Reconnect: Wie wir uns wieder mit der Natur verbinden

Der Jahresbeginn ist meist eine Zeit, in der viele Menschen Vorsätze fassen. Vielleicht hast auch du dir am Anfang dieses Jahres so einiges vorgenommen. Viele dieser Ideen entspringen allerdings nicht unserem Herzen, sondern dem Verstand. Das ist nicht verkehrt, nur kann es sich im Laufe der Zeit – und meist geschieht das schon sehr bald – herausstellen, dass die individuelle Jahresenergie etwas ganz anderes mit uns vorhat und wir uns zunehmend zu anderen Dingen oder Aktivitäten hingezogen fühlen, die sich wesentlich stimmiger anfühlen, und nicht zu dem, was wir ursprünglich im Sinn hatten. 

Unsere Intuition und unser Gemüt haben in unserem Entwicklungsprozess ein nicht ganz unwesentliches Wörtchen mitzureden – doch um dies zu verstehen, müssen wir ihnen zuhören lernen. In unserer Zeit ist das innere Zuhören und Spüren vielen von uns abhandengekommen – und ebenso der Bezug zu den Rhythmen der Natur, auch der Natur in uns, die mit den Zyklen der Jahreszeiten tief verbunden ist.

Die Konsequenz ist oft, dass wir unser eigenes Gefühl für Kraft, Energie und Maß verlieren, uns nicht selten dabei tief erschöpfen und uns von uns selbst komplett entfernen. Statt unser Leben in vollen Zügen zu leben, beginnen wir zu funktionieren, laufen gehetzt den Anforderungen hinterher, versuchen äußeren Idealen zu entsprechen und unrealistischen Anforderungen gerecht zu werden, die durch die digitalen Medien noch forciert und durch die technikorientierte Normung der Arbeitswelt (in der der Mensch als lebendiges Wesen, das natürlichen Schwankungen unterliegt, nicht berücksichtigt wird) verzerrt werden.

 

Wir laufen im schnellen Takt des heutigen Lebens und verlieren dabei unseren Rhythmus und zunehmend uns selbst.
Maren Schneider

Wir sind aus dem Takt geraten

Wir laufen im schnellen Takt des heutigen Lebens und verlieren dabei unseren Rhythmus und zunehmend uns selbst. Doch wer sind wir wirklich? Ist das, so wie wir leben, alles? Lebt so der moderne Mensch? Sind wir unweigerlich gezwungen, uns der Technik unterzuordnen und zu funktionieren, anstatt zu leben? Gibt es Alternativen? Können wir aussteigen und unser Leben selbst gestalten? Dürfen wir das? Können wir das? 

Ja! Es ist nicht nur möglich, sondern im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig! Wir sind natürliche Wesen, und wir werden krank, wenn wir wider unserer Natur leben. Wir können eine solche Lebensweise zwar für eine gewisse Zeit kompensieren, doch je länger wir die Natur in uns versuchen zu ignorieren, umso größer wird unser Kraft- und Lebensverlust sein. Wahrscheinlich hast du dies selbst schon in deinem Leben erfahren. 

Im Einklang mit den Rhythmen der Natur

Auch die heutigen Zivilisationskrankheiten zeugen davon, denn sie tauchten erst auf, als wir als Naturwesen verstärkt mit denaturierten Lebensmitteln, zu wenig Bewegung und zu massiver Belastung konfrontiert wurden. 

Wenn wir die verschiedenen Heiltraditionen weltweit betrachten, dann fällt auf, dass sie die Heilung für diese Erkrankungen darin sehen, dass wir Menschen uns wieder mehr in die Rhythmen der Natur eingliedern. Sie empfehlen eine Ausgewogenheit von Ruhe und Aktivität, von Wachen und Schlafen sowie genügend maßvolle Bewegung in der Natur, weitestgehend saisonale und unverarbeitete Lebensmittel, ausreichend klares Wasser und Verzicht auf Genussmittel. Diese einfachen Empfehlungen bewirken in den meisten Fällen eine Verbesserung, wenn nicht sogar die vollständige Gesundung.

Als ich vor vielen, vielen Jahren einmal stressbedingt unter einer Angststörung litt, schickte mich meine Lehrerin jeden Tag für eineinhalb Stunden spazieren. Ich fand das merkwürdig und zweifelte daran, ob mir das helfen könne. Doch schon nach einer Woche veränderte sich etwas in mir merklich. Ich wurde ruhiger, freudiger, und das latent stets vorhandene kribbelige Unwohlsein der Angst verschwand.

