Altruismus: Anderen helfen und selbstlos sein, macht glücklich
Altruismus könnte das Zauberwort lauten, dass uns gemeinsam aus der momentanen globalen Krise helfen kann. Was aber genau versteckt sich hinter diesen zehn Buchstaben? Unter Altruismus versteht man, dass wir anderen Menschen selbstlos und uneigennützig helfen. Das ist das Gegenteil zu unserem allzu verbreiteten Egoismus. Ein Mensch, dessen Handlungen von Altruismus durchdrungen sind, gibt aus reiner Menschenliebe, ohne eine Gegenleistung haben zu wollen.
Es mag in deinen Ohren jetzt etwas befremdlich klingen: Aber altruistisch zu handeln, macht tatsächlich glücklich. Dies belegen zahlreiche Untersuchungen. Bei einem Experiment an der University of British Columbia gab man allen teilnehmenden Studierenden 5 Dollar. Eine Gruppe sollte das Geld nur für sich selbst ausgeben. Eine andere Gruppe sollte einen Teil des Geldes an Menschen verschenken. Tatsächlich war die Gruppe, die das Geld verschenkte, am Ende glücklicher und verbundener mit sich selbst und anderen.
Keine Angst, du musst jetzt nicht dein ganzes Geld verschenken, um dich glücklicher zu fühlen. Erfahrungsgemäß hat sich aber gezeigt, dass sich bereits die gute Absicht, ein selbstloser Mensch zu sein und altruistisch zu handeln, auf dein Wohlbefinden auswirken kann.
Vielleicht kennst du auch Situationen, in denen du einem anderen Menschen gerne helfen wolltest, aber aus verschiedenen Gründen nichts tun konntest. Allein eine solche Absicht kann dir schon ein gutes Gefühl vermitteln.
Empathie macht glücklich: Warum wir anderen helfen sollten
Wo aber fängt Altruismus in unserem eigenen Leben an? Wenn wir unserer Familie helfen, heißt es nicht unbedingt, dass wir automatisch selbstlos sind. Wissenschaftlich gesprochen tun wir dies auch, um unsere eigenen Gene zu schützen. Wir sorgen damit für den Fortbestand der eigenen Gruppe.
Wenn wir Freunden und Bekannten gegenüber großzügig sind, ist auch damit noch kein altruistisches Handeln gemeint. Wir bekommen immer noch etwas zurück: Zuwendung und Anerkennung.
So gilt es als solidarisch und wird sogar von uns erwartet, dass wir Verletzten bei einem Unfall helfen, selbst dann, wenn wir dadurch einen wichtigen Geschäftstermin versäumen würden. Würden wir unsere Verspätung erklären, würden wir wahrscheinlich Anerkennung, Respekt und Wertschätzung erhalten.
Würden wir hingegen keine Hilfe leisten, würden wir nicht nur Ablehnung von anderen erfahren. Das schlechte Gewissen, Hilfe unterlassen zu haben, könnte möglicherweise noch an uns nagen.
Warm glow – das gute Gefühl im Bauch
Wenn wir anderen vollkommen uneigennützig helfen, fühlen wir uns in der Tiefe richtig gut. Du kennst dieses Gefühl bestimmt auch. Das Strahlen in den Augen eines fremden Menschen, dem du die Tür des Geschäfts offen hältst, damit er mit vollen Taschen leicht rausgehen kann.
Ein Dank aus tiefstem Herzen, wenn wir einem Menschen auf die Beine geholfen haben, nachdem er oder sie gestürzt ist, sorgt dafür, dass wir uns besser fühlen. Das Gefühl von Verbundenheit, wenn wir an eine Wohltätigkeitsorganisation gespendet haben und einem Menschen dadurch Leben ermöglicht haben.
Uns wird warm ums Herz, und im Bauch macht sich ebenfalls ein warmes Gefühl breit, das als »warm glow« bezeichnet wird. Dieses gute Gefühl steigert zudem deinen Selbstwert und lässt dich spüren, dass du etwas bewirken kannst. Dadurch wirst du dir deiner eigenen Selbstwirksamkeit bewusst.
Solidarität ist gut für Körper und Geist
Vielleicht wirst du dich jetzt fragen, ob altruistisches Verhalten wirklich vollkommen selbstlos sein kann. Natürlich hast du auch Vorteile, wenn du dich selbstlos und solidarisch verhältst. Du wirst nicht nur den warm glow erleben, sondern auch körperlich und geistig davon profitieren.
Selbstlosigkeit kann erwiesenermaßen auch Schmerzen lindern. So hat eine Studie der Peking University gezeigt, dass Krebspatienten, die sich altruistisch verhielten, weniger akute und chronische Schmerzen hatten.
Laut einer Studie des National Institute on Aging und der University of Michigan sind altruistische Menschen im Alter geistig fitter als solche, die nur an sich selbst denken. So machte eine Studie Folgendes deutlich: 14 Jahre lang wurden mehr als 13.000 Teilnehmer*innen begleitet, die ehrenamtlich tätig waren. Ihre geistige Fitness war deutlich höher als bei Menschen, die sich nicht für andere einsetzten. Interessanterweise wirkt sich besonders bei jungen Menschen selbstloses Verhalten psychisch positiv aus.
