Finde dein inneres Gleichgewicht: Die Wunder des Waldes

Der Wald als kleine Apotheke

Optische Reize aktivieren über das limbische System deines Gehirns die Ausschüttung vieler Hormone, die positive Emotionen wecken und so dein Wohlbefinden steigern. Wenn du jedoch genauer hinschaust, bietet dir der Wald noch viel mehr, als Ruhe und Erholung: Hier findest du eine Menge essbarer, aromatischer Wildpflanzen, Früchte, Blätter und Wurzeln, die nicht nur ausgezeichnet schmecken und dich mit essenziellen Nährstoffen versorgen, sondern sogar die Linderung oder auch Heilung vieler Erkrankungen fördern. Ebenso wertvoll sind ihre Inhaltsstoffe für Körperpflege und Wellness.
 

Natürliche Ressourcen – köstliche und gesunde Nahrung aus deinem Wald

Seit jeher dienen Pflanzen in freier Natur Mensch und Tier als Nahrungsquelle. Die Lebensmittelindustrie arbeitet mit vielen Tricks, um dir denaturierte Nahrung aus dem Supermarkt als natürlich, lecker und gesund zu verkaufen. Mutter Natur bietet dir im Wald wahre Schätze, die ohne Chemie und Konservierungsmittel auskommen, dazu nährstoffreich, preiswert und gesund sind.

Und das kommt nicht von ungefähr: Der Waldboden ist Teil eines nährstoffreichen Ökosystems, in dem Pflanzen natürlich gedeihen. Pflanzen, die auf diesen gesunden und lebendigen Böden wachsen, enthalten nachweislich viel mehr Vitalstoffe wie Mineralien, Vitamine und Spurenelemente, als Nahrungsmittel aus ausgelaugten und künstlich gedüngten Ackerböden, die obendrein noch mit Pestiziden belastet sind.

Während eines Waldspaziergangs kannst du viele Wildpflanzen, Waldbeeren, Nadeln, Blätter und Wurzeln entdecken, die sich zu Köstlichem und Nützlichem verarbeiten lassen. Bevor du mit dem Sammeln beginnst, nimm dir etwas Zeit, um die Waldpflanzen kennenzulernen. Hier kann dir das Buch „Die Wald-Apotheke“ von Dr. Markus Strauß eine große Hilfestellung leisten. Wichtige Informationen über die jeweilige Pflanze helfen, giftige Doppelgänger auszuschließen. Bist du dir nicht sicher, nimm einen Teil der Pflanze mit und bestimme sie anhand des Buches in Ruhe zu Hause. Die natürlichen Ressourcen schützt du, indem du nur Pflanzenteile sammelst, die du wirklich brauchst.

 

Sammle und genieße deine frischen Lebensmittel

Zu Zeiten der Nahrungsmittelknappheit ernährte sich der Menschen häufig von dem, was die Natur ihnen anbot. Kastanien, Bucheckern und Eicheln besitzen einen nussähnlichen Kern, sind mineralstoffreich und lassen sich vielfältig in eine gesunde, pflanzliche Ernährung integrieren.

Eicheln haben im Herbst Saison und sind in Laub- sowie Mischwäldern zu finden. Bevor du die nahrhaften ovalen Früchte verzehrst, musst du sie schälen und ihnen mehrfach im Wasserbad die Bitterstoffe entziehen. Danach kannst du sie als nussigen Snack geröstet oder gemahlen genießen. Eichelmehl ist besonders für Allergiker interessant, da es glutenfrei ist und sich ausgezeichnet zu Brot oder Gebäck verarbeiten lässt.

In Laub- und Mischwäldern ist auch der Giersch beheimatet, der nährstoffreiche und feuchte Böden liebt. Die ausgesprochen nahrhafte und aromatische Pflanze kannst du komplett verwenden. Säfte, Smoothies, Salate, Suppen und Giersch-Gemüsegerichte schmecken lecker, stecken voller Nährstoffe, wirken entgiftend, entzündungshemmend und regen den Stoffwechsel an.

Brennnessel und Löwenzahn besitzen ähnlich gesundheitsfördernde Eigenschaften und gelten mittlerweile als Delikatesse.

Die Linde

Es gibt mehrere Lindenarten, am bekanntesten sind die Winter- und die Sommerlinde. Beide Arten sind essbar. Sie können 30–40 m hoch und stolze 1000 Jahre alt werden. Bei jungen Bäumen ist die Krone oft herz- oder halbkugelförmig. Die Blätter der Sommerlinde können bis zu 15 cm groß werden. Ihre Unterseite ist behaart, oft auch die Oberseite, und in den Winkeln der Blattnerven sitzen weiße »Bärtchen«.

