Selbstversuch: Ein Jahr leben mit allen Ernährungstrends
Eigentlich fing das Ganze mit Faulheit an: Ich wollte mich fit fühlen nach durchwachten Babynächten, an Sport war gar nicht zu denken und ich war mein müdes Gesicht im Spiegel einfach leid. Außerdem macht Sport ja nicht dünn, ausgeglichen vielleicht, aber ansonsten formt der ja nur die Muskeln. Siebzig Prozent macht die Ernährung! Gilt nicht nur für die Hüfte, sondern auch für den Teint.
1 Jahr mit Ernährungstrends leben: Startschuss
Ein Jahr lang würde ich mich durch alle Trends unserer Zeit futtern. Schließlich weiß man ja schon gar nicht mehr, was man überhaupt noch darf: Gluten fördert Heißhunger, die Milch macht´s- und zwar Pickel und Osteoporose- und Fleisch ist ja sowieso der Teufel. Man kommt ja kaum mehr hinterher!
Vegan, Ayurveda, 21-Tage-Stoffelwechselkur. Ja, ich hatte sie alle. Vieles würde ich nicht wiederholen: Auf Kohlenhydrate verzichten, zum Beispiel. Vegan mit meinen Kindern, die auf Zucchini-Pasta mit den Worten: „Mama, die Nudeln sind kaputt!“ reagierten und auf meine veganen Kochvorschläge „Fleischpflanzerl“ und „Leberwurst“ vorschlugen. Nein, das war nix.
Aber dafür habe ich ein paar Sachen gelernt, die mich tragen und schlank halten, besonders durch die anstrengenden Tage, wenn alle quengeln, mir alles runterfällt und die To-Do-Liste irgendwie immer länger wird:
Frühstück? Braucht kein Mensch
Und Sie denken jetzt: „Die ist verrückt! Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Hat schon meine Mutter gesagt.“ Verstehe ich, denn ich bin auch mit diesem Mantra und Marmeladenbrötchen aufgewachsen. Einziger Haken:
So ein Frühstück lässt einen zusammenklappen. Viel zu viele Kohlenhydrate. Und wer abends nochmal Schokolade nascht - so wie ich gerne - der verdaut ja ohne es zu merken morgens noch weiter. Und dann wieder ein paar Kohlenhydrate nachschieben? Eine super Idee, wenn man gleich mit dem Verdauungstief in den Tag starten will.
Frühstück als die wichtigste Mahlzeit des Tages ist ein Mythos. Ich kenne Kollegen, die schieben sich sogar etwas rein, „weil man das ja muss“. Die sich zwingen zu frühstücken, obwohl sie gar keinen Hunger haben. Eigentlich will unser Körper abbauen, was da noch unterwegs ist, sich reinigen, ausscheiden, aber wir servieren ihm schön ein Marmeladencroissant, Kaffee mit Milch und Obst. Stärke, Fruchtzucker, Milch und Koffein.
Danach fällt man eigentlich ins Koma. Selbstreinigungsmechanismus lahmgelegt. Und anstatt den Körper seinen Job machen zu lassen, wird nachgeworfen, draufgelegt, Stau erzeugt. Und wer jetzt aufspringt und laut ruft: „Nee, ich brauche meinen Mett-Igel morgens!“ Dem sei gesagt: Du könntest falsch liegen. Vielleicht bist du nur ein Forrest Gump der Frühstücksindustrie.
Und ja, wenn Sie sich jetzt fragen, ob meine Kinder frühstücken: Ja, immer, wenn sie es denn wollen. Ansonsten gebe ich in die Schule eine wunderbar gefüllte Brotdose mit Bio-Käse-Haferbrot mit, ein paar Möhren und Paprika-Schnitze. Manchmal verirrt sich auch ein glutenfreier Bio-Brownie da rein. Marmeladenbrot gibt es bei uns nur am Wochenende - denn zu viel Zucker macht müde. Und wer müde ist, kriegt in der Schule meist nicht soviel mit. Wenn Sie also frühstücken müssen, hier mein Tipp: Immer auf die Kombis achten! Getreide oder Fruchtzucker, aber nie beides zusammen.
