Was ist Hygge? 5 Tipps, um dir dein Leben hyggeliger zu machen

Sowohl die geschwundene Größe Dänemarks in den Kriegen im 19. Jahrhundert, als auch das rauhe Klima und die gute Sozialpolitik im Land, trugen dazu bei, dass das Lebensgefühl von Hygge in Dänemark einen so hohen Stellenwert bekam. Durch Hygge zählt Dänemark zu einem der glücklichsten Länder der Welt. Aber was genau bedeutet eigentlich Hygge für die Dänen?
 

Was bedeutet Hygge?

Wie bereits erwähnt, kann Hygge vieles bedeuten und fühlt sich für jeden Menschen anders an. Neben einem hyggeligen Zuhause, spielt bei dieser Lebensform vor allem das Zusammensein mit anderen Menschen eine zentrale Rolle. 

Zeit mit netten Leuten verbringen: reden, zusammen  lachen, essen und beieinander sitzen – bei all diesen Aktivitäten hat Hygge enorme Bedeutung. Hygge fördert nämlich den Aufbau tiefer Bindungen zu anderen Menschen. Starke zwischenmenschliche Beziehungen sind wiederum unerlässlich für Gesundheit und Glück.

In Hygge finden wir aber auch auch Aufrichtigkeit und Trost – denn, wenn eine Situation hyggelig ist, kann sich jede und jeder ungezwungen äußern. Hygge kann dich dazu bringen, das Leben aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten. 

So wirst du dir der Dinge bewusster, die dich glücklich machen oder die du verändern solltest, um dich wohl zu fühlen. Hygge kann so zu deiner langfristigen Zufriedenheit beitragen.  

Kurz gesagt, es handelt sich um das dänische Wort dafür, sich an den kleinen Dingen im Leben zu erfreuen.
Marie Tourell Søderberg

Was löst bei dir ein hyggeliges Gefühl aus?
 

  • mit Freund:innen im Park spazieren gehen und plaudern, rumblödeln und lachen, als wärt ihr wieder Kinder
  • eine Tasse Kaffee mit süßem Gebäck in der Sonne genießen
  • mit dem Haustier, den Kindern oder dem/der Partner:in kuscheln
  • Zeit in der Natur verbringen, z.B. beim Waldbaden
  • an fesselnden kreativen und inspirierenden (Handarbeits-)Projekten arbeiten
  • in der Hängematte ein gutes Buch lesen oder ein inspirierendes Hörbuch hören
  • Singen, Tanzen oder einfach Musik hören und träumen
  • ein wohltuendes Essen oder einen duftenden Kuchen mit der Familie zu teilen
  • Yoga machen oder meditieren

Schreibe auf, was ein Gefühl von Behaglichkeit, Glück und innerer Ruhe in dir auslöst und plane bewusste Hygge-Zeit für dich. 

Das Konzept von Hygge gibt es in anderen Kulturen natürlich auch, aber man geht viel bewusster damit um, wenn man ein eigenes Wort dafür hat. Und plötzlich merkt man, wie viel Hyggeliges tatsächlich im Alltag steckt.

 

Katze kuschelt auf Decke

So kannst du dein Leben hyggeliger machen

Ein wichtiger Hinweis, bevor du beginnst, dein Leben hyggeliger zu gestalten: Hygge stellt sich ein, wenn es locker und unangestrengt zugeht – du kannst also ruhig auch planlos mit Freund:innen oder der Familie zusammen sein, mit dem einzigen Ziel, dich zu entspannen und euch gemeinsam zu amüsieren. Du musst dich dabei nicht verstellen, sondern kannst einfach du selbst sein.

Im Folgenden stellen wir dir 5 Möglichkeiten vor, wie du mehr Hygge in deine Leben bringst.

 

1. Schaff dir hyggelige Augenblicke durch Nähe

Geschichten zu hören ist ein wichtiger Teil eines hyggeligen Lebens. Gerade ältere Menschen, die den Großteil des Tages allein verbringen, haben oft ein großes Mitteilungsbedürfnis. 

  • Frag doch mal deine Oma, deinen Opa oder andere Bekannte mit viel Lebenserfahrung, ob sie dir von ihrer Jugend erzählen oder von ihren Wünschen und Lebensweisen damals. 
     
  • Gibt es etwas, das er oder sie gerade beschäftigt?
     
  • Bitte um einen guten Rat, wenn du mal nicht weiter weißt. 

Allgemein geht es darum, präsent zu sein und die Bedürfnisse des anderen zu spüren. So entstehen echte Nähe und hyggelige Augenblicke.

