Erzähl dein Leben neu: Wie Storytelling dir zeigt, wer du bist

Meist passiert es in Situationen, in denen wir neue Menschen kennenlernen. Wir werden nach unserer Story, unserer Geschichte gefragt – und wissen oft gar nicht so recht, was wir eigentlich erzählen sollen. Aus Verlegenheit, oder weil uns auf die Schnelle nichts Besseres einfällt, erzählen wir, wo wir herkommen, wo wir zur Schule und zur Uni gegangen sind und welchen Beruf wir ausüben. Das entspricht der Wahrheit, sagt aber natürlich sehr wenig über unsere Person aus. Was ist also unsere Geschichte? Eine Story, die beschreibt, warum wir den Job, die Freunde, die Wohnung haben, die wir haben?

Wir alle sind die Autoren unserer eigenen Lebensgeschichte.
Rebecca Vogels

Erzähl deine eigene Geschichte: So funktioniert Storytelling

In den USA läuft die Erzählung der eigenen „Story“ grundlegend anders ab, als es in Deutschland meist der Fall ist. Während es bei uns eher reserviert und oberflächlich bleibt und die Erzählung tendenziell schlicht dem faktischen Lebenslauf folgt, erzählen die Geschichten in den USA meist „zwischen den Zeilen“. Es steht das Warum im Fokus. Wieso ist man der Mensch, der man ist? Was hat einen genau dorthin verschlagen, wo man jetzt steht? 

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Im Geschichten erzählen sind die Amerikaner geübter als die Deutschen. Schon im Kindergartenalter lernen die Kleinsten, wie sie ihre Story prägnant in wenigen Minuten erzählen. Dabei dreht es sich selbstverständlich eher um das, was die Kleinen prägt: Mama, Papa, Bruder, das Haustier, ein Hobby. Sie können ja noch nicht groß von Ausbildung, Praktika und Jobs erzählen. Genau diese kindliche Herangehensweise sollte man sich auch als Erwachsener beibehalten, wenn man das Storytelling praktizieren möchte.

 

Wie Storytelling uns hilft, die eigene Geschichte zu verstehen

Anstatt die einzelnen Stationen des Lebens aufzuzählen, zählt nämlich:

  • Wie ist man dorthin gekommen? Und warum?
  • Was waren die Höhen und Tiefen und Krisen, die einen geprägt haben und wie ist man mit ihnen umgegangen?

Doch anstatt nur anderen einen Einblick in unsere Persönlichkeit zu geben, ist Storytelling vor allem eines: eine Möglichkeit, unsere eigene Geschichte zu verstehen, zu leben – und anschließend zu erzählen.

Storytelling kann uns helfen, uns selbst besser zu verstehen und klarer zu sehen, was uns im Leben wichtig ist.
Rebecca Vogels

Storytelling hilft uns, uns selbst ins Zentrum zu stellen und aktiver Autor unserer Lebensgeschichte zu werden. Das Leben zu planen, sich Dinge auszumalen, und dann zu starten. Sein eigenes Leben zu strukturieren. Treibend sind dabei Fragen wie: 

  • Nach welchen Überzeugungen und Werten will ich leben? 
  • Wie soll mein Leben aussehen?
  • Gibt es wiederkehrende Muster in meinem Leben?
  • Was treibt mich im Leben wirklich an?
  • Was ist der rote Faden in meiner Lebensgeschichte?

Storytelling hilft uns, der Autor unseres eigenen Lebens zu werden und unsere Geschichte in die Hand zu nehmen und zu planen. Diese Klarheit darüber, was man für ein Leben führen möchte, hilft auch, intensivere Beziehungen mit Menschen einzugehen, soziale Verbindungen zu pflegen und mit Storytelling tägliche Begegnungen intensiver zu gestalten.

Außerdem ermöglicht Storytelling, in Krisen Momenten innezuhalten und sich bewusst zu entscheiden, wie man auf diese unvorhersehbare Situation reagieren möchte – welche Person man in diesem Moment sein will. All das macht selbstbewusster, freier und glücklicher. Denn man lebt das Leben, das wirklich zu einem passt.

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Das Storytelling lebt von Motivation und Perspektiven

Wie findet man aber seine Geschichte – und wie schreibt man sie?
Beim Storytelling stehen zwei wichtige Komponenten im Fokus:

  1. die Motivation und
  2. die Perspektive.

