Podcast #93: Franziska Schutzbach über die Erschöpfung der Frauen
In unserer Gesellschaft wird Weiblichkeit gleichgesetzt mit Fürsorglichkeit. Frauen sind, ob in der Familie, in Beziehungen oder im Beruf, zuständig für emotionale Zuwendung, für Harmonie, Trost und Beziehungsarbeit – für Care-Arbeit also, die unsichtbar ist und kaum Anerkennung oder Bezahlung erfährt. Franziska Schutzbach, Geschlechterforscherin und Soziologin, hat dieses ungerechte System analysiert, das Frauen in die Erschöpfung treibt.
Im Gespräch mit Jutta Ribbrock gibt sie Einblicke in ihre Forschungsergebnisse und zeigt dabei, dass unterschiedliche Frauen von dieser Erschöpfung ganz unterschiedlich betroffen sind: mit oder ohne Kinder, schwarze oder weiße Frauen, lesbisch oder heterosexuell, mit oder ohne Migrationsgeschichte usw.
Gleichzeitig regt Franziska Schutzbach auch leidenschaftlich zum Widerstand gegen diese vielfältigen Verfügbarkeitsansprüche an: »Wir haben alle die Möglichkeit, zu handeln, und sei es nur auf ganz kleiner Ebene. Und dieses demokratische Privileg auch wahrzunehmen, halte ich für eine Pflicht. Wir dürfen uns nicht ausruhen in der Behaglichkeit der Verzweiflung.«
Unsere Expertin im Gespräch: Franziska Schutzbach
Franziska Schutzbach ist promovierte Geschlechterforscherin und Soziologin, Publizistin und Mutter von zwei Kindern. Im Jahr 2017 initiierte sie den #SchweizerAufschrei, seither ist sie eine bekannte und gefragte feministische Stimme auch über die Schweiz hinaus. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschlechterthemen wie Misogynie und Sexismus, darüber hinaus befasst sie sich mit den Kommunikationsstrategien von Rechtspopulisten. Mit ihrem Buch »Die Erschöpfung der Frauen« landete sie einen Bestseller.
Die Themen des Podcasts mit Franziska Schutzbach im Überblick
- Frauen haben sich so vieles erkämpft, was ihnen lange Zeit verwehrt war: das Wahlrecht, Karriere machen, alleine in Bars gehen, Sex-Partner:innen frei auswählen, Politik machen und vieles mehr. Und oft werden sie mit der Haltung konfrontiert: »Was wollt ihr denn noch?« Was stimmt an dieser Sichtweise nicht? Warum ist trotz all dieser Errungenschaften längst nicht alles gut?
- Warum sind immer noch hauptsächlich Frauen für die Reproduktionsarbeit zuständig?
- Inwiefern zwingt der Gender-Pay-Gap Frauen immer wieder zurück in ihre ursprüngliche Rolle?
- Welchen Rollenzuweisungen sind Frauen häufig ausgesetzt?
- Inwiefern galten die Menschenrechte damals nur für Männer?
- Welche kulturellen Altlasten tragen wir noch mit uns rum?
- Warum sollte Kindererziehung und Care-Arbeit als Wirtschaftsfaktor mit einberechnet werden?
- Sollte Sorgearbeit bezahlt werden oder was sind andere mögliche Ansätze?
- Warum braucht es einen Paradigmenwechsel weg von einem rein wachstumsorientierten Wirtschaftsdenken?
- Inwiefern ist es wichtig auch Mikro-Dimensionen von Sorgearbeit zu betrachten wie beispielsweise Mental Load oder Emotionsarbeit?
- Warum ist es wichtig, dass Paare sich bereits vor dem 1. Kind überlegen, wie sie den Alltag als Familie gemeinsam bewältigen möchten?
- Welche unbewussten Rollenbilder geben wir an unsere Kinder weiter?
- Was bedeutet Erschöpfung für queere Eltern oder für Menschen, die sich nicht als Mann oder Frau fühlen oder eine Migrationserfahrung haben?
- Inwiefern gibt es in unserer Gesellschaft immer noch sehr starke Meinungen darüber, wer überhaupt eine gute Hausfrau und Mutter sein soll und von wem Kinder überhaupt gewollt werden, um die Bevölkerung zu reproduzieren?
- Warum ist es wichtig, dass wir nicht alle Frauen in einen Topf werfen und unterschiedliche Grundlagen für Erschöpfungszustände erkennen?
- Was kann jede:r einzelne von uns tun, damit wir uns diesem Ziel nähern, dass es allen Menschen gut geht und wir diese Belastungen gemeinsam tragen und nicht nur bestimmte Gruppen in diese Erschöpfung hineingeraten?
- Inwiefern gibt es immer wieder emanzipatorische Sprünge und auch immer wieder Rückschritte?
- Wie schafft es Franziska Schutzbach als Mutter mit diesen Herausforderungen umzugehen?
- Welche Möglichkeiten haben alleinerziehende Mütter, die Mental Load und andere Herausforderungen nicht mit Partner:innen teilen können?
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