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Die Jahreszeiten geben uns die Gelegenheit, unser Leben wieder verstärkt an die Rhythmen der Natur anzugleichen und sie in unser Leben einfließen zu lassen. 
Maren Schneider

Die Jahreszeiten bewusst zelebrieren

Die Jahreszeiten, die die Zyklen der Natur gerade in unseren Breitengraden so wundervoll sichtbar machen, geben uns die Gelegenheit, unser Leben wieder verstärkt an die Rhythmen der Natur anzugleichen – wenn wir beginnen, sie bewusst zu zelebrieren, und sie in unser Leben wieder einfließen lassen. 

  • Während ich dies schreibe ist gerade Herbst-Tagundnachtgleiche (21. September) – das Äquivalent zur Frühlings-Tagundnachtgleiche am 21. März. Heute sind der Tag und die Nacht gleich lang, danach beginnt die dunkler werdende Zeit des Jahres, bis das Licht zur Wintersonnenwende wiedergeboren wird. 
     
  • Der Sommer war in seiner Hitze und besonderen Intensität herausfordernd. Die Pflanzen- und Tierwelt hat gelitten. Es ist sichtbar. Nun ist es Zeit, langsam Abschied zu nehmen, zur Ruhe zu kommen, loszulassen. 
     
  • Der beginnende Herbst bietet eine Fülle an sinnlichen Eindrücken. Goldenes Licht durchstrahlt jetzt unsere Tage, und die Morgen durchzieht zarter Nebel, welcher sich in kunstvoll gewebten Spinnennetzen verfängt.
     
  • Der Altweibersommer ist da und lässt uns noch einmal in sanfter Wärme die letzten Sonnenstrahlen tanken, während die Natur jeden Tag ein wenig mehr in herbstlichen Farben leuchtet. Die Tage werden langsam kühler, und es zieht uns in die Natur hinaus. Die Gerüche verändern sich, und hier und da locken am Wegesrand süße Beeren zum Naschen.

 

Die Zeit der Ernte und Dankbarkeit

Mit der Herbst-Tagundnachtgleiche beginnt der Sonnenuntergang des Jahres. Der Herbst ist da, ob wir wollen oder nicht, und mit ihm schwinden das Licht und auch die Fruchtbarkeit. Die Natur hat all ihre Kraft gegeben und in den Früchten manifestiert. Was immer wir in Händen halten, ist die Verkörperung konzentrierter Energie von allen und jedem, der daran beteiligt war.

Das Erntedankfest ist die bewusste Würdigung des Lebens, der Fülle und der Nahrung, aber auch der Kraft und der Energie, die daran mitgewirkt haben. Überdies können wir unsere Projekte und Angelegenheiten feiern, die wir in diesem Jahr erfolgreich zur Reife bringen konnten oder bei denen schon ein fruchtbares Etappenziel erreicht wurde. Das kann auch eine wunderbare Beziehung sein, die sich fruchtbar und nährend entwickelt hat, wo vielleicht Hürden genommen wurden, Schwierigkeiten überwunden und nun ein guter Stand erreicht wurde. Dasselbe gilt für berufliche Vorhaben, Projekte oder Genesungsprozesse, die wieder Stabilität und Kraft ins Leben gebracht haben. 

In unserem Alltagstrubel vergessen wir häufig, diese Dinge in Wertschätzung und Dankbarkeit zu würdigen. Erntedank erinnert uns daran, genau dieser Wertschätzung des Lebens, seiner Früchte und auch des Einsatzes, der von vielen Seiten gebracht wurde, Raum zu geben. Für mich ist dies immer ein besonderer Moment. Ein Moment des Innehaltens, des Zurückblickens.

Was ist in den letzten Monaten alles geschehen, und welche Früchte hat das, was in diesem Jahr von mir initiiert wurde, getragen?
Maren Schneider

Fülle und Dankbarkeit leben

Wie erlebst du die Fülle und Segnungen in deinem Leben? Kannst du sie annehmen und die Fülle zulassen? Oder bemerkst du bei dir oder bei Freund*innen, dass sie wirklich Schwierigkeiten haben, Geschenke, Lob und Segnungen entgegenzunehmen? Schnell wird das Gute kleingeredet und abgewertet oder gar das hervorgehoben, was fehlt. Vielleicht hast du auch erlebt, wie die einen sich mit wenig reich beschenkt fühlen und andere, die alles zu haben scheinen und mit denen das Leben es wirklich gut meint, die ganze Zeit das Gefühl haben, zu kurz gekommen zu sein. 

Fülle ist eine Einstellung und hat viel damit zu tun, wie wir gelernt haben, auf die Welt zu blicken. Wenn wir in einer Familie aufgewachsen sind, in denen Besitz mit Angst vor Verlust verbunden war, werden wir immer bei Besitz ein latentes Gefühl der Bedrohung haben. Wenn wir stets auf das aufmerksam gemacht wurden, was fehlt, werden wir eher auf das Defizit schauen statt auf das, was bereits da ist. Das läuft meist ab, ohne dass wir es bemerken. Aber wenn wir es erkennen, können wir es verändern.

