So findest du den Weg zu deiner Kreativität
Schreiben, zeichnen, fotografieren, neue Welten erschaffen: Vielleicht übst du schon einen kreativen Beruf aus, erarbeitest Geschichten, entwirfst Plakate oder ganze Webseiten. Die meisten Arbeitswelten sehen aber anders aus. Sie haben mit Zahlen zu tun, folgen der Wirtschaft, sind notwendig – aber Kreativität wird eben nicht benötigt. Womöglich deswegen sehnen sich viele Menschen danach, einen kreativen Ausgleich zu finden, sind aber in ihrem Alltag so gefangen, dass sie gar nicht wissen, wie.
Das Problem ist: Viele glauben, sie seien einfach nicht kreativ. Andere haben das Gefühl, nicht in der richtigen Stimmung zu sein für einen kreativen Schaffensprozess – doch dieser Gedanke, dass Kreativität die richtigen Voraussetzungen braucht, um fließen zu können, ist falsch: Er bezieht sich auf das romantische Bild des Künstlers, der bei Kerzenschein und mit gebrochenem Herzen seine besten Gedichte verfasst. Doch: Jeder von uns ist kreativ.
Was bedeutet Kreativität?
Es mag etwas abstrakt klingen, aber: Kreativität ist zu verstehen als eine spirituelle Energie, die uns allen innewohnt, bei vielen aber blockiert ist – durch den zahlenlastigen Alltag, unsere Leistungsgesellschaft, das „Ansehen“ von Künstlern, ja doch nichts Nützliches beizutragen. Tatsächlich kann man aber sagen: Kreativität ist unsere wahre Natur. In jedem von uns steckt also ein Funke kreatives Talent. Wir müssen es nur anerkennen. Und einfach loslegen!
Denn durch kreative Tätigkeiten öffnet sich unser Bewusstsein – und das wiederum lässt den kreativen Strom fließen. Sobald wir also Platz schaffen für unsere Kreativität, wird sie zum Vorschein kommen. Mit einfachen Übungen kannst du so deine Kreativität (wieder)finden.
Die Grundprinzipien von Kreativität
Kreative sind auch immer Schöpfer: von Gedanken, Geschichten und Bildern. In einigen Ansätzen wird Kreativität daher mit einem Gott gleichgesetzt – das entspricht wieder dem Bild von Kreativität als spiritueller Energie, die durch uns fließt, sobald die Blockaden gebrochen sind.
Auf dem Weg, deinen kreativen Fluss zu finden, hilft es schon, die Kreativität als „Leistung“ ein wenig von dir weg zu lenken. Stelle dir vor, dass nicht du kreierst, sondern diese höhere, spirituelle Macht, die sich durch dich als Medium äußert. Das nimmt den „Erfolgsdruck“, mit deiner Kreativität etwas „Vernünftiges“ zu produzieren – das ist nämlich ein weiteres Symptom, das unsere Kreativität blockiert, weil wir uns selbst schon auf ein Ergebnis versteifen, anstatt die Energien einfach fließen zu lassen.
Es gibt kein Patentrezept für den sofortigen Zugang von Kreativität
Viele Menschen wären gerne kreativer. Sie haben schon tolle Ideen, Träume und Sehnsüchte, wissen aber nicht, wie sie mit der Umsetzung anfangen sollen. Auch wenn es kein Patentrezept für einen sofortigen Zugang zur eigenen Kreativität gibt, ist die (Wieder-)Entdeckung der Kreativität kein unmöglicher Prozess. Es kann allerdings einigen schwerer fallen als anderen, den Weg zur inneren Kreativität zu finden. Auch eine Phase des inneren Haderns, in der man zurück in sein „altes“ Leben möchte, ist völlig normal und gehört zum Lernprozess dazu.
Du kannst die Reise zu deiner inneren Kreativität auch als Reise zu deinem inneren Selbst verstehen. Es kann schmerzlich sein, an seine Grenzen zu stoßen – aber umso wichtiger ist es, weiter zu machen. Kurzes Innehalten ist total normal und hilft, mit etwas Distanz auf die Prozesse zu schauen, die einen gerade bewegen.
- Was sind deine eigenen Grenzen?
- Was sind deine Träume und Ziele und für welche lohnt es sich, zu kämpfen?