Die Blätter der Winterlinde sind kleiner, fester und dunkler als die der Sommerlinde und nur auf der Unterseite behaart. In den Blattnervenwinkeln hat sie rostbraune »Bärtchen«. Die Blätter beider Arten haben einen fein gezackten Rand und sind mehr oder weniger herzförmig.

Du kannst aber auch zu anderen Jahreszeiten unterschiedliche Pflanzenteile ernten und genießen. Außerdem ist die Linde ein wirkungsvolles Hausmittel, das bei Erkältungskrankheiten gut tut beziehungsweise im wahrsten Sinne des Wortes »Linderung« verschafft.

 

Bärlauch: Gesund und vielseitig

Bärlauchpesto, Bärlauchbutter, Bärlauchpasta – Bärlauch kann ganz hervorragend als Genuss- und Gewürzpflanze eingesetzt werden. Bärlauch gehört zur Familie der Zwiebelgewächse und ist damit eng verwandt mit Knoblauch, Speisezwiebel oder auch dem Porree. Wie bei diesen verlaufen auch beim Bärlauch die Blattadern alle parallel.

Ab dem zeitigen Frühjahr, das kann in wärmeren Lagen auch schon ab Ende Februar sein, wachsen aus einer kleinen Zwiebel etwa 20 cm hohe, längliche, spitz zulaufende Blätter. Aus jeder Zwiebel sprießt ein kleines Büschel dieser Blätter, die allesamt einzeln gestielt sind. Und aus der Mitte des Büschels wachsen dann die Blütendolden. Diese bestehen aus vielen einzeln gestielten, sternförmigen weißen Blüten. Auch diese Blüten sind essbar und verströmen wie die Blätter den intensiven Knoblauchduft. Aus jeder einzelnen Blüte entwickeln sich 3 runde Samen.

Vorteile von Bärlauch:

  • enthält Scharfstoffe, ätherischen Öle, Vitamine – vor allem A und C –, und Mineralien
  • antibakteriell, schleimlösend, blutreinigend, entzündungshemmend und harntreibend
  • mobilisiert den Stoffwechsel und eignet sich damit hervorragend für eine effektive Entgiftungskur

    Aber lasse Vorsicht walten, wenn du selbst im Wald sammeln gehst: Es besteht Verwechslungsgefahr, denn Aronstab und Maiglöckchen sehen Bärlauch sehr ähnlich.

 

Schwarzer Holunder: So nutzt du seine wertvollen Gaben

Im Frühling können wir den Duft der weißen, schirmförmigen Rispen schon von Weitem riechen, uns im Herbst an den dunkelvioletten Beeren des Strauchs erfreuen: Die Rede ist vom Schwarzen Holunder. Gleich zweimal jährlich können wir von der heimischen Strauchpflanze profitieren, denn sowohl Blüten als auch Beeren beinhalten wichtige Wirkstoffe für unsere Gesundheit.

Er wirkt:

  • fiebersenkend und antioxidativ
  • stärkt das Immunsystem und die Widerstandskraft

Vorsicht: Bitte denke daran, dass die Beeren des Schwarzen Holunders grundsätzlich abgekocht bzw. erhitzt werden müssen, da sie roh unerwünschte Magenreizungen erzeugen und daher auch als giftig bezeichnet werden.

Holunder ernten: So geht es richtig

Die Beeren des Holunders beginnen bereits ab August, sich dunkel zu verfärben. Doch warte noch etwas ab! Zwar ist schon von August bis Anfang Oktober die empfohlene Zeit, um die saftreichen Beeren zu ernten, doch wenn du dich noch etwas gedulden kannst, gönne ihnen noch die Sonne des Spätsommers. So können sie vollständig ausreifen und du kannst im September in den Genuss der vollen Konzentration an wertvollen Inhaltsstoffen kommen. Diese bilden sich nämlich erst während der letzten Tage der Reifezeit.
Am besten nimmst du zur Ernte eine Schere, um die Scheindolden abzuschneiden, und streifst dann die Beeren mit einer Gabel herunter. 

Achtung: Der Farbstoff färbt intensiv ab, also bitte nur mit alter Bekleidung auf die Holunderernte gehen!

 

Die Brennnessel: Wirkung und Tipps zum Sammeln

Sie wird oft mit brennendem Hautausschlag in Verbindung gebracht und als unnütz oder gar störend empfunden: Die Brennnessel. Dabei kann die heimische Universalpflanze eine ganze Menge und macht eine tolle Figur im Arznei-, aber auch Küchenschrank.

