Aktive Meditation - durch Bewegung loslassen

Die Gedanken schwirren und egal wie sehr man sich bemüht, man kommt einfach nicht zur Ruhe. Bewegungslos auf einem Meditationskissen oder einem Stuhl zu sitzen kann manchmal eine echte Herausforderung sein. Es fällt schwer, den Schalter Richtung Stille umzulegen, vor allem, wenn der Alltag hektisch und laut ist und man von einem Termin zum nächsten hetzt.

Für den »modernen Menschen« mit solchen Alltagsbedingungen entwickelte der indische Lehrer Osho Anfang der 70er-Jahre aktive Meditationen, wie zum Beispiel die dynamische Meditation oder die Schüttel-Meditation. 

 

Was sind aktive Meditationen?

In den aktiven Meditationen geht es darum, den Körper in den Prozess der Meditation zu integrieren. Vielleicht kennst du das von der Gehmeditation. Durch intensive Bewegung wird der Körper sozusagen beschäftigt gehalten. So bleibt kein Raum für innere Unruhe oder belastende Gedanken. Du darfst und sollst dich bei einigen der aktiven Varianten sogar so richtig auspowern. 

Die Meditationen sind in mehrere Stufen gegliedert: 

  1. Bewegung, dazu gehören zum Beispiel Tanzen, Schütteln oder Hüpfen
  2. Rückzug in die Stille, die Entspannung und das Nachspüren 
  3. Am Ende noch eine kleine »Feier des Lebens«. 

Die Meditationen sind meist auf eine Stunde angelegt, da sie dann am besten ihre Wirkung entfalten können. Plane dir also genug Zeit ein.

Meditation bewirkt, dass der Meditierende innerlich von seinen Gedanken und Gefühlen zurücktreten kann und sich weniger mit ihnen identifiziert.
Selina Vogt

Mit aktiven Meditationen die Stille finden

Anfangs kann es sich etwas ungewohnt anfühlen, diese aktiven Meditationen auszuführen. Aber du wirst schnell merken, wie befreiend und beruhigend deren Wirkung sein kann. Wenn du die Gelegenheit hast, die Meditationen in einer Gruppe auszuprobieren, zum Beispiel beim Yoga oder auf einem Retreat, versuche es unbedingt.

Mit anderen Menschen gemeinsam entsteht oft eine wunderbare Dynamik und eine ganz besondere Energie. Natürlich funktionieren die Meditationen aber auch allein zu Hause. 

Du brauchst dafür nur dich, genügend Platz, eine Matte und möglichst einen leeren Magen. Am einfachsten ist es, wenn du die Musik von Osho, die speziell für die einzelnen Meditationen angelegt ist, verwendest. Dann hörst du genau die Übergänge der einzelnen Phasen und kannst dich davon leiten lassen. Es ist aber genauso möglich, mit deiner eigenen Musik zu üben, wenn dir das lieber ist. 

Im Folgenden stellen wir dir vier von Oshos aktiven Meditationen vor. Probiere einfach aus, was sich für dich gut anfühlt, und folge deiner Intuition. Achte bei intensiver Bewegung und Atmung darauf, dass du nicht über deine körperlichen Grenzen hinausgehst.

 

Frau meditiert aktiv am Strand

1. Die Kundalini-Schüttelmeditation – Shake it!

Eine der am häufigsten praktizierten aktiven Meditationen ist die Schüttelmeditation. Im folgenden Video zeige ich dir, wie du diese praktizieren kannst. 

Beim Schütteln geht es darum, wirklich alles, was dich belastet, loszuwerden und abzuschütteln. So kannst du z.B. Verletzungen aus der Vergangenheit loslassen und dein inneres Kind heilen. Du wirst merken, dass dein Körper sich schon nach wenigen Minuten viel lockerer und leichter anfühlt.

Alles scheint zu fließen, zu kribbeln und die Bewegungen geschehen wie von selbst. Körperliche und emotionale Spannung kann so abgebaut werden und du hast danach die Möglichkeit, dich auf einer tieferen Ebene zu entspannen und vollständig zur Ruhe zu kommen.
 

Anleitung zur Schüttelmeditation von Selina Vogt

2. Die Nataraj-Meditation – Tanz dich frei!

Wann hast du das letzte Mal getanzt? Erinnerst du dich noch an das Gefühl, das du dabei gespürt hast? Vielleicht war es Leichtigkeit, Loslösung, Freiheit oder Freude? Freies Tanzen kann viele positive Effekte auf deinen Körper und Geist haben. Die Nataraj-Meditation zielt genau darauf ab. Nataraja ist Sanskrit und bedeutet übersetzt so viel wie »König der Tänzer«. 

Bei dieser dreiteiligen Meditation geht es darum, den Körper einfach machen zu lassen. Überlege dabei nicht, wie du aussiehst, folge einfach ganz intuitiv deinen Bewegungen und werde zur Königin deiner eigenen Tanzfläche. 

