Karlinders Kolumne: Was kann der Trend Intervallfasten?

Wieder mal ein neuer Ernährungstrend

Auf einmal ist es in aller Munde. Beziehungsweise ist es NICHT mehr in aller Munde – zumindest für 16 Stunden am Tag nicht. Richtig, ich spreche natürlich vom momentan so allseits beliebten Intervallfasten. 

Zum ersten Mal gehört habe ich davon, als mir eine Kollegin vom einem Buch selbigen Namens erzählte, das sich sensationell verkauft hätte. Gut, das heißt natürlich nichts, das hat die Biografie von Dieter Bohlen schließlich auch – ohne dass sie einem irgendetwas bringt. Zumal in diesem Abnehmratgeber im Prinzip nur steht: 16 Stunden nichts essen, dann 8 Stunden essen. Ein paar Rezepte dazu, fertig. Auf den ersten Blick kein Hexenwerk.

Da ich immer alles überprüfe, was in Sachen Gesundheit so an heißen Tipps auf den Markt kommt, habe ich auch diese Methode unter die Lupe genommen. Und ich war nicht die Einzige – wie das bei Trends häufig ist. Von rechts und links kamen von Bekannten, Freundinnen, Zuschauern und Lesern ungefragt Nachrichten rein, sie würden gerade Intervallfasten machen – und wie unfassbar gut das funktionieren würde. „Fünf Kilo in zwei Wochen, Charlotte! Einfach weg!“ Die Euphorie kennt keine Grenzen.

Generell bin ich skeptisch, was solche Trends anbelangt. Denn meiner Erfahrung nach haben alle Diäten eins: Einen großen Haken. Wir verzichten, hungern, nehmen eventuell zwar erst mal ab – aber hinterher wieder umso mehr zu. Stichwort Jojo-Effekt, ihr wisst schon. Und die Steigerung der Diät, das Fasten, das konnte ich mir erst recht noch nie für mich vorstellen.

Tagelang nichts essen? Kein Cappuccino mit dem herrlichen Milchschaum? Kein Eis mit den Kindern am Wochenende? Kein Raclette, jetzt wo die Abende wieder dunkler und kälter werden? Keine Tapas beim Lieblingsspanier um die Ecke? Kein Glas Wein am Feierabend? Ganz ehrlich: Bei so einem asketischen Lebensstil bekomme ich nach spätestens 14 Tagen schwerste Depressionen. Allerdings: Das Wort Intervall bedeutet ja temporäres Fasten, also wenigstens zwischendurch was zum Kauen. Das gefiel mir daran.

 

Wie soll es gelingen? 

Wenn man das jetzt also prüft, muss man sich natürlich fragen: WIE funktioniert Intervallfasten genau? Also: Rein physiologisch – auf welchem Prinzip beruht es? Um dann ein Fazit zu ziehen, ob es funktionieren kann. Nicht einfach nachplappern, pflege ich immer zu sagen. Wie es bei so schönen Sprichwörtern ja auch immer gerne gemacht wird, hartnäckig wiederkäuend im Kalauer-Modus: „Ja ja, Dreck reinigt den Magen“ oder „Ach, das kannste ruhig noch essen – die 3-Sekunden-Regel, weißte doch!“

Wenns ums Abnehmen geht, ist es im Prinzip immer eine einfache Rechnung. Weil Nahrungsmittel sich nach dem Essen im Körper nun mal nicht in Luft auflösen können, lautet die Devise: Es muss mehr verbrannt werden, als wir in uns reinschaufeln. Oder umgekehrt gesagt: Nicht mehr essen, als wir verbrennen. Und das sind, je nach Geschlecht und Bewegung pro Tag, so an die 1800 bis 2000 kcal. 

