Wie wirkt Waldbaden als Gesundheitskonzept?

Was ist Waldbaden/Shinrin yoku?

Bist du gestresst? Im aktuellen Zeitalter bist du damit in guter Gesellschaft. Heiße Vollbäder wirken in dieser Situation Wunder. Such dir einen Wald, in dem du dich so richtig wohlfühlst. Hör die Blätter rauschen. Fühl den Boden unter deinen Füßen. Atme tief ein und aus und genieße die frische und klare Luft. Wenn du müde bist, kannst du dich jederzeit ausruhen und dich entspannen! Diese Sätze umschreiben das Konzept der Shinrin-Yoku-Therapie, des sogenannten Waldbadens. 

Entwickelt wurde das, was so einfach klingt und wahre Wunder bewirkt, vom bekanntesten Waldmediziner weltweit: Prof. Qing Li.  hat 2012 anhand von zahlreichen Studien und Forschungen hat der Japaner wissenschaftlich bewiesen, dass Waldbaden, also ein Aufenthalt in der Natur das Beste ist, was wir uns selbst schenken können.

Umfassend wirken ein paar Stunden im Wald auf Körper, Geist und Seele gleichermaßen wohltuend und sorgen dafür, dass wir wieder in eine Balance kommen. Die Liste der positiven Effekte ist lang. Sehr lang sogar. So lang, dass man alles unter dem Begriff »Biophilia-Effekt«  zusammengefasst hat.

Die staatliche Forstbehörde der japanischen Bevölkerung legt daher aus Gesundheitsgründen regelmäßige Waldaufenthalte ans Herz. Seit dieser Empfehlung hat sich das Waldbad (Shinrin yoku) in Japan zum festen Begriff entwickelt, wenn es um Stressabbau geht. 

 

In der Abgeschiedenheit der Natur leert sich dein Geist.
Redaktion

Wieso dein Glück auf weichen Waldböden liegt

Bäder im Wald bestehen nicht aus Schwimmeinheiten. Zum Waldbaden brauchst du deshalb weder Bikini noch Badehose. Bei dem Waldbaden-Konzept geht es darum, mit allen Sinnen ins Hier und Jetzt einzutauchen. Wer die Waldluft bewusst aufsaugt, vereint sich laut der Achtsamkeitstheorie mit der Waldatmosphäre. In der Abgeschiedenheit der Natur leert sich dadurch dein Geist.

Was zwischen hohen Bäumen noch zählt, sind Kontraste aus Licht und Schatten, das Gefühl kühler Luft auf der Haut, Vogelstimmen und Blätterrauschen. Sobald du dich auf diese Eindrücke konzentrierst, vergisst du deine Zukunft und Vergangenheit. Dieser Ausbruch aus deinen eigenen Gedanken intensiviert deine Aufmerksamkeit für den Moment, bis du dich unbeschwert fühlst. Mit einer Waldmeditation oder anderen Waldbaden-Übungen, kannst du inneren Frieden finden und deine Gefühle in Balance bringen.

 

Waldbaden: Kraft und Energie durch Bäume? 

Menschen verdanken grünen Blättern weit mehr als nur die Luft zum Atmen. 2009 haben japanische Wissenschaftler bewiesen, dass Wälder deiner Gesundheit nicht nur durch die saubere Waldluft gut tun. Um das Zusammenspiel zwischen Bäumen und der Psyche zu prüfen, schickten die Forscher Studienteilnehmer im wahrsten Sinne des Wortes in den Wald. Eigentlich waren es insgesamt 24 verschiedene Wälder.

In regelmäßigen Abständen wurde der Stresszustand aller Versuchspersonen gemessen. Innerhalb von 20 Minuten senkte der Waldaufenthalt den Puls und das Stresshormonlevel. Nach diesen Beobachtungen schossen in Japan ganze Therapiezentren aus dem Waldboden. Statt Menschen übernehmen Bäume darin die Psychologenrolle. 

