Darmgesundheit: Ernährung für eine gesunde Darmflora

Ernährung als Abenteuer für deinen Organismus

Bereits mit dem ersten Biss beginnen Bakterien aus unserer Nahrung die wertvollen Stoffe herauszufiltern. Sie werden auf geheimnisvolle Weise schrittweise in dir verdaut, gelangen ins Blut, und daraus werden die Zellen und Gewebe, mit denen du lebst.

Ernährung ist wirklich ein Abenteuer für den Organismus. Aus dem Brötchen wird Blut, aus der Möhre die Nase, alles was du bist, hast du letztendlich zuerst geschluckt.

Der Körper ist bestrebt, sich selbst ganz zu erhalten, was ständig von vielen Regulationszyklen wie Immun-, Hormon- und Nervensystem unterstützt wird. Und dann schlucken wir täglich Neues, was darein eingefügt werden muss, damit die gesunde Zellordnung bestehen bleibt.

Wenn diese Anpassung gelingt, bleibst du gesund. Gelingt sie nicht, merkst du es beispielsweise daran, dass du das Essen nicht verträgst. Du fühlst dich unwohl, verlierst von deiner Lebenskraft oder wirst krank. Irgendwann geht sogar die Ordnung der Zellen verloren, was man schließlich Krebs nennt.

 

Darmbakterien als Helfer für die Verdauung

Damit die Nahrung auf den Menschen übersetzt wird, brauchen wir die Bakterien. Sie finden sich überall, wo das Essen mit den Körperzellen in Kontakt kommt. Das gilt schon beim ersten Biss.

Mit dem Kauen werden sie mit der Speise vermengt. Deshalb sollte man jeden Bissen erst schlucken, wenn er breiförmig ist. Auch Säfte und Smoothies kaut man besser gründlich, damit sie mit Bakterien und Speichel vermischt werden.

Speiseröhre und Magen sind ebenfalls reich an Bakterien. Im Magen werden die Eiweiße durch die Magensäure zersetzt. Das ist wichtig für ihre Aufnahme im Darm und gelingt nur, wenn es genügend Säure gibt.

Der Säuregrad wird durch ein Hormon namens Gastrin eingestellt, dessen Aktivität sich nach der Bakterienzusammensetzung im Dünndarm richtet. Bei Magenproblemen ist es hilfreich, sich gut um die Darmbakterien zu kümmern. Bei regelmäßigen Beschwerden wie starken Bauchschmerzen oder Blähungen kann die Ursache auch ein Reizdarmsyndrom sein.

 

Bei Magenproblemen ist es hilfreich, sich gut um die Darmbakterien zu kümmern.
Dr. Anne Katharina Zschocke

Dass es im Darm die meisten Bakterien im Körper gibt, hängt damit zusammen, dass dort die Nahrung durch die Zelloberflächen in das Blut des Menschen überführt wird. Davor ist die größte „Anpassungsarbeit“ zu tun, eine Feinverdauung, die durch Bakterien besorgt wird. Dazu brauchen wir eine möglichst große Bakterienvielfalt und -fülle.

Die Bakterien arbeiten in Gruppen zusammen und kümmern sich quasi um das, was ankommt. Bildlich gesprochen ist es so: Kommt ein vorverdauter Apfel, kümmern sich die apfel-feinverdauenden Bakterien darum. Kommen Kartoffel und Gemüse, sind es andere.

Bakterien vermehren und aktivieren sich je nach der Zusammensetzung, die im Darm ankommt. Man braucht möglichst viele Teams, damit man möglichst alles Essen verträgt. Du gestaltest immer mit dem, was du isst selbst die Zusammensetzung der Bakterien in deinem Darm.

Da diese dort noch viele weitere Aufgaben erfüllen, zum Beispiel im Kontakt mit Darmnervenzellen die Aktivität des Gehirns mitbestimmen, gestaltest du mit der Nahrungszusammensetzung tatsächlich die Qualität deines ganzen Lebens.