Unsere Lebensgeschichte ist viel mehr, als lose aneinander gereihte Momente und Anekdoten. Sie setzt sich aus den beiden vorher genannten Bestandteilen zusammen. Die Motivation bildet ab, warum wir etwas machen – sie zeigt unseren Antrieb im Leben. Unsere Perspektive erzählt, wie wir die Welt sehen: Sind wir Optimisten oder ist das Glas immer halb leer?

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Es geht beim Storytelling also nicht um das Was, sondern um das Warum. Es geht um die Geschichte hinter der Geschichte. Das Storytelling erzählt von der eigenen Person, nicht davon, was man als Person geleistet hat. Das erfordert natürlich Mut: Freunden, aber auch Fremden von Schwächen, Ängsten und Motivationen zu erzählen, von Rückschlägen ebenso wie von Highlights. Doch das ist der Punkt, an dem echte Beziehungen entstehen. Weil man auf einer viel persönlicheren Ebene kommuniziert, sich öffnet, und dem Gegenüber die Möglichkeit gibt, sich mit einem zu identifizieren.

 

„Ich glaube ich bin im falschen Film“: So findest du deine eigene Story

Oft genug beschleicht einen das Gefühl, dass man nicht seine eigene Geschichte lebt. Dass es irgendwo hakt und nicht hundertprozentig mit dem übereinstimmt, was wirklich zu einem passt. Das macht nichts, immerhin kann sich in der heutigen Zeit fast jeder täglich neu erfinden, den Job wechseln, umziehen, Neues wagen. Bis man dann weiß: Das ist wirklich meine Story. 

Storytelling ist nicht nur die Form des Erzählens der eigenen Lebensgeschichte – es ist gleichzeitig ein Weg, überhaupt herauszufinden, wie diese Story aussehen soll. Der Weg ist hier das Ziel. Doch wie findet man seine eigene Story genau?

 

Die 25er-Methode: Wie du herausfindest, was dich antreibt

Die sogenannte 25er-Methode hilft, den roten Faden in seinem Leben zu finden. Um daraus einen Leitspruch zu formulieren, der den eigenen Antrieb, die Motivation auf den Punkt bringt. Dazu schreibt man zu jedem Punkt aus seinem Lebenslauf, seinem persönlichen Werdegang, 25 Gründe auf, warum man diesen Job angenommen, dieses Projekt gestartet oder jenen Umzug gewagt hat. 25 Punkte sind natürlich wahnsinnig viel. Doch es geht darum, auf diese Weise sein Denken zu erweitern und nicht nur den offensichtlichen Antrieb, sondern die Mikro-Motivation dahinter zu finden. 

Wer sich dafür Zeit nimmt, wird feststellen, dass das, was einen antreibt, alle Dinge verbindet, die man bislang gemacht hat – auch wenn sie noch so unterschiedlich sind. Es geht bei der 25er-Methode nicht darum, die eine Motivation zu finden, sondern so viele wie möglich. Anschließend lassen sich die verschiedenen Motivationen sortieren und ein roter Faden rausziehen.

 

Wie du den roten Faden herausliest

Wichtig dabei ist, wirklich zu jedem Punkt 25 Motivationen aufzuschreiben. Denn erst, wenn man meint, einem falle nichts mehr ein, wird es wirklich spannend. Dann kommt man nämlich zu den tiefliegenden, ehrlichen Antworten. Wirklich gut und aufschlussreich sind die Motivationen, die kommen, wenn man sich scheinbar schon alles von der Seele geschrieben hat. 

Statt aus den einzelnen, oberflächlichen Stationen im Lebenslauf, lässt sich aus den dahinter verborgenen Motivationen dann besagter roter Faden herauslesen. Aus diesen Gemeinsamkeiten kann man bis zu vier zentrale Motivationen ziehen.

Mehr zum Thema Motivation finden gibt es hier.

Diese Motivationen und die Frage „Warum mache ich, was ich mache?“ sind die Essenz jeder Lebensgeschichte: Sie bilden das Fundament der eigenen Story. Und die kann und will erzählt werden: innerhalb weniger Minuten, mit Witz und Ernsthaftigkeit, mit Gefühl und vor allem mit dem Inhalt, der den Menschen hinter dem faktenbasierten Lebenslauf zeigt. 

Noch mehr zum Thema Storytelling und zur Autorin Rebecca Vogels erfährst du in unserem Podcast #51: Die eigene Lebensgeschichte erzählen mit Rebecca Vogels.

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