Aber auch ein gemeinsames Abendritual mit deinen Kindern, Neffen oder Nichten, bei dem ihr ganz eng beieinander gekuschelt Märchen und Geschichten lest und ganz im Moment lebt, kann Hygge pur sein. Kinder sind sowieso in vielerlei Hinsicht geborene Hygge-Experten, denn sie erkunden die Welt voller Neugier und Zufriedenheit, ganz ohne Scham, Angst und Vorurteile

Hygge bedeutet für mich die Wärme und Behaglichkeit eines Zuhauses, wenn es draußen kalt und dunkel ist.
Marie Tourell Søderberg

2. Hol dir Hygge in dein Zuhause

»Ich finde es am hyggeligsten, wenn ich draußen die Elemente wüten höre, sie aber ausschließen kann und ein Feuer entfache, das meiner Familie Wärme und Licht spendet.«, sagt der Däne und Hygge-Liebhaber Jakob Nyholm Jessen. 

Hygge ist für ihn ganz eng mit einem Gefühl der Geborgenheit verbunden. Wenn man spürt, dass der Mensch, der dieses Zuhause eingerichtet hat, voll hinter seinen Entscheidungen steht, gleichzeitig aber nicht davor zurückschreckt, nach Intuition zu dekorieren und neue Dinge oder Ideen auszuprobieren, ist das Zuhause hyggelig.

Design spielt in Dänemark traditionell eine wichtige Rolle, jedoch steht neben Ästhetik dabei immer die Einfachheit und Funktionalität im Vordergrund. Hier sind ein paar Vorschläge, wie du dein Zuhause hyggeliger machen kannst:

  • Küche: Halte alle nötigen Geräte, Zutaten und Rezepte griffbereit und dekoriere den Raum mit Dingen, die dich inspirieren. Wenn du beispielsweise frisches Gemüse und Kräuter liebst, dann statte deine Küche doch mit Basilikum-, Minze- oder Koriandertöpfchen aus – so hast du gleichzeitig Deko und Funktionalität. 
     
  • Wohnzimmer: Da sich hier meistens die meiste Zeit abspielt, solltest du hier eine besonders hyggelige Atmosphäre kreieren. Aus nordischer Sicht helfen dabei vor allem natürliche Materialien, wie Holzmöbel, Lampenschirme aus gefaltetem Papier, Keramiken und Steingut. Blicke in dein Kindheit zurück: was bedeutete damals für dich »daheim»? Das Riesensofa, eine besondere Tapete oder die geliebte Kommode aus deinem Kinderzimmer?
     
  • Bad: Hole dir Natur ins Bad – mit Tischchen oder Aufbewahrungsregalen aus Holz, einem Flechtkorb für die Wäsche oder ein paar Grünpflanzen und Kerzen – so entsteht sofort eine hyggelige Atmosphäre und ein Ort, an dem man Entspannung und Zeit für sich genießen kann.

 

Das darf in einem hyggeligen Zuhause nicht fehlen:
 

  • Grünpflanzen: Leidenschaftliche Hygge-Vertreter sind sich einige: je mehr Pflanzen, desto besser. Für das ultimative Hygge-Erlebnis solltest du gleich mehrere Grünpflanzen in einer Ecke oder einer Nisch anhäufen, um dir dort in einem gemütlichen Sessel eine »grüne Auszeit» zu schaffen. Pflanzen wirken zudem nachweislich positiv auf unser Wohlbefinden.
     
  • Kuschelecken: Richte die, wo es nur geht, Ladestationen ein – nicht nur für dein Handy und Computer, sondern um dich zurückzuziehen. Nischen geben dir ein Gefühl von Geborgenheit und sind tolle Orte zum Energie-Auftanken. Ein paar Kissen in einer Ecke, ein Hängestuhl oder Sitzsack mit einem kleinen Tischchen für Lesematerial und eine kleine Lampe, reichen dafür vollkommen aus.
     
  • Warmes Licht: Verwende, wenn möglich, warme Lichtquellen, wie Glühbirnen oder Leuchtdioden. Mehrere kleine Lichtquellen sind hyggeliger, als ein großer Strahler. Kerzen sind natürlich die hyggeliste Art Licht zu machen.
Für mich bedeutet Hygge, loszulassen – ein Augenblick ohne Zeitdruck, Pflichten, Stress und Ablenkungen.
Nanna Mosegaard

3. Zeit für Hygge? Lass los und genieße den Augenblick

Hygge lässt sich nicht erzwingen – alles steht und fällt mit der Einstellung und der Atmosphäre. Hygge verschwindet oft, weil du sie zu kontrollieren versuchst. Ein Abend mit viel Hygge-Potenzial kann so unerwartet unhyggelig werden, wenn du deine Erwartungen zu hoch schraubst und alles zu sehr durchplanst. 

