Wein-Wissen: das Wichtigste über Wein

Es steht schon seit längerem die Frage im Raum, ob ein Glas Wein täglich gesundheitsfördernd wirkt oder das ganze ein reiner Marketing-Gag ist. Bevor wir uns dieser Frage widmen, werfen wir einen Blick auf die Geschichte des Weins.
 

Eine kurze Geschichte des Weins

Seit über Tausenden von Jahren v. Chr. wurde Wein in den Hochkulturen des Nahen Ostens angebaut und war ein zentrales Kulturgut – ob bei religiösen Riten, in der Medizin oder bei vergnüglichen Veranstaltungen. Schon der griechische Arzt Hippokrates verabreichte seinen Patienten Wein, um sie zu beruhigen oder um Magen-Darm-Beschwerden zu lindern. 

Diese Weinkultur wurde schließlich um 50 v. Chr. von den Römern in den deutschsprachigen Raum gebracht und intensiv in den heute bekannten Weinregionen, wie der Pfalz oder Baden-Württemberg angebaut. 

Auch in der Bibel spielt der Wein eine wichtige Rolle – zum Beispiel in Gleichnissen, Gesundheitstipps oder zur seelischen Erhebung: »der Wein ist geschaffen, damit er den Menschen fröhlich machen soll«.

Wie du siehst, galt der Wein schon damals als gemeinschaftsfördernd und sein Genuss wurde für die Erheiterung in schlechten Zeiten zelebriert. 

Heutzutage gibt es viele Weinliebhaber:innen, die auf positive Effekte des Weins auf ihre Gesundheit schwören oder einfach das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden möchten. 

Das Thema Wein löst seit Jahren kontroverse Diskussionen aus: Auf der einen Seite stehen die Weinliebhaber:innen und Winzer:innen mit der Aussage, dass ein Glas Wein am Tag Krankheiten, wie Demenz, Herzinfarkte oder Depressionen vorbeuge. Auf der anderen Seite finden sich die Kritiker dieser Theorien, die der Meinung sind, dass Wein, wie jeder andere Alkohol auch, ein gesundheitsschädigendes und gefährliches Suchtmittel sei.

Und auch in den Medien ist das Thema Wein immer wieder präsent und es wird über die neuesten Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien informiert. Wer regelmäßig und in kleinen Mengen Rotwein trinke, soll, laut solchen Untersuchungen, im Schnitt sogar zweieinhalb Jahre länger leben als Abstinenzler:innen.

Im Britischen The Guardian las man hingegen: »Jedes zusätzliche Glas Wein am Tag wird Ihr Leben um 30 Minuten verkürzen«. Kann der Wein gesundheitsförderliche Wirkung haben oder ist das ganze nur ein Mythos?

 

Winzerfamilie auf Weingut

Ist Wein gesund? Die Wirkung von Wein auf die Gesundheit

Forscher:innen der Universität Alberta hatten bei Experimenten mit Ratten im Jahr 2015 herausgefunden, dass ein Glas Rotwein pro Tag so gut sei wie eine Stunde Fitnesstraining. Das läge am antioxidativen Molekül Resveratrol, einem Inhaltsstoff des Rotweins, der angeblich die gleichen Auswirkungen hervorrufe wie Übungen im Fitnessstudio. Das wäre ja zu schön, um wahr zu sein!

Eine weitere Meta-Studie mit 83 Studien an der Universität in Calgary sorgte 2011 für eine Menge Aufruhr rund um die Weindebatte. Hierbei konnte Professor William Ghali zeigen, dass Menschen mit leichtem Alkoholkonsum um ein Viertel seltener unter Herzkreislauferkrankungen leiden als Abstinenzler:innen. Diese Aussage wird mit der Senkung des »bösen« LDL-Cholesteriens durch das Resveratrol begründet, was wiederum die Blutfettwerte verbessert.

Auch Forscher aus Mainz und Harvard entdeckten, dass Resveratrol eine entzündungshemmende Wirkung hat und dies wiederum das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen minimieren könnte. 