 

Ätherische Öle in der Luft der Wälder stärken dein Immunsystem und regen dadurch die Selbstheilung an.
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Welche Gesundheitseffekte in der Waldluft liegen

Es braucht nicht viel, um Gesundheitseffekte auszulösen. Wenn wir uns auf einen Spaziergang im Wald einlassen und dabei alle Sinne öffnen, murmelnden Bächen und zwitschernden Vögeln zuhören, oder wenn wir dicke alte Bäume bestaunen – oder besser noch: sie umarmen –, dann entspannen wir uns auf allen Ebenen. Ja, selbst der Waldrand löst diesen Effekt schon aus, wenn wir uns an einer Frühsommerwiese erfreuen, die mit Blumen übersät ist und uns zum Träumen einlädt. 

Die Waldmedizin beruft sich auf die gesundheitlichen Wirkungen ätherischer Öle in der Luft der Wälder. Diese Stoffgemische stärken dein Immunsystem und regen dadurch die Selbstheilung an. Terpene bringen deinen Körper zur Produktion von Abwehrzellen. Deshalb können Waldspaziergänge sogar Krankheiten vorbeugen. Einige Terpene unterstützen die Aktivierung von Anti-Tumor-Proteinen, andere senken Stresshormone und stärken das Immunsystem. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies:

Ein einziger Tag Waldbaden steigert die Zahl der Abwehrzellen im Blut für sieben Tage um rund 40 Prozent. Und wer sich zwei bis drei Tage in der Natur aufhält, stärkt seine Abwehrkräfte für bis zu 30 Tage.
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Waldbaden

Der Biophilia-Effekt senkt laut Prof. Qing Li signifikant den Blutdruck, erhöht die Sauerstoffzufuhr, reduziert die Produktion von Stresshormonen und verbessert die Elastizität der Arterien. Die Waldluft enthält, verglichen mit Stadtluft, nur ein bis zehn Prozent der Staubkonzentration, die heute in den meisten Metropolen vorhanden ist. Weil Frischluft und Sauerstoff deine Vitalität ankurbeln, fühlst du dich nach jedem Waldbad fitter und wacher.

Je wacher der Geist, desto mehr nimmst du von deiner Umgebung wahr. Von der Wahrnehmungsfähigkeit hängt wiederum deine Realität ab. Hast du dich in Zeiten der Unsicherheit je an das dicke Moos starker Baumstämme gelehnt? Dann weißt du, dass die Standhaftigkeit fest verwurzelter Bäume erdende Wirkung hat. 

Zum anderen sind es die Bäume selbst. Seit Jahrtausenden symbolisieren sie Leben und Schutz für uns Menschen. Ihre Krone schützt uns vor der Sonne, ihre Früchte nähren uns, und ihre luftige Höhe bot uns jahrtausendelang in der Nacht Schutz vor Angriffen. Kein Wunder also, dass unser limbisches System auf Bäume unmittelbar mit einem Gefühl der Entspannung reagiert.

 

Wie ein Waldbad deine Selbstheilung anregt: Tipps & Tricks

Seit Waldbaden nach Europa schwappt, empfinden viele Menschen die Aufforderung zur Wiedervereinigung mit den Wäldern als zwanghaften Trend. Im japanischen Verständnis sind Waldbäder bewusste Genusserfahrungen.

Damit der Wald zu deinem Arzt werden kann, musst du ihm das Herz öffnen. Sobald du Waldbaden als Verpflichtung empfindest, bleiben mit dem Genuss die positiven Effekte auf der Strecke. Waldmediziner Qing Li von der Nippon Medical School gibt Tipps, damit deine Waldbäder zu Genusserfahrungen werden. 

  • keine ermüdenden Waldausflüge
  • Pausen zum Meditieren und Erholen
  • persönliche Lieblingsplätze entdecken
  • Marschrouten von fünf Kilometern für Tagesausflüge 
  • individuelle Noten in Abstimmung auf deine Konstitution
  • Snacks und Getränke für mehrstündige Exkursionen
  • schalte dein Handys aus
  • Umgebung anfassen und spüren
  • keine Musik in den Ohren
  • mehrstündige Aufenthalte

Zur Stärkung des Abwehrsystems verbringst du laut Qing Li idealerweise zwei bis drei Tage im Wald. Den Stress spürst du dagegen nach einem einzigen Tag von deinen Gliedern fallen.

 

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