Sie gilt als

  • anregend für den Stoffwechsel und die Blutbildung
  • harnsäureaustreibend und harntreibend

Noch ein Tipp für eine schmerzfreie Ernte und Zubereitung: Nutze Handschuhe, Schere und einen Korb um nicht mit den Brennhaaren in Berührung zu kommen. Beim Kochen oder Mixen wird die enthaltene Ameisensäure und das Histamin problemlos zerstört. Außerdem kannst du die Triebspitzen zwischen zwei Küchenbretter pressen - auch das vernichtet die Brennhaare.

 

Superfood Heidelbeere

Heidelbeeren aus dem Supermarkt sind ausnahmslos Zucht­formen. Die echten, einheimischen Heidelbeeren sind im Inneren blauviolett durchgefärbt, wäh­rend die aus Amerika stammenden Zuchtformen innen weiß und weniger aromatisch sind: also mehr Schein als Sein. 

Die Heidelbeere ist eine ty­pische Pflanze im Unterwuchs von Nadelwäldern in Mittelge­birgen. Hier liebt sie die hohe Feuchtigkeit und den sauren, humusreichen Waldboden. Außerdem ist sie auch häu­fig in der Nähe von Mooren anzutreffen. Halte also an diesen Stellen die Augen nach den blauen Beeren offen; gerade in den Mittelgebirgen und den Alpen findest du den zierlichen Strauch sogar in Massenbeständen, so dass du nicht lange suchen musst.

Man kann die Heidelbeeren mit Fug und Recht als echtes einheimisches  »Superfood« bezeichnen. Diese Kraftpakete

  • sind reich an Vitaminen (C, E und B), Spurenelementen wie Chrom und Mangan.
  • sind voller Pektine, Fruchtsäu­ren, Gerbstoffe und Flavonoide.
  • wirken gegen sogenannte freie Radikale – also gegen oxidativen Stress –  und schützen dich mit diesem »Anti-Aging-Effekt « vor Zellalterung
  • stärken das Im­munsystem.

Besonders interessant finde ich die gegensätzliche Wir­kungsweise von getrockneten und frischen Beeren: Getrocknete Beeren haben stopfende Wirkung und helfen daher bei Durchfall! Frische Beeren hingegen wirken in größe­ren Mengen verzehrt abführend und werden daher auch zur Be­handlung von Madenwürmern genutzt.

Holunder-Limo

Rezepte mit frischen Zutaten aus dem Wald

Probiere diese Rezepte aus meinem Buch »Die Waldapotheke«. Viel Spaß beim Nachkochen!
 

Weißes Pesto von der Bärlauchblüte

Da Bärlauch sich nicht zum Trocknen eignet, ist es eine gute Möglichkeit, das Aroma zu bewahren, indem man die Blüten und Blätter in Öl einlegt oder als Pesto zu verarbeiten.

  • 100 g Bärlauch-Blütendolden
  • 100 g gemahlene Mandeln
  • 100–125 ml Olivenöl
  • Saft von 1 Zitrone
  • 1 TL Birnen- oder Apfeldicksaft
  • Salz und Pfeffer nach Belieben
    Alle Zutaten zusammen in einem Mixer oder mit einem Pürierstab zu einer homogenen Masse verarbeiten und gut gekühlt aufbewahren. Schmeckt lecker mit Pasta oder Hirse sowie pur aufs Brot.

    Alternativ: Für ein grünes Bärlauch-Pesto die 100 g Blütendolden durch grüne Bärlauchblätter ersetzen. Indem du deine Pesti vegan, also ohne Käse, zubereitest, sind diese besser haltbar und gekühlt auch in rohköstlicher Form lagerfähig.

    Wichtig dabei ist allerdings: saubere Gläser und Deckel verwenden, das relativ flüssige Pesto ohne Luftblasen einfüllen und die Oberfläche mit Olivenöl bedecken.

 

Holunder-Rezept: Gesunde »Hollerlimo«

Dieses leckere Rezept ist eine tolle Alternative zu zuckriger Limonade aus dem Supermarkt. Die angegebenen Mengen reichen für eine Glaskaraffe.