Auch wenn du diese Phase überwunden hast, kann es noch zu der schmerzlichen Erkenntnis kommen, dass du zu lange gewartet hast; dass du die letzten Jahre mit etwas verbracht hast, was dich eigentlich gar nicht erfüllt. Auch diese Gefühle sind völlig normal – sollten aber nicht in Resignation enden. Sage dir: „Jetzt erst recht!“
So erweckst du deine Kreativität
Zwei zentrale Techniken können dir dabei helfen, den Weg zu deiner eigenen Kreativität zu finden und deine versteckten Talente zu aktivieren: die sogenannten Morgenseiten und das Künstlertreff. Wichtig ist, dass du beide Techniken konsequent über einen längeren Zeitraum hinweg anwendest, bis sich deine Kreativität voll entfaltet. Von da an wirst du in jeder Situation und jeder Lebenslage fähig sein, kreativ zu werden. Du musst nicht mehr „in der Stimmung“ sein, etwas zu kreieren – es ist jederzeit möglich, etwas zu schaffen.
1. Die Morgenseiten: schreib einfach drauf los
- Die Morgenseiten sind drei nahtlos vollgeschriebene Seiten Papier, auf denen du einfach deinen Gedankenstrom niederschreibst – ohne Agenda und ohne Sinn. Grammatik und Kommasetzung sind ebenso unwichtig wie der Inhalt. Es geht vor allem darum, den ewigen Gedankenstrom zu stoppen und dein Gehirn quasi morgens einfach mal zu entleeren.
- Durch die Morgenseiten lernst du auch gleich, deinen inneren Kritiker hervor zu holen, der sich über Rechtschreibung und scheinbar mangelnde Kreativität beschwert – durch das Bewusstmachen dieser inneren Stimme enttarnst du sie, selbst wenn du sie nicht ruhigstellen kannst. Achtung: der Kritiker ist NICHT die Stimme der Vernunft! Lasse dir von ihm also nicht einreden, dass deine kreativen Versuche keinen Sinn ergeben.
- Schreibe, was du möchtest, bis die drei Seiten voll sind: Das lehrt dich, mit dem Urteilen aufzuhören. Es gibt nicht die richtige Stimmung fürs Schreiben oder Kreativwerden, auch das wird sich zeigen. Der innere Künstler ist ein Kind, das Nahrung braucht, und die Morgenseiten füttern es.
- Die Morgenseiten sind auch mit einer Art Meditation gleichzusetzen: Das Schreiben ist eine Reise ins Innere, wo wir uns selbst und unserem kreativen Schöpfer begegnen – da das Schreiben an sich so unspektakulär ist, kann man diesen Prozess schnell übersehen. Wichtig ist also, die Morgenseiten konsequent weiterzuführen.
2. Der Künstlertreff:
- Während die Morgenseiten eine Kommunikation nach außen darstellen, ist das Künstlertreff eine Kommunikation nach innen – mit dir selbst und deinem kreativen Bewusstsein, deinem kreativen Kind.
- Es ist wie eine Verabredung zum Spielen, allerdings handelt es sich um ein sehr exklusives Playdate. Niemand sonst sollte bei dem Künstlertreff dabei sein, außer du selbst, denn diese Reise ins Innere ist sehr intim.
- Höre dabei auf dein Künstlerkind – tue Dinge, die ihm Spaß machen, die nicht zu ernst sind, bei denen sich das Kind frei entfalten kann. Es muss nicht teuer oder aufwendig sein, aber du solltest qualitativ hochwertige Zeit mit dir selbst verbringen. Schenke dir selbst Aufmerksamkeit!
- Auf diese Weise nährst du dein kreatives Kind und lernst, in dich hinein zu hören und im Umkehrschluss deine Kreativität nach außen fließen zu lassen. Wichtig ist, dass du deinem inneren Zensor auch hier nicht zuhörst – keine Aktivität ist zu kindisch, zu irrelevant. Tu, wonach du dich fühlst!
Künstlerhirn vs. Logisches Hirn
Das logische Gehirn ist unser beständiger, innerer Zensor, wenn es ums Kreativwerden geht. Das geht auf die Evolution zurück: Alles Unbekannte war für unsere Vorfahren tendenziell gefährlich. Wiederholungen sicherten ihr Überleben. Das logische Gehirn deklariert also alles Unbekannte als falsch und sortiert es als möglicherweise gefährlich aus. Somit wird es zum Gegenspieler für das Künstlergehirn, das Dinge miteinander verbindet, die rein logisch nicht zusammenpassen: Es ist unser kreatives, holistisches Gehirn. Es denkt in Bildern und Farbschattierungen, es denkt assoziativ und hat einen freien Willen.
Die Morgenseiten ebenso wie das sogenannte Künstlertreff sorgen dafür, dass das logische Hirn zurücktritt und das Künstlerhirn frei agieren kann. Mit etwas Ausdauer und Geduld wirst du schnell merken, dass du einfacher Zugriff zu deiner Kreativität findest.