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Dankbarkeitstagebuch

Eine wunderbare Möglichkeit dazu ist ein Dankbarkeitstagebuch. Es hilft uns, jeden Tag unseren Blick ganz bewusst für das zu schärfen, was wir haben, und uns aktiv im Gefühl der Dankbarkeit dafür zu üben. Probiere es aus, es lohnt sich wirklich.

Jeden Abend, bevor du schlafen gehst, schreibe dir drei Dinge in dein Tagebuch, die heute gut gelaufen sind und die du in deinem Leben hast. Das können kleine Gegebenheiten sein, etwas Einfaches wie:

  • einen Sitzplatz in der vollen U-Bahn bekommen zu haben,
  • ein schönes Telefonat mit einer Freundin,
  • ein paar Minuten die Sonne genossen zu haben.

Während du das aufschreibst, geh in deiner Vorstellung noch mal zurück in die Situation und lass sie in dir lebendig werden. Spüre die Freude in dir. Jetzt stell dir vor, dass du für die Freude einen Intensitäts-Regler hast, und dreh ihn hoch, sodass du die Freude immer mehr verstärkst. 

Nun lege dir eine Hand auf dein Herz und bedanke dich beim Leben für diese wunderschönen Erlebnisse, die dir heute geschenkt wurden. Spüre das Gefühl warm in dein Herz strömen und verstärke auch dieses ein bisschen. Ja, du darfst übertreiben, und es darf ruhig kitschig gefühlsduselig sein. Genau das hilft dir, dein Herz zu weiten und für alles und jeden mehr und mehr Dankbarkeit und Wertschätzung zu empfinden.

Wenn du meinst, nichts zu fühlen, dann stell dir vor, wie es sich anfühlen würde, wenn du freudig und dankbar wärst. Du darfst auch einfach nur mal so tun. Manchmal haben wir vergessen, wie es sich anfühlt, aber wir können diese Gefühle wieder in uns wachrufen, indem wir uns in unserer Vorstellung auf sie anlassen und uns so wieder an sie erinnern. Probiere es einfach aus. Du kannst nichts verlieren, aber alles gewinnen. 

Ich kenne viele Menschen, die es sich mittlerweile zu einer lieben Gewohnheit haben werden lassen, jeden Abend den Tag mit diesem Ritual abzuschließen. Sie alle haben damit angefangen, weil sie nicht glücklich waren. Manche litten sogar an einer Depression. Im Laufe der Zeit haben sie erlebt, wie sich ihre Negativ-Brille auf die Welt lichtete und die Freude und Wertschätzung für die vielen Kostbarkeiten unseres Seins wieder in ihr Leben floss.

 

Die Dankbarkeit vertiefen

Eine Alternative zu dem Dankbarkeitstagebuch oder eine zusätzliche Unterstützung kann eine Dankbarkeitsmeditation sein. Wie du mittlerweile weißt, hilft uns die Meditation, uns innerlich eine neue Haltung dem Leben gegenüber anzugewöhnen, und dazu gehört auch die Haltung der Dankbarkeit.

Die folgende Meditation kannst du hervorragend im Anschluss an dein Dankbarkeits-Tagebuch ausführen und damit dem, was du an diesem Tag notiert hast, noch mehr Gewicht geben. Und nicht nur das, du kannst die Energie der Dankbarkeit dadurch regelrecht in dir fließen lassen und manifestieren. Je öfter du das machst, umso mehr wirst du Erlebnisse in dein Leben ziehen, die es immer weiter anfüllen und nähren.

 

Die Dankbarkeitsmeditation

Setze dich aufrecht, jedoch bequem auf deinen Meditationsplatz. Lass dein ganzes Gewicht auf den Boden sinken, löse deine Muskeln, entspanne dein Gesicht, deine Hände und lass Ruhe in deinen Körper einziehen.

  • Dein Atem fließt so, wie er gerade kommen und gehen mag. Ob schnell oder langsam, tief oder flach, ist ganz gleich. Lass ihn einfach fließen.
     
  • Nachdem du so ein bisschen zur Ruhe gekommen bist, lass die Segnungen des heutigen Tages noch einmal in dir auftauchen. Spüre die Freude und die Dankbarkeit in dir aufkommen.
     
  • Lege deine Hände vor deiner Brust in Gebetshaltung aneinander und verneige dich vor dir und den wohlmeinenden Kräften in deinem Leben in Dankbarkeit. Sprich dreimal das Wort »Danke« gut hörbar aus. Lass die Worte in dir nachklingen. 
     
  • Löse dich nun davon und kehre zurück zu deiner Atmung. Bleibe mit einem Lächeln im Herzen mit deiner Atmung verbunden. Wann immer du die Meditation beenden möchtest, löse langsam und vorsichtig deine Meditationsposition wieder auf.

 

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