eigentlich niemals wirklich »einfach nur« innehalten. Ergibt sich in unserem eng getakteten Alltag ein Freiraum, lesen wir, treiben Sport, besuchen ein Restaurant oder buchen ein Retreat. 

Versuche also, eine echte Pause einzulegen – eine kleine oder auch eine große, falls du das Gefühl hast, dass gerade wirklich etwas völlig schiefläuft. Tu nichts! Wahrhaftiges Innehalten ermöglicht deinem Körper genau wie deinem Geist Regeneration. Du wirst sehen, dass vieles dadurch wie von selbst auf einmal auf ganz andere Art funktioniert.

Wenn die Dinge ohne ersichtlichen Grund aus dem Ruder laufen, musst du den Motor für eine Weile abstellen.
Sadhguru

Karma-Yoga für ein Leben voller Leichtigkeit und Freude

Diese Übungen sollen dir den Einstieg in deine Karma-Yoga-Praxis erleichtern. Integriere sie regelmäßig in deinen Alltag und du wirst bald bemerken, wie sich deine innere Haltung auch in anderen Situationen verändert. Vielleicht fühlt sich eine Handlung wie beispielsweise Kochen plötzlich ein bisschen wie Meditation an. Das bedeutet, dass du diese Handlung mit Hingabe ausgeführt und dadurch einen großen Abstand zwischen dich und deine karmischen Fesseln gebracht hast.

Mehr für dich