Was tun gegen die Verschwendung von Lebensmitteln?

Es ist ein Paradoxon: Auf der ganzen Welt leiden über eine Milliarde Menschen an Unterernährung, weil sie nicht genug zu essen haben. Auf der anderen Seite gibt es genügend Länder, in denen die Lebensmittel direkt vom Feld im Abfall landen und aus Großmärkten Lebensmittel in großem Stil entsorgt werden. Und selbst die meisten Endverbraucher gehen äußerst verschwenderisch mit ihren Nahrungsmitteln um. Das muss nicht sein. Mit gutem Willen sowie Achtsamkeit bei der Planung und beim Kochen kannst du dazu beitragen, dass wir in Europa nicht mehr länger jährlich 90 Millionen Tonnen gut erhaltene Lebensmittel wegwerfen. So geht’s:

 

9 Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

 

1. Checke deine Vorräte

Bevor du zum Einkaufen startest, solltest du einen gründlichen Blick in deine Vorratsschränke werfen. Überleg dir sorgfältig, was genau du brauchst. Mach dir eine Liste und halte dich während des Einkaufs nach Möglichkeit auch genau daran. Ein solches Vorgehen schützt dich davor, dass du auf Sonderaktionen und Angebote hereinfällst und viel mehr einkaufst, als du konsumieren kannst.

2. Geh einkaufen, wenn du satt bist

Meistens gehen wir einkaufen, wenn uns der Magen bereits bis zu den Knien hängt. Und je größer der Hunger, desto voller wird der Einkaufswagen. Gehst du hingegen mit vollem Bauch einkaufen, so bist du längst nicht so anfällig für all die kleinen und großen Verlockungen, die in all den Geschäften und auf Märkten auf dich warten.

In Europa landen jedes Jahr fast 90 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll.
Redaktion

3. Nimm einen kleinen Korb statt dem Einkaufswagen

Benutze nach Möglichkeit einen kleinen Korb für deinen Einkauf. Wenn du mit einem großen Einkaufswagen durch den Supermarkt läufst und etwas in den Wagen legst, entsteht schnell das Gefühl, dass noch irgendetwas fehlt oder du niemals satt wirst. Das Produkt sieht im Verhältnis zum großen Wagen meist winzig aus. Dieses Gefühl des (vermeintlichen) Mangels wird dann schnell mit ungeplanten Einkäufen kompensiert.

 

4. Halte dich an deine Liste statt blind zu kaufen

Sonderangebote klingen häufig verlockend. Aber brauchst du wirklich fünf Gläser Marmelade, statt dem einen, dass auf deiner Einkaufsliste steht? Was machst du mit einem Kilo Tomaten anstatt den geplanten 300 g?

Viele Versprechen vermitteln uns das Gefühl, ein großes Schnäppchen zu machen. Aber später landet das halbe Sonderangebot auf dem Müll. Überleg dir also vorher genau, ob du als Single die Familienpackung auch wirklich aufbrauchst.

 

5. Weniger ist mehr: Vermeide Hamsterkäufe

Weiter geht der bewusste Umgang mit den Lebensmitteln nach dem Einkauf und vor dem Kochen. Geh beim Kochen mit dem gleichen Plan vor wie beim Einkaufen. Überleg dir gut, wie viel du tatsächlich essen wirst.

Oft sind die Augen größer als der Mund. Da es nicht immer leicht ist, die richtige Portionsgröße im Vorfeld einzuschätzen, kannst du dich an ein paar Richtwerten orientieren. Sie dienen selbstverständlich nur als Orientierung, können dir aber helfen, das richtige Maß zu finden.

  • Kartoffeln pro Person 150 Gramm
  • Fisch pro Person 200 Gramm
  • Gemüse pro Person 150 Gramm
  • Vollkornnudeln pro Person 130 Gramm
  • Reis pro Person 80 Gramm

 

6. Versuche Reste zu verwerten

Auch aus Übriggebliebenem lassen sich köstliche Mahlzeiten zaubern. Selbst dann, wenn es nicht mehr für eine ganze Mahlzeit reicht, kannst du sie am nächsten Tag noch mit zur Arbeit nehmen oder als kleine Portion einfrieren und zu einem späteren Zeitpunkt verwenden, wenn du mal keine Zeit zum Kochen hast.

 

7. Verschenke Lebensmittel

Besonders häufig werden Lebensmittel vor dem geplanten Urlaub weggeworfen. Der Jogurt und die Milch sind angebrochen, das Stück Käse zu klein, um es der Nachbarin zu schenken. So kommt eins zum anderen, und noch ehe du dich’s versiehst, landen die kostbaren Lebensmittel im Müll.

