Was macht man beim Waldbaden? 5 Übungen mit Anleitung

Wie funktioniert Waldbaden?

Waldbaden – das ist der Ganzkörper-Smoothie für zwischendurch oder auch für einen längeren Aufenthalt in der Natur. Waldluft ist Medizin zum Einatmen. Das haben zahlreiche wissenschaftliche Studien - vor allem aus Japan - eindrucksvoll gezeigt. Stärkung der Immunabwehr, Abbau von Stresshormonen, Beruhigung der Herzfrequenz, Senkung von Blutdruck und Pulsschlages: Das ist nur kleiner Ausschnitt aus den vielen Wirkungen des Waldbadens.

Vor allem aber beruhigt das bewusste Eintauchen in die Waldatmosphäre, das Waldbaden, unseren Geist. Gehirn und Nervensystem schalten in den Entspannungsmodus.

Die spannende Frage: Wie geht das eigentlich, Waldbaden? Die japanische Gesellschaft für Waldtherapie ist da ganz entspannt: Heilung zwischen Bäumen geschieht nur, wenn wir nichts tun!  So einfach ist das. Einfach?

Wenn es schön warm ist, ja klar. Nimm einfach eine Hängematte oder eine Decke mit in den Wald. Leg dich hin, schau in die Baumkronen. Eine für viele Menschen neue Perspektive, die mitunter auch eine neue Sichtweise auf die Dinge eröffnet. Einfach da sein. Nichts müssen. Das Leben als solches wahrnehmen, schätzen und genießen …

Zugegeben, bei eher kühlen Temperaturen in Herbst und Winter ist es sicher nicht das probate Mittel der Wahl, stundenlang im Wald auf der Hängematte zu liegen oder auf einem Baumstumpf ausgiebig zu meditieren.  

Daher hier erst einmal eine kleine Aufwärmübung, bevor ich das Geheimnis meiner 7 Bäume für Glück und Gesundheit lüfte.

Der Wald ist ein verschwiegener Ort. Der Kummer bleibt dort, gestärkt kommst du zurück.
Jörg Meier

Anleitung der 5 Waldbaden-Übungen

Nun geht es los, du hast dich auf den Weg gemacht und bist bereits im Grünen und bereit ein Waldbad zu nehmen. Such dir einen Platz im Wald, an dem sicher und fest stehen kannst.

1. Übung mit Stoßbewegungen zur Auflockerung
 

  • Starte aus den unteren Oberschenkeln leichte Stoßbewegungen zu machen, die aus den Beinen heraus deinen Oberkörper und Kopf erreichen.
     
  • Lass alle Anspannungen in den Armen, in den Schultern, im Nacken los. Stelle dir eine Marionette vor, deren Fäden ganz locker, nicht gespannt sind.
     
  • Schüttele dich, der Impuls kommt aus den Beinen, der Rumpf ist ganz entspannt. Du kannst die Intensität und Frequenz der Stoßbewegungen nun erhöhen.
     
  • Oberkörper und Hüfte sind locker. Spüre, wie dein Atem fließt. Du kannst den Atem an die Bewegung anpassen.
     
  • Schüttele dich weiter. Ist etwas verspannt? Tut etwas weh? Ist etwas blockiert?
     
  • Du kannst die Bewegung und deinen Atem jetzt genau dorthin leiten, wo die Energie nun am Dringendsten benötigt wird.
     
  • Schüttele auch negative Gedanken ab, lass diese in den Waldboden fließen.

Meist brauchen wir einen Motivationsschub, um uns auf den Weg – in diesem Fall in den Wald – zu machen.

 

frau-im-wald-waldbaden

2. Finde deinen Baum der Motivation

Mein Tipp: Such dir Verbündete! Lass dich bei einem Waldspaziergang einfach treiben und suche dir Bäume, die dich »anmachen«. Die du schön und eindrucksvoll findest – die etwas in dir auslösen. Lass dir Zeit dabei, vertraue einfach deiner Intuition.

Wenn du im Wald Deines Vertrauens ein solch beeindruckendes Gewächs gefunden hast, mache ihn zu deinem »Baum der Motivation«.

Hier kann dein regelmäßiger Waldbaden-Rundgang starten. Hier kannst du Kraft tanken, Sorgen abgeben. Stress auf der Arbeit, Ärger in der Familie?

  • Geh zu deinem Baum der Motivation, lehn dich an seinen starken Stamm an.
     
  • Schließe die Augen, spüre deinen Atem.
     
  • Nehme die Energie des Baumes, des ganzen Waldes, mit all deinen Sinnen auf. Der Baum der Motivation gibt dir Kraft, um die alltäglichen Anforderungen des Lebens zu meistern.
     
  • Trau dich einfach, diesem starken Geschöpf deine Sorgen anzutrauen! Der Wald ist ein verschwiegener Ort. Der Kummer bleibt dort, gestärkt kommst du zurück.

 

3. Wald-Atmen: Flimmerhärchen aktivieren

Tief durchatmen im tiefen Wald, das beflügelt unsere Lungenflügel. In der Waldluft schwirren massenhaft positiv geladene Sauerstoffteilchen. Atmen wird diese Anionen ein, werden die Flimmerhärchen unserer Lunge aktiviert. Die Flimmerhärchen reinigen unsere Atemwege, entsorgen Krankheitserreger, Staub und Schadstoffe.