Somit wir gleich beim nächsten Tipp wären:
Das Ein-Kohlehydrat-Prinzip: Wie man alles isst und nie mehr zunimmt
Bedeutet: Man kann im Prinzip alles essen, es geht nicht um das WAS, es geht nur um das WIE. Kohlenhydrate sind okay, selbst Schokolade ist vollkommen in Ordnung. Das Gehirn braucht sie, sonst kocht es uns auf Sparflamme. Und wenn wir pro Mahlzeit nur eins essen und ausreichend Pausen lassen würden, würden wir gar nicht zunehmen. Beispiel gefällig?
Nehmen wir wieder das arme Marmeladenbrötchen. Fehler Nummer eins! Denn im Marmeladenbrötchen stecken schon per se drei Kohlenhydrate. Das erste ist das Getreide im Brötchen, das zweite ist der Fruchtzucker aus der Marmelade und das dritte vielleicht noch ein raffinierter Zucker zur Konservierung. Unser Körper denkt sich dann: „Super, das Getreide kenne ich, das verwerte ich mal, aber die anderen beiden Kohlenhydrate packe ich mir gleich auf die Hüfte. Und dann werde ich müde und lege mich erstmal hin.“ Hallo Nachmittagstief!
Der Trick wäre also - wenn es denn ein Brötchen sein muss - es mit einem neutralen Hartkäse zu belegen (Und jetzt bitte nicht tricksen mit einem weichen Camembert- der enthält Milchzucker!). Diese Mahlzeit macht Sie garantiert nicht dick und nicht müde. Und Sie schlafen auch nicht im nächsten Meeting ein.
Jetzt weißt du auch, warum du deinen Kindern vor der Schule auf keinen Fall ein paar Cornflakes mit Milch und Zucker anbieten solltest. Da wollen die Zwerge stoffwechseltechnisch nämlich am liebsten gleich wieder ins Bett - bei so einer Milch- und Industriezucker-Getreide-Kombi eigentlich kein Wunder.
Weiter in der Theorie oder wie ich es neulich einer Freundin in Kurzform erklärte: „Fleisch und Fisch sowie Gemüse, Hartkäse und Eier sind neutral. Und dazu würdest du ja eigentlich auch nicht Reis, Kartoffeln und Pasta zusammen essen. Eigentlich schaust du nur, dass du nur einen Zucker oder nur eine Getreideart oder nur eine Stärke zusammen isst.
Wenn Du etwas brätst, nicht die Fette mixen, sondern bei einem bleiben. Im Restaurant nicht den Brotkorb leer essen und dann Kartoffeln zum Fisch nehmen. Und wenn es mal ein Glas Wein sein soll- dann am besten nach dem Essen genießen oder das Kohlenhydrat einfach mal knicken. Das wäre dann der Wein. Empfehle ich aber eher nicht. Bin Dessert-Junkie.“
Essenspausen sind wichtig
Das WIE bezieht sich nicht nur auf die Zusammenstellung unserer Mahlzeiten, sondern auch auf das WANN. Dabei lohnt es sich, genauer hinzufuttern. Kaufen wir billig im Backshop für zwanzig Cent, können im Teig Zusatzstoffe wie Mais, Kartoffeln, Glukosesirup, sprich Zucker, sein, dazu gibt's Geschmacksverstärker. Merkst du es?
Wieder mehrere Kohlenhydrate und dazu Chemie. Und sofort werden wir dick und müde, bekommen eine Wampe wie im neunten Monat und am Ende sogar Bauchweh, Migräne und Schlafstörungen. Mit Bio ist man auf der sicheren Seite. Und mit Pausen und einem Kohlenhydrat auch.