Beim Intervallfasten ist die Wirkungsweise folgende: In den Stunden, in denen wir nicht essen, holt sich der Körper die Energie nicht aus der Ernährung des Tages – weil die ja ausbleibt –sondern wird gezwungen, sie aus den Fettreserven zu holen. Diese Zeitspanne benötigt der Körper, um Fett abzubauen. Durch das geringe Zeitfenster der Nahrungszufuhr erhöht sich zudem der Kalorienverbrauch. Daher funktioniert Intervallfasten – wenn wir uns denn an die 16 Stunden halten.

 

Es funktioniert. Zumindest für die, die sich an solche Regeln und Zeiten halten können.
Charlotte Karlinder

Intervallfasten ist flexibel

Das Gute ist: Die Zeiten können wir so legen, wie wir lustig sind. Hauptsache wir essen in dieser Zeit nichts. Und trinken nichts, außer schwarzen Kaffee, Tee oder Wasser. Das heißt, je nach Job und Alltagsgewohnheiten können wir das flexibel gestalten: Krankenschwestern im Frühdienst fasten eher von 15 Uhr bis 07 Uhr. Und die Künstler, die bis zum Nachmittag im Bett bleiben, eher zwischen 22 bis 14 Uhr.

Mein erster Gedanke war: Perfekt! Genau mein Ding. Dann esse ich ab 20 Uhr und bis 12 Uhr nichts. Mit den Kindern esse ich vorher und das Frühstück wegzulassen fällt mir eh nicht schwer. Vormittags mache ich eh zuerst Sport und versuche im Anschluss, so viel Arbeit wie möglich zu erledigen, damit ich nachmittags Zeit für die Kinder habe. Abends nichts zu essen, würde mir schwerer fallen. Das habe ich schon früher gemerkt, als es eine Weile mal die Diät „Ab 18 Uhr nichts mehr essen“ sehr en vogue war – gar nicht mein Ding, da bekomme ich schlechte Laune. Es sei denn, ich gehe gleich ins Bett, dann merke ich es nicht. Auf Dauer aber auch keine Lösung. Deshalb gefiel mir der Gedanke des Intervallfastens und sich die Zeiten selbst auszusuchen.

So, bleibt noch die Frage, was wir in der übrigen Zeit, also den restlichen acht Stunden, zu uns nehmen sollten? Da können wir nämlich essen, was wir wollen. Natürlich nicht drei Mal das Big Mac-Menü XXL beim McDonalds bestellen, aber das versteht sich wohl von selbst. Ganz normal essen eben.

 

Mein persönliches Fazit

Ich empfehle: Wer nur ein paar Kilo abnehmen möchte, isst in dieser Zeit normal. Wer mit mehr Übergewicht zu kämpfen hat, verzichtet zumindest von Montag bis Freitag auch hier auf die größten Fett- und Zuckerfallen. Wichtig ist: Wir sollten fasten, dass es in unser Leben passt, sonst halten wir auf Dauer nicht durch. Wenn wir also zu einem Essen eingeladen sind, sollten wir es auch genießen. Danach können wir dann wieder die gewohnten Essenspausen einlegen.

Fazit: Es ist wie immer – viele Wege führen nach Rom bzw. zur Bikini-Figur. Der eine zählt lieber Punkte, der andere Kalorien – und der dritte eben die Minuten.

Mein Fazit: Es funktioniert. Zumindest für die, die sich an solche Regeln und Zeiten halten können. Und immer noch besser als FDH, Low Carb und Paleo. In meinen Augen.

Mein Tipp: Schlafe einfach so viel wie möglich der 16 Stunden weg – dann habt ihr gleich zwei gesunde Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich mache nämlich Intervallfasten – und das funktioniert SUUUUUPER. Bei dir auch? Berichte mir von deinen Erfahrungen damit – auf der Seite meines Online-Gesundheitsmagazins könnt ihr mir schreiben: www.charlotte-karlinder.de.

 

Einen schönen Tag allerseits und bis nächste Woche!

Herzlichst,

Charlotte Karlinder

 

©Reinhard Hunger

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