Selbsttest: Wie gehe ich mit anderen um?

Warum Wertschätzung so wichtig ist

Nicht nur für Kinder ist der Wunsch, von anderen gesehen, geschätzt und gemocht zu werden, eines der grundlegenden Bedürfnisse. Einerseits ist es für die eigene Entwicklung wichtig, ein freundliches und liebevolles Verhältnis zu sich selbst zu pflegen und zu stärken und sich unabhängig vom Urteil anderer zu machen; andererseits werden wir in einem gewissen Maße stets auf ein gutes Verhältnis zu anderen angewiesen sein.

Menschen sind nun mal “Rudeltiere”, und das Gefühl der Zugehörigkeit zu anderen signalisiert zu bekommen, eine Bedeutung für andere zu haben, Aufmerksamkeit von ihnen zu erfahren und sich als Teil einer Gemeinschaft zu erleben gibt Bestätigung und wirkt positiv auf die Selbstwertschätzung zurück.

Wertschätzung für andere zeigen wir in der Regel dann ganz automatisch, wenn wir uns im Kontakt mit ihnen wohl fühlen. Fühlen wir uns mit einer Person jedoch angespannt, gelangweilt oder unverstanden, so signalisieren wir genauso unmittelbar und meist unbewusst, dass wir sie nicht wertschätzen. So oder so werden die Signale von unserem Gegenüber empfangen und rufen eine entsprechende Reaktion hervor.

 

 

Wie wir andere aufrichtig wertschätzen können

Hinter wertschätzendem Verhalten steht eine entsprechende Grundhaltung, ein Welt- und Menschenbild, das geprägt ist von Freundlichkeit, Toleranz, Einfühlungsvermögen, Zugehörigkeitsgefühl und Dankbarkeit. Um anderen aufrichtige Wertschätzung entgegenbringen zu können, sind vor allem zwei Voraussetzungen vorteilhaft:

  • Eine gute Selbstwertschätzung, die eine realistische Sichtweise unserer Stärken und Schwächen einbezieht – dass wir um unseren Wert wissen und uns selbst als Person annehmen und mögen. Wenn wir uns selbst dagegen wertlos, “weniger als andere” fühlen oder ständig eine vermeintliche Überlegenheit herauskehren müssen, um uns okay fühlen zu können, gelingt die Wertschätzung anderer nur schwer.
     
  • Uns zugehörig fühlen, das heißt uns selbst als Teil unserer Umgebung – der Familie, des Freundeskreises, der Nachbarschaft, des Betriebes usw. – zu verstehen. Wenn wir anderen von Gleich zu Gleich begegnen – ohne großartige Erwartungen und ohne strenge Maßstäbe –, wird uns schnell klar, dass jeder und jede auf seine und ihre Weise wahrgenommen, akzeptiert und wertgeschätzt werden will – dass wir auf dieser Ebene tatsächlich alle in einem Boot sitzen. Und wir erkennen dann auch, dass hinter manchem uns bizarr erscheinenden Verhalten anderer eben das Verlangen nach Beachtung und Wertschätzung steckt.

Ohne Wertschätzung kann ein verträgliches menschliches Miteinander auf Dauer nicht gelingen – weder in der Familie noch im Betrieb noch auf gesellschaftlicher Ebene. Über den gegenseitigen Austausch von Wertschätzung regulieren wir unser Selbstbild und unser Selbstwertgefühl.

 

Wertschätzung und Selbstwertschätzung

Welche Einstellung wir zu uns selbst haben, hat viele Auswirkungen darauf, wie wir uns anderen Menschen gegenüber verhalten. Wer eine schlechte Meinung von sich hat, hält oft andere für besser, attraktiver, klüger, erfolgreicher.

Es kann aber auch sein, dass er von anderen ebenso wenig hält wie von sich selbst. Mit der guten Meinung von sich selbst verhält es sich ähnlich. Auch wenn es für das eigene Lebensgefühl sehr beflügelnd ist, über ein hohes Maß an Selbstwertschätzung zu verfügen und dies das Wertschätzen anderer viel müheloser machen kann, ist ein positiver Zusammenhang zwischen Wertschätzung für sich selbst und für andere nicht automatisch gegeben, denn:

  • Dadurch, dass jemand mit hoher Selbstwertschätzung unabhängiger von Lob, Bestätigung und Anerkennung durch andere ist, schafft er gute Voraussetzungen, auch seine Mitmenschen in ihrem Sosein vorbehaltlos zu akzeptieren. Er verspürt dadurch aber nicht automatisch den Wunsch, mit anderen zusammen zu sein, und auch nicht, einen wertschätzenden Umgang zu pflegen.
     
  • Eine gute Meinung von sich selbst kann auch bewirken, sich selbst für “besser” zu halten als das Gegenüber – für klüger, attraktiver, intelligenter usw. –, was in der Kommunikation mitschwingt und beim Gesprächspartner ungewollt auch als Arroganz und Abwertung rüberkommen kann.
     
  • Die wertschätzende Haltung sich selbst gegenüber macht es möglich, im Kontakt mit anderen auch mal ein Risiko einzugehen, beispielsweise Klartext zu reden, wo’s erforderlich ist, eine unpopuläre Meinung zu äußern oder etwas zu wagen, was auf Ablehnung stoßen könnte. Dies kann wiederum dazu führen, dass das Gegenüber sich gekränkt fühlt.
     
  • Bei Menschen mit hoher Selbstwertschätzung ist zwar die Bereitschaft, auf andere zuzugehen, in der Regel stark ausgeprägt, kann aber auch mit eher geringem Interesse an der jeweiligen Person gekoppelt sein.

 

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