Altruismus-Psychologie: Augen offen halten
Wie viel wir einem anderen Menschen helfen, hängt ganz davon ab, wie viel wir von ihm wissen und sehen. Das Augenpaar eines hungernden Mädchens weckt in uns mehr Mitgefühl als eine trockene Statistik.
Erwiesenermaßen sind wir hilfsbereiter, wenn das Gesicht eines Menschen zu sehen ist. Eine Forschergruppe der University of Virginia hat gezeigt, dass sich Spendendosen viel schneller füllen, wenn wir in die Augen eines Menschen schauen, als wenn wir nicht wissen, wofür wir unser Geld geben sollen. Auch dann, wenn wir die Person kennen, die Hilfe benötigt, sind wir eher bereit, Geld und Zeit zu investieren.
Die Bereitschaft geht auch über die Familie und den Freundeskreis hinaus, selbst dann, wenn wir nur den Namen kennen. Für die kleine Anna wird eher gespendet als für das kleine Mädchen. Allein der Name kann der Schlüssel zu unserem Herzen sein oder den Griff ins Portemonnaie erleichtern.
Wie kann ich anderen helfen? Tipps für Hilfsbereitschaft im Alltag
Die Lust kommt mit dem Essen. So lautet eine Redensart, die sich auch auf selbstloses Handeln anwenden lässt. Der Dalai Lama hat einmal gesagt, dass Mitgefühl angeboren ist. Wir bräuchten es nur zu trainieren, so wie wir den Muskel unseres Körpers trainieren. Da Mitgefühl und Altruismus Hand in Hand gehen, kannst auch du diesen Muskel trainieren. Vorausgesetzt, er ist noch nicht ausgeprägt bei dir. Deshalb möchten wir dir hier gleich ein paar Tipps geben, wie auch du üben kannst, anderen Menschen zu helfen.
Tu anderen etwas Gutes und werde glücklich:
- Halte jemandem in einem Geschäft die Türe auf.
- Biete deinen Nachbarn an, ihnen etwas aus dem Supermarkt mitzubringen.
- Hab ein offenes Ohr bei Problemen, höre zu und sei da für deine Freunde und Familie
- Hilf jemandem beim Lösen einer Fahrkarte.
- Schenke den Menschen, denen du begegnest, ein Lächeln.
- Sprich anderen Menschen ein Kompliment aus. Fang mit einem Kompliment pro Tag an und steigere dich in den nächsten Wochen langsam.
- Lass anderen Menschen den Vortritt beim Eintreten in ein Geschäft oder beim Einsteigen in den Zug oder Bus.
- Frage ältere oder kranke Menschen, ob du sie unterstützen kannst.
- Zahle für einen Menschen in der Schlange am Supermarkt 5 Euro und geh, ohne dich zu zeigen.
Die Balance finden zwischen Selbstlosigkeit und Überforderung
Wie bei vielen Dingen birgt auch Altruismus eine Gefahr: über dich selbst hinwegzugehen. Es ist wunderbar und wichtig, dass wir uns anderen Menschen gegenüber solidarisch verhalten. Allerdings achte bitte darauf, dass du dich und deine Bedürfnisse dabei nicht aus dem Blick verlierst. Wenn du folgende Punkte beachtest, dann kannst du sicher sein, dass der warm glow nicht in einen Burn-Out umschlägt:
- Achte darauf, dass du nicht an die Grenze deiner Belastbarkeit gehst. Kein Mensch hat etwas davon, wenn du versuchst, die Welt zu retten, dich selbst dabei aber übersiehst.
- Sorge dafür, dass es dir körperlich und seelisch gut geht. Danach kannst du dich auch viel besser um andere Menschen kümmern.
- Unterschätze die Kräfte und Entwicklungsmöglichkeiten anderer Menschen nicht. Achte darauf, dass du nicht mehr Unterstützung gibst, als andere tatsächlich brauchen.
- Manchmal kann es uns auch überfordern, anderen zu helfen. Frage dich deshalb, ob du der Situation, in der du helfen möchtest, auch wirklich gewachsen bist.
Fazit: Sind selbstlose Menschen glücklicher?
Altruismus kann dein Leben sehr bereichern. Es vermittelt dir Gefühle der Selbstwirksamkeit, der Verbundenheit, der Liebe und Dankbarkeit. Es stärkt Körper und Seele gleichermaßen und schenkt Menschen einen tieferen Sinn im Leben.
Das Wichtigste dabei: Setz dich nicht unter Druck. Altruisten sollten die eigenen Bedürfnisse nicht aus dem Blick verlieren. Eine gesunde Balance von Selbstfürsorge und selbstlosem Handeln wird dir tiefe Zufriedenheit schenken, ohne dass du dabei auf der Strecke bleibst.