Und so funktioniert‘s:

  • Tanzen (40 Minuten): Tanze so, wie es dir gefällt. Lass dich ganz auf die Musik ein und bewege dich, wie es sich für dich gut anfühlt. 
     
  • Stille (20 Minuten): Lege dich unmittelbar nach dem Tanzen auf deine Matte. Werde ganz still, bewege dich nicht und spüre nach, was in dir geschieht. 
     
  • Feiern (5 Minuten): Tanze nochmal und feiere dich und das Leben.

 

3. Die Nadabrahma-Meditation – Summ dich glücklich!

Wer es gerne etwas ruhiger mag, für den ist die Nadabrahma-Meditation vielleicht genau das Richtige. Nadabrahma bedeutet »Klang«. Diese aktive Meditationsform orientiert sich an einer tibetischen Technik. Der Hauptteil besteht dabei aus Summen. Das Summen und die spätere Armbewegung sorgen für eine Balance in deinem Körper und fördern Entspannung und Erholung. Im Gegensatz zu den anderen hier vorgestellten Meditationen wird diese im Sitzen ausgeführt. 

Und so funktioniert‘s:

  • Summen (30 Minuten): Summe so laut wie möglich. Lass das Summen einfach geschehen und denke nicht über die Tonlage oder die Melodie nach. Spüre die Vibration deines ganzen Körpers und beobachte, was geschieht. Lasse auch leichte Bewegungen des Körpers zu.
     
  • Armbewegungen (15 Minuten): Die zweite Phase ist in zweimal siebeneinhalb Minuten aufgeteilt. Nimm in der ersten Hälfte die Hände mit den Handflächen nach oben auf Höhe des Bauchnabels zusammen. Führe die Hände langsam nach vorne und forme dann zwei Kreise nach links und rechts, bis sie wieder vor dem Bauchnabel zusammentreffen. Für die zweite Hälfte, drehe die Handflächen nach unten und bewege sie in die umgekehrte Richtung, also von außen nach innen. Führe die Bewegungen langsam und achtsam aus. Du musst dabei nicht starr sitzen.
     
  • Still sitzen (15 Minuten): Lasse die Bewegung ausklingen und sitze still und entspannt. Spüre nach. 


 

Meditation führt dazu, dass intensiver gefühlt wird, allerdings werden beängstigende Gefühle als weniger bedrohlich wahrgenommen, und es entsteht mehr Feingefühl.
Selina Vogt

4. Die dynamische Meditation – Lass alles raus!

Die dynamische Meditation übst du am besten zu spezieller dynamischen Meditations-Musik, da diese genau die Zeiten und Abläufe beinhaltet, die du dafür brauchst. Die Meditation besteht aus fünf Phasen und dauert eine Stunde. Deine Augen sollten währenddessen geschlossen sein, damit du die Phasen noch intensiver spüren kannst. Am Anfang kann alles sehr anstrengend und ungewohnt sein, weil der Kopf immer wieder versucht, sich dazuzuschalten. Doch wenn du einmal wirklich losgelassen hast, wirst du die Kraft dieser dynamischen Meditation spüren.

Und so funktioniert‘s:

  • Chaotisches Atmen (10 Minuten): Beginne mit einer intensiven, kurzen und schnellen Atmung. Diese kann wild und frei, sogar chaotisch sein. Lass deinen Körper beben, folge seinen Bewegungen und verstärke vor allem die Ausatmung. 
     
  • Explodieren (10 Minuten): Lass alles raus, was sich angestaut hat. Schreie, tobe, tanze, heule, lache – tu, was immer du jetzt brauchst und tobe dich aus.
     
  • Springen (10 Minuten): Hebe deine Arme und springe auf und ab, während du immer wieder das Mantra „HUH“, „HUH“, „HUH“ rufst. Direkt aus dem Bauch heraus. 
     
  • Anhalten (15 Minuten): Halte mitten in der Bewegung inne und bleibe in genau dieser Position in absoluter Stille. Beobachte, was in dir passiert. 
     
  • Tanzen (15 Minuten): Feiere das Leben und tanze so, wie es dir gefällt.

 

Fazit: Komm in die Bewegung und lass los

Wie du siehst, gibt es viele verschiedene Meditationstechniken, die es dir ermöglichen, in Verbindung mit dir selbst zu treten und zur Ruhe zu kommen, auch ohne dabei still sitzen zu müssen. Jede Meditationsweise hat dabei ihre ganze eigene Wirkung. Teste, welche Bewegung du brauchst, um loslassen zu können. 

Vielleicht liegt es dir, nach einem stressigen Tag erstmal alles abzuschütteln, dich auszupowern, oder du möchtest dir den Stress von der Seele tanzen. Was immer du für dich wählst: Meditation ist ein kraftvolles Mittel, um dein Stresslevel zu senken, dein Nervensystem zu beruhigen und bei dir selbst anzukommen. 

Wenn du herausfinden möchtest, welche Meditationsart zu dir passt, mach unseren Selbsttest. 
 

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