  • 4-5 große Blütenrispen
  • 1 Liter reines Wasser
  • 3 Zitronenscheiben (Bioqualität)
  • Saft einer Biolimette oder -zitrone
  • nach Belieben: 2-3 EL Ahornsirup

Blüten und Zitronenscheiben in eine mit einem Liter Wasser gefüllte Glaskaraffe geben und für mindestens 3 Stunden stehen lassen (dies wird Kaltauszug genannt), danach die Holunderblüten wieder herausnehmen und den Zitronensaft und die Süße des Ahorns hinzugeben.

 

Brennnessel essen: Rezept für einen süßen Aufstrich

Das folgende Rezept kommt mit nur zwei Zutaten aus und ist im Handumdrehen zubereitet. Es strotzt nur so vor gesunder Inhaltsstoffen und eignet sich als kleine Delikatesse zwischendurch, auf Brot oder im Müsli.

  • 200 g Bio-Blütenhonig
  • 50 g getrocknete Brennnesselsamen

Die Samen nur kurz in einer Pfanne ohne Fett anrösten und etwas abkühlen lassen. In den Honig einrühren, bis eine gleichmäßige Masse entsteht.

 

Lindenblüten-Heiltee

Für eine Tasse Tee:

  • 2 TL Teeblüten
  • kochendes Wasser
  • nach Belieben: 1 TL Honig oder Agavendicksaft
    Die Blüten mit dem Wasser abgießen und dann abgedeckt 10 Minuten ziehen lassen. So entfaltet der Tee seine optimale Wirkung und den charakteristischen Geschmack. Süße ihn nach Belieben mit Honig oder Agavendicksaft.

 

Dolmades von der Linde (Linden-Röllchen)

Bringt griechisches Flair in die Küche – ohne Verreisen. Für etwa 20 Stück
Für die Füllung:

  • 1 Tasse Goldhirse
  • 2,5 Tassen Gemüsebrühe
  • 150 g Schafskäse, zerbröckelt
  • Minzeblätter, fein gehackt
  • Abrieb von ½ unbehandelten Zitrone
  • Salz und Pfeffer

Für die Röllchen:

  • 20 möglichst große Laubblätter der Sommerlinde
  • Olivenöl für die Form
  • Zitronensaft zum Beträufeln

Die Goldhirse mit der Gemüsebrühe in einem Topf aufkochen und 5 Minuten weich garen. Dann weitere 10 Minuten abgedeckt ausquellen lassen. Die Hirse anschließend mit Schafskäse, Minze, Zitronenabrieb und etwas Salz und Pfeffer abschmecken und zu einer streichfähigen Masse vermischen. Eine Auflaufform mit etwas Öl einfetten und den Backofen auf 175 °C vorheizen.

Die Blätter für die Röllchen vorbereiten: Dazu jeweils den Blattstiel entfernen und die Blätter mit einem Nudelholz kräftig weich rollen. Jeweils etwas von der Füllung in der Mitte eines Blattes aufbringen und einrollen, dabei die Seiten einschlagen. Die Röllchen, wenn nötig, mit einem Zahnstocher fixieren und in die Auflaufform setzen. Zusätzlich mit etwas Olivenöl bestreichen und für 10 Minuten im vorgeheizten Ofen backen.

Auf Tellern portionieren und mit etwas frisch gepresstem Zitronensaft beträufeln. Dazu passt ein frischer Blattsalat mit Waldkräutern.

 

Salat in Grün-Orange

Ein frühlingsfrischer Energiespender für 2 Personen
Für den Salat:

  • 2 große oder 4 kleine Karotten
  • etwa 40 Lindenblätter

Für das Dressing:

  • 1 EL kaltgepresstes Nuss- oder Olivenöl
  • 3 EL Sahne
  • 2 EL Zitronensaft
  • 2 TL Apfel-, Birnen- oder Agavendicksaft
  • Salz und Pfeffer nach Belieben

Die Karotten waschen, schälen und fein raspeln. Die Lindenblätter waschen, die Blattstiele entfernen und die Blätter parallel zur Mittelrippe halbieren. Anschließend in feine Streifen schneiden. Karotten- und Lindenblattstreifen in einer Schüssel vermengen. Alle Zutaten für das Dressing mischen, unter den Salat ziehen und nochmals abschmecken.

 

Heidelbeer-Eiscreme (vegan)

Eine herrlich gesunde Nascherei für heiße Sommertage. Für 2 Portionen 

  • 150 g frische Heidelbeeren, gekühlt
  • 2 gelbbraune, vollreife Bananen, gefroren
  • Saft von ½ Zitrone
  • 2 EL Mandelmus
  • 1 TL Vanillezucker

 Alle Zutaten zusammen in einem Mixer zu einer Creme verarbeiten und sofort genießen.

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