 

Mischkost als Schlüssel für eine gesunde Ernährung

Daher ist die Ernährung so wichtig. Und vielleicht verstehst du jetzt, warum, für Homo sapiens eine regionale Mischkost gesund ist: Von allem etwas aber von nichts zu viel. Das können die Bakterien optimal umsetzen und alle sind immer wieder mal aktiv.

Von Völkern, die naturnah leben, weiß man, dass die Bakterienzusammensetzung sich im Verlauf des Jahres anpasst. Sie folgt natürlicherweise dem Rhythmus der zur Verfügung stehenden Nahrung. Es ist gesund, sich mit dem zu ernähren, was saisonal zur Jahreszeit passt.

Woher weißt du nun, was für deine Darmbakterien gesund ist? Neben der vielseitigen Mischkost ist wichtig, dass du deine Bakterien mitfütterst. Das geschieht durch die Ballaststoffe. Das sind Bestandteile im Essen, die nicht von unseren Verdauungssäften gespalten und nicht im Dünndarm mit dem Essen resorbiert werden. Sondern sie werden von den Bakterien im Dickdarm verdaut.

Diese wandeln sie in energiereiche Verbindungen um, zum Beispiel in Buttersäure. Buttersäure versorgt die Darmzellen mit Energie und diese Energie wird für die Darmbewegung benötigt. Ohne diese Energie aus bakterieller Verwandlung von Ballaststoffen macht die Darmmuskulatur schlapp, dann bekommt man zum Beispiel Verstopfung.

Jede Pflanze, von der wir essen: ob als Obst, Gemüse, Kartoffeln, Nüsse, Getreide oder Samen enthält eine Kombi-Ernährung aus direkter Nahrung für uns und Ballaststoffe als Bakterienfutter. Deshalb sind sie gesund.

Wenn daraus aber industrialisierte Nahrungsmittel produziert werden, fallen Ballaststoffe weg, und je mehr du davon isst, desto problematischer wird es. Auch Milchprodukten und Fleisch haben keine Ballaststoffe, weshalb man davon in Maßen essen sollte.

 

Es lohnt sich, deinen persönlichen Appetit wiederzuentdecken
Dr. Anne Katharina Zschocke

Deinen persönlichen Appetit als Kompass nutzen

Es gibt keine „Darmdiät“. Jedes Essen gelangt ja in den Darm. Was dir bekommt, weißt du am besten selbst. Jeder von uns hat eine wunderbare Instanz, den „Appetit“. Der Körper nutzt dieses Signal, um uns zu zeigen, was er braucht. Es lohnt sich, deinen persönlichen Appetit wiederzuentdecken.

Geh ins Gespräch mit Dir selbst. Es macht Spaß, zu essen, wonach der Körper fragt, und dies dann in der bestmöglichen Qualität zu besorgen. Deine Lebensqualität dankt es dir. Niemand anderes kann dir sagen, was gut für dich ist. Es ist dein Körper und deine Gesundheit.

Jede Diät ist eine Vorschrift, die sich jemand ausgedacht hat. Sie muss nicht für dich gut sein. Vorschriften stülpen dem persönlichen Appetit ein Korsett über, das die Freude an der Ernährung verdirbt. Sie lösen Stress aus, Stresshormone verändern die Darmdurchblutung, dies stört die Darmbakteriengesellschaft und schon hat man neue Probleme.

 

Tipps für eine Ernährung für den Darm

Hier noch meine persönlichen fünf Tipps für eine darmbakterienfreundliche Ernährung:

  • regionale saisonale Mischkost
  • nach persönlichem Appetit
  • mit reichlich natürlichen Ballaststoffen
  • frei von chemisch-synthetischen Zusatzstoffen
  • mit Freude gewählt und zubereitet

Was Du tun kannst, wenn Du Deinen Appetit nicht kennst, findest Du im Buch „Darmbakterien als Schlüssel zur Gesundheit“.

 

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