Zum Glück gibt es mittlerweile vielerorts Plattformen oder Organisationen, die dankbar sind, wenn ihnen Nahrungsmittel geschenkt werden und sie diese an Menschen verteilen können, die sich über etwas freuen, was ihnen den Hunger nimmt. Und vielleicht freut sich die Nachbarin ja auch über ein kleines Stück Käse.

 

8. Lagere deine Lebensmittel richtig

Wenn du dich intensiv mit deinem Kühlschrank, deiner Speisekammer und den Lebensmitteln selbst beschäftigst, bekommst du intuitiv ein Gefühl für deine Ernährungsgewohnheiten. Im Kühlschrank kann tatsächlich jedes Lebensmittel einen Platz finden. Es kommt nur auf die richtige Temperaturzone an. Bei den meisten Kühlschränken steigt die Temperatur von unten nach oben an. Hier erfährst du mehr über die richtige Lagerung und Ordnung von Lebensmitteln.

 

9. Abgelaufenes Haltbarkeitsdatum heißt nicht gleich verdorben

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) ist kein Verfallsdatum! Auch wenn es abgelaufen ist, bedeutet das meist nicht, dass das mit viel Arbeits- und Energieeinsatz erzeugte, hochwertige Nahrungsmittel plötzlich ungenießbar geworden ist. Einen vollen Joghurtbecher wegzuwerfen, nur weil das Datum überschritten ist, wäre Lebensmittelverschwendung.

Zunächst einmal ist es natürlich wichtig, die aufgedruckten Angaben für die Lebensmittellagerung zu berücksichtigen. Darüber hinaus kannst du dich einfach auf deine Sinne verlassen:

  • Die Packung sollte unbeschädigt und nicht aufgebläht sein.
  • Wenn das in Ordnung ist, prüfe das Aussehen, die Konsistenz und den Geruch des betreffenden Produkts.
  • Wenn jetzt noch alles so ist, wie es sein sollte, kannst du vorsichtig eine kleine Menge kosten.
  • Stimmt auch der Geschmack, kannst du in der Regel das Lebensmittel nach dem Haltbarkeitsdatum noch problemlos verwenden und du beteiligst dich nicht an der allgemeinen Lebensmittelverschwendung.

Lebensmittel, die in der Regel deutlich über das Haltbarkeitsdatum hinaus genießbar sind: 

  • Joghurt
  • Helles Mehl
  • Getreidekörner
  • Vollkornreserven in Dosen oder im Glas

 

Ein Achtsamer Umgang mit Lebensmitteln schont die Umwelt

All diese kleinen Tipps schonen übrigens also nicht nur dein Portemonnaie, sondern auch die Umwelt, da für all die kostbaren Lebensmittel Energie aufgewendet sowie Wasser und Böden verbraucht wurden. Tu dir und dem Planeten, auf dem du lebst, also etwas Gutes! Hier noch ein paar Zahlen zum Thema Lebensmittelverschwendung:

  • Ein Viertel des weltweiten Wasserverbrauchs wird für den Anbau von Lebensmitteln verwendet. Und von diesem landet viel auf dem Müll.
     
  • Pro Tag wird für jeden Erdbewohner Nahrung mit dem Energiegehalt von 4.600 Kilokalorien geerntet. Davon werden durchschnittlich nur ungefähr 2.000 Kilokalorien auch verzehrt.
     
  • In Europa landen jedes Jahr fast 90 Millionen Tonnen Lebensmittel auf dem Müll.
     
  • Jeder EU-Bürger wirft pro Jahr durchschnittlich 179 Kilogramm Obst, Gemüse, Fleisch und andere Nahrungsmittel weg.
     
  • Einer Studie der Welternährungsorganisation zufolge werden in Europa sogar jährlich 280 Kilogramm Lebensmittel pro Einwohner weggeworfen, obwohl häufig noch nicht einmal das Haltbarkeitsdatum erreicht worden ist.
     
  • Einer Studie zufolge landen allein in Großbritannien täglich 7 Millionen Brotscheiben, 5,1 Millionen Kartoffeln und 1,3 Millionen ungeöffnete Joghurtbecher im Haushaltsmüll.
     
  • 5 Prozent der Nahrungsmittelabfälle entstehen im Handel.
     
  • 8 Prozent der unnötig weggeworfenen Lebensmittel sind Milchprodukte.
     
  • 940 Euro sind unnötig weggeworfene Lebensmittel eines 4-Personen-Haushalts im Jahr wert.
     
  • 1,9 Millionen Tonnen Lebensmittel gehen im Jahr bei Großverbrauchern wie Restaurants oder Kantinen verloren.

 

©Caroline Gros

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