Bin ich ein People-Pleaser? Test, Ursachen und 4 Tipps für den Umgang

Warum wir eigene Bedürfnisse zurückstellen und wie wir mit People-Pleasing aufhören können

Was ist ein People-Pleaser?

Unter People-Pleaser oder auch People-Pleasing wird die Eigenschaft eines Menschen verstanden, es immer allen anderen recht machen zu wollen. Das klassische »Nicht Nein sagen können« sorgt dafür, dass deine eigenen Bedürfnisse fast immer zu kurz kommen und du selbst mit der Zeit überfordert und ausgebrannt bist. 

Hier sind einige Beispiele:

  • Die nächste Betriebsfeier steht an und du wurdest gefragt, ob du neben deiner Haupttätigkeit noch unbezahlt einiges dafür organisieren kannst? 
     
  • Dein:e Freund:in fragt dich, ob du nach deinem 10-Stunden-Job noch schnell einkaufen und später mit dem Hund vor die Tür gehen könntest? 
     
  • Deine Familie schafft es aus banalen Gründen mal wieder nicht, pünktlich zu sein, und nach einer Stunde Wartezeit lässt du sie trotzdem ins Haus? Vorsicht: Dann machst du es wahrscheinlich allen Recht – außer dir selbst. 

 

People-Pleaser-Ursachen: Psychologie dieser Verhaltensweise

People-Pleaser treiben dabei oft die Angst vor Ablehnung oder ein ausgeprägtes Harmoniebedürfnis in ihrem Handeln an. Sie wollen unter allen Umständen von anderen gemocht, geliebt und gesehen werden sowie jeglichen Streit oder Konflikte vermeiden. Das kann sowohl den Arbeitsplatz, die Familie, die Beziehung als auch Freundschaften betreffen.

Die Ursache für People-Pleasing ist meist der tiefe Wunsch oder gar eine Sucht nach Folgendem:

Meist wurden diese Dinge in der Kindheit nicht ausreichend gegeben bzw. waren sie an bestimmte Bedingungen geknüpft:

  • »Sei lieb und brav, dann haben wir dich lieb.«
  • »Nur wenn du in der Schule Einsen schreibst, bekommst du von uns Anerkennung und Lob.«
  • »Wenn du schlank bist, bist du attraktiv, sonst nicht.«

People-Pleasing ist daher auch keine Erkrankung, sondern vielmehr eine erlernte Verhaltensweise, die durch äußere Umstände geprägt wurde. Betroffene Personen denken immer, sie müssen die Erwartungen von anderen erfüllen. Besonders betroffen scheinen zudem diejenigen zu sein, die von Haus aus ein geringes Selbstwertgefühl haben.

 

Bin ich ein People-Pleaser? Beantworte diese 10 Fragen

Du möchtest gerne wissen, ob du ein People-Pleaser bist? Dann stell dir die folgenden Fragen:

  1. Stelle ich immer wieder die Bedürfnisse anderer über meine eigenen?
     
  2. Verberge ich oft, wie es mir wirklich geht, nur um den Frieden zu wahren?
     
  3. Fühle ich mich oft überlastet und überfordert, sage aber nichts?
     
  4. Wenn ich meinem Kollegen oder meiner Kollegin nicht helfe, denke ich dann, dass ich ein schlechter Mensch bin?
     
  5. Sage ich immer sofort Ja, ohne mir über die Konsequenzen bewusst zu sein?
     
  6. Bitte ich nie um Hilfe, weil ich Angst habe, eine Belastung für andere zu sein?
     
  7. Bin ich ein Mensch, zu dem alle kommen, wenn sie Probleme haben?
     
  8. Tue ich immer nur das, was andere von mir erwarten, statt zu tun, worauf ich Lust habe?
     
  9. Bleibe ich in Beziehungen, obwohl sie mir nicht guttun?
     
  10. Fühle ich mich missbraucht, ausgenutzt oder vernachlässigt, wenn meine Bemühungen nicht wertgeschätzt werden?

Kannst du eine oder mehrere Fragen mit »Ja« beantworten, neigst du höchstwahrscheinlich zum People-Pleasing. Nun ist es umso wichtiger, mehr auf deine eigenen Bedürfnisse zu achten und Strategien zu erlernen, wie du dich künftig selbst priorisierst. 