Und wer mal gesündigt hat, wartet statt zwei Stunden einfach mal fünf. Wer ist schon perfekt und hält sich immer an alle Regeln? Ich rechne ja immer mit dem Schlimmsten - also auch mit mir. Bin ich bei Freunden eingeladen, lasse ich auch mal fünf gerade sein, aber ich kehre immer wieder ins Ein-Kohlenhydrat-Prinzip zurück.
Das gilt auch fürs Naschen: Zur Zeit gönne ich mir nämlich gerne abends eine Tafel Schokolade. So von Montag bis Freitag. Ja, Sie haben richtig gelesen. Schokolade ist nämlich mein Geheimtipp, denn der Kakao überdeckt quasi den Zucker, weshalb Schokolade nur ein Kohlenhydrat ist. Oder wie meine Ernährungsmedizinerin Dr. Wolff es mal formulierte: „Wenn man weiß, wie man Schokolade „richtig“ isst, setzt sie nicht unbedingt an!“
Schönheit von innen: weniger Kosmetik, mehr Smoothies
Ebenfalls ein witziger Nebeneffekt meiner Futterkur. Denn ich mache das jetzt gleich alles von innen: Feuchtigkeit, Detox und Anti-Aging. Ist nämlich Blödsinn, das von außen aufzuschmieren - mit Gewöhnungseffekt. Die Haut wird nur faul und produziert selber nichts mehr. Ich starte in den Tag mit meinem Sellerie-Smoothie, der lässt mein Gesicht aufwachen und lässt Augenringe verschwinden. Grund: Sellerie ist ein hilfreicher Entgifter.
Nur pur schaffe ich den nicht, aber fünf Stangen Staudensellerie mit Spinat, Apfel und Banane, etwas Zitronensaft und einer Prise Kurkuma reichen aus. Kurkuma ist übrigens anti-entzündlich und kann das Hautbild verbessern. Hat selbst meine Kosmetikerin überzeugt, die mich leider seitdem seltener sieht.
Wir treffen uns dafür immer häufiger in der Bioabteilung. Sie hat selbst ebenfalls ihre Produkte reduziert und trinkt Smoothie oder meine Apfelessig-Mischung: Ein paar Löffel in Wasser mit Zitrone und eventuell Honig. Das kurbelt den Stoffwechsel an, killt Viren und Bakterien und macht schön von innen, weil basisch. Und wer basisch isst, ist gesund, knitterfrei und schön.
Wundermittel Apfelessig?
Apfelessig wird übrigens aus Apfelwein unter Einwirkung von Essigbakterien hergestellt, die den im Most enthaltenen Alkohol zu Essigsäure vergären. Und so enthält der „Err-Zwo-Deh-Zwo“ unter den Lebensmitteln, wenn man dem denn Glauben schenkt, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Zink. Zudem sind Polyphenole enthalten, ebenso wie geringe Mengen Histamin.
Und das bezeichnen viele im Netz als Wundermittel. Nur bio und naturtrüb muss er sein. Schmeckt dann wie eine Limonade, finde ich. Als ich das auf dem letzten Elternabend erzählte, war der Apfelessig am nächsten Tag ausverkauft. Und alle Frauen, die damit anfangen, werden süchtig. Selbst ihre Männer. Und nebenbei nimmt man ganz langsam ab.
Ob das bewiesen ist? Wissenschaftlich? Nein, ist alte Volksmedizin, die ich bei meinen Recherchen ausgegraben habe. Aber die 2,79 Euro waren es Wert, es zu testen und es für mehr als genial zu befinden. Außerdem ist es wesentlich leichter, als Overnightoats über Nacht einzuweichen oder zuckerfreie Pralinen zu kneten. Flasche auf, Flasche zu, fertig. Sie entschuldigen mich? Ich habe da noch ein Glas stehen und auch noch etwas Bio-Schokolade, die auf mich wartet. Cheers!