Man kann Hygge-Priorität einräumen und sie herbeilocken, aber oftmals stellt sie sich ganz unerwartet ein. Wenn z.B. etwas Anstrengendes abgesagt wird, die U-Bahn ausfällt oder der Handyakku leer ist und wir warten müssen, eröffnet sich uns manchmal die Chance, Zeit miteinander oder mit uns selbst zu verbringen.

Nutze diese Zwangspausen, um Ideen zu entwickeln oder Situationen und Gefühle zu reflektieren – oder nehme deine Umgebung einfach ganz bewusst mit allen Sinnen wahr.

4. Hygge für andere: Sei ein:e hyggelige:r Gastgeber:in

Möchtest du auch ein:e hyggelige:r und gute:r Gastgeber:in sein, hast aber oftmals vor lauter Stress gar keine Zeit, für deine Gäste da zu sein oder keine Energie, dich selbst zu amüsieren? Hygge kann dir dabei helfen, für dich und deine Gäste eine vertraute und authentische Atmosphäre zu erschaffen.

Bei einem freudigen Empfang an der Tür kann der hyggelige Abend beginnen. Versuche darauf zu achten, in welcher Stimmung sich deine Gäste befinden und finde heraus, was sie jetzt gerade brauchen könnten. Biete deinen Gästen z.B. Hausschuhe oder dicke Socken an, so können sie sich direkt wohlfühlen. 

Deine Gäste sollen sich bei dir wie Zuhause fühlen –  deshalb dürfen sie sich frei bewegen und sich selbstständig an Küchenschränken bedienen. 

Um eine ungezwungene Atmosphäre zu schaffen, kannst du ihnen Hygge einfach vormachen, indem du z.B. die Beine auf die Couch legst und ganz offen und ehrlich mit ihnen bist.

Gib etwas preis von dir: wenn du von deinen Fehlern, Ängsten oder Sorgen erzählst, machst du dich zwar verletzlich, aber genau das schafft echte Nähe und Vertrautheit.

Selbst gemachtes Essen, inmitten von Natur, Licht, Wärme und Geselligkeit – das ist Hygge pur.
Marie Tourell Søderberg

5. Hygge im gemeinschaftlichen Essen finden

Nichts könnte hyggeliger sein als eine selbstgekochte, gemeinsame Mahlzeit mit der Familie oder Freund:innen. Kochen klingt erstmals nach Anstrengung und nicht Hygge, aber du wirst sehen – der Umstand, dass du Zeit und Energie investiert hast, um ein Essen zu zuzubereiten oder einen Kuchen zu backen, wird das Hygge-Gefühl aller Beteiligten verstärken. 

Noch hyggeliger wäre es natürlich, wenn ihr das Festmahl zusammen kocht. Dabei muss das Essen gar nicht aufwändig oder teuer sein. Ein bodenständiger Eintopf oder Nudeln mit Tomatensoße reichen völlig aus – wichtig ist nur, dass du es mit viel Hingabe und vollem Bewusstsein machst.

Auch für die Dekoration oder den Ablauf des Abends gibt es im Sinne von Hygge keine Vorgaben, hauptsache alle sitzen an einem Tisch, freuen sich über die gute Gesellschaft und sind ausgelassen und entspannt. Mehr braucht es nicht für einen hyggeligen Abend.

 

Fazit: Hygge im Alltag finden

Hygge ist die Antithese zum Hamsterrad. Mache es dir also gemütlich und gönn dir zwischendurch auch mal eine kleine Sünde, ohne dabei gleich ein schlechtes Gewissen zu haben. Die drei wichtigsten Punkte für gelungene Hygge zu Hause: Raum für Gäste, warme Beleuchtung und ein kleiner Snack.

Vielleicht findest du im Kalender Feiertage oder alte Traditionen, die eine Wiederbelebung verdient hätten. Auch in Ritualen liegt großes Hygge-Potenzial, das du mit Familie oder Freund:innen ausschöpfen kannst. Atme mindestens 5 mal am Tag tief durch und nimm diese hyggeligen Momente, die du bereits in deinem Leben hast, mit Achtsamkeit wahr. 

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