Mache nun den Online-Selbsttest und erfahre, welcher People-Pleaser-Typ du bist.

 

Selbsttest: Welcher People-Pleaser-Typ bin ich?

Wenn du herausfinden möchtest, welcher Typ People-Pleaser bei dir besonders stark ausgeprägt ist, mach hier unseren Selbsttest.

Am Ende des Selbsttests warten hilfreiche Tipps auf dich, die dich anleiten sollen, mehr auf die eigenen Bedürfnisse einzugehen und glücklichere Beziehungen zu führen. 

 

 

In dem Buch »Du musst nicht allen gefallen« von der Autorin Natalie Lue kannst du noch mehr darüber erfahren, welche fünf Typen von People-Pleasern es gibt und welche Auswirkungen das People-Pleaser-Verhalten der Autorin auf ihre eigene Gesundheit hatte.

Im Folgenden geht es um die ganz konkreten Übungen und Tipps, die du dir in deinen Alltag mitnehmen kannst, um besser mit dem People-Pleasing umzugehen.

 

Wenn Sie sich selbst als wertvollen Menschen sehen und behandeln, dann haben Sie das Selbstvertrauen, mehr Sie selbst zu sein.
Natalie Lue in »Du musst nicht allen gefallen«

4 Tipps für People-Pleaser, um für die eigenen Bedürfnisse einzustehen

Damit du deine Bedürfnisse nicht vernachlässigst und auch nach außen kommunizieren kannst, haben wir nun folgende 4 Tipps für dich, die du als People-Pleaser zu deinem eigenen Schutz unbedingt üben solltest:

1. Grenzen setzen
 

  • Dein:e Freund:in schreibt heimlich mit dem oder der Ex? 
     
  • Auf der Arbeit verlangt dein:e Chef:in von dir, dass du (unbezahlte) Überstunden machst? 
     
  • Dein Bruder oder deine Schwester lachen dich aus, weil es zum Mittag wieder nur Salat bei dir gibt? 

Stopp! Hier darfst du lernen, endlich gesunde Grenzen zu setzen.

  • Dir ist Ehrlichkeit und Offenheit wichtig und es ist ein No-Go für dich, mit dem oder der Ex-Partner:in zu schreiben? 
     
  • Du hast heute weder Lust noch Zeit länger zu arbeiten, als es dein Arbeitsvertrag vorschreibt? 
     
  • Du möchtest gerne ein paar Kilos abnehmen, aber hasst es, wenn dir jemand reinredet und versucht, dich von etwas anderem zu überzeugen?


Dann kommuniziere deine Grenzen klar und höflich: 

  • »Du hast mich mit deinem Verhalten verletzt! Ich wünsche mir in einer Beziehung Ehrlichkeit und Offenheit. Mit dem oder der Ex-Partner:in zu schreiben, überschreitet meine Grenze des Vertrauens. Ich möchte das in Zukunft nicht mehr und bitte dich, dein Verhalten zu ändern. Wenn du das nicht möchtest, akzeptiere ich das. Nur sehe ich dann leider keine Zukunft für uns beide.«
     
  • »Mein Arbeitsvertrag geht bis 16 Uhr und ich habe meine neun Stunden heute bereits geleistet. Ich kann Ihnen gerne morgen bei der Bearbeitung Ihres Problems helfen oder Sie fragen jemanden aus der Spätschicht. Ich werde jetzt Feierabend machen.«
     
  • »Es ist vollkommen okay, wenn du keinen Salat magst. Ich bitte dich aber darum, keine negativen Kommentare mehr über mein Essen zu äußern. Ich esse, worauf ich Lust habe und womit ich mich gut fühle.«
Grenzen lassen Beziehungen wachsen, weil diese dadurch ehrlicher und umsorgender werden.
Natalie Lue in »Du musst nicht allen gefallen«

2. Als People-Pleaser »Nein sagen«

Das Wörtchen »Nein« fällt People-Pleasern unheimlich schwer. Es scheint so, als wäre es in ihrem Sprachschatz nicht vorhanden. Dadurch laufen sie aber auch Gefahr, ausgenutzt zu werden. Deshalb solltest du dieses Wort umso mehr trainieren auszusprechen, denn fast nichts kann so befreiend wirken wie ein einfaches »Nein«.