Problematisch bei diesen Studien ist jedoch, dass dieses Resveratrol bisher nur in Tierversuchen und Zellstudien eine nachgewiesene Wirkung zeigte, bisher aber noch nicht bei Menschen durch klinische Studien belegt werden konnte. 

Dazu kommt, dass sich die Abstinenzler:innen der Studie insofern von den seit jeher »Nicht-Trinkern« unterschieden, als dass sie meist besondere Gründe für ihren Alkoholverzicht aufwiesen, zum Beispiel Lebererkrankungen, frühere Alkoholabhängigkeit oder Unverträglichkeiten.

Nachdem diese Gruppe der »falschen Abstinenzler:innen« herausgefiltert wurde, schnitten nun auch die gemäßigten Weintrinker:innen schlechter ab und lebten nicht länger.

Diesen vermeintlich positiven Effekten des Weines stehen jedoch auch viele nachteilige Auswirkungen von Alkohol gegenüber, denn Alkohol ist ein Nervengift und erhöht auch das Risiko an Lebererkrankungen, Schlaganfällen und Krebserkrankungen. Gesundheitsforscher Ulrich John antwortete auf die Frage, wie viel Alkohol man trinken darf: »Am besten gar nichts. Dann sind Sie auf der sicheren Seite.« 

 

Frau hält Weinreben in der Hand

Wein als Genussmittel

Warum Rotwein – trotz Datenlage – dennoch im Zusammenhang mit einem gesunden Lebensstil steht, könnte womöglich auch damit zusammenhängen, dass Weintrinker:innen bewusster leben und tendenziell Genießer:innen sind, die sich eher mal eine Auszeit gönnen.

Es könnten aber auch Faktoren wie ein höherer Bildungsgrad und ein damit einhergehender Qualitätsanspruch an hochwertigem Essen, wie Mittelmeerküche mit viel Fisch und frischem Gemüse, eine Rolle spielen. 

Wein ist also nicht unbedingt gesund, aber für viele ist dieses Getränk einfach ein geschmacklicher Genuss, Zungenlöser in geselliger Runde und in Maßen genossen kann Wein durchaus ein Entspannungshelfer nach einem anstrengenden Tag sein.

Um den edlen Tropfen aber richtig genießen zu können, muss es schon ein besonders teurer und lang gereifter Wein sein! Von billigem Fusel bekommt man ja Kopfweh! Oder? 

 

Muss ein guter Wein teuer sein?

Fragst du dich auch, warum manche Flaschen Wein gerade einmal 5 Euro, andere hingegen 20 Euro oder sogar einen 3-stelligen Betrag kosten? Sagt der Preis überhaupt etwas über die Qualität des Weines aus? 

Forschungen der Universität Bonn und der französischen Business School INSEAD ergaben, dass teurer Wein besser schmeckt, obwohl er qualitativ nicht hochwertiger ist. Dabei wurden den Teilnehmenden drei verschiedene Weine angeboten, von 3 bis 18 Euro. In Wirklichkeit war in jedem Glas der gleiche Wein für 12 Euro eingeschenkt.

Dieses Experiment macht den Placebo-Effekt deutlich, der auf den individuellen Gehirnstrukturen basiert, die für den positiven Belohnungseffekt verantwortlich sind. Wenn wir denken, dass etwas teurer ist, haben wir also häufig ein stärkeres Geschmacksempfinden, wenn dieser Teil aktiviert wird. Vielleicht hast du das auch schon einmal bei dir beobachtet.

Laut Weinwirtschafts-Experte Jon Hanf ist der Weinindustrie dieser Effekt durchaus bekannt und wird teilweise auch in der Preisbildung ausgenutzt. Er rät, gerade im kleinpreisigen Bereich zwischen 1,99 Euro und 7,99 Euro, nicht zum billigsten Tropfen zu greifen, da dort durchaus ein qualitativer und geschmacklicher Unterschied bestehe.