Laut einer Studie der Rehaklinik Heringsdorf, die am ersten Heilwald Europas auf Usedom liegt, ist Waldklima hilfreich bei Atemwegserkrankungen. Also, genieße im Wald die ganz natürliche Sauerstofftherapie. Gratis.

So eine kleine Atemübung entspannt auch im Alltag. Im Büro, im Stau, in der Schlange an der Supermarktkasse

  • Atme die würzige Waldluft ganz bewusst.
  • Spüre wie neue Energie in deinen Körper einströmt.
  • Beim Ausatmen sinkst du in die Entspannung.
  • Schließe die Augen und schenke deinem Atem deine volle Aufmerksamkeit.
  • Du kannst dich dabei an einem Baum festhalten oder dich an einen Baum anlehnen. Das gibt Dir Sicherheit.
  • Beobachte wie dein Atem fließt, wie er kommt und wie er geht.

Wenn du nach einer tiefen Atemmeditation unter Bäumen die Augen öffnest, erlebst du das Wunder Wald.

 

Japanerin hinter Kirschbaum

4. Meditation im Wald

Lerne deinen Atem besser kennen und versuche achtsam zu atmen. Er ist dein treuster Begleiter - vom ersten bis zum letzten Atemzug. Nimmt folgende Weisheit mit aus dem Wald hinein in deinen Alltag: Jede unserer Emotion hat ein bestimmtes Atemmuster. Änderst du das Atemmuster, ändert sich auch die Emotion.

Besonders effektvoll ist bewusstes Atmen in Verbindung mit gezielter Bewegung. Dazu eine bewährte Wald-Meditation:

  • Führ deine ausgestreckten Arme vor dem Körper nach oben auf Brusthöhe. Atme dabei ein.
     
  • Die Arme öffnen sich, die Handinnenflächen zeigen nach vorn.
     
  • Dein Körper bildet ein Kreuz. Ziehe den Atem hoch in die Brust, die Arme gehen so weit wie möglich zurück. Der Brustkorb öffnet sich.
     
  • Stell dir beim Einatmen vor, wie du neue Energie aufnimmst.
     
  • Atme langsam aus und führe die Arme dabei sanft nach vorn.
     
  • Führe dann die Arme wie bei einer Umarmung zurück zum Rumpf. Atme Sie dabei tief ein und stell dir vor, wie du deinem Körper frische Waldenergie zuführst.
     
  • Stoppe kurz vor Ihrer Brust, drehe die Handinnenflächen nun Richtung Boden.
     
  • Atme langsam aus und führe dabei die Arme vor dem Körper langsam zurück in die Ausgangsposition.

Stelle dir beim Ausatmen vor, wie du Verbrauchtes an den Wald abgibst. Der Waldboden ist dankbar für Verbrauchtes, er wird Neues daraus forme.

 

5. Gehe den Pfad der 7 Bäume

Mein Shinrin-Yoku-Pfad besteht aus 7 Bäumen, denen jeweils ein Thema zugeordnet ist.

  1.  Den »Baum der Motivation«  kennt ihr bereits aus der Übung 2.
     
  2. Am »Körperbaum« machen wir zum Beispiel Übungen gegen Rückschmerzen oder andere Zivilisationskrankheiten.
     
  3. ​Der »Baum der mentalen Stärke« stellt bewährte Coaching-Tools in den Kontext Wald.
     
  4. Der »Familienbaum« ist der Ort, an dem wir uns Familienmuster und Prägungen anschauen. Übrigens: Dein inneres Kind dürfte Wald lieben.
     
  5. Der »Wunschbaum« soll Träume wahr werden lassen. In Japan sind Wunschrituale -auch unter gestandenen Geschäftsleuten- etwas völlig Normales. Dabei werden kleine Holzplättchen an Bäume gehängt. Einfach mal ausprobieren.   
     
  6. Am »Baum der Erkenntnis« widmen wir uns der Sinnfrage. Shinrin Yoku, das japanische Vorbild für das Baden im Wald, ist die Kunst, uns mit all unseren Sinnen mit der Natur zu verbinden. Atmen, Sehen, Riechen, Tasten, Hören: Wenn wir im Wald all unsere Sinne spüren, kommen wir schnell ein Stück weit zur Besinnung.
     
  7. Beim »Liebesbaum« geht es vor allem um Sinnlichkeit.

Sich mit diesen 7 Bäumen einen eigenen Heilpfad zu konstruieren, hat eine ungeheuer motivierende Wirkung. Habe ich an diesen zauberhaften Plätzen bewegende Momente erlebt, komme ich immer wieder gern dorthin zurück. Der Wald wird so – im Wechselspiel der Jahreszeiten – zu einem ganz persönlichen Kraftort.

Ein Seminarteilnehmer hatte in meinem Wald ein solch tiefes Erlebnis, das etwas bewegt hat. Am »Familienbaum« konnte er (»endlich«) Frieden mit seiner Herkunftsfamilie schließen. Zwei Wochen nach dem Waldbaden-Workshop fragte er per Email, ob er den »Familienbaum« noch einmal besuchen dürfte. Natürlich, Bäume halten das aus. Seitdem geht er regelmäßig dorthin, um sich upzudaten.

Probiere die Waldbaden-Übungen einfach mal aus bei deinem nächsten Spaziergang und finde bei einer Wald-Meditation Ruhe und inneren Frieden mit dir und der Welt.

 

©Max Gall

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