  • Du möchtest nicht mit zum Geburtstag der Tante? Dann sage einfach: »Nein danke, heute komme ich nicht mit.« Es braucht keinerlei weitere Erklärungen oder Ausreden. 
     
  • Auch wenn dich jemand um Hilfe bittet und du einfach keine Kapazitäten mehr hast, sage glasklar: »Nein, du musst jemand anderes um Hilfe bitten.«
     
  • Übe täglich, einmal »Nein« zu sagen, und schau, was sich in deinem Leben verändert.
Wozu Sie Nein sagen, bestimmt, wozu Sie Ja sagen können.
Natalie Lue in »Du musst nicht allen gefallen«

3. Probleme beim anderen belassen

Wir kennen es alle zu gut. Wenn jemand uns Nahestehendes leidet, leiden wir mit und wir wollen alles dafür tun, dass es ihm oder ihr wieder besser geht. In gewissem Maße ist das auch völlig in Ordnung. Doch wenn dich jemand immer wieder als Kummerkasten ausnutzt, ohne die Absicht, etwas an den Problemen zu ändern, dann belasse diese bei ihm oder ihr.

  • »Ich sehe, dass es dir schlecht geht. Ich kann dir anbieten, dir bei XY zu helfen. Ansonsten kann ich leider nicht viel für dich tun.«
     
  • »Ich kann dir da leider nicht weiterhelfen, aber ich kenne einen guten Therapeuten, der dir bei deinen Problemen bestimmt weiterhelfen kann.«

Auch wenn dich dein Gegenüber oft beschuldigt, dass du etwas falsch machst, und ihr immer wieder im selben Konflikt landet: 

  1. Hinterfrage, ob es wirklich etwas mit dir zu tun hat. 
     
  2. Wenn ja, versuche, dein Verhalten positiv zu verändern, wenn es sich für dich richtig anfühlt. 
     
  3. Wenn es nichts mit dir zu tun hat, dann belasse das Problem bei deinem Gegenüber.

4. Die eigenen Bedürfnisse erkennen

Damit du deine eigenen Bedürfnisse wieder über die der anderen stellen kannst, musst du zunächst wissen, was dir überhaupt ein Bedürfnis ist. Hierfür kannst du dir eine Liste erstellen, auf die du alle deine Wünsche aufschreibst:

  • Was ist mir wichtig im Leben?
  • Wer tut mir gut und wer tut mir nicht gut? 
  • Welche Hobbys verfolge ich gerne?

Bedürfnisse sind nicht beständig und können sich daher immer wieder ändern. Deshalb ist es wichtig, dich regelmäßig zu fragen, was du gerade brauchst und was dir guttut. Dann komm ins Handeln und erfülle dir deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse, ohne permanent auf andere Rücksicht zu nehmen.  
 

Fazit: Du kannst People-Pleasing hinter dir lassen

Als People-Pleaser solltest du lernen, dass sich die Welt nicht immer nur um andere dreht, sondern genauso um dich. Es kommt im Leben nicht darauf an, es allen recht machen zu wollen. Kümmere dich in erster Linie um deine eigenen Bedürfnisse und Wünsche, indem du Folgendes tust:

  1. Setze gesunde Grenzen.
  2. Sage öfter Nein.
  3. Belasse Probleme, die nichts mit dir zu tun haben, bei deinem Gegenüber. 
  4. Setze dich mit deinen Bedürfnissen auseinander. 

Denn nur dann, wenn du deine Bedürfnisse erfüllst, kannst du wirklich glücklich und zufrieden mit deinem Leben sein.

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