Aber ob nun ein 30-Euro-Wein besser ist als ein 15-Euro-Wein, lässt sich nicht eindeutig klären, da es viele Faktoren gibt, die den Preis des Weines bestimmen.

Der Unterschied zwischen teurem und günstigen Weinen

Grundsätzlich gilt, dass die Produzent:innen den Preis für ihre Weine gemäß der produzierten Menge und des Herstellungsaufwands festlegen. So kann ein Winzer seine Basisweine, die er in großen Mengen abfüllt, deutlich günstiger verkaufen, als die qualitativ hochwertigeren Weine aus besseren Lagen und mit geringeren Erträgen. 

Denn um die Konzentration der Aromen zu erhöhen, muss ein Teil der Trauben vom Rebstock entfernt werden. Da diese aromatischen Weine natürlich auch mit einer Mehrarbeit in den Weinbergen einhergehen, verzichten Winzer:innen auch auf höhere Erträge. Auch die Art des Herstellungsprozesses, zum Beispiel die Reifung im Eichenbarrique, variiert und kann sich auf den Preis niederschlagen. 

Letzten Endes ist das Geschmacksempfinden auch für uns alle ein subjektives Erlebnis und jeder und jede hat seinen oder ihren eigenen Lieblingswein, den er oder sie sich vom Lieblingsgut liefern lässt oder sich aus dem Urlaub mitbringt.

Guter Wein muss also nicht unbedingt ein Vermögen kosten, aber er sollte zur richtigen Situation passen. Aber worauf muss man eigentlich achten, bei der Wahl des Weines zum Essen?

 

Welcher Wein passt zu welchem Essen?

Als Kriterium für die Auswahl des richtigen Weines zum Essen dient vor allem die Struktur des Weines.

Hier solltest du beachten, ob der Körper des Weines zum Gehalt des Essens passt und umgekehrt. Ein leichter Weißwein eignet sich beispielsweise ideal zu Fischgerichten oder Salaten, wohingegen ein sehr gehaltvoller Rotwein sich eher als Begleiter zu Rindfleisch, Pasta oder Burger anbietet.

Auf den allermeisten Weinen findest du jedoch sowieso eine Empfehlung, an der du dich orientieren kannst.

Was die verschiedenen Weinsorten angeht, könntest du zum Beispiel Weißweine, wie den Grau- oder Weißburgunder sowie Chardonnay, gut zu mild gewürztem Gemüse und vegetarischen Gerichten wählen. Aufgrund der Zitrusaromen wird auch zu Fisch von Sommeliers meist ein leichter Weißwein, wie z.B. der Lugana, empfohlen.

Wenn du dein gegrilltes Hähnchen oder Gemüse hingegen mit einer schärferen Marinade magst, eignet sich eher ein restsüßer Weißwein, da der Zucker mit den Barbecue-Aromen harmoniert und der niedrigere Alkoholgehalt die Schärfe nicht so verstärkt. Wie wäre es zum Beispiel mit einem halbtrockenen Riesling?

Junge Rieslingweine hingegen sind ideale Sommerweine und passen hervorragend zu Spargel. 

Wie so oft gilt: Geschmack liegt im Auge des Betrachters bzw. der Betrachterin, also probiere einfach verschiedene Weine aus, dann findest du bestimmt den, der dir am besten schmeckt.

 

Fazit: Wein ist ein Getränk für Genießer:innen

Ob Wein in sehr geringen Mengen gesund ist oder nicht, lässt sich mit der derzeitigen Datenlage nicht abschließend sagen. Sicher ist aber, dass die Dosis das Gift macht, und du Wein, wie jeden Alkohol, mit Vorsicht genießen solltest.

Bist du Weinliebhaber:in? Dann trinke ihn am besten in Maßen, wähle eine mittlere Preisklasse (ab 5 Euro) und genieße ihn in freier Natur auf einem Weingut, zusammen mit einem gesunden Essen und guter Gesellschaft. Cheers!

 

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